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Sonntag, 4. August 2019

Bourbon-Mai Tai: Blanton's Straight from the Barrel

Liebe Rum Gemeinde,

nein, heute mal kein Jamaica, auch kein Caroni, überhaupt kein Rum! Ich bin komplett auf Abwegen unterwegs und so hat mit dem Blanton's Straight from the Barrel heute zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder ein American Bourbon Whiskey in meinen Mai Tai gefunden! 



American Whiskey - normalerweise ganz weit weg von meinem Beuteschema! Nicht, dass ich bisher wirklich umfangreiche Einblicke, vergleichbar mit denen aus der Welt des Rums, in das Thema hatte, das wäre stark übertrieben. Aber nach einigen Standards wie Maker's Mark und Elijah Craig als auch High End Sachen wie Rye und Bourbon von Pappy Van Winkle konnte ich doch zumindest sagen, dass das zwischen uns eher keine Liebe werden würde. Heute möchte ich mit dem Blanton's Straight from the Barrel aber einen Bourbon Whiskey vorstellen, der das Eis vielleicht noch nicht gebrochen, zumindest aber mal zum tauen gebracht hat. In Teilen erinnerte er mich immer wieder unter anderem an Agricole oder leichtere Caroni. Kurz: anders als mit vorherigen Abfüllungen konnte ich mit diesem durchaus etwas anfangen, zunächst einmal pur, weswegen er es dann nun auch in den Mai Tai geschafft hat, meinen Lieblingsdrink. Ob und was er dort kann, werden wir gleich sehen. 

Vielleicht noch ein paar Worte zum Whiskey selbst. Beim Blanton's Straight from the Barrel handelt es sich um einen Kentucky Straight Bourbon Whiskey der Blanton Distilling Company mit Sitz in Frankfort, Kentucky. Blanton's bietet insgesamt mehrere verschiedene Qualitäten an, die aber alle in der gleichen, charakteristischen (und wie ich finde sehr ansprechenden!) achteckigen und ein wenig wie ein Diamant anmutenden Flasche mit Reiter auf dem Korken daher kommen. Die Abfüllung um die es heute geht, ist der Straight from the Barrel, eine Single Cask Abfüllung in Fassstärke. Anders als wir das aus dem Rum Bereich kennen, wo Single Cask Abfüllungen immer etwas sehr individuelles und im Zweifel eher nicht in dieser Qualität wiederkehrendes haben, ist es im Whisk(e)ybereich durchaus üblich, dass auch Single Casks teilweise als eine Art Standard angeboten werden können - ist eine Charge aus, rückt die nächste nach. Da sind dann natürlich auch Unterschiede, schließlich ist jedes Fass anders, aber man bekommt eine durchgängig vergleichbare Qualität. Blanton's gibt bei dieser Abfüllung sehr detailliert das Bottling-Datum (meine Flasche stammt aus Mai 2013), sowie die Fass- und Flaschennummer an und sogar, aus welchem Warehouse das Fass stammt. Was fehlt, ist hingegen ein Age-Statement. Dies wird auf der Box des Blanton's damit erklärt, dass man jedes Fass auf dem Zenit seiner Reife gewillt ist abzufüllen, weswegen ein einheitliches Alter keinen Sinn ergäbe. Das ist im Kern und ganz grundsätzlich natürlich nicht von der Hand zu weisen, aber im Jahr 2019, in dem der Spirituosenmarkt generell und der Bourbon im Speziellen ein Business geworden ist, in dem es um verdammt viel Geld geht, werden daher auch wirtschaftliche Beweggründe möglicherweise eine Rolle spielen. Zusammen mit der Reiter-Figur auf dem Korken und der Wachsversiegelung wird der hochwertige Eindruck aber letztlich komplett und man kann nur konstatieren, dass man hier wirklich auch sehr viel Mühe und Sorgfalt in sein Packaging gesteckt hat, nicht nur in den tollen und sehr gelungenen Whiskey selbst. Das vermisse ich beim Rum manchmal noch so ein wenig, wo ein super Packaging derzeit noch eher mit zweifelhaftem Inhalt assoziiert wird (je hübscher und aufwendiger die Flasche, desto süßer der Rum). Daher: well done, Blanton's!  


Das Rezept meiner Wahl (frei nach Trader Vic):

  • 6,0 cl Blanton's Straight from the Barrel Bourbon Whiskey
  • 1,5 cl Ferrand Dry Curacao 
  • 1,0 cl Meneau Orgeat
  • 0,5 cl Zucker
  • 3,1 cl Limettensaft (frisch gepresst!)


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Bourbon Mai Tai mit Blanton's Straight from the Barrel:

Farblich steht vor mir der Archetyp eines Mai Tai. Gelb-golden, leicht ins braune gehend, etwas milchig... von einem Mai Tai mit tropisch gereiftem Jamaica Rum ist der Drink zunächst nicht zu unterscheiden.

Geschmacklich wird der Unterschied dafür umso deutlicher. Zwar sorgen die Partner aus Curacao, Orgeat und Limette für ein durchaus gewohntes und vertrautes Mai Tai Gefühl, aber dass hier eine andere Basis wirkt ist nicht zu übersehen. Und ich muss das allererste Mal sagen, dass mich hier ein Bourbon ähnlich begeistern kann wie ein Rum. Ich bin wahrlich kein Fan von American Whiskey, aber der Blanton's kann was, auch, wenn er es zunächst noch merklich schwerer hat sich gegen den Rest zu behaupten, als das beispielsweise bei einem Jamaicaner der Fall ist. Seinen größten Auftritt hat der Whiskey anfangs daher vielleicht sogar erst im Abgang. Versteht mich nicht falsch, der bringt mit seinen 65,15% vol. und einem großartigen Profil alles mit was es braucht, aber er interpretiert den Drink eben um, was ich gut finde. Der Mai Tai ist deutlich smoother als mit Jamaica Rum, trotz des ebenfalls hohen Alkoholgehalts, ist insgesamt wesentlich zugänglicher. Hier sind auch Genießer ansprechbar, die nicht den ganz großen Vorschlaghammer brauchen. Mit zunehmender Verweildauer im Glas und ein wenig Verwässerung nimmt die Bourbon-Note dann spürbar zu, wovon der Mai Tai nochmals profitiert, denn durch die Potenz des Blanton's bleiben die negativen Faktoren von Verwässerung länger aus, als er es schafft in meinem Glas zu überleben ;-) Nun macht er für mich endgültig Spaß und den Blanton's Straight from the Barrel zu mehr als nur einer losen Alternative: der drängt sich schon auf! Lecker! Randnotiz: die Kombination mit Bourbon wertet auch die Beigabe Minze aus meiner Sicht klar auf. Die ist zwar auch so immer ein toller Sidekick, keine Frage, aber Bourbon ist für mich einfach ein Stück weit der natürliche Partner der Minze und so passt diese hier nochmals besser als normalerweise auch schon.

Fazit: vor vielen Jahren habe ich etwas ähnliches mal mit Makers Mark ausprobiert. Das war damals zwar okay, hat mich aber letzten Endes nicht vom Hocker gehauen - das war heute definitiv anders! Habe ich jenen Mai Tai von 2012 anschließend nie wieder gemixt, so weiß diese Kombination sehr zu gefallen und wird sicher erneut in meinem Glas landen. Der Blanton's ist eine dem normalerweise bevorzugten Rum gleichwertige Basis und der heutige Tag zählt zu jenen, an denen ich froh bin, dass Leo, Marco und ich den Blog damals Barrel Aged Thoughts genannt und uns damit bewusst für einen Namen entschieden haben, der zum Blick über den Tellerrand des Rums geradezu animieren soll. Dieser Blick war seinerzeit zwar vor allem Leo zugedacht gewesen, aber wenn's so gut schmeckt, wage ich das doch gerne auch einmal! ;-)

In diesem Sinne, bis demnächst.
Flo