Mittwoch, 31. Mai 2017

MAI Tai 2.0 - Fazit

Liebe Rum- und Mai Tai Kumpanen,

der Monat Mai geht heute zu Ende und ich werde den letzten Tag heute dazu nutzen ein kleines Fazit zu ziehen. 

26 Mai Tais sind in den letzten 30 Tagen hier von mir vorgestellt worden. 5 davon wurden bereits vor vielen Jahren gemixt, die übrigen 21 Mai Tais aber sind von mir im Zeitraum Februar bis Mai 2017 zubereitet worden, so dass die geschilderten Eindrücke relativ frisch sind. Ich hatte 18 Mai Tais, deren Zutaten derzeit noch käuflich erworben werden können und 8, bei denen leider auch schon Zutaten ausverkauft sind. Das betrifft dann jeweils immer die Rums. Eine gute Quote, wie ich finde. Bedenkt man, dass auch die beiden Hampden von The Rum Cask, 1990 und 2000, ursprünglich von mir als verfügbare getestete Rums vorgesehen waren, so zeigt das sehr schön, die von mir klar angepeilte Aktualität dieses Monats. Ich wollte wenig Drinks für's Museum mixen! 


Ein Dank an die Gastblogger!

Eine besondere Freude war es mir, dass ich mit Marius von Single Cask Rum und Thomas von RUMBOOM zwei Gastblogger dafür gewinnen konnte, mich bei meinem Vorhaben durch zwei eigene gemixte Mai Tais zu unterstützen. Dafür auch auf diesem Wege noch einmal vielen Dank! Ich finde es großartig, dass durch solche "Gastspiele" ab und zu mal etwas frischer Wind auf BAT weht und es einfach mal was anderes zu lesen gibt als immer nur von mir ;)  


Experimente...

Mit dem Pineapple Mai Tai und dem Mai Tai Fizz hatte ich zwei spannende Experimente dabei, die den Mai Tai einmal etwas anders interpretiert haben und aus den sonst festgelegten Strukturen ein wenig ausbrachen. Die Kombination mit Ananas trat mit dem Anspruch an, zwischen der anspruchsvollen, ans Original von Trader Vic angelehnten Version des Drinks und der in weiten Teilen der Welt oft üblichen (Ananas-)saftgetränkten Version des Mai Tais ein wenig zu "vermitteln". Das ist, so meine ich, doch ganz gut gelungen, auch wenn das ganze durchaus noch ausbaufähig ist. 
Der Mai Tai Fizz war dagegen geschmacklich wenig anders, in der Darbietung dafür umso mehr. Verlängert als Long Drink bekommt der Mai Tai ein wenig Durstlöscher-Charakter, der ihm, bedingt durch seine Potenz, sonst eher weniger nachgesagt wird. Natürlich ist der Longdrink noch immer extrem stark, aber sein Alkoholgehalt (ich hatte ihn mit dem 68,5%igen Habitation Velier Jamaica HLCF 6 YO) verringert sich von ~40% vol. (wir reden noch immer von einem Drink, nicht von einer Pur-Spirituose!) auf ~25% vol. und das macht schon etwas aus. 
Etwas weiter gefasst, dürfen aber auch die Mai Tais mit Savanna HERR, den Demeraras und Caroni zu den Experimenten gezählt werden, da auch sie keine klassischen Mai Tais gemacht haben. 


Enttäuschungen

Echte Enttäuschungen sind, wie 2013, auch dieses Mal nicht wirklich dabei. Allerdings war die Anzahl der Mai Tais, die ich in dieser Form einfach nicht nochmal mixen würde doch etwas höher, schlicht, weil ich mich 2013 aus einem Pool unglaublich hochwertiger Mai Tais bedienen konnte, die ich auf dem Blog-Vorgänger "Mai tai roa ae!" bereits veröffentlicht hatte. 
Das war dieses Mal etwas anders, da, wie gesagt, die allermeisten Reviews neu geschrieben wurden. Auch die Rums waren, da sie verfügbar sein sollten, oft neu und so konnte ich weniger auf Erfahrungswerte zurückgreifen und probierte einfach vieles. Wenn man denn von Enttäuschungen reden möchte, so würde ich hier am ehesten die Mai Tais mit Long Pond nennen. Pur manchmal fast an Hampden grenzend, bekommen sie im Drink dann doch sehr deutlich ihre Grenzen aufgezeigt. Ein weiteres geplantes Review mit einem Long Pond habe ich dann schließlich gar nicht mehr durchgeführt und stattdessen ein weiteres mit Hampden gebracht. 
Worthy Park macht für mich ebenfalls keine so gute Figur im Mai Tai, aber von der geschmacklichen Definition dieses Cocktails weggehend taugte der Drink sehr wohl. Ja, und wenn man denn dann noch möchte, dann darf hier auch der Savanna HERR Mai Tai noch erwähnt werden. Der war zwar nicht schlecht, aber auf Grund dessen, dass ich den Pur einfach mega fand und der Junge Ester ohne Ende hat, hatte ich da einfach ein wenig mehr erwartet, als ich bekommen habe. Aber das ist dann irgendwo auch Jammern auf hohem Niveau!


Kracher!

Genauso, wie ich nur wenige echte Enttäuschungen zu verzeichnen hatte, hatte ich aber auch nur wenige echte Knaller! An vorderster Front zu nennen ist dabei natürlich der The Rum Cask Hampden 1990 Mai Tai. Ein Rum mit der Explosionskraft einer Bombe! Genauso angetan hat es mir darüber hinaus aber auch das Hampden Sextuple, welches erst gestern hier zu bestaunen war. Das war schon etwas ganz besonderes und diese beiden Mai Tais waren eine Klasse für sich! Achso, und die Purverkostung des Savanna HERR soll hier auch nicht unerwähnt bleiben. Ein Rum, der ganz für sich alleine steht. Etwas dahinter und vielleicht nicht ganz so im Rampdenlicht stehend wie die beiden oben genannten haben sich aber definitiv ebenso die Mai Tais mit dem 17 jährigen 98er Hampden von The Rum Cask, mit dem Duncan Taylor Monymusk 2003, mit dem Blend aus Rum Fire und Habitation Velier Hampden HLCF und das Mai Tai-Hausrezept von Casa eine Erwähnung verdient. Der TRC 17 gefiel mir dann auch nochmal besser als die anderen beiden und klar, zwischen denen und den weiter oben genannten ist schon nochmal eine deutliche Kluft, aber hier muss auch insbesondere das Preisleistungsverhältnis beachtet werden. 


Die PLV-Knaller!

Was mich dann direkt hier her führt und da müssen einfach die beiden eben schon erwähnten Mai Tais nochmals aufgeführt werden: der mit dem Rum Fire/Habitation Velier HLCF Blend und der Casa Mai Tai! Die sind nämlich nicht nur richtig, richtig gut, sondern kosten auch eine ganze Ecke weniger als so mancher guter Rum, der einen schönen Mai Tai macht. Wer gerne mal Gäste im Haus hat, die einen schönen Mai Tai zu schätzen wissen, der sollte über eine der beiden Versionen nachdenken, wenn er es denn nicht schon längst getan hat. Dicke Empfehlung!


Ein Dank an die Sampledealer!

Ein besonderer Dank kommt an dieser Stelle auch den inzwischen sehr zahlreichen Sampledealern der Szene zu, aktiv auch im Forum Der Rum Club! Marius, Thomas, Sani28, Rum_Aficionado, Casa, Knorke, Rumlounge, Trelawny, RUMZ, Mowgli und SpiritSafe, (... ich hoffe, ich habe niemanden vergessen, das täte mir sehr Leid!) vielen Dank dafür! Ohne euch hätte ich einige der diesen Monat gemixten Drinks nicht zaubern können!


... und Danke an euch alle!

Last but not least bedanke ich mich natürlich auch bei euch allen Lesern, dass ihr mich diesen Monat auf dieser feucht-fröhlichen Reise begleitet und Interesse gezeigt habt! Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht und denke, dass es euch genauso erging. Denn das ist ja schließlich die Hauptsache. 



Ich gönne mir nun erstmal einen Schluck Caroni, pack' mich in die Eistonne und wünsche euch noch eine schöne Woche! ;)

Bis demnächst
Flo

Dienstag, 30. Mai 2017

Hampden Sextuple

Liebe Rum- und Mai Tai Fans,

auf geht's zum letzten Mai Tai in diesem Monat. Und dafür habe ich mir etwas ganz besonderes für euch ausgedacht: einen Mai Tai mit einem Hampden Sextuple! Was das bedeutet? Nicht weniger als genau das, was der Name schon andeutet: ich habe von den sechs gängigsten Hampden-Jahrgängen (1990, 1992, 1993, 1998, 2000 und 2010) die jeweils meines Erachtens beste Abfüllung des Jahrgangs ausgewählt und je 1 cl davon in den Mai Tai gegeben.


Welche Rums wurden ausgewählt?

1990: The Rum Cask Jamaica Rum 26 YO Hampden 1990 - 61,9% vol.

Ein Rum, zu dem ich hier auf dem Blog wohl bereits alles gesagt habe, was es zu sagen gibt. Diese Abfüllung ist einfach Weltklasse und der meines Erachtens beste Rum aus Hampden bisher! Ihn habe ich auch schon ohne weitere Partner im Mai Tai gehabt, der ebenso Weltklasse war. Die Abfüllung ist schon jetzt eine Legende! Das Mark dieses Rums ist JMC. Es dürfte sich daher um den Stil C<>H handeln, der dann einen Estergehalt von 1300 bis 1400 gr/laa bedeuten würde.


1992: Rum Nation Jamaica Rum 24 YO Hampden 1992 - 61,6% vol.

Dieser Kandidat genießt so ein wenig ein Schattendasein in der Welt der großen Rums aus Hampden - zu Unrecht, wie ich finde! Ich habe den Rum hier auf dem Blog zwar noch nicht vorgestellt (wird aber noch passieren!), hatte ihn aber schon im Glas. Und auch wenn man auch sonst nicht so wirklich viel hört und liest zu ihm, aber er ist der meines Erachtens beste Hampden aus 1992 - vor dem 13 YO Cadenhead oder dem 24 YO Comagnie des Indes, beide in Fassstärke! Das Mark dieses Rums ist HLCF und bedeutet somit einen Estergehalt von 500 bis 700 gr/laa. 

1993: Samaroli Jamaica Rum 21 YO Hampden 1993 Full Proof - 65,6% vol.

Noch eine Legende! Auch dieser Rum erhebt den Anspruch, als der bisher beste Hampden überhaupt zu gelten. Es gibt einige, die ihm diesen Status sogar zugestehen, aber ich sehe ihn leicht hinter dem TRC 1990. Nichts desto trotz ist dieser Rum natürlich einer der besten, die Hampden je hervorgebracht hat und auch der zweifellos beste aus 1993. Das Mark dieses Batches ist JMH, was wohl bedeutet, dass der Rum ein <>H ist, mit 900 bis 1000 gr/laa Ester. Geschmacklich käme das auf jeden Fall hin. Auch dieser Rum wird hier auf Barrel Aged Thoughts noch besprochen werden!

1998: The Rum Cask Jamaica Rum 16 YO Hampden 1998 - 64,3% vol. 

Dieser Rum stand leider -und auch zu Unrecht- immer etwas hinter den Giganten aus 1990, 1992 und 1993 zurück und galt in der Rum Szene vor allem als Preisleistungsknaller. Das Batch aus 1998 wurde erst vergleichsweise spät entdeckt, als 2015 die ersten Abfüllungen auftauchten. The Rum Cask entdeckten das Batch damals mit und ich war, als ich erste Proben bekam, sofort vollauf begeistert. Das 1998er Batch steht für mich übrigens sogar leicht über dem aus 1992! Der Estergehalt, auch wenn das bisher leider auch nirgends angegeben wurde, dürfte bei diesem Batch, wie 1992, im Bereich HLCF liegen. 


2000: Premium Rum Jamaica Rum 16 YO Hampden 2000 - 59,5% vol.

Hampden 2000 gilt so ein wenig als die Light Version der Destillerie und unter vielen Rum Freaks als eher uninteressant. Was mich und meinen ganz eigenen und persönlichen Geschmack betrifft, so stimme ich da weitestgehend mit ein, aber ich bin ebenso der Meinung, dass dieses Batch eine Daseinsberechtigung hat, alleine schon durch die vielen Fans, die es hat. Man muss sich nur einmal ansehen, wie schnell oft auch die 2000er am Markt vergriffen sind. Das Mark dieses Batches ist LROK, was bedeutet, dass die Rums einen Estergehalt von 200 bis 400 gr/laa aufweisen. Diese Abfüllung von Andreas Schwarz ist eine der wenigen aus 2000, die ich sogar leicht überdurchschnittlich fand. 


2010: Habitation Velier Jamaica Rum 6 YO Hampden 2010 HLCF - 68,5% vol.

Hampden 2.0! Das erste Batch seit der Wiedereröffnung von Hampden! Aus diesem Batch tauchten erst drei Abfüllungen auf, ein LROK, ein Blend aus HLCF & LROK und der heute verwendete und schon mehrfach besprochene HLCF, von denen mir letzterer am besten gefällt. Er hat auch den höchsten Estergehalt, nämlich 550 gr/laa (HLCF). Insgesamt werde ich zwar mit den 2010er Hampden noch nicht ganz warm, sehe sie noch nicht auf dem Niveau der alten Hampdens, aber das liegt wohl vielfach auch noch am jungen Alter. Was da noch geht, werden wir also in den nächsten Jahren beobachten können! 



Das Rezept lautet demnach...

Hampden Sextuple:

  • 1,0 cl The Rum Cask Jamaica Rum 26 YO Hampden 1990
  • 1,0 cl Rum Nation Jamaica Rum 24 YO Hampden 1992
  • 1,0 cl Samaroli Jamaica Rum 21 YO Hampden 1993 Full Proof
  • 1,0 cl The Rum Cask Jamaica Rum 16 YO Hampden 1998
  • 1,0 cl Premium Rum Jamaica Rum 16 YO Hampden 2000
  • 1,0 cl Habitation Velier Jamaica Rum 6 YO Hampden 2010 HLCF
  • 3,0 cl Limettensaft
  • 1,5 cl Pierre Ferrand Orange Curacao
  • 1,0 cl Meneau Orgeat
  • 0,5 cl Monin Zuckersirup

Wir werden sehen, wie sich diese außergewöhnliche Zusammensetzung macht. 




Verkostung des Mai Tais mit Hampden Sextuple:

Sehr helle Farbe, die meisten Rums sind aber natürlich auch sehr hell. Nur der Premium Rum und der Habitation Velier sind etwas dunkler als die anderen. 

Wow! Ein Mai Tai wie ein Gedicht! Hier kommt tatsächlich das beste aus Hampden zusammen und arrangiert einen einzigartigen, besonderen Drink. Ein vorgezogener runder Geburtstag! Von allen Rums kommt der 1990er natürlich am meisten durch, aber er geht mit seinen Partnern eine schöne Liaison ein, so dass der Mai Tai lange nicht so krass ist, wie das bei einem reinen 1990er Mai Tai der Fall ist. Immer wieder kommen ganz neue Dimensionen dieses Blends durch, man hat so unendlich viel zu entdecken. Nach dem 1990 ist es tatsächlich schwer, die anderen Teile des Blends punktgenau auszumachen, aber sie leisten genauso ihren Teil zum gelingen wie jeder andere Part des Drinks. 
Ein "Lob" geht hier auch an den "low"- und non-alkoholischen Part des Drinks: Orgeat, Curacao, Zucker und Limette machen einen grandiosen Job und unterstützen die Cuvee wo es nur geht. Ich bin einfach nur geflasht! Notiz am Rande: die Rums haben im Schnitt übrigens einen Alkoholgehalt von 63,55% vol., der ganze Drink einen von 36,78% vol. Das ist schon ziemlich potent!

Fazit: ein Mai Tai der Superlative! Nicht, dass er nun unbedingt noch sehr viel besser schmecken würde als andere Mai Tais der Spitzenklasse, aber er ordnet sich eben genau dort ein und das Wissen darum was man da gerade im Glas hat macht natürlich schon noch einmal viel aus. Der Kopf trinkt mit und das soll er manchmal auch. In jedem Fall ist dieser Drink der absolut würdige Abschluss dieses feucht fröhlichen Monats und etwas, was ich schon seit langer Zeit mal vor hatte auszuprobieren. Das ist nun geschehen und ich kann es euch auch nur empfehlen. Am besten natürlich zu einem besonderen Anlass, denn dazu sind einige der verwendeten Rums sonst einfach zu kostbar. Achso, und wenn ihr andere Favoriten bei den jeweiligen Jahrgängen habt, dann tauscht ihr diese im Blend natürlich gegen die von mir verwendeten ein. Es soll ja euch schmecken, und nicht meinem Geschmack möglichst nahe kommen. 

Morgen wird es hier dann noch einen kleinen Ausklang geben, in dem ich ein Fazit ziehen und noch einmal auf den Monat als ganzes zurückblicken werde. 

Bis dahin,
Flo


Montag, 29. Mai 2017

Mai Tai mit Savanna HERR 10 ans Grand Arôme Millésime 2006

Liebe Rum- und Mai Tai Liebhaber,

nachdem mich das Monster Savanna HERR 10 ans Grand Arôme Millésime 2006 gestern bereits kräftig durchgeschüttelt hat, kommt heute der zweite, in diesem Monat Mai natürlich unvermeidliche, Teil: der Test im Mai Tai! 

Der Savanna HERR egalisierte doch so einiges, was ich bisher glaubte über Rum und Rhum zu wissen. High Ester Rum, krasser als auf Jamaica, auf einer kleiner französischen Insel vor Afrika? Aber ja doch! Der Geschmack von Kaugummi und verschimmelter Erdbeere in einem hochklassigen Rum? Auch das! 
Aber funktioniert all das auch genauso gut im Mai Tai? Bei Jamaicanern aus Hampden gilt ja mehr oder weniger die Faustregel: je mehr Ester der Rum hat, desto besser funktioniert er im Mai Tai. LROK: funktioniert gut. HLCF: funktioniert fantastisch! 1990, welches Mark dieses Batch auch immer trägt: funktioniert herausragend! Nach dieser Rechnung müsste der HERR also den besten Mai Tai machen, den ich bisher hatte. Aber ein Drink ist bekanntlich mehr als reine Mathematik...

Eine Kurzfassung mit den Randdaten zur Abfüllung:

Abfüller:                Rhums Savanna 
Land/Region:       La Réunion
Destillerie:            Savanna Distillery
Alter:                        10 YO (2006 - 2016)
Alkoholgehalt:   63,8% vol.



Verkostung des Mai Tais mit Savanna HERR 10 ans Grand Arôme Millésime 2006:

Milchig, gelblich, an irgendwelche Fitness-Shakes zweifelhaften Inhalts erinnernd steht dieser Mai Tai vor mir und wartet darauf getrunken zu werden.

Der erste Schluck überrascht dann aber: klar, da ist unverkennbar der HERR drin, aber der Drink zähmt ihn doch ganz ordentlich! Und zwar viel mehr, als ich das erwartet hätte. Vom HERR bleibt weniger dieses krasse, weniger Kaugummi, als man es im Vorfeld vermuten würde. Dafür kommt vor allem diese Note durch, die ich gestern im Review nicht bestimmen konnte und die ich im Verdacht habe, die Savanna Grand Arôme-typische Note zu sein. Diese Note ist es auch, die den Nachgeschmack im Mund dominiert. Ansonsten macht sich der Alkohol im Drink tatsächlich beinahe noch etwas stärker bemerkbar als er das in der puren Verkostung getan hat.
Was bisher kaum durchschien: auch dieser Drink ist imho kein wirklicher Mai Tai. Von einem solchen führt der HERR den Drink meines Erachtens dann doch etwas zu weit weg. Die übrigen Zutaten kommen zwar durch, werden vom HERR aber schon ziemlich an den Rand gedrängt. Wirklich entfalten können sie sich nicht.

Fazit: hätte ja klappen können! ;) Der Drink ist zwar gut, aber nicht nur kein Mai Tai, sondern auch nicht wirklich so herausragend, dass ich in ihm einen echten Mehrwert sehen würde. Da war mir der Rum pur um einiges lieber! Es kommt weder das wirklich extreme schön im Drink heraus, noch passt sich der Rum wirklich an. Übrig bleibt vor allem die mutmaßliche Savanna Grand Arôme Note.
Allerdings bereue ich das Experiment auch nicht, da man etwas ja ausprobieren muss, um herauszufinden, dass da nicht viel zu holen ist. Wenn Ester im Mai Tai, dann lieber aus Hampden. Die können im Drink um einiges mehr als dieser High Ester Rum aus La Réunion.

Morgen kommt hier dann der letzte Mai Tai für diesen Monat. Es wird noch einmal nach Hampden gehen.

Bis dahin,
Flo

Sonntag, 28. Mai 2017

Savanna HERR 10 ans Grand Arôme Millésime 2006

Liebe Rum Gemeinde,

nach dem 18 YO Guadeloupe von The Rum Cask findet heute ein weiterer Rum aus den französischen Überseegebieten den Weg auf Barrel Aged Thoughts: der Savanna HERR 10 ans Grand Arôme Millésime 2006 von der Insel La Réunion im Indischen Ozean. HERR? Das steht für High Ester Rum Reunion! 

Bild: Sani28 by Rum Club
Die Insel La Réunion liegt auf der Südhalbkugel im Indischen Ozean ca. 700 km östlich von Madagaskar und ca. 200 km südwestlich von Mauritius. Damit liegt die Insel von den anderen typischen R(h)um Herkunftsorten und -ländern in der Karibik so weit weg wie kaum eine andere.
La Réunion ist, wie auch Martinique und Guadeloupe, französisches Übersee-Departement und der Rhum von dort ist also auch aus der EU. Der Hauptort der Insel ist das im Norden gelegene Saint-Denis. La Réunion ist mit 2512 km² Fläche ca. so groß wie das Saarland, hat mit 835.000 Einwohnern allerdings deutlich weniger als dieses (995.000 ca.). Dennoch ist die Insel wiederum deutlich größer als Martinique und Guadeloupe. Somit wird deutlich, über welch kleine Regionen wir hier teilweise sprechen, die in der Rumproduktion aber ganz groß sind. In ihrer Geschichte änderte sich der Name der Insel mehrfach. Bis 1794 hieße die Insel Île Bourbon, dann, in Napoleonischer Zeit, Île Bonaparte, danach bis 1848 nochmals Île Bourbon und schließlich La Réunion. Klimatisch ist La Réunion als tropisch und sommerfeucht zu bezeichnen, was sich auf die Lagerung der Rums auswirkt. Weltrekorde stellt die kleine Insel in seinen Niederschlägen auf. Während der durchschnittliche Jahresniederschlag auf La Réunion 1632 mm pro m² beträgt (nirgends ist die Rate höher!), fallen in Deutschland gerade einmal 700 mm pro Jahr und m² vom Himmel.
Bild: Sani28
Die Destillerie Savanna liegt, wie der Hauptort Saint-Denis, im Norden der Insel in Saint-André. Sie wurde lt. ihres Eintrags bei Wikipedia in den Jahren 1948 bis 1950 in St. Paul von Émile Hugot konzipiert und zog im Jahr 1992 nach Saint-André um. Produziert werden unter anderem Rhums aus Melasse, sowie Zuckerrohrsaft in verschiedenen Reifegraden und Stilen. Laut dieses lesenswerten Artikels beginnt die Geschichte Savannas allerdings schon um 1870. Wer einmal das Vergnügen haben sollte die Insel zu Besuchen, der kann sich auch die Destillerie ansehen. Führungen werden angeboten.
Die heute besprochene Abfüllung, der Savanna HERR Grand Arôme, wurde am 11. Mai 2006 in der Destillerie Savanna destilliert und lagerte danach 10 Jahre dort auf La Réunion im Cognacfass #502, bis er im Mai 2016 als Originalabfüllung in Fassstärke abgefüllt wurde, rechtzeitig zum 60. Geburtstag von La Maison du Whisky, einem französischen Spirituosen-Fachgeschäft. Sein Alkoholgehalt beträgt 63,8% vol.. Dieser Grand Arôme Rhum wurde aus Melasse destilliert, nicht aus frischem Zuckerrohrsaft, wie die "einfachen" Savanna, sowie die Créol. Verkauft wird der Rhum exklusiv bei LMDW in 50 cl Flaschen. Sein Preis dort beträgt 118 Euro. Es wurden insgesamt 686 Flaschen abgefüllt. Somit müsste Savanna 343 Liter aus nur einem einzigen Fass geholt haben. Bedenkt man dann noch den Angel's Share bei tropischer Lagerung, so ist das mit herkömmlichen Fässern eigentlich kaum zu bewerkstelligen, aber das sind hier zumindest die offiziellen Angaben.

Nun muss ich gleich vor Beginn des Tastings allerdings zunächst einmal gestehen: ich hatte in meinem Leben bisher noch nie einen Rum aus der Savanna Destillerie im Glas und auch nur wenige Male überhaupt Rhum aus La Réunion, hier sämtlichst von Reviere du Mat. Ich kann über den heute verkosteten Rhum daher weder wirklich sagen ob er typisch für La Réunion ist, noch kann ich ihn in irgendeiner Weise in die Ahnenreihe von Savanna einordnen. Das muss ganz klar beim Lesen des Reviews beachtet werden und gerade Fans von Rhum Agricole könnten daher häufig mit dem Kopf schütteln. Warum ich den Rhum dann, trotz offensichtlicher Ahnungslosigkeit, hier bespreche? Ich verkoste den Tropfen nicht als Fan von Savanna oder Rhum Agricole, sondern interessiere mich für den Rhum als Liebhaber von stark esterhaltigen Jamaica Rums und eben auch nur deshalb, weil der HERR nun einmal sehr esterreich ist. Inwieweit diese Rums dann wiederum überhaupt miteinander verglichen werden können wird sich natürlich noch herausstellen, aber letzten Endes werdet ihr als Leser einzig wissen, wie ich den Rum in mein persönliches bisheriges Portfolio einordne, nicht, wie der Rhum sich im Vergleich zu seinen eigentlichen Brüdern, nämlich den anderen Rhums von Savanna, darstellt. Ab diesem Moment kann also zumindest niemand mehr behaupten, er hätte nicht gewusst, worauf der sich beim Lesen dieses Artikels eingelassen hat ;)



Verkostung Savanna HERR 10 YO La Réunion Grand Arôme 2006:


Preis: für 118 Euro kann man 0,5 Liter dieses Rums bei LMDW kaufen. 

Alter: der Rhum ist 10 Jahre alt und reifte zwischen 2006 und 2016.

Lagerung: gelagert wurde der Rhum in einem Ex-Cognacfass auf La Réunion.

Fassnummer: #502.

Angel's Share: unbekannt.

Alkoholstärke: 63,8% vol.

Destillationsverfahren: unbekannt, vermutlich Pot Still Verfahren.

Mark: HERR.

Farbe: satt goldener Bernstein. 

Viskosität: der Rhum bildet satte, fette und eher enge Schlieren, die recht zügig die Glaswand herunterlaufen. 

Nase: Wuuuuuhuuuhuuhuuuu... DAS (!) sind mal echt fette Ester! Wahnsinn! So etwas habe ich, auch wenn ich mir nie vorstellen konnte, dass das möglich ist, selbst auf Jamaica noch nie gesehen! Wie auch bei Hampden üblich war schon beim Einschenken richtig Alarm und jetzt, nach einer Stunde im abgedeckten Glas, brennt der Rum ein echtes Feuerwerk ab! Diese Nase ist zunächst einmal vollkommen unzugänglich. Ein Konglomerat aus krassen Estern, fiesen Klebstoffnoten, Arzneimitteln, vergorener Erdbeere und alkoholischen Dämpfen scheint deutlich sagen zu wollen: Unbefugten ist der Zutritt bei Androhung des Todes nicht gestattet! Anders als bei Hampden ist der Säuregehalt hier nicht so hoch. Das fällt direkt auf. Mannomann! Das ist so ziemlich das heftigste Bouquet, das ich je in einem Glas vorgefunden habe! Ein Rhum, der Urinstinkte aktiviert. Und dieser sagt gerade: "Weglaufen, nicht trinken, is' giftig!".

Nach ca. 1,5 Stunden bricht der Rhum langsam auf und man kann seine Nase auch mal ein wenig näher ans Glas führen. Jetzt steht Kaugummi im Vordergrund in der Geschmacksrichtung "Vergorene Erdbeere". Dazu kommen weiter Uhu-Klebstoff, Hustensaft und die Einflüsse des Ex-Cognac Fasses. Das ist so eine typische Note die man kennt, wenn man schon viele Plantation Rums im Glas gehabt hat. Doch während sie bei Plantation sehr ausgeprägt und durch die Zugabe von Zucker oft sehr überzeichnet ist, findet man sie hier sehr viel dezenter bzw. natürlicher und sehr schön eingebunden wieder. Sie verleiht dem Rum eine schöne Süße, die herrlich zum Kaugummi passt. Ganz hinten habe ich dann Noten, die an Jamaica erinnern. 

Gaumen: auch hier erstmal: voll in die Fre**e rein!! Das erste was ich wahrnehme ist eine sehr auffällige Süße gleich zu Beginn, die habe ich schon im Mund, da habe ich das Glas kaum angesetzt. Danach brennt der Alkohol kurz, aber nicht wirklich lange oder allzu unangenehm. Der Rhum ist für seinen Alkoholgehalt erstaunlich dünn in seiner Konsistenz, dabei aber zu 110% mundfüllend! Es kommt einem aus der Nase und aus den Ohren wieder raus. Die Zunge wird komplett überrannt. Für einen Moment denke ich, dass ich mich mal besser auf meine Urinstinkte verlassen hätte, die sich bereits in der Nase gemeldet haben, aber dafür ist es nun schon zu spät. 
Jetzt kommt die Hubba Hubba Kaugumminote noch viel, viel krasser durch als in der Nase schon. Der HERR ist ein Rhum, der ewig lange am Gaumen verbleiben möchte. Hier rennt er einen wahren Marathon ab. Es kommen immer wieder neue Facetten durch, der Rhum endet nicht. Zwischendrin habe ich hinten heraus immer mal wieder Eisbonbons. Ihr wisst schon, diese mit dem Eisbären drauf. Wer diesen HERRn zu früh herunterschluckt, der verpasst einiges! Denn wenn sich das erste Feuerwerk nach einigen Minuten gelegt hat, kommen erstmals auch herbere Noten durch. Das ist das Startsignal für die Einflüsse des Cognacfasses und der zehnjährigen Reifung. Der Rhum hat am Gaumen inzwischen eine cremige Konsistenz angenommen und verliert mehr und mehr an Kaugummi. Jetzt kommt eine Note durch, die ich nicht wirklich einordnen kann. Bei einem Jamaicaner ist das häufig die Brennerei-typische Note, weswegen das hier natürlich auch gut der typische Charakter von Grande Arome Savanna sein könnte, aber überprüfen kann ich das an dieser Stelle leider nicht. 

Abgang: Im Abgang kommen die Kaugummi-Noten nochmal wieder und vermischen sich mit Fasseinflüssen und Holznoten von frisch abgeschnittenen Ästen. Ewig lange verweilt der HERR noch im Mund und meldet sich immer mal wieder mit frisch abgeschnittenen Ästen zurück. Auch noch nach Stunden ist er präsent.

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Fazit: außergewöhnlich! In jeder Hinsicht außergewöhnlich! Das trifft es wohl am ehesten, wenn man die Eindrücke wertend aber maximal objektiv zusammenfassen möchte, die da in den letzten Stunden auf mich eingeprasselt sind. Wahnsinn! Dieser Rhum lässt sich mit nichts vergleichen, was ich bis dato je im Glas hatte. Ein Rhum, der sicherlich spaltet! Der Kundenkreis, der auf solche extremen Aromen abfährt dürfte sehr eingeschränkt sein und selbst die Esterbomben aus Jamaica sind dagegen fast massentauglich. Tja... Vergleiche. Man ist ja irgendwie immer geneigt, bewusst oder unbewusst, solche zu suchen, da unser Gehirn nun einmal in Vergleichen arbeitet, aber da ist einfach nichts. Daher ist es auch nur logisch, dass ich vielfach von Menschen gehört habe, dass sie mit diesem Rhum, bevor sie ihn genial fanden, überfordert waren. Selbst der 26 jährige The Rum Cask Hampden 1990 hat nicht diese Dichte an Estern, ist nicht wirklich ein Vergleich. Vielleicht könnte man den DOK von Hampden heranziehen, wenn gleich hier bisher noch keinerlei verkäufliche Abfüllungen existieren. Bei meinen Recherchen zu dieser Abfüllung hatte ich da aber einige vergleichende Zeilen gelesen.
Ja, da hat mich die Savanna Destillerie ganz schön überrascht. Rhum Agricole ist ja, gleich ob aus Melasse oder Zuckerrohrsaft, eigentlich so gar nicht meins, aber dieser hier hat mich total geflasht! Erkenntnis für mich: High Ester Rum? Das geht nicht nur auf britisch geprägten Inseln, bzw. in Regionen oder Ländern wie Jamaica, Fiji und Barbados, sondern auch in einem französischen Übersee-Departement. Das kommt zwar, wie schon mehrfach erwähnt, überraschend für mich, ist aber ebenso erfreulich!
Ein paar Worte in Richtung des Preises: der ist zwar mit seinen 236 Euro/Liter happig, für einen zehn jährigen Rum insbesondere, aber ob der Besonderheit der Abfüllung gerade so noch zu vertreten. Ich fand den Rhum wirklich extrem, aber sensationell gut!

Ein riesengroßes Dankeschön geht heute an Sani28 aus dem Rum Club! Er ließ mir sowohl ein Sample, als auch Bilder der Flasche dieses tollen und außergewöhnlichen Rums zukommen. Vielen Dank dafür!

Bis morgen,
Flo

Samstag, 27. Mai 2017

Mai Tai mit The Rum Cask Jamaica Rum 26 YO Hampden 1990

Liebe Rum und Mai Tai Enthusiasten,

wir sind in den letzten Zügen dieses Monat! Einschließlich des heutigen Tages werden noch drei Mai Tais, eine Purverkostung und natürlich der Abschlussartikel im Mai erscheinen. Versprechen darf ich an dieser Stelle schon einmal, dass ich mir für die letzten Tage bewusst wirklich sehr besondere Sachen aufgespart habe.

Den Endspurt starten wir heute bei dem Rum, den ich bisher ganz eindeutig und zweifellos als den Rum des Jahres 2017 bezeichnen würde und, sprechen wir nur über die Hampden Estate auf Jamaica, sogar noch mehr als das. Denn der The Rum Cask Jamaica Rum 26 YO Hampden 1990 setzte deutliche Maßstäbe, die mich zu der Aussage haben hinreißen lassen, dass dieses der bisher beste Rum aus Hampden ist, der je in Flaschen abgefüllt und verkauft wurde. 

Deshalb brauche ich an dieser Stelle denke ich keine weiteren Worte über den Rum verlieren und gebe stattdessen mein Fazit dieses Rums rein, welches auch gleich die wichtigsten Eckdaten umfasst:

"Der Hampden-Jahrgang 1990 zeichnet sich durch einen ganz besonders hohen Estergehalt, eine atemberaubende exotische Fruchtigkeit und eine unglaubliche Power aus, die einen beim Genuss dieses Rums überkommen.
Der The Rum Cask Hampden 1990 ist mit 26 Jahren Fassreife der bisher älteste seines Jahrgangs, der mit 61,9% vol. sogar in voller Fasssärke kommt. Auf genau diesen Rum haben viele Connaisseure schon lange Jahre gewartet. Ich selbst hatte nie einen besseren Hampden im Glas!“

Dieser Text war eigentlich für das Backlabel der Flasche vorgesehen. Da der Rum allerdings unerwartet schnell ausverkauft war, wurden diese leider nicht mehr rechtzeitig fertig. Wer Interesse an einem Backlabel haben sollte, der kann es aber bei seiner nächsten TRC-Bestellung einfach mit dazu bestellen, dann kann man es sich nachträglich noch auf seine Flasche kleben. 



Verkostung des Mai Tais mit The Rum Cask Jamaica Rum 26 YO Hampden 1990:

Ein eher heller, milchiger Mai Tai steht vor mir, geprägt vom hellen Hampden Rum. Das ist exakt die Farbe, die bei einem solchen Mai Tai zu erwarten ist.

Aber dann... der erste Schluck... und es scheppert erstmal! Nicht, weil der Mai Tai besonders stark wäre, das ist er, trotz des hohen Alkoholgehalts des Rums, nicht, er ist vielmehr angenehm weich zu trinken. Sondern es scheppert, weil dieser Mai Tai so unfassbar gut, so unfassbar perfekt, so unfassbar... unfassbar schmeckt, dass es einen erst einmal auf Links dreht. Es fällt schwer, das, was gerade mit einem geschieht, während man den Drink kostet, einzuordnen und tatsächlich treffend zu beschreiben. Fassungslosigkeit. Wirklich jedes Quäntchen dieses Drinks stimmt. Kein Misston, nichts was fehlt... Ein Rum, der einfach outstanding ist und hier die Performance seines Lebens hinlegt, die perfekten Begleiter, die zu wissen scheinen, mit dem sie es da gerade im Glas zu tun haben und hier ebenfalls alles geben um das Gesamtwerk glänzen zu lassen. Ich bin wirklich beeindruckt. 

Fazit: was soll man da noch sagen? Vor mir steht flüssige Perfektion, ein perfekter Mai Tai! Hier stimmt alles. Ich sage allerdings auch bewusst "ein" perfekter Mai Tai und nicht "der" perfekte Mai Tai, da ich natürlich nicht ausschließen kann und möchte, dass es auch noch andere Möglichkeiten gibt, um im Mai Tai zu flüssiger Perfektion zu gelangen.
Alles schön und gut, aber ist der Rum nicht dennoch etwas zu teuer und zu schade für einen Drink? Nein, ist er nicht. Klingt platt, klingt zu einfach, ist aber in meinen Augen so. Der Rum profitiert, trotz dessen, dass ich auch ihn Nahe an der Perfektion sehe, noch einmal vom Drink und bietet ein keinesfalls minderwertigeres Geschmackserlebnis als pur genossen. Von dem her sehe ich das nicht als Verschwendung an. Auch dieser Drink ist "Recommended by Barrel Aged Thoughts"!
Und damit möchte ich für heute auch schließen und wünsche euch allen ein schönes Wochenende! Wir sehen uns hier morgen mit einer Pur-Verkostung wieder.

Bis dahin,
Flo

Freitag, 26. Mai 2017

Mai Tai a la casaBARcardi

Hi Rum- und Mai Tai Folks,

heute teste ich die Rum-Kombination eines Forenmitglieds im Rum Club für den Mai Tai - genauer gesagt: ich teste Captain's Choice! ;) Heute dran ist nämlich das "All Day Mai Tai Recipe" von casaBARcardi, der den Rum Club maßgeblich im November 2016 mit ins Leben rief. 

Casas Rezept weicht vom ursprünglichen Mai Tai Rezept ein wenig ab und gestaltet sich sehr viel süßer als mein eigenes:

Casas aktuelles 'All-Day-Mai Tai-Recipe' in Anlehnung an das von Trader Vic:

2 cl Smith & Cross Traditional Jamaica Rum 57%

2 cl Robinson Jamaica Rum 55%
2 cl Habitation Velier Hampden HLCF 2010 Jamaica Rum 68,5%
2 cl frischer Limettensaft
1,5 cl Pierre Ferrand Triple Sec Dry Curacao 40%
1,5 cl Meneau Sirop de Canne - Orgeat
0,5 cl Saint James Sirop de Canne Roux (optional)


Alle Zutaten werden mit Eiswürfeln im Shaker geschüttelt und in ein 
Glas mit Eis (Würfel oder Crushed Ice, je nach Vorliebe) gegeben.


Hier kommt also zum Tragen, was ich euch eingangs diesen Monats nochmal eindringlich ans Herz gelegt habe: Süße und Säure müssen (!) individuell ausgerichtet werden. Es würde für mich keinen Sinn ergeben, dieses Rezept genau so nachzumixen, da es mir nicht schmecken würde. 3,5 cl Süße zu 2 cl Säure wäre mir viel zu süß. Möchte ich also wissen, inwieweit mich die Rum-Kombination überzeugen kann, muss ich das Rezept auf meine Vorliebe anpassen: das heißt, ich verwende 3 statt 2 cl Limettensaft und nur 1 cl Meneau Orgeat. Süße und Säure stehen bei mir im Verhältnis 3:3. Diese 6 cl Sweet&Sour stehen wiederum 6 cl Rum gegenüber. Das passt für mich.



Verkostung des Mai Tais a la Casa:

Farblich steht der Drink leicht auf der dunkleren Seite, bedingt durch Smith & Cross und HLCF. Nur der Robinson ist etwas heller. 

Geschmacklich ist das dann vor allem erstmal ein klassischer Heavy Jamaican Mai Tai. Und der ist mal wirklich viel besser als ich ihn erwartet hatte! Robinson 55 und Smith & Cross sind tolle Standards, die ich hier auch schon gelobt und empfohlen habe, aber sie reichen eben nicht an High End Jamaicaner heran - was sie zu diesen Preisen natürlich auch nicht müssen. Da ich, wenn ich mir einen Mai Tai mixe, tatsächlich aber eher dazu neige, dann auch auf High End zu gehen, wuchsen sich Robinson und Smith & Cross schon vor langer Zeit aus meinem Regal heraus. Vom Robinson war noch ein Rest da, Smith & Cross erhielt ich, extra zum Mixen dieses Drinks, vom netten Rum Club Mitglied Rumlounge als Sample. 4 cl Standard, um da den Bogen zu spannen, stehen also 2 cl Single Cask Hampden gegenüber. 
Was folgte, war der Einschlag. Alle drei Rums kommen individuell durch und leisten ihren Beitrag zum Gelingen dieses Drinks. Die übrigen Zutaten begleiten das ganze präsent, aber nicht dominant, also genau in der Weise, wie ich es im Mai Tai mag. Durch die Potenz des Drinks ist er natürlich nicht von Beginn an süffig zu trinken, da ist erstmal schon sehr viel Bums. Aber mit den ersten Minuten kommt dann auch die Süffigkeit und der Drink geht gut weg. 

Fazit: ich erwartete mir von dieser Kombination einen leicht aufgepeppten Standard Mai Tai und erhielt statt dessen einen Mai Tai, der kaum Konkurrenz scheuen muss! Klar, an die ganz großen Kaliber reicht das nicht heran, aber aktuell ist kaum etwas besseres verfügbar und das Preis-Leistungsverhältnis ist hier, wie schon bei der Rum Fire + HLCF Kombination, kaum zu schlagen, sensationell gut! Den kann man eben einfach mal machen. Einsatzzweck voll erfüllt, klare Empfehlung!

Morgen wird es hier dann an's Eingemachte gehen, dann kommt wirklich mal High End. Seid gespannt! :)

Bis dahin,
Flo

Donnerstag, 25. Mai 2017

Mai Tai mit Velier Caroni Rum 17 YO und Premium Rum Hampden 16 YO

Liebe Rum- und Mai Tai Freunde,

spontan habe ich meinen Plan verworfen, heute nochmal ein Review aus der Konserve zu bringen und mich statt dessen für einen Mai Tai mit einem Blend aus den hier auf BAT schon besprochenen Velier Caroni Rum 17 YO 1998 und Premium Rum Hampden 16 YO 2000 entschieden. 
Ich bin von einem Leser der ersten Stunde dieses Blogs darum gebeten worden, von Rum Club Member "Mixael", den ich noch aus dem alten Cocktails & Dreams Forum kenne. Mixael, das verrät der Name, ist vor allem am Shaker zu finden, trinkt aber auch mal gerne einen guten Tropfen pur. Wer diesen Blog akribisch genau verfolgt hat, der kann diesen Namen sogar kennen. Denn ich habe huer schon einmal eine hervorragende Idee von ihm umgesetzt: den Basil on Fire
Heute also der Caroni/Hampden Mai Tai: ich wählte dafür den Velier Caroni, da ich momentan keinen anderen offen habe, der sich besser eignen würde. Vom Ancient Mariner blieb leider nichts übrig. Um dem Caroni eine Chance zu lassen war klar, dass es auf der anderen Seite ein 2000er Hampden werden würde. Das Mischungsverhältnis bestimmte ich auf 3,5 cl Caroni zu 2,5 cl Hampden. Mal sehen, was dabei herum kommt. 



Verkostung des Mai Tais mit Velier Caroni Rum 17 YO & Premium Rum Hampden 16 YO:

Dunklere Farbe als so häufig diesen Monat. Klassische Mai Tai Farbe! Milchig, trüb, leicht dunkler als das Orgeat. 

Geschmacklich kommt das dabei heraus, was man sich gemeinhin auch vorstellen konnte: ein Dirty Mai Tai, ein Hampden Mai Tai mit Dreck! Was für den Außenstehenden verstörend klingen muss, lässt in einem Fan von Hampden und Caroni die Neugierde ins Unermessliche steigern. Und das absolut zurecht! Beide Rums kommen abwechselnd immer wieder durch und scheinen ein total geniales Tennismatch im Glas zu spielen. Die beiden spielen sich den Ball immer wieder hin und her und keiner der beiden ist bereit seinem Gegenüber den Punkt zu überlassen. Hampden - Caroni - Hampden - Caroni - Hampden - ... Und immer so weiter. 
Dazu geben die anderen Zutaten aus Curacao, Orgeat und Limette eine würdige Bühne, auf der die anderen beiden sich entfalten können. Toll! Und vor allem: überhaupt nicht anstregend! Dieser Drink macht einfach nur Spaß! 


Fazit: Grazie, Micha! Der hat mir wirklich überaus gut gefallen! Ein weiteres Mal beweist der Mai Tai hier seinen Facettenreichtum und kann mit dieser ganz speziellen Kombination glänzen. Es stimmte einfach alles bei diesem Drink. Diese Version gefiel mir glaube ich noch ein wenig besser als die reine Caroni-Variante. Wirklich außergewöhnlich! 


Morgen geht es hier dann weiter mit der Rezeptur eines weiteren Rum Club Mitglieds. Genauer gesagt, der des Captains!

Bis dahin,
Flo


Mittwoch, 24. Mai 2017

Mai Tai mit Rum Nation Small Batch Rare Rums Jamaica Rum 18 YO Hampden 1998

Liebe Rum- und Mai Tai Begeisterten,

wie bereits im Mai Tai Review des The Rum Cask 17 YO Hampden 1998 am Anfang des Monats angekündigt, kommt mit dem Rum Nation Small Batch Rare Rums Jamaica Rum 18 YO Hampden 1998 heute ein weiterer Rum des hervorragenden Hampden Batches aus 1998 in den Mai Tai.
Pur werde ich den Rum diesen Sommer noch verkosten und mit dem oben genannten 17 YO von The Rum Cask vergleichen, hingegen im Drink kommt er schon heute online. Um das ganze aber schon mal ein wenig einordnen zu können: der Rum Nation geht in eine ähnliche, vergleichbare Richtung. Er ist kein vollkommen neuer Rum. Das zeigen auch die Key Facts zum Rum Nation Hampden.

Eine Kurzfassung mit den Randdaten zur Abfüllung:

Abfüller:                Rum Nation; Rossi & Rossi
Land/Region:       Jamaica
Destillerie:            Hampden Distillery
Alter:                        18 YO (1998 - 2016)
Alkoholgehalt:   66,3% vol.



Verkostung des Mai Tais mit Rum Nation 18 YO Jamaica Rum Hampden 1998:

Farblich steht ein sehr blasser Mai Tai vor mir, ähnlich wie das auch schon beim The Rum Cask 1998 war. Beide Rums unterscheiden sich farblich nicht wirklich.

Geschmacklich allerdings überzeugt der Rum Nation im Mai Tai nicht ganz so sehr wie die beiden jüngeren Brüdern von The Rum Cask getan haben. Der Rum ist klar präsenter und geht mit den anderen Zutaten leider keine ganz so schöne Verbindung ein, wie es die beiden TRC tun, bei denen die Zutaten zu einer regelrechten Einheit verschmolzen. Curacao und Orgeat haben es hier deutlich schwerer, wenn gleich sie aber natürlich schon noch durchkommen. 

Fazit: Jammern? Ja, so ein wenig schon, aber auf sehr hohem Niveau! Ich behaupte: hätte es die TRC Abfüllungen nie gegeben, dann hätte ich diesen Rum heftig abgefeiert. Und wenn er nicht so teuer wäre, dann wäre das auch, mangels verfügbarer Alternativen, ein echt fetter Standard für den Mai Tai! Für solch einen Preis, fast das Doppelte der TRC Abfüllungen, muss ein Rum aber natürlich liefern und am besten noch über die Erwartungen hinaus. Ersteres tut er, er liefert, aber letzteres vermag er leider nicht. Dazu hätte er die beiden TRC schlagen müssen und für mich tut er das nicht. Sie machen die schöneren Mai Tais. Da die TRC allerdings schon seit einiger Zeit ausverkauft sind, ist der Rum Nation dennoch einer der so ziemlich besten High Ester Hampden am Markt derzeit. 

Bis morgen,
Flo

Dienstag, 23. Mai 2017

Thomas' Thoughts: Mai Tai mit Our Rum & Spirits Demerara Rum 12 YO Diamond 2003

Liebe Rum- und Mai Tai Freaks,

letzte Woche hat Marius von Single Cask Rum für euch einen Mai Tai mit Mabaruma Hampden Rum 13 YO 2000 gemixt und auch heute werde ich nochmals externe Unterstützung durch einen Gast erhalten. 
Und zwar wird euer Mai Tai heute von Thomas Bossnack gemixt werden, dem ich dafür schon vorab vielmals danken möchte! Ich habe ihn vor einigen Wochen mit Marius zusammen gefragt, ob er nicht Bock dazu hätte und er hat sich glücklicherweise ebenfalls gern dazu bereiterklärt hier mitzuwirken. Thomas beschäftigt sich schon seit acht Jahren mit Cocktails und ist vor ca. drei Jahren dann auch zum Purgenuss gekommen. Er ist bekannt für seinen extrem geschulten Geruchs- und Geschmacksinn und dafür, in Blindtastings regelmäßig Volltreffer zu landen, was ihm den anerkennenden Spitznamen "Professor" eingebracht hat. 
Seit Anfang des Jahres teilt Thomas seine Eindrücke nicht nur im Forum "Rum Club", sondern auch auf seinem eigenen Blog RUMBOOM.

Und nun wünsche ich dir, lieber Thomas, und allen Lesern viel Spaß beim Lesen der folgenden Zeilen und natürlich im Anschluss beim Nachmixen!




Hallo liebe BAT Leser,

wie vor ein paar Tagen der Gastbeitrag von Marius, habe ich heute die Ehre euch einen Mai Tai auf BAT vorzustellen.

Der heutige Rum für den Mai Tai fällt in die Kategorie "eher ungewöhnlich" in Bezug auf diesen Cocktail. Es geht um den Our Rum & Spirits Guyana Diamond von Christian Nagel. Jetzt könnte man sich fragen "wer kommt denn bitte auf die Idee einen Diamond für einen Mai Tai zu verwenden?". Experimentierfreudige Cocktailliebhaber, die Alternativen für Rums suchen, welche pur nicht ganz zusagen, aber in einem Drink vielleicht eine gute Figur machen könnten. So ein Kandidat ist bei mir der OR&S Diamond.

Bevor es mit der Verkostung losgeht, noch einmal kurz die Key Facts zum Rum:

Abfüller:                Our Rum & Spirits
Land/Region:       Guyana
Destillerie:            Diamond Distillery
Alter:                        12 YO (2003 - 2016)
Alkoholgehalt:   62,8% vol.


Neben dem OR&S Diamond (6cl) verwende ich für diesen Mai Tai Triple Sec von Pierre Ferrand (1,5cl), Orgeat von Giffard (0,75cl), selbst hergestellten Zuckersirup (0,75cl) und frisch gepressten Limettensaft (3cl)



Verkostung des Mai Tais mit Our Rum & Spirits Demerara Rum 12 YO Diamond 2003: 

Da unser Grundstoff von OR&S bereits eine sehr dunkle leicht rötliche Farbe hat, ist es nicht verwunderlich, dass unser Mai Tai nicht die gewohnte Farbe trägt: orange braun und trüb.

Wow! Ist das Blutorangensaft oder ein Mai Tai?! Die Charakteristika des Rums sind ganz klar in diesem Drink wiederzuerkennen. Ganz viel Blutorange, Leder und Holz dominieren den Drink. Die Säure der Limette ist auch prägnant aber passend. Nur leicht wahrnehmbar ist das Orgeat, welches in einem normalen Mai Tai durchaus präsent(er) ist. Von mir aus könnte das Orgeat weggelassen werden und durch normalen Zuckersirup ersetzt werden, da das Orgeat für mich nicht ganz passt. Nichtsdestotrotz ein guter Drink! Auch nach längerer Standzeit und fortschreitender Verwässerung ist dieser Drink noch gut genießbar und behält verhältnismäßig viel Geschmack.

Fazit: dieser Drink hat fast nichts mehr mit einem üblichen Mai Tai zu tun. Ist er deshalb ein schlechter Mai Tai? Jaein! Ja, weil er für mich einfach kein Mai Tai ist. Nein, weil er trotzdem ein guter Drink ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieser Rum eine noch bessere Figur in einem Daiquiri oder vielleicht sogar in einem Rum Sour machen würde. Leider habe ich nicht mehr genug vom OR&S Diamond übrig, um das zu testen. Aber vielleicht ist ja jemand experimentierfreudiges unter den Lesern dabei? Über Feedback würde ich mich freuen.

Ciao!
Thomas

Montag, 22. Mai 2017

Mai Tai mit Ancient Mariner Caroni Rum 16 YO

Liebe Rum- und Mai Tai Spezis,

gestern gab es, wenn auch sehr spät, noch den Ancient Mariner Caroni pur verkostet und heute kommt eben dieser Rum in den Mai Tai. Das war von Anfang an der Plan, denn ich wollte unbedingt auch mal einen Caroni-Mai Tai probieren. 

Was war mir da wichtig? Klar, dreckig und kantig sollte der Rum dafür sein, denn er soll im Drink ja nicht verschwimmen. Außerdem soll möglichst viel vom typischen Aroma der Caroni Rums im Drink auch herauskommen. Man soll wissen, was man da gerade im Glas hat! Daher bot sich für diesen Versuch der Ancient Mariner an. Warum? Er hat ein typisches, dreckiges Caroni-Profil, er hat mich pur nicht so stark überzeugt, dass es mir um die 6 cl Leid täte wenn der Versuch am Ende nicht schmecken sollte, er hat mit 54% vol. eine gute, solide Trinkstärke für einen Drink wie den Mai Tai und er ist auch nicht zu teuer. Wird das ganze also eher ein Reinfall, so hält sich auch der finanzielle Schaden in Grenzen. 
Aber nun denken wir natürlich optimistisch und gucken uns an, was aus dem Drink geworden ist:




Verkostung des Mai Tai mit Ancient Mariner Trinidad Rum 16 YO Caroni:

Eine dunklere Farbe als gewohnt strahlt mich im Glas an. Auch wenn das auf dem Bild immer noch sehr milchig wirkt, aber der Drink geht nahezu ins Orange. Aber bei einem derart dunklen Rum, wie es der Caroni einer ist, war das klar.

Zu Beginn kommt der Drink äußerst stark daher, sehr schwer, sehr anstrengend, Mit etwas Schmelzwasser gewinnt er dann merklich. Er wird runder, zahmer und lässt zu, dass man ihn auch etwas entspannter genießen kann. Das wichtigste aber: es kommt tatsächlich ein Mai Tai heraus, der natürlich schon sehr viel anders ist als mit Jamaica Rum, der aber auch zu überzeugen weiß und eine spannende und gelungene Interpretation des Mai Tai darstellt. 
Der Rum kommt wirklich wunderbar durch, er dominiert den Drink im Stile eines echten Power-Hampdens, schraubt die Partner aber nicht runter. Doch, das passt sehr gut. So gut, dass ich auf jedem Fall nach einem günstigen, soliden Caroni Ausschau halten werde, der sich hier vielleicht häufiger mal anböte. 

Fazit: das funktioniert nicht nur, das passt sogar ausgezeichnet! Ob der Drink selbst noch ein Mai Tai ist, darüber kann man sicher streiten, aber das ganze schmeckt in jedem Fall super! Von allen Nicht-Jamaicanern im Mai Tai funktionierte Caroni bisher in meinen Augen am besten. Klar besser als z.B. Versailles oder St. Lucia.
Die Kombination wirkt natürlich etwas skurril: Südsee-Paradies trifft brennende Reifen, Altöl und anderen Unrat, der so im Meer schwimmen könnte. Ein Zyniker würde den Drink deshalb vermutlich einen "21st Century Ocean Cocktail" nennen. Aber genau so mutet er teilweise wirklich an. Wie ein ursprünglich leuchtender, strahlender und nun verschmutzter Mai Tai. Aber im Gegensatz zur Assoziation selbst (verschmutzte Meere) gefällt mir der Mai Tai, den ich vor mir habe. Er verdrängt zwar Jamaica nicht einmal ansatzweise als meine Referenz im Mai Tai, aber das ist schon klar mehr als nur "kann man mal versuchen". Nein, der wird wieder gemixt! Und auch eine Kombination aus Hampden und Caroni wurde schon an mich herangetragen. Schaun mer mal! ;)

Morgen wird dann ein weiterer gern gesehener Gast seinen Mai Tai hier auf Barrel Aged Thoughts vorstellen. Und es wird erneut nicht nach Jamaica gehen ;) Bleibt gespannt. 

Bis Morgen,
Flo