Sonntag, 2. Juli 2017

Foursquare RUMble - Triptych/ Criterion/ C.d.I.

Liebe Rum Gemeinde,

die Zeit ist ein kostbares Gut, umgeben vom Hauch der Unendlichkeit und doch so individuell begrenzt und limitiert, dass sie an manchen Tagen wahrlich beinahe einer Währung gleicht. Momentan finde ich für Barrel Aged Thoughts leider oft nicht so viel von eben jener Zeit wie der Blog und ihr es verdient hättet und auch wie ich es mir wünsche. Um euch aber nicht vollkommen im Regen stehen zu lassen habe ich mich dazu entschlossen, hier nun hin und wieder auch Kurz-Reviews zu bringen, die dann allerdings eher den Charakter einer Kolumne haben werden und deren Notes sich mehr auf den Stil eines Rums und auf meine Bewertung des Rums konzentrieren als auf breit angelegte Geschmacksbeschreibungen. Das ganze bewegt sich also eher in die Richtung "schmeckt mir oder schmeckt mir nicht" zu. Ich weiß, dieses Konzept hat auch Fans, hoffe aber doch, dass ich bald wieder die Zeit für die vollen 100% finde. 

Foursquare war für mich immer eine Destillerie, die ich so richtig nicht auf meinem Radar hatte. Ich probierte über die Jahre mal hier und mal dort einen, von Bristol als auch Originalabfüllungen u.a., und war aber jedes Mal alles andere als angetan oder gar begeistert. Nein, schlecht waren die bis auf Ausnahmen nicht, aber in meinen Augen eben auch nicht gut. Langweilig, trifft es da wohl am besten - das Schicksal auch vieler Rums im spanischen Stil bei mir. Das ging bis letztes Jahr, so mein Eindruck, jedoch auch den meisten anderen Connaisseuren so. Dann kam der 2006er Foursquare von Velier und alle rasteten aus. Eine Destillerie, deren Rums das Mittelmaß bis dahin meines Erachtens nach gerade zu definieren hätten können, rückte mit nur einem einzigen Rum aus dem Schatten in das Licht und spielte fortan mit den "großen" mit. Dies hängt, ich denke, da dürften mir fast alle zustimmen, untrennbar mit Richard Seale zusammen, der seit geraumer Zeit unermüdlich unterwegs ist und die Lehre vom reinen Rum predigt, oft und gerne auch in den sog. "sozialen Netzwerken". Ebenso oft tut er das mit einer Rhetorik, die sehr radikal ist und die kaum einen Raum lässt für Grautöne. Das zeigt Wirkung und so wurde wurde Foursquare für viele Gleichgesinnte zu einem der Angelpunkte des Rums. Ich selbst zähle mich bereits seit 2011 zu den Gegnern von Zucker und anderen Zusatzstoffen im Rum, seit einer Zeit also schon, als man deren Existenz zwar ahnte und schlicht und ergreifend auch schmeckte, für die damals allerdings noch gar keine Beweise vorgelegen hatten. Ich teile ich die Ansichten Seales zu diesem Thema daher im Grundsatz.

Foto by Micha. Danke! :)
Für meine erste Kurztasting-Runde habe ich also drei Rums der barbadischen Destillerie Foursquare gewählt, von denen vor allem einer in den vergangenen Tagen und Wochen ordentlich von sich reden machte: den Compagnie des Indes Barbados Rum 16 YO Foursquare 1998 in Fassstärke, den Velier "Triptych" aus 2004, 2005 und 2007 und die Originalabfüllung "Criterion", die 10 Jahre alt ist und 2017 abgefüllt wurde. Deutlich im Fokus der Aufmerksamkeit: der Triptych.
Schon Monate vor seinem Erscheinen hat diese Abfüllung viele Connaisseure rund um den Erdball elektrisiert. Während man vom schon 2015 abgefüllten Compagnie des Indes oder vom erst kürzlich erschienenen Criterion sehr viel weniger gehört hat und auch nicht so richtig das Gefühl hatte, dass sich für die beiden, im Vergleich zum Triptych, wirklich viele Menschen interessiert haben, sondierten viele schon zum Jahreswechsel, wo und wie sie an eine Flasche Triptych kommen könnten, wo ja der Vorgänger die Shops dieser Welt kaum von Innen heraus gesehen hat - zumindest nicht zum Ausgabepreis. Warum ist das so? Dass ein Compagnie des Indes, bekannt für doch oft sehr schwankende Qualität der Rums, nicht unbedingt die Blicke auf sich zieht: bon! Aber gerade im Hinblick darauf, dass auch der Triptych im Grunde genommen ein von Foursquare selbst zusammengestellter Blend ist, der von Velier lediglich abgefüllt und vertrieben wurde, verwundert zumindest das vergleichbar geringe Interesse am Criterion. Aber Velier ist eben Velier und letztlich wiederholte sich also im Prinzip nur das gleiche, was auch schon beim 2006er Velier los war. Inwieweit es sich da jetzt also um einen wirklichen Anstieg des Interesses um Foursquare handelt, oder ob es dabei in Wahrheit nicht viel eher um die Popularität von Velier geht, das ist zumindest umstritten. Für mich war das alles jedenfalls Grund genug um einmal hinter diesen Hype zu blicken und schaute mir die erwähnten drei Rums mal aus der Nähe an.


Velier "Triptych" 2004/2005/2007 - 56% vol.:

Micha again...
Ich testete zunächst den Triptych und besorgte mir direkt nachdem er raus kam ein Sampel (Danke Johannes!)! Hier war ich zunächst enttäuscht. Die Nase empfand ich als ganz und gar unspektakulär und sie erinnerte mich an die Non-Rockley WIRD-Abfüllungen. Eher ein Spanier, denn ein Brite. Am Gaumen dann überraschte mich der Triptych jedoch, denn nach der eher schwächeren Nase hatte ich keine großen Steigerungen mehr erwartet. Doch hier wusste der Triptych zu überraschen und begeisterte mich mit einer gelungenen Komposition, die doch schon sehr viel anders und auch besser ist, als die sonst am Markt so erhältlichen Foursquares. Hervorragend eingebundener Alkohol! Um den wirklich gut zu finden muss man zwar vermutlich ein kleiner Fan der Destillerie sein, aber dieser hier darf sich doch zumindest mal guter Durchschnitt nennen. Ein Rum, den ich fantastisch fänd zu einem Grillabend mit Freunden und zum nebenher trinken, ohne sich groß Gedanken um sein Glas zu machen. Zu diesem Zwecke würde ich ihn mir wohl kaufen und dafür auch gerne bis zu 50 Euro hinlegen. Zu diesem Preis hätte ich zugeschlagen. Die aufgerufenen 129 Euro sind mir der Rum jedoch in keiner Weise wert, da ich Rums dieser Preislage nicht mehr zum peripheren Genuss kaufe.


Criterion 10 YO - 56% vol.:

Nochmal Micha... :)
Als nächstes, ein Dank geht an Marius von Single Cask Rum für das Sample, probierte ich den Criterion. Hier waren meine Erwartungen, Dank des Triptych, schon etwas höher als sie es normalerweise an einen Foursquare gewesen wären und dementsprechend ging ich sogar mit leichter Vorfreude an das ganze ran. Diese schlug schlagartig in blankes Entsetzen um, als der Rum dann im Glas war.
Wo der Triptych noch rund und als Komposition harmonisch war, war der Criterion einfach nur schwach, dünn, unrund, alkoholisch und ohne jede Stimmigkeit. Wie ein Triptych, bei dem man alles einfach nur schlechter gemacht hat. "Warum?" - diese Frage schießt mir spontan durch den Kopf. Warum füllt Richard Seale unter eigenem Namen, fast zeitgleich zum Triptych, einen Rum ab, der gegen diesen so gnadenlos abstinkt? Man muss und man möchte nicht unbedingt alles verstehen, aber ich finde das schon sehr unglücklich und ich denke, das wird die Euphorie vor dem nächsten Velier Foursquare wohl kaum bremsen. Bei den Eigenabfüllungen aber bin ich nun skeptischer denn je, insbesondere, da ich auch schon den Zinfandel z.B. nicht gut fand.


Compagnie des Indes 16 YO 1998/2015 - 60% vol.:

Zu guter Letzt ließ ich mir noch den Compagnie des Indes Barbados Rum 16 YO Foursquare 1998 in Fassstärke (60% vol.) empfehlen, der exklusiv für Dänemark abgefüllt wurde. Auch für dieses Sample muss ich mich bei Johannes bedanken!
Ich hatte zuvor schon gutes zu diesem Tropfen gehört und daher durfte er bei mir dann gegen den Sieger aus Triptych und Criterion ran, also gegen den Triptych. Und was soll ich sagen? Auch dieser hat gegen den Triptych leider keine Schnitte gesehen. Er ging in eine ganz andere Richtung und ich empfand den Rum, und das passiert mir selten, als regelrecht eklig. Eine genauere Beschreibung entfällt daher, der Rum ging dort wieder raus wo er hinein ging und ich spülte mit Triptych hinterher. Gruselig!


Fazit:

Mit dem Triptych hat ein Rum diesen Dreier-Vergleich klar für sich entschieden! Da gab es nichts dran zu rütteln. Ich kann daher nach dem probieren verstehen, warum der Triptych sehr viel mehr Aufmerksamkeit erhält als der Criterion. Dass das allerdings durch die Bank auch schon Monate vorher so war, bevor irgendwer diese Rums wirklich probieren konnte, das kann ich nur bedingt verstehen. Okay, mit dem 2006er, den ich leider nicht kenne, hatte Velier wohl gut vorgelegt, da er dem Hören nach wirklich gut war, aber eine Schwalbe macht in meinen Augen noch keinen Sommer, auch bei Velier nicht. Ich bin daher nach wie vor der Meinung, dass hier auch ein Stück weit eine Glorifizierung des Abfüllers vorliegt, die genauso gut auch ins Auge gehen hätte können. Denn da ich mich glücklich schätzen kann auch ältere Abfüllungen von Velier aus vergangenen Tagen zu kennen, kann ich sagen: auch die hatten, bei aller unbestreitbarer Qualität, die sie gebracht haben, genug Ausfälle im Repertoire, wie eben jeder andere Abfüller auch.

Micha ein weiteres Mal. :)
Was ich deutlich festhalten möchte: mag der Triptych auch im internen Foursquare Vergleich klar die Nase vorn gehabt haben, aber zu diesen Preisen und bei diesen Ergebnissen, und das schließt auch den Triptych mit ein, ist die Destillerie bei mir persönlich nicht konkurrenzfähig. Da bieten viele andere in meinen Augen einfach mehr. Guter, gehobener Durchschnitt, den der Triptych bietet, scheint hier momentan das Maximum zu sein und das ist mir zu diesen Preisen deutlich zu wenig. Da habe ich zwar gelegentlich Lust drauf, aber dann eben auch zu anderen Preisen. Solange Foursquare mit Velier kooperieren, dessen kann man sich sicher sein, sind sie relativ unabhängig von allem inhaltlich gebotenen, die Rums werden sich immer verkaufen und in Teilen der Fachwelt auch einen guten Ruf genießen. Gänzlich unabhängig von Velier müsste da meines Erachtens aber mehr kommen, wenn man plant, in einem Atemzug mit Hampden , Long Pond, DDL, WIRD, Mount Gay, St. Lucia Distillers oder Caroni genannt zu werden. Denn momentan sehe ich sie doch eher noch in einer Reihe mit Travellers, Westerhall, Barbancourt, Don Jose oder Angostura; handwerklich ordentliche Rums (wobei das bei einigen der genannten definitiv nur auf die unabhängig abgefüllten Rums zutrifft!), aber eben ohne das besondere, das reizende, das alleinstehende.

Ein vorletztes Wort gilt dem, was auf das Review des Triptychs meines Blog-Kollegen Marius hin geschehen ist, vor allen Dingen auf F***book. Dieser hatte sich das Recht herausgenommen, den Rum ähnlich durchschnittlich zu bewerten wie ich und erntete daraufhin einen Shitstorm, der an Verhältnislosigkeit kaum zu übertreffen war. Vordergründig hängte sich das ganze an einer Detailfrage auf, aber ich halte es dann doch für sehr abwegig, dass einem solch ein Zorn entgegen schlägt, nur weil es heißt, dass ein Rum "höchstwahrscheinlich" gefärbt sei, noch dazu, nachdem Marius, einer fehlerhaften Quelle aufgesessen, das ganze schnell und souverän korrigierte. Nein, da haben meines Erachtens eher einige wenige, aber dafür umso lautere, nicht ertragen, dass ihr Lieblingsabfüller einmal keine Top Note absahnte. Daraus wiederum wurde dann in Windeseile eine negative Bewertung und im nächsten Moment ein Hass auf den Abfüller. Ja Leute, geht's denn noch? Besonderes Kopfschütteln löste bei mir die Tatsache aus, dass Richard Seale selbst ganz vorne mit dabei war. Ob er das nötig hatte, und wenn ja, warum, werden wir wohl nicht erfahren. Mir ist nur wichtig einmal klar zu machen: auch Reviews, die sich einmal nicht vor Begeisterung überschlagen gehören dazu und sind wichtig. Ich gucke auch, dass ich vornehmlich über Rums schreibe, die mir gefallen, aber gerade wenn ich hochgelobtes für völlig überbewertet oder überpreist halte, dann sage ich das auch gern.

Und das letzte Wort schließlich richtet sich an den Micha, der mir die Fotos vom Triptych und vom Criterion gemacht hat. Vielen herzlichen Dank dafür, auch und gerne noch einmal an dieser Stelle!

Bis demnächst, habt eine schöne Zeit,
Flo

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