Sonntag, 29. März 2020

Thoughts - "... hier gibt es heute nichts zu sehen!"

Liebe Rum Gemeinde,

heute lest ihr einen der vermutlich kuriosesten Beiträge, die ich je für BAT geschrieben habe, dadurch nämlich, dass ihr vor allem einen Beitrag nicht lest, den ich zwischendurch für heute geplant hatte einzuwerfen. Ihr seid verwirrt? Zurecht!



Anfang der Woche habe ich getan, was ich häufig tue. Ich habe zwei neue Samples erhalten und diese dementsprechend auch verkostet (s. Bild). Sie haben mir nicht sonderlich gut gefallen, was ich in einer Ankündigung zu den betreffenden Rums auch kurz und in einem Satz verlautbaren habe lassen, und eine Vorstellung hier auf BAT war, getreu meiner Philosophie, dementsprechend nicht vorgesehen. Als aber erst, mit einem stupiden Hinweis auf das noch nicht erreichte Release-Datum, quasi negiert wurde, dass ich die Rums überhaupt im Glas hatte und nachdem am nächsten Tag unter viel Tamm Tamm dann in einer Weise auf die Marketing-Kacke gehauen wurde, dass es mich wirklich geschüttelt hat, war schließlich der Punkt fast erreicht, an dem ich mich für einen kurzen Moment dazu entschlossen hatte, die Rums hier doch vorzustellen und sie als das zu entlarven was sie sind: absoluter Durchschnitt, der sich in seiner grundsätzlichen Qualität zwar natürlich von Señor Popo und Konsorten abhebt, der darüber hinaus aber keinen fortgeschrittenen Connaisseur auch nur im Ansatz hinter dem Ofen hervor locken kann. Rum im Bereich zwischen 75 und 80 von 100 Punkten, der aber angepriesen wurden wie High End. Ihr wisst: normal lest ihr hier nur von Rums, wenn sie mich wirklich begeistern, oder wenn sie zumindest eine gewisse Relevanz oder einen Erkenntnis-Gewinn mit sich bringen. Und es benötigt schon ein wahnsinniges BS-Level bei gleichzeitig suggerierter hoher Qualität, um mich da von meinem Weg abzubringen. Die letzten die das geschafft hatten, waren Rom Deluxe mit ihrem 10er DOK. Wofür auch immer die 10 stand... *hand meets forehead*. Damals konnte ich einfach nicht anders, als dazu deutliche Worte zu finden. 

Jetzt, Anfang/Mitte der heute ausgehenden Woche, juckte es mir auf ähnliche Weise in den Fingern und ich hatte schon eine ziemlich ausformulierte Version eines Manifests des Unmuts in den Laptop gehauen, zum Posten bereit, bevor ich sehr abrupt stoppte. Warum? Weil ich, wie ich es auch drehte und wendete, doch zu dem Schluss kam, dass das den betreffenden Rums a) mehr Aufmerksamkeit und Bühne eingebracht hätte als sie momentan genießen und erst recht als sie verdienen und b), sich mein Unmut ja auch weniger gegen die Rums selbst richtete (die Rums selbst liefern genau das, was die Eckdaten versprechen), als vielmehr gegen ihr Marketing, das wesentlich besseren Rum suggeriert als meines Erachtens wirklich drin ist. Und letztlich habe ich es auch deshalb bleiben lassen und mich stattdessen zu diesem kurzen Text hier entschlossen, um zu demonstrieren, dass es immer eine Alternative zum "Veröffentlichen"-Button gibt. Weil ich denke, dass es manchmal auch einfach besser ist die Klappe nicht ganz so weit aufzureißen, als sich in die Riege derer einzureihen, bei denen ich mir doch gewünscht hätte, sie hätten es ebenfalls bleiben lassen.

In diesem Sinne: "Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es heute nichts zu sehen!" ;-) 


Bis demnächst,
(dann natürlich auch wieder mit flüssigem Content!)
Flo

Sonntag, 22. März 2020

Velier HP Heavy Trinidad Rum 17 YO Caroni 1994

Liebe Rum Gemeinde,

nachdem es hier zuletzt um brandneue Releases wie den RA 25 YO REV 1994 ging, ist heute wieder Legenden-Zeit! Das Sample stand bereits seit langem bei mir und noch länger habe ich mich auf die Verkostung dieses Tropfens gefreut. Heute kommt also mal wieder ein Caroni aus einem meiner absoluten Lieblings-Jahrgänge der geschlossenen Destillerie: es geht ins Jahr 1994!



Wer meine Aktivität bei Facebook in den einschlägigen Rum Gruppen aufmerksam verfolgt, dem ist möglicherweise vor einigen Wochen ein Foto aufgefallen, das nahezu die gesamte Caroni 1994 Range im Glas zeigte. Crosstasting! Einige Rums aus 1994 habe ich hier auf BAT schon verkostet, aber einige fehlten bisher auch noch komplett. Diese Lücke wird nun geschlossen, indem ich euch zunächst heute den 17 jährigen High Proof von Velier vorstelle, dessen Label glaube ich fast jeder schon mal irgendwo gesehen hat, und in Kürze dann auch den Full Proof dazu hinterher schiebe, der nach meinem Empfinden eher weniger bekannt und verbreitet ist. Und zum krönenden Abschluss, das könnte aber noch einige Zeit dauern, möchte ich dann auch noch eine hier bereits vorgestellte und weniger gut bewertete Abfüllung nochmals besprechen und quasi rehabilitieren. Doch jetzt erstmal ins Jahr 2011, als mit dem 17 YO High Proof der allererste Velier Caroni aus 1994 erschien. 

Es ist, ich riss das eben bereits kurz an, eines der wohl ikonischsten Label aus der gesamten Caroni Range von Velier: das Portrait des Manns mit Strohhut, der mit stolzem aber freundlichen Blick auf Trinidad Zuckerrohr erntet. Für mich ganz persönlich ist dieses Label eines der tollsten, die für die Serie je ausgewählt wurden! Ich weiß, das ist schon auch sehr subjektives Gefühl, aber wohl kaum ein anderes Label bringt einem die Karibik gefühlt so nahe, weil eben eine Art direkte Begegnung stattfindet. Wer das jetzt alles für ganz großen BS und über-emotionales Gerede hält, der möge bitte zum Review vor scrollen, ich habe sogar Verständnis dafür, wenn euch das so ergeht, aber eventuell fühlt sich der eine oder andere da draußen ja ähnlich eingefangen wie ich, weiß was ich meine und teilt meine Leidenschaft dafür. Freilich reicht ein schönes Label allein noch nicht, um mich für einen Rum zu begeistern, das ist klar, und da kennt ihr mich glaube ich auch hinreichend, wohl aber um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Das hat der Rum an dieser Stelle definitiv bereits geschafft und deshalb sehen wir uns jetzt an, was er im Glas kann!

Für mehr Informationen zu Caroni im Allgemeinen: einmal hier klicken



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Verkostung des Velier 17 YO HP Caroni 1994:

Preis: der Ausgabepreis wird 2011 bei ca. 60,- bis 80,- Euro gelegen haben. Heute kostet eine Flasche ca. 400,- bis 500,- Euro. 

Alter: von 1994 bis 2011 reifte der Rum 17 Jahre lang im Eichenfass.

Lagerung: die Reifung fand von 1994 bis 2008 auf Trinidad und von 2008 bis 2011 bei DDL in Guyana statt.

Fassnummern: unbekannt. Es wurden 23 Fässer verwendet und 7142 Flaschen abgefüllt. Damit zählt diese Abfüllung bereits zu den auflagestärksten überhaupt unter den Velier Caronis, was auch erklärt, warum man ihn noch relativ häufig in freier Wildbahn sieht.  

Angel's Share: ohne Angaben. Anhand anderer Abfüllungen muss aber von mindestens 70% ausgegangen werden, eher mehr. 

Alkoholstärke: High Proof - der Rum hat eine Trinkstärke von 52% vol.

Destillationsverfahren: unklar.

Mark: HTR - Heavy Trinidad Rum

Farbe: Mahagoni, minimal heller als sein Pendant, der Full Proof. Im Vergleich bemerkt man die Verdünnung. 

Viskosität: der Rum bildet weite Kronen an der Glaswand und läuft dann in weiten und regelmäßigen Schlieren ins Glas zurück.

Nase: WOW! UNfassbar gute Nase! Mir steht hier erst einmal wirklich der Mund offen, so sehr haut mich diese Nase augenblicklich um! Ich liebe die Caroni HTR Nasen ja grundsätzlich sehr und die sind eigentlich auch bei allen besseren Velier phänomenal, soweit nichts besonderes, aber das hier ist nochmal eine andere Liga! Alles, wirklich ALLES was Caroni ausmacht, wenn man auf die tropisch gereiften Top-Jahrgänge von Velier steht, finde ich in dieser Nase und zwar ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde irgendwie danach suchen zu müssen! Kennt ihr diese Momente im Kino, wenn eine Szene so sagenhaft gut ist, dass man am liebsten aufstehen und Beifall klatschen möchte? So ungefähr müsst ihr euch das gerade vorstellen bei mir. Ich habe mir zum direkten Vergleich den 17 YO Full Proof aus 1994 daneben gestellt, zu dem ich euch dann in Kürze auch etwas mehr erzählen werde. Der hat das in der Nase auch alles, aber viel konzentrierter, verwobener, nicht ganz so leicht zugänglich. Hier allerdings ist das ein Feuerwerk, für aller Augen sichtbar! Von dreckigen Komponenten wie Lösungsmittel, Holzlack, Teer und verbranntem Gummi, über fruchtige Parts von Mango und Papaya, bis hin zu würzigem Anis und wunderbar eingebundenen Tanninen, die hier bei nur 17 Jahren Reifezeit noch sehr viel dezenter auftreten als bei späteren 1994er Caronis, finde ich hier nahezu alles wieder! Reif, ausgewogen, komplex, voll und reichhaltig kommt dieser Caroni daher. Dass sich der Alkoholgehalt in keiner Weise negativ bemerkbar macht, brauche ich vermutlich nicht zusätzlich erwähnen. Extraklasse!

Gaumen: am Gaumen bemerkt man die Verdünnung auf 52% vol. dann ad hoc doch sehr. Der Rum ist nicht im klassischen Sinne verwässert, aber auch nicht mehr weit davon weg! Kleinere Schlücke machen hier nicht so viel Spaß wie üblich bei stärkeren Rums, da muss man das Glas schon ordentlich ansetzen. Der Alkohol sticht oder brennt hier nahezu überhaupt nicht, insofern lässt der Rum größere Schlücke auch gut zu. Geschmacklich allerdings zieht sich die enorme Klasse dieses Rums auch am Gaumen durch! Keine Fehlnote, nichts was irgendwie stören würde! Ich habe auch hier Heavy Caroni-Guyana Stock-typische dreckige als auch süße, fruchtige und würzige Parts, die in guter Ballance zueinander stehen. Peripher kommt immer wieder diese extrem geile Caroni-Anis-Lack-Note mit tollem, natürlich-süßen Touch durch. Ja, schwer zu beschreiben. Aber das ist wirklich extrem gut! Dieser Rum wäre perfekt in der Extra Strong Reihe gewesen! 

Abgang: warm und dreckig-fruchtig geht der Rum nach unten. Dann trockener werdend. Wenn es hier etwas zu kritisieren gäbe, dann dass der Rum auf Grund seiner Verdünnung etwas zu kurz am Gaumen verweilt, aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau!

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Fazit: ein außergewöhnlich guter Caroni, dafür, dass er nur 52% vol. hat, vermutlich sogar der beste überhaupt mit so geringem Alkoholgehalt! Absoluter Flash-Moment war natürlich die Nase. Solche First Flash Momente, in denen es mich vor Begeisterung richtig in den Sessel drückt, habe ich normalerweise nur bei Hampden, aber hier war das auch gegeben. Und nach dem ersten Flash ist der zweite Moment dann auch schon: "Verdammt, ich brauche eine ganze Flasche davon!". Der dritte Moment ist dann folgerichtig der sehr ernüchternde Blick auf's Preisschild. Preis und Verfügbarkeit sind es die etwas dagegen haben, dass man diesen Tropfen als Everyday Sipper bei sich zu stehen hat, dazu wäre er nämlich bestens geeignet. Und: im Grunde ist DIESER Caroni für mich derjenige, den ich einem Neuling hinhalten müsste, wenn man ihm klar machen wollte, warum so unfassbar viel Geld für diese Rums ausgegeben wird. Ohne einen Schluck trinken zu müssen, würde der Groschen hier sofort fallen, eben weil insbesondere die Nase so absolut hervorragend ist! Der Gaumen leidet na klar etwas unter der Verdünnung, was am Ende eine noch höhere Bewertung verhindert, aber da gibt es ja zum Glück auch noch den Full Proof! Im Teil zum Gaumen sagte ich es bereits, aber ich möchte es auch hier im Fazit nochmal festhalten: dieser Rum wäre der absolute König der Extra Strong Reihe gewesen, in die er mit seinem geringen Alkoholgehalt gut reingepasst hätte!

-94/100-

Bis demnächst,
Flo

Sonntag, 15. März 2020

RA Jamaica Rum 10 YO New Yarmouth 2009

Liebe Rum Gemeinde,

nachdem der letzte Woche hier vorgestellte RA Guyana Rum 25 YO Enmore REV 1994 wie eine Bombe eingeschlagen hat und am vergangenen Freitag blitzschnell ausverkauft war, möchte ich euch heute auch schon die nächste Abfüllung aus der Frühjahrs-Release-Welle von RA vorstellen, einen zehn Jahre alten Jamaica Rum aus der New Yarmouth Destillerie aus dem Jahr 2009!



Ihr Lieben, ich muss gestehen: ja, eigentlich wollte ich zu New Yarmouth längst schon mal etwas bringen hier auf BAT, denn es gab da ja schon ein paar sehr gute Vertreter des Jahrgangs 2005, beispielsweise von CDI und vor allem von 1423. Kommt auch noch! Versprochen! Nun hat Rum Artesanal aber als meines Wissens nach erster Abfüller einen New Yarmouth aus dem Jahr 2009 an den Start geschickt und dementsprechend werde ich diesen heute dann auch etwas gesondert behandeln und noch nicht allzu detailliert auf Vergleiche zum 2005er Batch eingehen. Leider habe ich, auf Grund dessen, dass Zeit bei mir zuletzt häufiger Mangelware war, zu New Yarmouth bisher noch nicht wirklich viel an Background Informationen recherchiert, was wohl auch mit ein Grund dafür war, dass die 2005er hier noch nicht besprochen wurden. Der andere Grund ist, dass mich der Rum um den es heute geht schon auch ziemlich überrascht hat, wenn gleich ich dazu an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten möchte. Da ich euch aber auch nicht ganz "unbewaffnet" mit Wissen in das Review schicken mag, werde ich euch hier einen kurzen Abriss zu New Yarmouth darlegen:


New Yarmouth - ein kurzer Überblick:

New Yarmouth ; Source: thelastgreatgreathouseblog.wordpress.com
Wann genau New Yarmouth auf Jamaica gegründet wurde und wann es anfing Rum zu produzieren konnte ich bisher noch nicht gesichert in Erfahrung bringen. Fest steht aber, dass New Yarmouth schon sehr alt ist und seine Geschichte zurück bis ins 18. Jahrhundert reicht und auf die Familien Carver und Ward zurück geht. Somit hat auch diese Destillerie, wie auch z.B. Hampden oder Long Pond, ein schwarzes Kapitel namens "Sklaverei" in seiner Chronik, die erst in den 1830er Jahren abgeschafft wurde. Die Destillerie liegt im Süden Jamaicas, im Parish Clarendon. Im Gegensatz zu Hampden, Long Pond oder Appleton ist New Yarmouth relativ unbekannt und war bis ins Jahr 2017, als CDI als meines Wissens erster unabhängiger Abfüller einen reinen New Yarmouth Rum bottlete, außerhalb von Jamaica im Grunde nur  absoluten Nerds ein Begriff. New Yarmouth produziert Rums mit einem Estergehalt zwischen 95 und 1.600 gr/hlpa und besitzt damit nahezu die gleiche Spannweite an Stilen wie Hampden. Warum der Hampden-Vergleich? Nun, vor allem weil die Rums am Ende wohl am ehesten mit denen aus Hampden zu vergleichen sind.


Hier eine Übersicht über alle Marks von New Yarmouth:

Distillery Mark Explanation Ester (gr/hlpa)
Jamaican Ester Level
NYE / P. New Yarmouth Estate /
P.(lummer?)
95-150 Common Clean
NYE / W. New Yarmouth Estate /
W.(edderburn?)
150-250 Plummer/ Wedderburn
NYE / CR New Yarmouth Estate / CR 250-350 Wedderburn;
Out of Range
NYE / HM New Yarmouth Estate / HM 500-700 Out of Range
NYE / RR New Yarmouth Estate / RR 900-1000 Continental Flavoured
NYE / WM New Yarmouth Estate / WM 1300-1400 Continental Flavoured
NYE / WK New Yarmouth Estate / Winston Kennedy 1500-1600 Continental Flavoured



Anders als bei Hampden lassen sich die Marks bei New Yarmouth noch kaum bis gar nicht auflösen. Um dahinter zu kommen, ist es immer eine Idee sich berühmte Persönlichkeiten der Destillerie, ehemalige Destillerien, die vllt. übernommen wurden, oder Stile der Vergangenheit genauer anzusehen. Häufig finden sich dann Initialen in den Marks wieder. Bei New Yarmouth funktioniert das nicht so einfach. Es gibt in dessen Geschichte die Familien Carver und Ward, es gibt die Estates Rymesbury und Whitney und es finden sich dazu auch Buchstaben in den Marks wieder, aber eindeutig zu zu orten ist da leider bisher nur Winston Kennedy (ehemals Hampden). Dieser kann sicher dem Estergehalt von 1500 - 1600 gr/hlpa zugeordnet werden. Ansonsten ist allerdings nichts sicher bekannt. Aber das war bei anderen Destillerien früher auch nicht anders und inzwischen ist da vieles aufgelöst. Insofern: so geht es immer los mit der Jagd nach Informationen und insofern bin ich zuversichtlich, da auch noch mehr herauszubekommen. 

New Yarmouth produziert seinen Rum normalerweise ausschließlich für J. Wray & Nephew oder Rum Marken, die von J. Wray & Nephew beliefert werden. So wird z.B. der White Overproof bei New Yarmouth hergestellt und angeblich stammen auch die Coruba Rums von dort. Aber es haben nun auch New Yarmouth der Jahrgänge 2005 und 2009 zu den unabhängigen Abfüllern geschafft und vielleicht kommen da ja sogar noch mehr. Wer weiß. Der Jahrgang 2009, so wird es für den RA angegeben, hat einen Estergehalt von ca. 750 gr/hlpa. Insofern dürfte er entweder das Mark HM oder RR tragen. Genau lässt sich das derzeit leider nicht bestimmen.

Im Sinne der Transparenz sei erwähnt, dass ich ein kostenloses Sample dieses Rums von Dominik (RA) zur Verkostung erhielt. 

Source: Rum Artesanal


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Verkostung des RA Jamaica Rum 10 YO New Yarmouth 2009:

Preis: für 43,95 Euro UVP bekommt man eine 0,5 Liter Flasche dieses Jamaicaners. 

Alter: von Dezember 2009 bis März 2020 durfte der Rum im Eichenfass reifen.

Lagerung: der Rum kam als frischer Bulk nach Großbritannien und lagerte dementsprechend die gesamte Zeit der Reifung über in kontinentalem Klima.

Fassnummer: #190 ergab insgesamt 289 Flaschen zu je 0,5 Liter.

Angel's Share: ca. 11% gingen an glückliche Engel! 

Alkoholstärke: mit 66,9% vol. haben wir hier ein echtes Fassstärke-Brett vor uns!

Destillationsverfahren: der Rum stammt aus einer Pot Still.

Mark: das Main Mark lautet JNY, allerdings zählt dieses nicht zu den offiziellen Marks von New Yarmouth. Laut des angegebenen Ester-Gehalts müsste das Original-Mark entweder NYE / HM lauten, oder aber NYE / RR.

Farbe: kräftiges, dunkles, goldenes Stroh.

Viskosität: der Rum bildet unregelmäßige, fette Schlieren an der Glaswand.

Nase: leicht stechender Alkohol zu Beginn, aber nicht unangenehm, zumal nicht bei einem Rum mit fast 67% vol.! Ich habe sofort sehr kräftige Ester in der Nase, die mit ihrem ganzen Klebstoff und Desinfektionsmittel direkt und unweigerlich an Hampden erinnert. Blind würde ich vielleicht wohl auch auf Hampden tippen, denn ich empfinde beide Stile als sehr, sehr ähnlich. Bewusst verkostet zeigen sich nach einiger Zeit allerdings auch Assoziationen, z.B. welche zu Keksteig, die ich mit Hampden nicht in Verbindung bringe und die somit verraten, dass es sich um keinen Rum von dort handelt. Zudem hat der Rum nicht ganz diese Intensität, mit der Hampden immer wieder ums Eck biegt und welche sie durch ihren einzigartigen Fermentationsprozess erreichen. Dennoch: ich glaube nicht, dass ich das Blind erkennen würde, was unterstreicht, dass wir hier allenfalls über Nuancen sprechen, die auch bewusst nur über einen großen Erfahrungsschatz in diesem Bereich auseinander gehalten werden können. Im Bouquet finde ich ein Potpourri an vielen Zitrusnoten, Marzipan, Vanille, Humus, Banane und etwas parfümiertem. Ihr merkt auch hier: das klingt alles nicht weit weg von Hampden und gefällt mir wirklich gut! Zumal mit zunehmender Zeit im Glas die doch noch recht jugendliche und frische Anmutung, die der Rum zu Beginn noch hat, einem eher vollen, reichhaltigen und ausgewogenen Eindruck weicht. Für "nur" zehn Jahre auf dem Kontinent finde ich das schon extrem stark! Der Rum ist in der Nase nicht der komplexeste, aber auch das hat er mit vielen Hampden gemein!

Gaumen: am Gaumen bemerke ich dann zunächst vor allem erst einmal zwei Faktoren, die die Nase noch sehr gut versteckt, bzw. eingebunden hat: einmal sein noch jugendliches Alter und zum anderen sein extrem hoher Alkoholgehalt. Ich habe zunächst einen größeren Schluck genommen und der ballert ganz schön rein! Hui, ja, da hat's richtig gescheppert kurz! Vor allem zeigt sich der Rum in der Folge mal adstringierend ohne Ende. Das habe ich in der Form schon länger nicht mehr erlebt! Es zieht mir regelrecht die Mundschleimhäute zusammen und legt den ganzen Mundraum trocken, so dass die Speichelproduktion natürlich in vollen Touren anläuft. Dementsprechend dauert es doch einige Zeit, bis der Rum gezügelt werden kann und dann sanft auf der Zunge liegt. Ich empfehle hier also eindeutig eher kleinere Schlücke, dann wird es nämlich recht entspannt, bei größeren dagegen sonst wirklich heftig. Der Alkoholgehalt, auch wenn man da gerade einen anderen Eindruck gewinnen konnte, ist meines Erachtens extrem gut ins Destillat eingebunden. Klar, 67% vol. sind kein Kindergeburtstag, aber ich kenne genug Rums, die im Vergleich auch bei kleinen Schlücken und diesem Alkoholgehalt noch gut brennen. Der New Yarmouth erinnert auch am Gaumen in allem sehr an Hampden, vielleicht sogar noch einen Ticken mehr als in der Nase. Das ist schon eine extrem nahe Verwandtschaft! Mit zunehmender Zeit am Gaumen wird der Rum dann trockener und bitterer und bekommt einen Macadamia-Touch. Auch hier finde ich das Ergebnis nicht zuletzt im Hinblick darauf sehr bemerkenswert, als dass der Rum eben "nur" zehn Jahre kontinental gereift wurde, man ihm dies aber nicht zwingend anmerkt. Im Gegenteil, für mich wirkt der Rum stellenweise sogar extrem ausgereift, gerade, weil ich bei diesen Highest Ester Vertretern auch wirklich keine Reifung bis zum im wahrsten Sinne des Wortes bitteren Ende brauche. Nein, der wirkt schon sehr auf den Punkt!

Abgang: der Abgang gestaltet sich trocken, bitter und weniger an Jamaica erinnernd, wie man das beispielsweise von Hampden kennt. Diese Endlos-Abgänge, kombiniert mit den immer wiederkehrenden nachhallenden Einschlägen am Gaumen bekommt in dieser Form so niemand anderes hin bisher. Hier zeigt der Rum vermutlich die größte Eigenständigkeit im Vergleich zu Hampden, dann nämlich, wenn mich der Abgang ein wenig an Weizenbier erinnert.

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Fazit: New Yarmouth ist für mich bisher der Stil, der Hampden mit Abstand am nächsten kommt! Dass das überhaupt möglich sein könnte hielt ich lange Zeit tatsächlich für unmöglich, aber der Beweis steht vor mir. Nun ist das mit Ähnlichkeiten ja allerdings auch immer so eine Sache, selbst bei Ähnlichkeiten zu Erstrebenswertem. Warum New Yarmouth, wenn die Ähnlichkeit so groß und die Versorgungslage mit Hampden bestens ist und in Zukunft sicher auch noch besser wird? Aktuell spricht, insbesondere für die heute besprochene RA Abfüllung gilt das in höchstem Maße, sicherlich noch der Preis für New Yarmouth, da diese eher unbekannte Destillerie noch nicht vollkommen überhyped ist, während die Preise für Hampden immer weiter nach oben schießen. Sollte sich das ändern, fürchte ich aber, könnte mir bei New Yarmouth so ein wenig das Alleinstellungsmerkmal fehlen. Schon bei den 2005ern hatte ich schnell dieses Empfinden eines One Trick Ponys. Die Rums sind hervorragend, fesseln mich aber unter Umständen nicht sehr lange! Dieser New Yarmouth aus 2009 kommt da ein wenig anders daher, auch, weil er noch etwas jünger ist. Hier kann ich mir, gerade ob des Preises, leckere Mai Tais sehr gut vorstellen und glaube, dass der Rum auch nicht selten dazu genutzt werden dürfte. In jedem Fall bieten RA hier wohl unbestritten einen, wenn nicht sogar schon DEN, PLV-High Ester-Jamaicaner des Jahres! Zu diesem Kurs kann man da mal so gar nichts falsch machen, so man ihn denn noch bekommt, denn mein Gefühl sagt mir, dass der ähnlich begehrt war und ist wie der REV - zurecht! Ich gehe nicht davon aus, dass man einen Rum dieses Profils in Zukunft noch einmal zu einem solch starken Preis bekommen wird! 

-90/100-

Bis demnächst,
Flo



Quellenhinweise:

Sonntag, 8. März 2020

RA Demerara Rum 25 YO Enmore REV 1994

Liebe Rum Gemeinde,

heute habe ich einmal mehr eines dieser Reviews für euch, wo ich schon wieder gar nicht weiß, wo ich überhaupt anfangen soll, weil ich mich am liebsten direkt in Superlativen übertreffen möchte, wenn ich allein nur höre, über was wir hier heute sprechen werden. Daher ohne weitere Umwege: es geht um nicht weniger als um einen 25 Jahre alten Enmore/Versailles Demerara Rum des Marks REV aus dem Jahr 1994, abgefüllt vom deutschen unabhängigen Abfüller Rum Artesanal!


Und für alle, bei denen es beim Lesen dieses Marks nun noch nicht unmittelbar geklingelt hat, denen möchte ich den Cadenhead Cask Strength REV Demerara Rum 11 YO Enmore 1994 in Erinnerung rufen, der bereits im Jahr 2006 abgefüllt wurde. Wofür genau das Mark REV steht, ist nicht ganz bekannt. Es ist wohl davon auszugehen, dass EV für Enmore/Versailles steht, denn Cadenhead verriet uns seinerzeit, dass der Rum aus Enmore, sowie aus einer Pot Still stammt, was nur bedeuten kann, dass er mit der VSG Still hergestellt wurde, denn eine andere Pot Still gab es bei Enmore nicht. Da der Rum aus Mai 1994 stammt, zählte er mit zum allerletzten, was überhaupt noch am Standort Enmore gebrannt wurde. Kurze Zeit später wurde die Destillerie Enmore geschlossen, bzw. deren Stills an Diamond überführt. Ob REV zu den offiziellen Marks von DDL zählt, ist nicht hinreichend bekannt. Vermutet wird, dass auch dieses bereits in Europa entstanden ist. Heute kürzt die Main Rum Company dieses Mark mit MER ab, was letzten Endes natürlich leider dazu führt, dass das Wissen über die Ursprünge der Rums immer weiter zurück geht, denn kaum ein unabhängiger Abfüller kann dieses Kürzel (MER) noch mit dem Mark (REV) in Verbindung bringen, wenn er sich nicht sehr gut mit Rum auskennt. Das wiederum kann bei vielen IB leider nicht vorausgesetzt werden und so werden viele Demerara Rums von außen immer gleicher und können letztlich fast nur noch durch Nerds geschmacklich entschlüsselt und zugeordnet werden. Für Demerara Rums aus der Zeit nach 2000 gilt das natürlich noch einmal mehr als für die älteren.
Der Cadenhead REV gilt vielen Connaisseuren heute als eine echte Legende, die auch auf Auktionen oder bei Facebook nur äußerst selten angeboten wird. Dieser Umstand führt leider auch dazu, dass die allermeisten von euch da draußen diesen Rum vermutlich noch niemals im Glas gehabt haben werden. Da ich in meiner Review zum neu erscheinenden RA allerdings auch in Teilen auf den Cadenhead als Vergleich eingehen werde, kann ich an dieser Stelle nur auf Marcos Review aus dem Jahr 2013 (s. Link) verweisen, bzw. werde euch jetzt natürlich auch selbst kurz von diesem Rum berichten.



Dürfte ich den Cadenhead in nur einem einzigen Wort beschreiben, so würde ich dafür vermutlich das Wort "extrem" wählen, denn extrem ist dieser Rum in jeder Hinsicht gewesen. Mit genau 70% vol. (!) kam er im jungen Alter von nur 11 Jahren (kontinentale Reifung) in die Flasche und war ein Melasse-Monster, wie man es selten zuvor gesehen hat, wenn überhaupt. Marco glaubte zu jener Zeit noch an mit Melasse ausgestrichene Fässer aus Guyana, was er allerdings in seinem großen Guyana Artikel einige Zeit später selbst revidiert hat und ins Reich der Legenden verweisen konnte. Nichts desto weniger wirkte die Legende, auch wenn sie letztlich unwahr war, dennoch glaubhaft, was natürlich viel über den Geschmack dieses Rums aussagte. In der Konsequenz hieß das wiederum auch: der gefiel nicht jedem, und mir z.B. gefiel er unter'm Strich auch nicht. Klar, das ganze hatte etwas wirklich faszinierendes und grundsätzlich war da schon auch einiges was ich mochte, aber in Summe war mir das einfach zu krass und für meinen Geschmack nicht schön zu trinken. Andere wiederum waren von dieser Extremität vollkommen geflasht und nennen den REV von damals bis heute als einen ihrer All Time Favorites.

So wird der Rum in der Flasche aussehen. Source: Rum Artesanal
Daher war ich umso gespannter als ich von Dominik erfuhr, dass da von RA in Kürze ein Nachfolger in den Startlöchern stehen würde, der nun mit 25 Jahre Reife daher käme und auch nur noch 51,4% vol. aufweisen wird. Das, so mein Gedanke, der mir in den Kopf schoss, könnte verdammt gut passen! Und nun ja, ihr könnt euch beim Lesen dieser Zeilen vermutlich schon denken, dass der Rum bei mir am Ende wohl nicht durchfallen wird, wenn ich hier so einen Spannungsbogen aufbaue, aber ich möchte, bevor ich zum Tasting komme, doch noch kurz etwas auf die Randdaten eingehen, um deutlich zu machen, warum dieses Bottling in meinen Augen tatsächlich einer Sensation gleichkommt. Da ist zunächst einmal das absolute Alleinstellungsmerkmal. Dieser REV ist der meines Wissens erste überhaupt seit den Bottlings von Cadenhead und Samaroli im Jahr 2006, also seit 14 (!) Jahren. Das ist eine enorme Zeitspanne, lang genug um zu suggerieren, dass wir uns auf weitere Bottlings dieses Marks eigentlich wohl eher nicht mehr einstellen durften. Zum anderen müssen wir aber auch unbedingt über den Preis reden, der für eine Abfüllung wie diese einfach nur phänomenal ist, vor allem in der heutigen Zeit. Denn die aufgerufenen 109,- Euro zahlt man heute leider oft schon für viele Rums, die qualitativ gerade mal dem Durchschnitt entsprechen. Zu diesen, wieder spoilere ich, zählt der heutige Rum definitiv nicht, weswegen der Preis ein echter Hammer ist! Hier werden normal wesentlich heftigere Preise aufgerufen, weshalb man RA wirklich nur gratulieren und danken gleichzeitig kann, dafür, dass sie sowas noch machen und auch in der heutigen Zeit die Ruhe bewahren und ein echtes Interesse an qualitativ hochwertigem Rum zu fairen Preisen zeigen! Das verdient allerhöchsten Respekt!

Abschließend an dieser Stelle sei na klar um der Transparenz wegen erwähnt, dass ich ein Sample dieses Rums vorab kostenlos zum probieren erhalten habe (vielen Dank dafür!) und den Rum hier ausschließlich deshalb vorstelle, weil ich das frei jeder externer Interessen gerne möchte.




Verkostung des RA Demerara Rum 25 YO Enmore REV 1994:

Preis: der Ausgabepreis wird bei 109,- Euro für eine 0,5 Liter Flasche liegen. Releasetermin ist der 13.03.20 in den bekannten Shops die RA Rums führen, sowie auf der Cologne Spirits. 

Alter: von Mai 1994 bis März 2020 reifte der REV volle 25 Jahre und 10 Monate im Eichenfass.

Lagerung: die Reifung fand mutmaßlich gänzlich in Europa statt. Das trifft üblicherweise auf alle alten und bei der Main Rum Company gelagerten Guyana Rums zu.

Fassnummer: #187. Insgessamt wurden 249 Flaschen abgefüllt. 

Angel's Share: ~31%

Alkoholstärke: der Rum kommt mit 51,4% vol. daher - Fassstärke!

Destillationsverfahren: zum Einsatz kam die Single Wooden Pot Still von Versailles (VSG), die 1994 noch bei Enmore stand. 

Mark: REV (hergestellt mit der VSG-Still)

Farbe: der erste Wow-Moment! Schwarz wie die Nacht gibt sich der Rum in der Flasche, im Glas kommt er dementsprechend in einem tiefen, edlen Braun daher, ebenfalls schon fast ins schwarze gehend. 

Viskosität: der Rum bildet wunderschöne Kronen am Glasrand und hat dabei noch immer diesen Style von Motoröl, den schon der 11er Cadenhead REV im Glas hatte. Das ist optisch wirklich abartig wie faszinierend zugleich, wie sich der Rum im Glas gibt.

Nase: Wuhuhuhuuuuu... was für ein Rum!! Richtig schön voll und reichhaltig kommt dieser alte Demerara Rum daher und bringt im Bouquet eine wahre Fülle an heftiger Melasse, dunklem Obst, karamellisiertem Zucker und Pflaumenmus mit. Die Tiefe und vor allem die Intensität die ich hier vorfinde sind schon bemerkenswert! Keine Frage, gerade im Vergleich zum Cadenhead damals muss man sagen: der REV ist erwachsen geworden! Stand mit dem 11 YO damals noch eine richtige Drecksau von ca. 70% vol. vor mir, präsentiert sich das ganze nun sehr gereift und deutlich entspannter, mit ordentlich Tanninen, dabei aber immer noch REV-typisch. Peripher habe ich noch Cola und Menthol, auch Leder ist deutlich wahrnehmbar. Das ist richtig geiler, komplexer Old Demerera Rum wie wir ihn lange nicht mehr zu Gesicht bekommen haben! Ich finde keine Fehlnote, alles passt hier zusammen, sehr außergewöhnlich. Na klar, der Rum braucht einiges an Zeit um sich wirklich zu entfalten, keine Frage, aber er ist dennoch vom Start weg sehr zugänglich. Auch alkoholische Schärfe beispielsweise spielt hier keinerlei Rolle. Einfach nur richtig guter Stoff!

Gaumen: auch am Gaumen brauchen wir über das Thema alkoholische Schärfe keine Worte verlieren, die gibt es hier schlicht nicht. Der Rum ist herrlich weich, legt sich angenehm auf die Zunge und ist dabei schön konsistent, ölig und vollmundig. Große Klasse! An Assoziationen sind da zunächst eine schöne, natürliche Süße, die viel an Pflaumen erinnert, dazu viel Dörrobst, dominante (aber nicht überwältigende!) Melasse, Kräuter, Holz, sehr viel Nuss, Toffee, Gewürze, Anis,... ich könnte ewig weiter suchen! Es will einfach nicht enden, was da an Eindrücken auf den Gaumen einprasselt, so viel gibt dieser Rum her! Das ganze stellt sich wunderbar ausgewogen dar, ist, so banal das klingt, einfach unfassbar lecker! War die Nase schon richtig gut, dreht der Rum am Gaumen dann aber erst so richtig auf! Hier legt er die für mich stärkste Performance insgesamt hin! Was man allerdings vermeiden sollte ist den Rum zu lange im Mund zu behalten, da er sonst zu bitter wird. Das kann man aber für sich selbst sehr gut abstimmen und geht ein wenig über's ausprobieren.

Abgang: es bleibt etwas sehr nussig-melassiges, dazu frisch geschnittenes Geäst, Anis, Tannine, dann ins nussig-bittere gehend. Sehr lang anhaltend und der krönende Abschluss eines herausragenden Destillats!

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Source: Rum Artesanal
Fazit: ich habe schon als ich registrierte, dass es sich bei dem neuen RA Rum um einen REV handeln würde sehr leuchtende Augen bekommen. Gar nicht mal weil mir der Cadenhead damals so gut geschmeckt hätte, das hat er nämlich gar nicht unbedingt, da er mir viel zu krass und zu anstregend war. Aber es hat mich wahnsinnig interessiert, wie sich dieser Stil wohl über die vielen Jahe seit dem entwickelt hat und mein Gefühl sagte mir, dass ihm das unglaublich gut getan haben könnte. Und nun, was soll ich sagen? Mein Gefühl hat mich nicht getrügt! Dieser REV ist wirklich ein unglaublicher und wahnsinnig leckerer Rum. Er hat noch immer alles was den Stil REV ausmacht, kombiniert aber mit allen Vorteilen einer 25 jährigen Fassreifung! Selten hat mich ein Demerara Rum so abgeholt, so rund herum überzeugt. Vollkommen irre! Und vor allen Dingen hätte ich einfach niemals gedacht, dass es solch geile alte Demerara Rums da draußen überhaupt noch gibt bei den Brokern. Mega! Das macht dementsprechend natürlich auch Mut, dass da vielleicht noch mehr richtig guter alter "Scheiß" kommt! Achso, müssen wir nochmal über den Preis reden? Ich glaube nicht, bzw. dazu habe ich oben bereits alles gesagt. Für Rums wie diesen wurde das Wort PLV-Hammer erfunden! Das hier ist einfach nur ein riesen Pick von Dominik und von RA, dieses Fass an Land gezogen zu haben! Chapeau, meine Glückwünsche und vielen Dank!

-94/100-

Bis demnächst,
Flo

Sonntag, 1. März 2020

RA Australia Rum 12 YO Inner Circle 2007

Liebe Rum Gemeinde,

nach einem grippalen Infekt im Dezember und einer Magenschleimhaut-Entzündung im Januar und Februar hat sich bei mir einiges angestaut, was ich euch eigentlich schon längst vorstellen wollte, dann aber einfach nicht dazu kam. Einer dieser Rums ist der 12 jährige RA Australia Inner Circle Rum aus dem Jahr 2007, den Rum Artesanal im letzten Jahr zum German Rum Fest in Berlin releast hat und dessen Geschichte ich euch schon lange mal näher bringen wollte.



Aber apropos Release zur Messe noch ganz kurz vorher eingeschoben: auch zur diesjährigen Cologne Spirits wird RA mit neuen Tropfen am Start sein, wie man via Facebook bereits geteasert hat. Und da darf man sich einmal mehr richtig freuen, denn da werden wieder echte Granaten am Start sein, aber dazu nächsten Sonntag mehr ;-) Zur Einstimmung gibt es heute erst einmal einen Rum des letzten RA-Schubs, den ich aus ganz unterschiedlichen Gründen sehr interessant finde und daher hier besprechen möchte.
Denn mit dem Inner Circle ist hier heute tatsächlich etwas ganz besonderes am Start. Zunächst einmal natürlich, weil Rum aus dem Südpazifik/ Ozeanien grundsätzlich noch immer etwas sehr exotisches ist. Aus Fiji erscheinen häufiger mal Rums, klar, und aus Australien kennt man Bundaberg und Beenleigh, aber gerade letztere mit ihren Originalabfüllungen haben im Allgemeinen wohl die wenigsten auf dem Schirm, wenn es um wirklich guten Rum geht. Aber darauf ziele ich nicht in erster Linie ab. Mir geht es vor allen Dingen darum, dass Inner Circle sowohl geschichtlich, als auch in der Neuzeit ein Projekt ist, das einer echten Rum-Nerd-Lovestory gleicht, die erzählt gehört! ... und die am Ende sogar auch noch für sämtliche Träume um ein Re-opening von Caroni relevant ist... Seid gespannt! Doch beginnen wir von vorn:


Geschichte des Inner Circle Rums:

Möchte man die Geschichte vom Inner Circle Rum erzählen, dann muss man bei der Colonial Sugar Refinery Company Limited (CSR Ltd) anfangen. Die CSR wurde im Jahr 1855 als Zuckerraffinerie im Raum Ozeanien (Australien, Neuseeland, Fiji,...) gegründet und erwies sich als äußerst erfolgreich und lukrativ, da das dortige Klima den Anbau von Zuckerrohr sehr begünstigt. Achtzehn Jahre nach der Gründung, 1873, begann man bei CSR dann auch mit der Destillation von Alkohol, indem man auf Harwood Island am Clarance River in New South Wales in Süd-Ost-Australien eine Destillerie errichtete. Produziert wurde dort allerdings nicht nur Rum, der eher einen kleinen Teil des Produktionsvolumens ausmachte, sondern vor allem Industriealkohol. 1896, nach nur 23 Jahren, war in Harwood dann auch schon wieder Schluss mit der Produktion und man errichtete stattdessen im Jahr 1901 eine neue Destillerie in Pyrmont, im Hafen von Sydney. In der Zwischenzeit produzierte man in Nausori auf Fiji, wo man kurz vor der Schließung Harwoods, im Jahr 1890, noch eine zweite Destillerie gebaut hat. Wieder allerdings stand der Industriealkohol deutlich im Vordergrund des Unternehmens, während die Rum Produktion in dieser Zeit eher als eine Art Hobby der Mitarbeiter beschrieben wird.
Die Pyrmont Distillery produzierte über viele Jahrzehnte große Volumen an Industriealkohol und auch geringe Mengen Rum mit zwei Pot Stills, die in Betrieb waren, bis die Destillerie im Jahr 1986 geschlossen wurde. Die Qualität des Rums wurde über die Jahrzehnte immer weiter gezielt gesteigert. Wegweisend war das Jahr 1934, als der damalige Chef-Chemiker von Pyrmont, ein Dr. Harman, von einer Amerika-Reise zurückkehrte, und eine neue Hefekultur im Gepäck hatte. Diese wurde von diesem Zeitpunkt an für die Rums verwendet, was deren Qualität schlagartig enorm verbesserte. CSR allerdings war auch weiterhin nicht wirklich daran interessiert diese Rums groß zu vermarkten, sondern verkaufte sie lieber weiter an unabhängige Abfüller, die die Rums unter eigenem Label und eigenen Markennamen verkauften. Da waren beispielsweise "Old Kedge", "Red Mill" oder "Frigare", aber auch noch einige weitere. Diese Rums muss man sich als eine Art Äquivalent zu z.B. Lemon Hart bei Demerara Rums oder Coruba bei Jamaica Rum vorstellen.

Historisches Label des Inner Circle Green Dots
Source: rum.cz
Nichts desto weniger wusste man bei CSR um die enorme Qualität der Rums, weswegen man die Geheimnisse um sämtliche Prozesse, von Fermantation über Destillation, streng geheim hielt. Natürlich schwankte die Qualität auch mal über die Jahre, und so hielt man bei CSR gezielt immer wieder die besten Destillate zurück und verkaufte diese nicht an andere Firmen weiter. Stattdessen machte man daraus eigene Abfüllungen wie den "Director's Special" und den "General Manager's Reserve", die man wiederum ausschließlich an ausgewählte Kunden, sowie Führungskräfte der Firma ausgab. Dies änderte sich erst langsam ab den 1950er und 1960er Jahren, als die Mitarbeiter von CSR immer öfter darauf darauf drängten, ebenfalls an Abfüllungen wie dem "General Manager's Reserve" partizipieren zu dürfen, wenn gleich es weiterhin als äußerst schwierig galt, an diese besonderen Rums heranzukommen. Wer das Glück hatte, mal davon zu probieren oder eine Flasche zu bekommen, der hängte das nicht an die große Glocke, sondern man sprach darüber sehr diskret im kleinen Kreis. Als man diesen Rum dann ab 1968 in Pyrmont in geringer Auflage begann offiziell zu verkaufen, hätte man den Namen mit "Inner Circle" also nicht passender treffen können. Von diesem gab es zwei Versionen: den verdünnten Standard Green Dot und den Red Dot in Full Strength. Allen anderen Rum, der den Qualitätskriterien des Inner Circle Rums nicht entsprach, verkaufte CSR weiterhin an unabhängige Abfüller. Das alles klingt bis hier hin im Grunde wie eine einzige Erfolgsgeschichte, doch im Jahr 1986 verkaufte CSR seine Rum-Sparte komplett an Bundaberg und der Inner Circle Rum verschwand in der Konsequenz dadurch komplett vom Markt. Tja, und während derlei Geschichten an dieser Stelle normalerweise eigentlich enden, fängt die des Inner Circles quasi einfach nochmal von vorne an! 

Denn im Jahr 2000 wurde dem früheren australischen Olympiasegler Stuart Gilbert seiner Sehnsucht nach dem guten, alten Inner Circle Rum überdrüssig und entschloss sich, getrieben von seiner Leidenschaft für den Rum, in der Welt nach etwas vergleichbarem zu suchen. Da er dabei keinen Erfolg hatte, suchte er mit Malcom Campbell kurzentschlossen den Mann auf, der als letzter bei Pyrmont bis 1986 verantwortlich für die Rum Produktion war, in der Hoffnung, den Inner Circle Rum wieder aufleben zu lassen. Und trotz dessen, dass Campbell damals bereits seit einigen Jahren in den Ruhestand getreten war, erklärte er sich bereit, bei dem Projekt mitzumachen. Zunächst ging man dafür 2001 nach Fiji und stellte mit Hilfe der South Pacific Distillery einen Rum zusammen, der den alten CSR Rums aus Pyrmont möglichst nahe kommen sollte. Als zweiten Schritt kaufte Gilbert im Jahr 2002 von Bundaberg die Namens- und Markenrechte am Inner Circle Rum zurück, so dass man noch im gleichen Jahr einen auf Fiji geblendeten Rum unter diesem Namen auf dem australischen Markt relaunchen konnte. Das genügte Stuart und Campbell allerdings nicht und so kaufte man 2004 schließlich Beenleigh Distillery in Australien und begann damit, diese so umzustellen, dass man in der Lage war, den Geschmack des Inner Circle Rums hergestellt zu bekommen. Den wichtigsten Beitrag dazu lieferte Malcom Campbell, der tatsächlich weite Teile des Know Hows, vor allem aber noch die originalen Hefekulturen aus Pyrmont Distillery bei sich in der Gefriertruhe aufbewahrt hatte und die nun wieder zum Einsatz kamen! Diese werden bis heute bei Beenleigh für die Rumherstellung verwendet und das finde ich mal eine sensationelle Story, dass da ein ehemaliger Verantwortlicher so sehr an seinen Rum geglaubt hat, dass er alles über einen solch langen Zeitraum aufbewahrt hat, so dass eine Weiterproduktion zu späterem Zeitpunkt überhaupt erst möglich war. 
Im April 2006, nach Vollendung seines Traums, verkaufte Stuart Gilbert Inner Circle an den australischen Nahrungsmittel und Getränkekonzern Lion Nathan. Im Mai 2012 wiederum ging Beenleigh/Inner Circle dann an VOK Beverages, wozu sie bis heute gehören. Der Inner Circle Rum wird dort nach wie vor in der Tradition von Pyrmont Distillery und später Gilbert und Campbell hergestellt. 



Was das alles mit Caroni zu tun hat, ...

... liegt nun natürlich auf der Hand, denn die Geschichte Inner Circles, bzw. die Wiederbelebung in den 2000er Jahren, sagt ganz viel darüber aus, was es bräuchte, um einen liebgewordenen Rum zurück zu holen. Gehen viele davon aus, dass es die Destillieranlagen in der Hauptsache sind, die dem Rum den Geschmack verleihen, zeigt diese Geschichte einmal mehr sehr deutlich, dass das Geheimnis guten Rums viel eher in deren Hefekulturen und in der Fermentation liegen. Hampden, als aktive Destillerie, beweist das ja z.B. ebenfalls sehr deutlich. Ich unterhielt mich zu diesem Threma auch schon mehrfach mit Steffen Mayer, der an einem Buch über Caroni arbeitet und der ebenfalls in Fermentation und Hefekulturen ganz konkret den Schlüssel zum Rum sieht. Insofern kann man also nur hoffen, dass der letzte Verantwortliche bei Rum Distillers Ltd. (Caroni) seine Hefekulturen ebenfalls noch irgendwo sicher verwahrt hat. ;-) 


Zur Abfüllung:

So, nun habe ich euch hier ganz viel mit der Theorie zugespamt, weswegen ich mich zur Abfüllung möglichst kurz halten und quasi direkt zur Verkostung übergehen möchte.  Ganz kurz sei zur Einordnung erwähnt: der Rum um den es geht wurde im August 2007 destilliert, also zu einem Zeitpunkt, nachdem Stuart Gilbert das Unternehmen bereits an Lion Nathan verkauft hat. Der Name Inner Circle befindet sich nicht auf dem Label, aber das Mark MAIC verrät es uns zum Glück, wenn man die Codes der Main Rum Company ein wenig zu entschlüsseln weiß. Über die fantastische Geschichte des Inner Circle hinaus erleben wir mit diesem Bottling tatsächlich auch noch eine Besonderheit, denn meines Wissens nach wurde Inner Circle noch nie zuvor von unabhängigen Abfüllern angeboten. Es scheint da nur dieses eine Batch aus 2007 zu geben, von dem Main einige Fässer zu haben scheint. In die Flasche kam der gute mit 50,4% vol., was bedeutet, dass er verdünnt wurde, denn die ursprüngliche Fassstärke lag bei ca. 70% vol. Doch bevor nun der große Aufschrei kommt: wenn eines ganz klar ist, dann das die Jungs und Mädels bei RA wissen was sie tun! Das heißt, dass man davon ausgehen kann, dass hier keinesfalls ein Rum tot verdünnt wurde, sondern im Gegenteil, dass man festgestellt haben wird, dass der mit Trinkstärke einfach besser kommt. Und auch wenn wir Nerds das in unserer Nerdigkeit manchmal schon fast vergessen, aber es gibt tatsächlich Rums, denen 50-55% vol. wesentlich besser stehen als 70% vol. Insofern bin ich hier guter Dinge und gehe dann auch mal direkt über zum Glas...

PS: Als kleinen Bonus gab es von Dominik dann sogar noch die Info, dass der Stoff ganze zehn Jahre seiner Reifezeit in Australien lagern durfte, bevor der Rum im Jahr 2017 nach Europa kam und dort noch einmal zwei Jahre weiter reifen durfte. 



Verkostung des RA Australia Rum 12 YO Inner Circle 2007:

Preis: gerade einmal 39,90 Euro muss man für eine Flasche (0,5 Liter) bezahlen und der Rum ist derzeit noch erhältlich.  

Alter: 12 Jahre, von August 2007 bis August 2019 reifte der Inner Circle im Eichenfass.

Lagerung: keine Angaben. Ich halte eine Teilreifung in Ozeanien aber für denkbar (s. Farbe). EDIT: eine zehn jährige Reife in Australien wurde mir durch Dominik von RA inzw. bestätigt.

Fassnummer: #45

Angel's Share: keine Angaben

Alkoholstärke: leicht verdünnt, kommt der Rum immer noch auf 50,4% vol. - die originale Fassstärke dagegen lag bei ca. 70% vol.!

Destillationsverfahren: der Rum stammt aus einer Pot Still von Beenleigh und wurde im Stil des Inner Circle Rums hergestellt, so wie er früher, bis 1986, bei Pyrmont gebrannt wurde.

Mark: MAIC (Main Australia Inner Circle)

Farbe: leuchtendes, goldenes Stroh, wie ich es von kontinental gereiften Rums in diesem Alter eigentlich nicht kenne, zumal nicht wenn sie verdünnt sind. 

Viskosität: satt und fett klebt sich der Rum an die Glaswand. Enge, unregelmäßige Schlieren laufen anschließend zügig am Glas herab.

Nase: intensive, kräftige Nase, die nicht darauf schließen lässt, dass da eine Verdünnung stattgefunden hat. Zumal auch der Alkohol nach wie vor echte Präsenz hat. Ich stelle mich dementsprechend nicht unbedingt auf Easy Drinking ein, der Rum hat Dampf! Und vor allem hat der Rum für mich etwas wirklich alleinstehendes, im Marketing Sprech würde man wohl USP sagen. Ein Stil, den ich so noch nirgendwo anders gesehen habe, außer eben bei den Inner Circle Rums. Nach gut 45 Minuten ist der Rum dann auch zugänglich und gibt sein Profil frei. Dieses würde ich als kräuterig-fruchtig-medizinisch beschreiben, mit einem guten Schlag Menthol und vor allem eingelegter Birne. Im Hintergrund sind wiederum auch bereits einige Einflüsse vom Fass deutlich wahrnehmbar. Er ist nicht der komplexeste Rum, den ich bisher im Glas hatte, aber seine Intensität ist, gerade ob der (noch immer nicht präsenten) Verdünnung, schon bemerkenswert. Man kann sich nur zu gut vorstellen, warum RA hier, entgegen der grundsätzlichen Philosophie, zum Einsatz von Wasser gegriffen hat. Ein Rum, der bis hier hin wirklich spannend ist, ja, der, zugegeben, aber auch sehr speziell ist. Das muss man wirklich mögen.

Gaumen: am Gaumen bemerke ich erstmals bewusst die Verdünnung. Ja, der hat etwas Wasser bekommen, aber hier dürfte es ihm wirklich gut getan haben. Denn auf diese Weise wird der Rum sofort zugänglich, was er bei ca. 70% vol. wohl kaum gewesen wäre, so dass wir hier ein seltenes Beispiel dafür erleben dürfen, dass der Einsatz von Wasser nicht per se schlecht ist, sondern durchaus auch einen Mehrwert generieren kann, wenn das denn sinnvoll und in Maßen passiert. Was mir direkt auffällt, ist der enorme Einschlag der Birne, aber auch eine Art Verwandtschaft zu Worthy Park und sogar Single Malt Whisky. Der Rum ist, vielleicht trifft es das ganz gut, so ein wenig wie ein Worthy Park, der anstatt der Banane aber die Birne als Kopfnote hat.

Abgang: im Abgang wird das ganze eher unspektakulär. Ich habe etwas frisch geschnittenes Geäst und trockenes Holz im Hintergrund. Er verweilt auch nicht sonderlich lange am Gaumen. Hier kann der Rum das bisherige Niveau leider nicht halten.

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Fazit: ein Rum, der in jeder Hinsicht anders ist als andere! Rein geschmacklich, aber auch mit Blick auf die Historie natürlich. Vor mir steht ein Rum den es nur gibt, weil seine Liebhaber voller Leidenschaft danach strebten ihn wieder zu beleben! Mir ist da kein anderer, vergleichbarer Fall bekannt, wo es so etwas im Rum Bereich und auf diesem qualitativen Niveau schon einmal gegeben hat. Zwar ist der Rum sicher nicht in der absoluten Spitzenklasse angesiedelt, wenn man sich das gesamte Spektrum dieser Spirituose anschaut und dann auch mal auf die Benchmarks schielt, aber er nötigt einem im Hinblick auf seine Geschichte einfach wahnsinnig viel Respekt ab! Mehr Historie im Glas geht ja kaum. Und doch, das sollte hier nicht geschmälert werden, ist der Rum auch sehr viel mehr als nur seine Geschichte. Der kann auch ne ganze Menge im Glas, selbst wenn das ob dieser enormen Story leicht droht daneben etwas zu verlassen. Noch darüber hinaus ist er mit seinen 39,90 Euro ein echter Kracher was das Preis-Leistungs-Verhältnis betrifft! Da kann man wirklich wenig falsch machen und gerade wer möglicherweise glaubt, schon alles gesehen zu haben und dennoch gern nochmal so richtig positiv überrascht werden möchte, der sollte auf diesen Rum vielleicht einmal einen Blick werfen, auch wenn er sicher nicht jedem gefallen wird. Allerdings möchte dieser Rum das auch gar nicht und auch das macht ihn über weite Strecken aus! Mir hat er in jedem Fall wirklich sehr gefallen!

-86/100-

Bis demnächst,
Flo

PS: bedanken möchte ich mich noch bei Dominik und RA für die zu Foto- und Verkostungszwecken erhaltene Mini-Flasche, dies sei auch zum Zwecke der Transparenz an dieser Stelle gerne erwähnt. Auf meine sensorische Wahrnehmung hat dieser Prozess selbstverständlich keinerlei Auswirkungen.


Quellenhinweise:

https://pyrmonthistory.net.au/wp-content/uploads/2016/12/Inner-Circle-Rum-History-with-pics.pdf
https://en.wikipedia.org/wiki/Beenleigh_Rum
https://en.wikipedia.org/wiki/Lion_(Australasian_company)
https://www.vok.com.au/our-brands
https://www.couriermail.com.au/business/inner-circle-rum-sold/news-story/6cd2c29900bbc8a67780e29aff896278?sv=bc5b4af3e4c650102a98deaeec6547cd