nachdem ich bereits jeweils zwei Rums aus Long Pond und aus Monymusk vorgestellt habe, ist heute die Hampden Estate dran!
Die Destillerie Hampden liegt im Norden Jamaicas, in der Provinz Trelawny und ist bekannt für ihre High Ester Rums. Dieser entsteht durch eine extrem lange Fermentation der Melasse, die bis zu zwei Wochen dauert, durch die Beigabe von Skimming und Dunder, sowie durch die Destillation in einer der drei kupfernen Pot Stills, welche Hampden besitzt. Diese Art der Rumherstellung ist deutlich aufwändiger als bei anderen Typen von Rum und wird heute so gut wie nicht mehr praktiziert.
Hampdens Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1743, als Hampden durch die schottisch-stämmige Familie Stirling gegründet wurde. Der letzte Eigentümer, vor der Verstaatlichung im Jahr 2003, war die Familie Farquharson. Nach einer Schließung, nur kurze Zeit später, wurde Hampden im Jahr 2009 durch Everglades Farms Ltd., welche der Familie Hussey gehört, erworben. Diese begann die Destillerie, die zu einem beträchtlichen Teil zerstört und heruntergewirtschaftet war, zu restaurieren und nahm auch die Rumproduktion wieder auf.
Auf dem Rum-Markt finden sich aber nach wie vor immer mal wieder Rums, die noch aus der Zeit vor der Schließung kurz nach der Jahrtausendwende stammen. Zwei dieser Rums möchte ich heute vorstellen: zum einen den Cadenhead's Cask Strength Jamaica Rum JMLR 8 YO (2000 - 2008) mit 63,2% vol. und zum anderen den Cadenhead's Cask Strength Jamaica Rum JMLR 12 YO (2000 - 2012) mit 62,1% vol.
Beide Rums, das wird bereits deutlich, stammen aus einem Batch, welches im Jahr 2000 in Hampden, Jamaica destilliert und von der schottischen Firma Cadenhead erworben wurde. Man veröffentlichte zunächst im November 2008 den ersten der beiden heutigen Rums und vor einem Monat, im Oktober 2012, den zweiten. Ich werde daher beide Rums miteinander vergleichen und bin gespannt darauf, inwieweit sich der 12 YO im Vergleich zum 8 YO weiterentwickelt hat.
Cadenhead Jamaica JMLR Hampden 2000 |
Der unabhängige Abfüller William Cadenhead, gegründet 1842, hat seinen Ursprung in der Whiskybranche und setzt dort auch nach wie vor seinen Schwerpunkt. Neben Whisky bringt Cadenhead aber auch immer wieder Rum, Cognac oder Gin auf den Markt. Cadenhead lagert seine Whiskys, Cognacs und Rums im kühlen Schottland in eigenen Lagerhäusern, wodurch man beim Rum dessen Reifungsprozess, im Vergleich zur karibischen Lagerung, zwar deutlich verlangsamt, aber auch intensiviert. Der Schwerpunkt im Rum-Bereich liegt klar auf Demerara Rum, von dem Cadenhead behauptet, die größten Vorräte außerhalb Guyanas zu besitzen. Cadenhead trennt seine Rum-Abfüllungen in die Dated Distillation und in die Green Label Serie. Erstere wird ausschließlich in Fassstärke abgefüllt, mit Angabe von Herkunftsland, Destillerie, Mark, Destillationsverfahren, sowie Destillations- und Abfülljahr. Die Green Label Serie wird hingegen auf 46% vol. Trinkstärke verdünnt angeboten, ohne weitere Angaben zur Herkunft, mit Ausnahme des Herkunftslandes, was ich etwas schade finde, da man dabei quasi die Katze im Sack kauft.
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Verkostung der beiden Rums:
Preis: der JMLR 8 YO ist inzwischen beim Importeur ausverkauft, kostete ca. 50 Euro. Diverse Händler listen ihn aber noch. Der JMLR 12 YO kostet bei Cadenhead 57 Euro und ist bisher nur dort gelistet.
Alter: beide Rums wurden im Jahr 2000 destilliert. Der JMLR 8 YO wurde im November 2008 abgefüllt, der ältere Bruder im Oktober 2012 mit 12 Jahren.
Alkoholstärke: beide Rums wurden in Fassstärke abgefüllt. Der JMLR 8 YO mit 63,2% vol., der 12 YO mit 62,1% vol.
Destillationsverfahren: beide Rums wurden im Pot Still Verfahren destilliert.
Farbe: beide Rums sind strohig, goldfarben, wobei der 12 YO etwas dunkler und intensiver erscheint als der 8 YO, aber der Unterschied ist nicht sehr groß.
Viskosität: der JMLR 8 YO schmiegt sich eng an die Glaswand und bildet gut ausgebildete, enge Schlieren. Der 12 YO ist in seinem Erscheinungsbild beinahe identisch, die Schlieren sind nur minimal breiter.
Nase: eine vanillig, erdige Note mit Toffee und etwas Banane und Ananas im Hintergrund dominieren den JMLR 8 YO. Insgesamt bekommt man hier schon den Eindruck, dass der Rum noch sehr jung ist. Die Nase ist nicht so intensiv wie bei anderen Rums aus Hampden, so dass die alkoholische Schärfe hier noch gut wahrnehmbar ist. Dass wir es hier aber mit einem Rum aus Hampden zu tun haben, ist unbestreitbar. Er verleugnet seine Herkunft nicht! Nach einiger Zeit kommt die Frucht, die ja so charakteristisch für diese Rums ist, auch noch deutlicher heraus. Einzig auffällig ist ein eher geringerer Estergehalt, den ich hier vermute. Während Hampden Rums nicht selten auch Continental Flavoured sind, dürfte dieser hier eher ein Wedderburn sein.
Beim JMLR 12 YO fallen die vier Jahre längere Reife sofort auf. Während der 8 YO noch sehr frisch war, kommt hier die Lagerung im Eichenholzfass sehr schön heraus. So sehr, dass die Noten von tropischer Frucht schon sehr an den Rand gedrängt wird, zumindest für Hampden-Verhältnisse. Vanille nehme ich hier, wie schon beim 8 YO, sehr intensiv wahr. Toffee hingegen ist beim 12 YO fast verschwunden. Die tiefe Holznote gefällt mir hier sehr gut, so intensiv habe ich diese bei Hampden bisher sehr selten wahr genommen.
Gaumen: mein Verdacht eines Wedderburn-Destillats bestätigt sich hier, der Rum erinnert nun sogar an Rums aus Long Pond. Wer einen Continental Flavoured Rum erwartet, der wird nun enttäuscht sein. Wer sich aber auf einen anderen Stil bereit ist einzulassen, der erlebt hier keinen schlechten Rum. Die kurze Reifedauer wird dem JMLR 8 YO allerdings etwas zum Verhängnis, denn der Rum ist noch sehr rau und kratzig. Hier hilft eine geringe Verdünnung sehr, bei der auch die Fruchtigkeit in Form von gegrilltem Obst noch etwas aus dem Rum herausgekitzelt wird. Ansonsten zeigen sich hier eine leichte Bitternote, sowie nun auch etwas Holz.
Auch der JMLR 12 YO bestätigt die Annahme eines Wedderburn Rums, sogar noch deutlicher als beim 8 YO. Hier habe ich am Gaumen gar eine kräftige Anis-Note, die mich völlig überrascht, hatte ich diese bisher doch für Charakteristika von Rums aus Port Mourant und Long Pond gehalten. Aber hier haben wir diese Note ebenfalls sehr deutlich, gepaart mit Noten von frischem Gras, Erde und abgeschlagenem Holz plus eine Spur Toffee und Röstaromen. In meinen Augen ein ganz und gar untypischer Gaumen für einen Hampden, ich vermisse die Frucht hier fast komplett. Der Rum ist überraschend trocken.
Abgang: die leichte Bitternote am Ende bleibt hier präsent, allerdings kommt noch einmal etwas Toffee zurück. Klar, wir haben es hier mit einem Hampden Rum zu tun, dementsprechend lang ist auch der Abgang, aber den solchen habe ich bei Hampden schon deutlich länger und intensiver erlebt! Für einen Hampden Rum ist der Abgang daher schon eher kurz.
Beim 12 YO bleibt vor allem die Anis-Note in Kombination mit dem frischen Holz, Lakritze und einer leichten Bitterkeit. Trocken. Sehr lang, deutlich länger als beim 8 YO! Gut!
Fazit: Hampden mal anders! Bisher kannte ich aus Hampden nur Continental Flavoured Rums mit einem fulminant hohen Estergehalt. Dieser ist bei diesen beiden Rums, dadurch, dass ich hier zwei Wedderburn-Destillate vermute, etwas geringer, die Rums daher auch nicht ganz so mundfüllend. Allerdings möchte ich das nicht negativ verstanden wissen, die beiden Rums machen viel Spaß!
Beim 8 YO ergibt sich noch etwas das Problem der jugendlichen Kratzigkeit, zumindest unverdünnt. Dahinter allerdings wartet ein guter, aber nicht seht guter Rum. Der Preis geht für das Gebotene in Ordnung.
Der 12 YO stellt dann endgültig alles auf den Kopf, was ich aus Hampden bisher kannte. Der JMLR 12 YO ist der bisher am wenigsten fruchtige Hampden, den ich bisher probiert habe. Kein Vergleich zu z.B. dem Berry's Own Selection Hampden 1990. Ein sehr leckerer Rum, der in meinen Augen ein Alleinstellungsmerkmal hat, der aber trotz allem noch unverkennbar ein Hampden Rum ist. Für mich macht letzterer im direkten Vergleich auch definitiv das Rennen zwischen den beiden, denn auch unverdünnt lässt er sich angenehm trinken. Ein Rum, der mir wirklich sehr, sehr gut gefällt. Schön, dass Cadenhead nach langer Zeit endlich mal wieder einen Jamaicaner in Fassstärke herausgebracht hat. Bleibt zu hoffen, dass da in Zukunft noch mehr kommt, es lohnt sich. Danke!
Ein Jamaica Rum aus Hampden? Na klar, der wird natürlich auch im Mai Tai getestet ;) ich bin gespannt darauf, wie er sich macht.
- 6 cl Cadenhead's Cask Strength Jamaica Rum JMLR Hampden Estate 12 YO
- 1,4 cl Pierre Ferrand Orange Curacao
- 0,80 cl Meneau Orgeat
- 0,30 cl Zuckersirup
- 3,5 cl Limettensaft
Mai Tai mit Cadenhead's Jamaica JMLR Hampden 2000 |
Farblich ist der Mai Tai etwas heller als man diesen Drink normalerweise erwartet, was am strohigen Rum und am verwendeten weißen Zuckersirup liegt. Geschmacklich drückt der Rum dem Drink seinen Stempel auf, ohne den ganzen Drink zu beherrschen, so wie ich es von einem kräftigen Jamaicaner erwarte. Toll! Ein herrlicher Rum im Vordergrund, umrahmt und wunderbar in Szene gesetzt von den derzeit besten, mir bekannten Zutaten für diesen Drink. Diese gleichen auch die etwas geringere Fruchtigkeit des Rums aus. Dem Drink schadet etwas Schmelzwasser nicht, ist aber von Beginn an perfekt trinkbar. So stelle ich mir einen schönen Mai Tai vor. Im Mund verbleibt ein leckerer, rummig-fruchtiger Nachgeschmack, der zu jeder Zeit an karibische Vorzüge zu Erinnern vermag.
Konnte mich der Rum schon pur überzeugen, so tut er dies auch im Mai Tai. Klare Kaufempfehlung!
Bis demnächst,
Flo