Sonntag, 31. Januar 2021

RA Barbados Rum 34 YO W.I.R.D. "Rockley Style" 1986

Liebe Rum Gemeinde,

heute ist mal wieder so ein Tag, an dem ich an einer dieser Reviews sitze, bei denen ich vor lauter freudiger Erwartung schon gar nicht mehr weiß, wo genau ich eigentlich anfangen soll. Eine Vorfreude, die schon seit Monaten darauf wartet, sich endlich Bahn brechen zu dürfen und nun ist es endlich so weit: Rockley-Festtagsstimmung auf Barrel Aged Thoughts! 


Der so genannte "Rockley Style" ist ein Rum Stil, der mich schon sehr, sehr lange auf meiner Reise durch die flüssige Kulinarik der Karibik begleitet. Seit einem kalten, ungemütlichen Abend im November 2011, um genau zu sein. In meiner Review zu den beiden 1986er Duncan Taylor und Silver Seal vom letzten Jahr habe ich diese Geschichte um meinen ersten Besuch bei Herrn Andreas Schwarz in Preetz ausführlicher dargelegt. Wer da Zeit und Lust hat, kann sich dieser Lektüre gern noch einmal annehmen. Das würde ich allerdings auch davon ganz abgesehen jedem empfehlen noch einmal zu tun, denn die beiden dort begutachteten Rums sind auch für meinen heutigen Rum die Benchmark, die es zu schlagen gilt. 

Der Duncan Taylor behauptet diese Position im Grunde seit 2012 schon durchgängig für sich. Damals kam dieser mit 25 Jahren in die Flasche und war einer der eher wenigen Rockley, der mit mehr als nur 46% vol. in die Flasche kam. In der Folge hingegen wurde es dann ruhig um den Rockley Style aus 1986 - um nicht zu sagen: mucksmäuschenstill! Denn leider kam da die Jahre danach nämlich nichts mehr wirklich nach (den Jahrgang 2000 sehe ich als qualitativ nicht vergleichbar an), weswegen ich den Stil auch bereits verloren geglaubt hatte. Der Silver Seal hat uns im Sommer 2020 dann wiederum alle überrascht und auch verzaubert. Denn es zeigte sich bei der Verkostung, dass er definitiv dazu in der Lage war den Duncan Taylor herauszufordern. Im Ergebnis schaffte er es zwar nicht ihn zu übertrumpfen, meines Erachtens, aber er hat sich ergänzend und auf Augenhöhe an dessen Seite gestellt, was ich schon sehr beachtlich finde, angesichts der enormen Qualität des Duncan Taylor! Und nun schließlich kommt mit dem Rum Artesanal zu Beginn des Jahres 2021 dann direkt der nächste Rockley, der es sich zutrauen darf, es mit den beiden aufzunehmen! Inwieweit es ihm gelingen wird? Das schauen wir uns gleich an! 


Zum Rockley-Style:

Zuvor allerdings möchte ich noch ein paar Einwürfe zu "Rockley" selbst machen, bzw. eben zum "Rockley"-Style. Denn die Geschichte darum gehört zu den geheimnisvollsten, die die moderne Rumszene zu bieten hat (zumindest, wenn wir das ganze einmal auf die Geheimnisse positiver Konnotation reduzieren). Um diese in ihrer Gesamtheit darzulegen müsste ich nun vermutlich zu weit ausholen und plane das an anderer Stelle auch noch zu tun, daher schaue ich, dass ich heute erst einmal nur die wesentlichsten Punkte herausstelle. 

Zunächst einmal muss ich mit der Annahme aufräumen, es könne sich bei dem Rum um Rum aus einer Rockley Destillerie handeln. Es gab zwar früher eine Rockley Destillerie auf Barbados, aber diese existiert schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Was hingegen noch existiert, ist deren mutmaßliche alte Pot Still, die Rockley Still, die auf einigen Flaschenlabeln auch immer mal wieder angegeben wurde. Diese steht heute bei der West Indies Rum Distillery (W.I.R.D.) auf Barbados - wurde tatsächlich aber seit wiederum vielen Jahrzehnten auch schon nicht mehr genutzt, und zwar auch schon weit vor 1986 nicht mehr. Auch sie scheidet als Urheber für diesen Rum aus. Was also erstmal klingt wie eine dieser Stories aus Guyana, wo oft heute noch mit uralten Brennblasen längst vergangene Stile noch produziert werden, entpuppt sich hier als Trugschluss. Die Frage an dieser Stelle lautet also: wie kam der Name Rockley zum 1986er Batch der W.I.R.D.? Ist es wie bei einigen anderen Guyana Rums z.B., wo heute ebenfalls keine Brennblase mehr existiert und der gesamte Stil durch vollkommen anderes Material hergestellt wird? Oder handelt es sich bei der Namensgebung um reine Willkür, immerhin taucht der Name Rockley erst seit Mitte-Ende der 1990er Jahre überhaupt im Zusammenhang mit Rum der W.I.R.D. auf. Das kann leider noch immer niemand hinreichend beantworten. Zwar wird, was auf die zweite Möglichkeit der modernen Namensfindung zielt, immer wieder John Barrett als Urheber dieses Mythos genannt, aber inwieweit das stimmt, darf doch bezweifelt werden, immerhin stammt die älteste mir bekannte 1986er Abfüllung die den Namen Rockley auf dem Label trägt nicht von Bristol, sondern von Velier. Sie wurde bereits 1997 abgefüllt (sollte laut Label sogar aus der Rockley Distillery stammen) und damit ein Jahr bevor John Barrett unter dem Bristol Logo seinen ersten 1986er abfüllte. 

Weiter muss man sich aber vor allem auch die Frage stellen: um was für Rum handelt es sich bei diesen "Rockleys" eigentlich? Denn wer schon einmal einen "Rockley" und einen herkömmlichen Rum aus der Gregg's Farm Pot Still der W.I.R.D. im Glas hatte der wird sehen: das sind Rums wie Tag und Nacht, gar nicht miteinander vergleichbar! Was also lief bei diesem "Rockley" Style anders? Auch hier müssen wir bedauerlicherweise noch zu großen Teilen im Trüben fischen. Zwar gibt es einige Erklärungsansätze und Theorien, aber bisher leider keinen einzigen hinreichenden Beweis. Das ist zwar einerseits schade, habe ich doch irgendwie immer den Drang so etwas bis ins Detail entschlüsseln zu wollen, aber auf der anderen Seite macht das den Mythos Rockley auch irgendwo aus. Die geläufigen Erklärungsansätze reichen von der Fermentation mit Meerwasser, über die Nutzung eines weiteren Brennapperats (der Vulcan Chamber Still) bis hin zu der Frage, zu welchem Zweck dieser Stil eigentlich hergestellt wurde. Hier wiederum würde ich auf eine ähnliche Nutzung wie bei Hampden oder Caroni tippen, das heißt, dass dieser Stil vielleicht lediglich das Flavouring Material von W.I.R.D. war oder ist und nur aus 1986 und 2000 (sowie vereinzelter noch früherer Jahrgänge) ein eventueller Überschuss einfach nach Europa verkauft wurde. Somit könnte der sog. "Rockley" Style am Ende auch einfach nur die Essenz von W.I.R.D. sein, vergleichbar mit eben den Heavy Rums von Caroni oder Hampden DOK. Und das wiederum hieße, dass vielleicht auch "Rockley" ursprünglich nie zum trinken gedacht war, sondern von Scheer eher für eine Nutzung in der Lebensmittelindustrie eingekauft wurde. Allerdings zeigt es sich gerade im High-End-Bereich von Rum immer wieder, dass vor allem diese Rums, die nie dazu bestimmt waren pur im Glas eines Endverbrauchers zu landen, bei jenen am Ende die Augen stärker zum Leuchten bringen, als es die allermeisten anderen Rums je zu vermögen wissen. 

Und zu guter Letzt ist es möglicherweise noch wichtig zu erwähnen, dass der 1986er Rum aus der W.I.R.D. unter noch weiteren Namen auf dem Label bei diversen IB erschien. Zum Teil wurde die Destillerie auch unter den Namen West Indies Rum Refinery (W.I.R.R.) oder Blackrock Distillery geführt. Solltet ihr also Bajan Rums aus 1986 finden, die einen dieser Namen tragen: nein, das ist nichts anderes, das ist das gleiche Batch! ;-)


Aus Gründen der Transparenz sei, bevor wir nun zur Verkostung selbst kommen, an dieser Stelle noch erwähnt, dass ich ein Sample zur Verkostung dieses Rums, sowie eine ganze Flasche des Rums zu Fotozwecken gratis erhielt. Auf meinen Geschmack und die Bewertung hat dies selbstverständlich aber keinen Einfluss. 

Picture by Dominik Marwede


Verkostung des RA Barbados Rum 34 YO W.I.R.D. "Rockley Style" 1986:

Preis: die unverbindliche Preisempfehlung des Rockley liegt bei 329,90€ / 0,5 Liter.

Alter: von Dezember 1986 bis Januar 2021 durfte der Rum insgesamt ziemlich genau 34 Jahre im Fass reifen. 

Lagerung: Continental Aging - der Rum lagerte während der gesamten Zeit seiner Reifung in Europa. 

Fassnummer: die interne Fassnummer lautet #210. Dieses Fass ergab nur noch 162 Flaschen a 0,5 Liter. 

Angel's Share: etwa 58% des Fassinhaltes gingen an die Engel. 

Alkoholstärke: der Rum kommt in Fassstärke daher und weist einen Alkoholgehalt von 53,7 % vol. auf. 

Destillationsverfahren: die offizielle Angabe lautet, dass der Rum im Pot Still Verfahren destilliert wurde. Über die genaue Verfahrensweise herrscht aber große Unklarheit, verschiedene Theorien dazu kursieren (s.o.). 

Mark: BBR (former BRS and WIRR) "Rockley Style"

Farbe: kräftiges, goldenes Stroh.

Viskosität: der Rum verläuft langsam und zähflüssig in eher weiten, regelmäßigen und parallelen Schieren an der Glaswand hinab.

Nase:
 Breathtaking! Absolutely breathtaking! Ca. eine Stunde habe ich das ganze jetzt atmen lassen und kann nur positiv geschockt vor meinem Glas sitzen: denn in diesem finde ich Rockley-Essenz vor! Der Rum hat, verglichen mit dem Duncan Taylor, deutlich an Kraft, Intensität und auch an Reife gewonnen. Trotz dessen, dass beide einen sehr ähnlichen Alkoholgehalt aufweisen, beim Duncan Taylor sind es 52,7, beim RA noch 53,7% vol., kommt der RA deutlich stärker daher, wenn gleich ich größten Wert drauf lege, dass das an dieser Stelle ausschließlich positiv ausgelegt wird (der Alkohol ist hier wirklich fantastisch eingebunden!). Oder mit anderen Worten: die Verdünnung des Duncan Taylor anno 2012 ist deutlich wahrzunehmen, genau wie schon beim Crosstasting gegen den Silver Seal im Sommer! Im Bouquet dominieren beim RA natürlich der Waldhonig in toller Kombination mit einer ordentlichen Portion Rauch, viel Vanille und tatsächlich auch deutlicher Mango. Hier hat der Dominik in seinem Promo-Video also mal voll ins Schwarze getroffen. Chapeau! Über all dem liegt dann auch immer wieder so eine richtig schöne, schwere Süße, etwas, was dem Duncan Taylor imho so ein wenig fehlte, so dass man wirklich schon beinahe das Gefühl bekommt, an einem Glas Honig zu sitzen, in dem ein wenig Anis und andere Gewürze schwimmen, Schiefer, sowie auch etwas an Tanninen. Letztere fallen hier allerdings wesentlich gemäßigter aus als beim Silver Seal, so dass der RA noch einmal mehr klassischer Rockley Style ist, als es der Italiener aus 2020 ist. Das Fass scheint mir hier, in der Nase zumindest, auf den Punkt gereift zu sein! Je länger die Gläser nebeneinander stehen, desto deutlicher manifestiert sich dieser Eindruck. Der Duncan Taylor fällt gegen den RA gar richtig gehend ab, das ist total krass! 

Gaumen:
 am Gaumen macht sich zunächst einmal positiv bemerkbar, dass der Rum schon einiges an Volumenprozenten verloren hat, denn der ist echt smooth! Da brennt wirklich nichts, da zwickt auch nichts, das ist einfach nur richtig entspannt und auch große Schlucke sind problemlos möglich. Das erlebe ich so und in dieser Harmonie nur ganz, ganz selten! Gleichzeitig geht das ja aber nicht mit Verwässerung einher, das stört mich beim Duncan Taylor inzwischen merklich, sondern wirkt komplett natürlich, denn der Rum kommt noch in seiner vollen Stärke daher und das merkt man dementsprechend. Der Silver Seal mit seinen fast 59% vol. hat im direkten Vergleich zwar sogar noch etwas mehr PS unter der Haube, aber die benötigt es hier gar nicht! Der Rum macht unglaublich Spaß, er ist komplex und vor allem sehr mundfüllend. In Windeseile breitet sich dieser geniale Rockley-Geschmack in der gesamten Mundhöhle aus und benetzt alles damit. Ich habe eine tolle Süße am Gaumen, Milch und Honig fließen, alles wirkt wie eine perfekte Liason und der Rum kommt dabei so cremig daher wie ein Sahnebonbon. Es setzt dann eine Menge an Anis und frisch geschnittenem Geäst ein, die mich immer wieder bei kontinental gereiften Pot Still Rums begleitet und die hier durchaus auch sehr schön und eindrucksvoll von der enormen Reife dieses Rums zeugt, ohne, dass es dazu einen ganzen Stapel Holz bedarf. Dazu kommen Stroh, eine leicht feuchte, grasige Note und tolle Mango und Papaya! Die Tannine dagegen sind zwar auch da, halten sich aber verhältnismäßig zurück und ermöglichen auf diese Weise noch einmal ein Rockley-Erlebnis, wie ich es schon seit Jahren nicht mehr für möglich gehalten hatte! Outstanding!

Abgang: das Finale ist dann letztlich auch genauso grandios wie der gesamte Rum bisher! Es verbleiben merkliche Süße und Honig, sogar etwas Mango und einige Tannine am Gaumen. Die Süße schlägt dann um ins trockene und sogar leicht bittere. Aber für 34 Jahre ist das noch fast jugendlich! Dem Silver Seal ist sein enormes Alter da schon deutlicher anzumerken. Ganz großes Kino! 

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Fazit:
 schon lange vor Erscheinen des Rums war natürlich klar, dass es um diese Abfüllung ein Hauen und Stechen geben wird, denn der Rum ist mit seinen 162 Flaschen einfach verdammt rar und RA ist inzwischen in einer Weise gefragt, wie ich es mir vor einem Jahr noch kaum hätte vorstellen können. Dazu kommt er mit einer UVP von ca. 330,- Euro auf 0,5 Liter auch noch eine ganze Ecke günstiger daher als der Silver Seal mit seinen ca. 600,- Euro auf 0,7 Liter im Sommer. Inzwischen liegt dieser allerdings auch schon bei 900,- bis 1000,- Euro und dementsprechend ist klar, warum es einen solchen Run auf diesen Rum geben wird. Jeder weiß, dass ein solcher Rum in dieser Qualität eher nicht noch einmal wiederkommt und wenn, dann vermutlich kaum zu diesen Preisen. Sollte die Jagd am Ende also nicht von Erfolg gekrönt sein, so kann ich zwar die Enttäuschung am Ende verstehen, aber ich denke, angesichts der Rahmenbedingungen sollte auch klar sein, dass das oft nicht zu vermeiden ist. Und seien wir mal ehrlich, letztlich macht meines Erachtens doch aber gerade dieser Part wiederum auch einen Teil des Reizes solcher Flaschen aus. Zwei Seiten einer Medaille. 

Doch kommen wir endlich zum Rum: der König ist tot, es lebe der König! Das erste Mal seit 2012 führt mich definitiv kein Weg daran vorbei einen neuen König des Rockley-Styles auszurufen und es freut mich natürlich sehr, dass diese Ehre ausgerechnet einem RA zuteil wird und damit einem der sympatischsten Bottler-Label, das derzeit am Markt agiert! Einfach nur Extra-Klasse, was dieser Rum bietet und ich kann und möchte mich an dieser Stelle dann im Grunde auch einfach nur noch bei dir, Dominik, und deinem Team dafür bedanken, dass ihr das möglich gemacht und dieses in jeder Hinsicht außergewöhnliche Fass nach Deutschland gebracht habt! Dieser Rockley macht schlicht und ergreifend alles richtig und vereint sämtliche positiven Eigenschaften der bisherigen Referenzen. Der 18 YO Rendsburger hatte ein richtig geiles Profil, kam in Fassstärke daher, war aber alles andere als entspannt! Der Duncan Taylor hatte eine tolle Balance, hatte mehr als die damals üblichen 46% vol., aber es fehlte ihm minimal an Süße und letzten Endes hat ihm die Verdünnung auch nicht gut getan. Der Silver Seal wiederum kam zwar ohne Verdünnung aus und hatte ein recht komplettes Profil, aber die Tannine haben da auch schon ganz schön reingeschlagen. Ihm fehlte so ein wenig das Rockley der alten Tage. Der RA hingegen zieht überall das beste raus und gönnt sich keines der kleinen Makel der anderen Rums, so dass da am Ende natürlich eine Wertung herauskommt, die -zurecht- sehr nahe an der Topwertung ist:

-97/100-

Darüber hinaus musste ich nach dem heutigen Crosstasting auch das Verhältnis zwischen dem Duncan Taylor und dem Silver Seal noch einmal korrigieren und neu bewerten und habe mich dazu entschlossen, den Duncan Taylor leicht abzuwerten, auf dann 93 Punkte. Der Silver Seal verbleibt bei sehr starken 95 Punkten. 


PS: Nutzer der Rum Tasting Notes App finden diese Abfüllung auch hier:

RA Barbados Rum 34 YO W.I.R.D. "Rockley Style" 1986


Bis demnächst
Flo





Sonntag, 24. Januar 2021

RA Belize Rum 13 YO Travellers 2007

Liebe Rum Gemeinde,

es geht schon wieder los, die nächste RA-Welle rollt auf uns zu und sie bringt heute eine Abfüllung aus Belize für uns mit, auf die ich mich schon sehr gefreut habe. Denn sie versöhnt mich doch ein wenig und zumindest mal für den Augenblick ein ganzes Stück weit mit dem spanischen Rumstil! Wie das funktionieren soll... Wir werden sehen!



Doch der Reihe nach. Zunächst einmal: nein, das neue Jahr 2021 gönnt uns definitiv keine Verschnaufpause, so viel steht bereits fest! Hätte man meinen können, dass es Dominik Marwede nach dem unglaublichen Jahr 2020 jetzt vielleicht erstmal etwas ruhiger um RA werden lässt, so schob der sympathische Bottler aus Bad Bevensen derlei Gedanken bereits selbst einen Riegel vor. Denn schon seit einiger Zeit ist es längst kein Geheimnis mehr, dass die RA Linie direkt zu Beginn des neuen Jahres um gleich drei weitere Abfüllung erweitert wird: einen Guyana VSG 2004, einen Barbados Rockley 1986 und einen Belize 2007. Vor allem der Rockley ist natürlich ein absoluter Kracher und brachte direkt viele Augen zum Leuchten und Herzen dazu höher zu schlagen, doch Geduld, heute wird es erstmal um den Belize gehen. 

Belize? Spanischer Stil? Auf Barrel Aged Thoughts? Klar, da gab es da vor Christi Geburt irgendwann einmal eine Review von Leo zum TRC Belize 2005, wer erinnert sich nicht, aber in neuerer Zeit? Nein, in der Tat, Belize entspricht tatsächlich nicht gerade meinem Beuteschema, da lässt sich auch nichts relativieren! Okay, einer der Cadenhead damals war ganz gut und auch einige der Compagnie Des Indes waren echt okay, aber wirklich abgeholt hatte mich das nicht. Und auch dieser Belize hätte mich vermutlich -trotz RA-Label- eher nicht gepackt, doch wie es der Zufall manchmal so will, als ich ihn vor ein paar Wochen das erste Mal im Glas hatte und ihn probierte war ich direkt ziemlich angetan und mir war klar: diesen Belize werde ich wohl auf BAT bringen müssen. Warum? Weil ich Elemente in ihm fand, die ich bei einem Belize Rum eher nicht erwarten würde und mich diese schon ziemlich abgeholt haben. Doch ich möchte nicht zu viel verraten. 

Apropos verraten: ein wenig über Travellers und Belize hat Leo euch damals ja bereits näher gebracht, aber das ist lange her und ich möchte die Erinnerung gerne auffrischen. Das schrieb Leo am 1. September 2013 auf BAT : 

                             "
                                                                                                                                                            "

Was man ergänzend heute vielleicht noch sagen kann ist, dass, anders als seinerzeit in 2013, als der TRC-Travellers noch ein absoluter Exot war, inzwischen wirklich sehr viele Rums aus Belize erschienen sind und diese auch aus den verschiedensten Jahrgängen stammen. Der Rum von RA reifte sieben Jahre in tropischem Klima und kam dann nach Europa, was wiederum den Schluss nahe legt, dass einerseits Travellers seine Rums in größerem Stil selbst zu lagern scheint und andererseits, dass diese in einem größeren Schwung gemeinsam ab der Zeit um 2013 ca. nach Europa zu Main kamen. Warum Travellers plötzlich mit dem Verkauf von gereiften Qualitäten begann, wo man dies zuvor offensichtlich nicht getan hatte, ist unklar. Fest steht nur, dass sie es getan haben und damit die Portfolios vieler unabhängiger Abfüller in den letzten Jahren bereichert haben. 

RA wiederum bleiben sich auch in 2021 treu und haben einmal mehr das Design ihrer Labels minimal verändert, gemäß dem Motto: langsame Evolution statt Revolution. Der qualitative Sprung des Drucks ist dabei allerdings gewaltiger, als man es auf den ersten Blick vielleicht erfassen mag. So ist der Druck insgesamt nun wesentlich schärfer und das goldene RA Logo zeigt sich auf dem Label erhaben. Dazu gibt es bei Rums mit über 25 Jahren Reife sogar auch noch eine neue Box. Doch dazu zu gegebener Zeit mehr. Jetzt würde ich sagen, schauen wir uns dann erstmal den guten Tropfen aus Belize einmal genauer an!

Aus Gründen der Transparenz sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass ich eine Flasche dieses Rums zur Verkostung, sowie zu Fotozwecken gratis erhielt. Auf meinen Geschmack und die Bewertung hat dies selbstverständlich aber keinen Einfluss. 



Verkostung des RA Belize Rum 13 YO Travellers 2007:

Preis: die unverbindliche Preisempfehlung für den Belize liegt bei 64,95€ / 0,5 Liter.

Alter: von Juni 2007 bis Januar 2021 durfte der Rum insgesamt 13 Jahre im Fass reifen. 

Lagerung: der Rum lagerte während der ersten sieben Jahre seiner Reifung in tropischem Klima und während der letzten sechs Jahre in Europa. 

Fassnummer: die interne Fassnummer lautet #118. Dieses Fass ergab noch 389 Flaschen a 0,5 Liter. 

Angel's Share: unbekannt. 

Alkoholstärke: High Proof - der Rum kommt leicht verdünnt daher und weist einen Alkoholgehalt von 58,9 % vol. auf. 

Destillationsverfahren: der Rum wurde via Column Still gebrannt.

Mark: unbekannt

Farbe: schöne gold-braune Kastanie.  

Viskosität: der Rum bildet kleine Tropfen oben am Glasrand und verläuft dann in filigranen, relativ engen, parallel zueinander verlaufenden Schlieren am Glas herunter. 

Nase:
 ouh... in der Nase wartet dann auch direkt die erste große Überraschung! Das ist nicht das, was ich von den Belize-Bottlings früherer Jahre in Erinnerung behalten habe, das hier ist definitiv besser! Holy shit, was ist denn da passiert?! Selbst nach mehreren Ansätzen denke ich spontan immer wieder eher an einen tropisch gereiften Column Still Demerara aus z.B. Diamond oder Albion als an Belize. Aber fangen wir mal von vorne an. Alkoholische Schärfe ist natürlich ein Stück weit da, sie fällt aber für das verhältnismäßig junge Alter des Rums doch eher gering aus, zumal wir es ja mit einem Double Maturation Rum zu tun haben. Sieben Jahre in den Tropen sind da ein guter Grundstein, der durch sechs weitere in Europa nochmal ein wenig abgerundet wurde, aber der Rum ist eben nicht komplett tropisch gereift und das merkt man schon auch. Dennoch entsteht hier, gerade eben für das Alter, durchaus der Gesamteindruck eines schon sehr reifen Rums, der aber noch nicht komplett von seiner Reifung dominiert wird. Das Bouquet empfinde ich als nicht unbedingt besonders komplex, zugegeben, aber was mir dafür umso mehr gefällt ist die Intensität mit der der Belize um die Ecke kommt und da hat die tropische Reifung wiederum wunderbare Arbeit geleistet. Dazu ist das, was ich an Assoziationen habe auch sehr ansprechend. Diese hat Dominik in seinem Promo-Video zum Rum bereits sehr treffend zusammengefasst. Die Nase wird sehr dominiert von Kokosnuss, allerdings nicht von dieser künstlich-süßen Art von Kokosnuss wie man sie häufig bei Spirit Drinks findet, sondern von natürlichen Assoziationen. Damit einhergehend habe auch ich viel Leder und Trockenfrüchte. Dazu kommen leichte Lösungsmittel, Bourbon Vanille, Mangos, Papayas, Salzkaramell und Tannine. Und ja, letztere sind bereits überraschend deutlich ausgeprägt. Überhaupt ist der Holzeinfluss bei diesem Rum bemerkenswert. Und je länger der Rum im Glas verweilt, desto deutlicher werden tatsächlich auch die Demerara Anklänge - das ist ein absoluter Traum bis hierhin! Immer wieder führe ich das Glas zur Nase und ich nehme einen vollen Zug dieses Rums, der macht unglaublich viel Spaß!

Gaumen: der erste Eindruck am Gaumen hat für mich schon etwas leicht ernüchterndes, insofern, als dass der Belize hier dann doch seine eigentliche Herkunft nach außen kehrt und, viel deutlicher als das noch in der Nase der Fall war, offenbart, dass er am Ende des Tages doch ein Rum ist, der eher dem spanischen als dem britischen Stil zuzuordnen ist. Und doch, kann der Rum auch hier einiges. Na klar, wie schon in der Nase abzusehen war ist der Rum nicht zwingend komplex, das möchte er auch gar nicht sein, aber er ist leicht zugänglich und er ist lecker! Die Zugänglichkeit rührt nicht zuletzt sehr wahrscheinlich auch von der Verdünnung her, die in einem Rum resultiert, dessen alkoholische Schärfe diese Bezeichnung nicht wirklich verdient. Der Rum ist trotz der immerhin noch 58,9% vol. ungemein mild und auch größere Schlücke sind problemlos möglich. Tatsächlich fiel es mir bereits mit dem ersten Schluck aber auf, dass der Rum eine leichte Verdünnung erfahren hat. Das ist zwar einerseits schade, also für mich ganz persönlich zumindest, denn ich glaube, der hätte auch in der vollen Fassstärke funktioniert. Allerdings muss man dazu ergänzen, dass Connaisseure wie ich wohl eher nicht die Hauptzielgruppe dieser Abfüllung waren, sondern dieses Bottling möchte vor allem auch (fortgeschrittene) Einsteiger erreichen, die von einem wesentlich höheren Alkoholgehalt vielleicht noch teilweise verschreckt worden wären. Insofern ist die Entscheidung komplett nachvollziehbar. Dahinter habe ich dann eine leichte Süße zu Beginn, die aber wesentlich weniger ausgeprägt ist als bei vielen anderen Rums. Hier kommen dann schnell ebenfalls Kokosnuss, dieses mal auch die Bitterschokolade, sowie eine sehr dominante Tabaknote zum tragen. Dazu ein Hauch Haselnuss. Der Rum wird mit jeder Sekunde am Gaumen merklich trockener und bekommt einen starken Einschlag von trockenem Eichenholz. Teilweise erinnert mich das an Foursquare, wobei hier mehr los ist als bei den Barbadiern. 

Abgang: es verbleibt ungemein viel Tabak am Gaumen. Immer noch an Foursquare erinnernd und auch sehr spanisch anmutend nun. Es kommen merkwürdige Assoziationen zu einer Art süßlichen Holzsuppe auf, das ganze sehr trocken werdend und mit verhältnismäßig wenig Nachhall.

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Fazit:
 hier ein faires Fazit zu ziehen fällt mir schwerer als bei anderen Rums! Denn wenn ich mich rein darauf konzentriere, was ich als Fan der Schwergewichte aus Guyana, Trinidad oder Jamaica von diesem Rum, einem Belize (!), erwartet habe [Spoiler: war nicht so wahnsinnig viel😉], dann hat der Rum absolut überperformt und alles übertroffen was da vorher an Gedanken gewesen ist! Vor allem in der Nase, der für mich uneingeschränkt stärkste Part dieses Rums, hat einen der RA Belize wirklich für einen kurzen Moment von Demerara für schmales Geld träumen lassen. Und genau da bin ich dann aber auch in die Falle getappt, denn ich hätte mich natürlich gefreut, wenn dieser Eindruck auch am Gaumen noch etwas mehr Bestand gehabt hätte. Einzig: der Rum ist und bleibt ein Belize und ein Rum des spanischen Stils und einem Demerara nachzueifern ist tendenziell also gar nicht sein Anspruch. Kann ich dem Rum dementsprechend überhaupt vorwerfen, dass ihm das zu irgendeinem Zeitpunkt weniger gelingt als zu einem anderen? Nein, selbstverständlich nicht, nicht im Geringsten, überhaupt nicht! Und doch ist es ein bisschen wie früher in der Schule, wenn man vor einer Klausur mit einer 4 zufrieden gewesen wäre, während der Klausur dann gemerkt hat, dass vielleicht doch richtig was geht und am Ende unzufrieden mit einer 3+ war. Was ich also sagen möchte: RA ist es (mal wieder) gelungen, ein Fass eines Stils zu finden, dem man als festgefahrener Nerd erstmal vielleicht nicht viel zugetraut hätte, und das einen dann unerwartet positiv überrascht! Das war 2019 schon beim Australier und letztes Jahr auch beim Trinidad 2001 der Fall, und der Belize reiht sich in diese Riege munter ein! Die Nase lies mich von 90 Punkten + x träumen, der Gaumen und der Abgang haben ihn dann aber bei 86 Punkten gehalten. Wer jetzt aber vielleicht denkt, Moment mal, 86 Punkte, das ist bei dem Flo aber nicht so viel: lasst euch an dieser Stelle auf keinen Fall von meinen oft noch viel höheren Scores auf BAT blenden, denn die geben immer nur die Spitze dessen wieder, was ich überhaupt verkoste und vorstelle. Das Gros der Masse landet natürlich weit darunter, auch wenn das von außen nicht immer transparent einsehbar ist, und auch die meisten Belizes die ich bisher im Glas hatte kamen nicht in diese Regionen (wenngleich ich mir da nun auch einige andere, die ich noch nicht kenne, sicher mal noch genauer ansehen werde). 86 Punkte, das ist an dieser Stelle ein kleines Erdbeben, ich erinnere mich nicht daran, dass ich einem anderen Spanier jemals auch nur annähernd so viele Punkte gegeben habe! Der ebenfalls sehr schöne Antigua von Velier beispielsweise landete bei mir bei 82 Punkten... Und dementsprechend bleibt mir nur, diesen Rum vor allem Einsteigern zu empfehlen, die gerne von Spirit Drinks wegkommen möchten, aber auch fortgeschrittenen, die nicht immer den absoluten Oberhammer brauchen, der einen komplett aus den Latschen haut! Ihr wolltet einen Rum, den ihr ohne nachzudenken einfach mal auf den Tisch stellen könnt, egal wer gerade (18+😉) dran sitzt, einschließlich euch selbst? Da ist er! Viel Vergnügen damit!

-86/100-


PS: Nutzer der Rum Tasting Notes App finden diese Abfüllung auch hier:

RA Belize Rum 13 YO Travellers 2007


Bis demnächst
Flo



Sonntag, 17. Januar 2021

Cadenhead's VNL Demerara Rum 36 YO Enmore 1962

Liebe Rum Gemeinde,

Legenden-Zeit auf Barrel Aged Thoughts! Und das bedeutet heute nicht weniger, als dass ich mir den ältesten Jahrgang ansehen werde, den ich innerhalb der Cadenhead's Cask Strength Serie kenne. Gleichzeitig ist das entsprechende Bottling auch nach dem Abfülldatum eines der ältesten aus dieser Serie, das mir bekannt ist: wir sprechen über den Cadenhead's VNL Demerara Rum 36 YO Enmore aus dem Jahr 1962 (!), abgefüllt im Dezember 1998 mit 62,9% vol.! 



Legende! Ein einziges Wort nur, mit dem aber doch automatisch so viele weitere Worte gleichzeitig mitschwingen: Mythos. Ehrfurcht. Seltenheit. Historie. Das Besondere. Qualität! Man könnte hier nahtlos mit weiteren Begriffen anschließen und sie alle könnten letzten Endes aber doch nur anreißen, was alles im Raum steht, wenn wir über diese einzigartige Abfüllung sprechen. Bis vor wenigen Monaten kam "Mythos" dem ganzen wohl am nächsten. Denn bis zu dem Moment in dem ich die Flasche im Schweizer Rum Rarities Shop fand, hatte niemand den ich kenne diesen Rum je in flüssiger Form zu Gesicht bekommen. Der einzige Beweis für die Existenz eines solchen Bottlings mit dem Mark VNL fand sich seit vielen Jahren auf der Seite "Peter's Rumlabel" eines tschechischen Liebhabers. Daraus ergaben sich auch sämtliche bekannte Daten für diesen Rum. Einen weiteren, mit nur 30 Jahren Reife noch jüngeren, VNL kannte man darüber hinaus aus Dave Brooms Rum Buch von 2003, sofern dieser denn überhaupt existiert. Denn ich glaube, dass es sich dabei eher um einen Schreibfehler im Buch handelt und es auch hier ebenfalls um die 36 jährige Version geht. Warum? Nun, ganz einfach, für den 30 YO VNL wird im Broom ein Alkoholgehalt von 62,9% vol. angegeben, also exakt der gleiche den nachweislich auch der 36 YO hat. Zwar schließt es sich natürlich nicht aus, dass es bei beiden einfach der gleiche Wert ist, aber es ist, insbesondere durch die sechs Jahre längere Reifezeit, schon extrem unwahrscheinlich. Dazu kommt, dass es (vom ominösen 30 YO VNL abgesehen, der schon 1992/93 abgefüllt worden sein müsste) bisher keine mir bekannte Cadenhead Cask Strength Abfüllungen aus der Zeit von vor 1995 gibt (da gab es definitiv einen 1964er PM), und das, obwohl ich seit ca. zehn Jahren sämtliche Bottlings von Cadenhead zusammentrage. Klar, das sind sämtlichst Hinweise, keine Beweise, aber sie wiegen für mich schon sehr stark. Alles in allem gehe ich stark davon aus, dass die Cask Strength Linie erst 1995 gestartet wurde und es das 30 YO VNL Bottling niemals gab und Broom den 36 YO meinte. Somit wäre dies dann letztlich auch das erste und einzige weltweit mir bekannte Bottling, das je das Mark VNL getragen hat. Und niemand den ich kenne, da schlage ich dann wieder den Bogen zu meiner Ausgangslage und dem Begriff des Mythos, hatte davon jemals etwas probiert. 

Im Frühjahr 2020 allerdings fand ich diese Flasche dann bei Rum Rarities und konnte meinen Augen kaum trauen. Ein Freund kaufte die Flasche direkt und sie wurde unter Rum Liebhabern im Freundeskreis geteilt. Somit entstand erstmals überhaupt die Chance das Mark VNL kennenzulernen, was schon auch insofern spannend war, als dass es von Cadenhead keinen anderen vergleichbar alten Demerara Rum gibt, der via Column Still gebrannt worden sein soll. Ansonsten schafften es immer nur die Pot Still Demeraras aus wahlweise der Versailles oder der Port Mourant Still nach Europa. Dieser hier soll nun aber aus einer Column Still von Enmore kommen. Das klingt nun erstmal wieder nach munterem Demerara-Rätselraten, allerdings müsste es sich dabei dann tatsächlich auch um die EHP Still von Enmore handeln, denn die weiteren noch existierenden Brenn-Apparate von denen wir heute noch wissen, dass sie zu dieser Zeit existierten, standen zum entsprechenden Zeitpunkt entweder bei Uitvlugt oder bei Diamond. Albion und Blairmont waren 1962 ebenfalls noch aktiv und könnten Column Stills betrieben haben, allerdings würde dann wiederum die Angabe Enmore nicht passen. Enmore hingegen übernahm meines Wissens nach keine weitere Column Still (lediglich im Jahr 1978 die Versailles Still), wobei mir noch nicht ganz klar ist, wie das nach der Schließung von Albion lief. Marco schreibt in seinem Demerara Artikel, dass auch Albion durch Uitvlugt übernommen wurde, allerdings frage ich mich, mit welcher Wooden Column Still (die einzige solche Still die ich kenne ist die EHP bei Enmore, bzw. inzw. Diamond) sie in den Jahren 1983, 1986, 1989 und 1994 bei Uitvlugt gebrannt haben sollen. Doch das ist ein ganz anderes Thema und ich schweife ab. Sollten also die Angaben Enmore und Column Still stimmen, so sollte es eines der ganz, ganz wenigen und seltenen EHP-Destillate sein, die kontinental reifen durften. Da gibt es ansonsten nämlich nahezu nichts! Geschätzte 99,9% aller kontinental gereiften Bottlings auf denen Enmore steht, entstammen der Versailles Still. Einzige andere Möglichkeit: eine weitere, unbekannte Column Still, die es 1962 noch gab, von der wir heute aber nichts mehr wissen. Das wird wohl aber niemals mehr vollständig zu ergründen sein, weswegen ich mich nun auch wieder zurück ins Hier und Jetzt begebe ;-) 

Und das heißt für mich, dass ich nun quasi direkt an den Rum übergebe, für den die eingangs erwähnten Schagworte so sehr zutreffen, wie auf nur wenige andere Rums: Mythos. Ehrfurcht. Seltenheit. Historie. Das Besondere. Und Qualität? Gerade letzteres werde ich mir nun genau anschauen und mir dabei alle Mühe geben, durch die erstgenannten Begriffe nicht allzu sehr die Objektivität zu verlieren. Viel Spaß euch beim Lesen!



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Verkostung des Cadenhead's VNL Demerara Rum 36 YO Enmore 1962:

Preis: unbezahlbar.

Alter: von 1962 bis Dezember 1998 reifte der Rum stolze 36 (!) Jahre lang im Fass.

Lagerung: unbekannt. Wahrscheinlich ist, dass er aus den alten Cadenhead Beständen stammte, die noch direkt in Guyana erworben und dann in Europa kontinental gereift wurden. Sehr wahrscheinlich ist er auch gefärbt.

Fassnummer: unbekannt.

Angel's Share: keine Angabe.

Alkoholstärke: 62,9% vol. Alkohol weist der Rum auch nach 36 Jahren im Fass noch immer auf. Dies entspricht, wie es bei der Cadenhead's Cask Strength Serie der Name schon inkludiert, der Fassstärke. 

Destillationsverfahren: angegeben ist eine Column Still der Enmore Distillery. Dies könnte natürlich die bekannte Wooden Coffey Still (EHP) sein. Möglich wäre aber auch eine fehlerhafte Angabe, da es überaus untypisch war, dass im Column Still Verfahren gebrannte Batches nach Europa kamen. 

Mark: VNL - die Bedeutung dieses Marks liegt leider komplett im dunkeln. 

Farbe: sehr dunkel, im Glas leuchtendes Mahagoni.

Viskosität: der Rum beißt sich regelrecht am Glas fest, mutet zähflüssig und schon beinahe wie Grafschafter Zuckerrüben-Sirup oder Balsamico Essig an. Eine phänomenale Optik!

Nase:
 ich lasse den Rum per se erst einmal über eine Stunde im abgedeckten Ballonglas atmen, da er aus einer erst vor kurzem geöffneten Flasche stammt und somit noch nahezu keine Chance hatte, in der Flasche zu oxidieren (der Rum wurde direkt nach dem Öffnen in kleine Sampleflaschen umgefüllt). Bei der zweiten Verkostung lasse ich ihn wiederum ca. 30 Minuten unabgedeckt im Freien stehend atmen, was ich in diesem Fall als beinahe noch intensiver empfand. Dann bekomme ich dafür aber jeweils auch einen Rum, der mich zunächst einmal vollkommen überwältigt! Der Rum ist alt und, auch wenn das immer so abgedroschen klingt, das merkt man auch! Ein überaus reifes, komplexes, dichtes Konzentrat von Bouquet strömt mir in die Nase und verhindert erstmal, dass ich dazu überhaupt irgendwas notieren kann, denn der Rum fordert mich ungemein und man möchte von ihm auch gefordert werden. Dementsprechend bin ich hier zunächst vor allem ganz viel am Riechen und dabei, dieses Gewitter an Eindrücken das da auf mich einprasselt zu erfassen und versuche es irgendwie einzuordnen. Das ist gar nicht so einfach, weil ich einfach noch nichts wirkliches vergleichbares im Glas hatte, auch wenn ich mich durchaus stark an alte Lemon Harts aus den 1960s z.B. erinnert fühle (Tak Gregers!). Am deutlichsten habe ich wohl Assoziationen zu Melasse und karamellisierten Rohrzucker, was wohl eindeutig für eine Färbung des Rums spricht. Dahinter habe ich aber auch reichlich Gewürze (Pfeffer!), frisches Zuckerrohr, Möbelpolitur, Eichenholz und Tannine. Teilweise habe ich auch Assoziationen zu Rums wie dem REV, allerdings dürfte das wohl tatsächlich von der Gemeinsamkeit der Färbung her rühren, was zeigt, dass diese doch deutlich geschmacksgebender war und ist, als oft vermutet wird. Nach ca. drei bis vier Stunden im Glas (abgedeckt) legt der Rum nach nochmals an Intensität zu und gibt weitere Facetten preis, so dass sich eine lange und intensive Beschäftigung mit ihm schon wirklich sehr lohnt. Wenig bis gar nicht präsent zeigt sich übrigens der mit 62,9% vol. doch schon recht ordentliche Alkoholgehalt. Das ist schon beachtlich! 

Gaumen:
 auch am Gaumen empfinde ich den Alkohol als extrem gut eingebunden. Hier brennt nichts fies oder fällt anderweitig negativ auf. Bei einem Rum mit über 60% vol. habe ich das wahrlich nicht alle Tage! Frisch am Gaumen fällt mir zunächst vor allem das ungewöhnliche Mundgefühl auf, welches mich -passend zur Optik- tatsächlich eher an einen Balsamico Essig als an Rum erinnert. Er ist nicht so körperreich und dickflüssig, wie er im Glas noch anmutet. Es folgt der Eindruck einer wunderschönen, sehr feinen natürlichen Süße wie ich sie an dieser Stelle bei Rums sehr gerne mag! Dazu habe ich zu Beginn heftige Melasse, gepaart mit einer enormen Fruchtigkeit, die in der Folge ins trockenere übergeht und mich dann an eine Holzpolitur und trockenes Holz denken lässt, wie ich es häufiger bei tropisch gereiften Rums mit starkem Column Still Anteil vorfinde und mich deshalb an einen solchen erinnert. Je länger man den Rum allerdings am Gaumen verweilen lässt, desto bitterer und tanniniger mutet er auch an. Hier muss man für sich selbst die Balance finden, da sie dem Rum hier meines Erachtens ein wenig abgeht, bzw. ich glaube, dass ein paar Jahre weniger Reife diesem Fass Rum sicher besser getan hätten, als es die gesamten 36 Jahre taten. Das geht letzten Endes dann natürlich auch zu Lasten der Komplexität, da vieles was vielleicht mal da war nun von Tanninen überlagert wird. Dennoch ist das ein sehr, sehr guter Rum!

Abgang: sehr, sehr trocken, aber nicht bitter. Für einen Demerara Rum verschwindet der Rum hingegen verhältnismäßig schnell.

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Fazit:
 ein Rum, der klar auf der dunklen Seite steht und seine Jugend lange hinter sich hat! Das Attribut mag sich langsam abnutzen heute, aber der Stoff ist nicht weniger als legendär! Bis wir ihn gefunden haben hielt ich ihn schon fast für eine Art Einhorn, das nur in unser aller Fantasie besteht, weil er, anders als nahezu jedes andere bekannte Bottlings auf dieser Welt, in all den Jahren niemals irgendwo zu erspähen war. Nun ist der Vorhang zu einem der letzten unbekannten Akte der modernen Rum Geschichte gefallen und ich gehöre zu den wenigen, die einen freien Blick auf die Bühne bekommen konnte - pure Magie! Dementsprechend war es auch ein toller und besonderer Anlass, diese Flasche überhaupt zu öffnen und ich erinnere mich an nur wenige Bottle-Openings, bei denen eine größere Spannung in der Luft lag, während die Flasche gleichzeitig auch versampled und verteilt wurde. Eine der tollsten Erinnerungen aus 2020, die nun, unter den aktuell leider wieder nötigen Vorgaben und Geboten, auch schon wieder sehr weit weg anmutet. Dass ich bisher im Fazit allerdings noch kaum etwas über den Rum selbst gesagt habe wird Bände sprechen, mag jetzt vielleicht der eine oder andere glauben, aber ich denke das liegt tatsächlich in erster Linie daran, dass das Event um die Flasche und die ganze Historie mal mindestens auf einer Ebene mit dem reinen, nüchternen sensorischen Erlebnis stehen und es ist mir wichtig, auch dieses zu würdigen. Denn meines Erachtens kommt es oft und in ganz, ganz hohem Maße mehr darauf an, wann und mit wem man genießt als darauf was man genießt (vorausgesetzt, dass ein gewisses, gehobeneres Niveau gegeben ist). Nichts desto weniger darf daneben selbstverständlich nicht untergehen, dass wir hier und heute auch über einen sehr guten Rum sprechen, wenn auch meiner Meinung nach nicht über einen, den ich als überragend bezeichnen würde! Denn meines Erachtens kann der Rum in der Nase deutlich mehr als am Gaumen und wie aus der Review bereits deutlich hervorging, empfinde ich ihn nicht als auf den Punkt gereift und behaupte, dass weniger Jahre im Fass beim VNL mehr gewesen wären. Klar, bei so viel Nebengeräuschen habe ich mich natürlich auch ganz besonders darum bemüht möglichst genau hinzusehen und mich nicht der reinen Magie eines solch besonderen Bottlings hinzugeben, aber ich denke schon, dass ich auch ohne all dies nicht unbedingt sensorisch geflasht gewesen wäre. Vielleicht liegt mir allerdings auch einfach die kontinentale Reifung bei den Column Still Demeraras nicht so sehr wie die tropische. Das war bei den Pot Still Demeraras bisher wiederum genau anders herum und auch sonst erinnere ich mich an nur wenige kontinental gereifte Column Still Rums, die mich sonderlich in ihren Bann gezogen hätten. Aber all das spielt am Ende doch nur eine untergeordnete Rolle, angesichts dessen überhaupt die Möglichkeit zur Verkostung gehabt zu haben! Living, liquid history! Und insofern vergebe ich zwar ganz nüchtern die Punkte für den Rum selbst, das Erlebnis insgesamt und die empfundene Demut zu den wenigen zu gehören, denen es vergönnt war einmal einen VNL im Glas zu haben, kann ich nur und muss ich auch davon losgelöst betrachten. 

-88/100-

PS: Nutzer der Rum Tasting Notes App finden diese Abfüllung auch hier:



Bis demnächst,
Flo



Sonntag, 10. Januar 2021

The Whisky Jury 23 YO Jamaica Rum "Mden" 1997

Liebe Rum Gemeinde,

eigentlich dachte ich ja, dass wir das Jahr 2020 nun hinter uns gelassen und über alles gesprochen hätten, was dieses unglaubliche Jahr so mit sich gebracht hat. Doch einen hab ich noch... 


Es ist, als würde uns das letzte Jahr sagen wollen: "Falls ihr geglaubt habt, 2020 alles gesehen zu haben, dann schnallt euch lieber an!" Das gilt ganz offensichtlich und für jeden sichtbar natürlich im weltpolitischen Sinn, aber auch in unserer kleinen Rum-Blase passt der Satz dieser Tage ganz gut. Denn in meiner ersten Review in 2021 möchte ich mit euch über einen Rum sprechen, der noch im alten Jahr 2020 abgefüllt und vorgestellt wurde, der aber erst jetzt, im Januar, allmählich die europäischen Connaisseure erreicht hat: den 23 Jahre alten "Mden" Jamaica Rum aus dem Jahrgang 1997!

Und damit beginnt das Jahr 2021 gleichsam mit einer Fehleinschätzung meinerseits. Denn als der Rum im letzten Monat allmählich auf Facebook auftauchte und publik wurde, da tauchten natürlich auch die ersten Fragen dazu auf: "Mden"? Jamaica 1997? Was kann das sein? Nun, in meiner ersten Vermutung ignorierte ich sowohl den offensichtlichen phonetischen Verweis auf die Hampden Distillery als auch den durchaus selbstbewussten Hinweis "Jamaican Funk Alert" bewusst, da es aus 1997 bis dahin keinen bekannten Hampden Jahrgang gab und tippte auf Monymusk - die einzige Brennerei auf Jamaica, die bis zu diesem Zeitpunkt definitiv Monymusk Rums an europäische Broker verkauft hatte. Sollte es aus 1997 auch Hampden nach Großbritannien geschafft haben, so hielt ich es nach meiner bisherigen Erfahrung mit der Verkaufspolitik der Main Rum Company für äußerst unwahrscheinlich, dass da in 23 Jahren vorher noch nie etwas aufgetaucht wäre. Mir fällt da auch ad hoc kein weiteres, vergleichbares Beispiel ein. Wir sahen es bei REV und KFM, dass Jahrgänge auch mal extrem lange abtauchen können, aber es erschien doch jeder von ihnen in vergleichbar jungen Jahren doch schon mal irgendwann auf der Bildfläche. Im Falle des Hampden Jahrgangs 1997 war das anders und so erlebte ich hier eine handfeste Überraschung! Wo aber eine Überraschung lauert, ist die nächste manchmal nicht fern und so war die Verwunderung groß, als es aus Kreisen des Abfüllers "The Whisky Jury" schon bald hieß, dass es sich bei dem Hampden gar um einen C<>H handele, also mein persönliches Lieblingsmark und auch das Lieblingsmark vieler von euch da draußen, wenn ich mir teilweise so die Reaktionen auf bestimmte Releases anschaue. Plötzlich der erste Hampden aus 1997,... dann ein C<>H... bis zuletzt klang das für mich alles irgendwie doch viel zu schön und zu abenteuerlich um auch wahr zu sein und so blieb bis zum ersten Sip dieses Tropfens doch eine Menge Rest-Skepsis um die ganze Story. Ob der Rum diese ersticken konnte? Wir sehen es uns gleich an, wenn ich den "Mden" dem 22 YO Duncan Taylor Hampden 1990 mit 52,9% vol. gegenüber stelle, der ein dazu vergleichbares Alter und einen ähnlichen Alkoholgehalt aufweist. Ich bin gespannt!

Doch noch ein paar Worte zum Abüller: The Whisky Jury scheint mir ein noch sehr junger Abfüller zu sein, was sie auch auf ihrer Website so formulieren. Da die Chronik des Bottlers als erste Abfüllung einen 24 Jahre alten Ben Nevis aus 1995 nennt, ist man also offensichtlich auch erst seit 2019 aktiv. Der "Mden" ist allerdings die bereits 12. Abfüllung des Bottlers insgesamt und die erste Rum Abfüllung im Portfolio. Das erklärt wohl auch, warum ich von den Jungs (und Mädels?) bisher noch nie zuvor gehört habe. Seinen Sitz hat der IB in Mechelen, Belgien und man betont in der eigenen Vorstellung das Streben nach Qualität und kokettiert gleichzeitig mit einem Platzen der Whiskyblase. 

Aus Gründen der Transparenz sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass ich weder ein Sample zur Verkostung dieses Rums, noch die 0,7 Liter Flasche gratis erhielt ;-) Beides ist, von Neugierde getrieben, aus eigener Tasche finanziert. :-)

The Whisky Jury 23 YO "Mden" 1997 vs. Duncan Taylor 22 YO Hampden 1990


Verkostung des The Whisky Jury 23 YO Jamaica Rum "Mden" 1997:

Preis: für meine Flasche habe ich 196,- Euro bezahlt. Ob das die UVP war, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall war der Preis eher niedrig, gemessen an dem was uns hier erwarten soll. 

Alter: von Februar 1997 bis November 2020 durfte der Rum insgesamt 23 Jahre im Fass reifen. 

Lagerung: ich gehe ganz stark von Continental Aging aus, also einer Reifung in Europa über die gesamte Zeit. 

Fassnummer: die Fassnummer ist eine Bottler-interne Fassnummer und lautet Twj-Ha-01, was wohl für "The Whisky Jury Hampden 01" stehen dürfte. Das Fass ergab 241 Flaschen a 0,7 Liter, die einzeln und handschriftlich durchnummeriert sind. 

Angel's Share: keine Angabe.

Alkoholstärke: der Rum kommt mit 55,6% vol. daher. Ein Verweis auf die Fassstärke fehlt, der Rum könnte also auch minimal verdünnt sein. 

Destillationsverfahren: der Rum entstammt einer Double Retort Pot Still. 

Mark: C<>H (Continental Diamond Hampden)

Farbe: kräftiges, goldenes Stroh. Der Duncan Taylor daneben wirkt deutlich blasser!

Viskosität: der Rum fließt relativ zügig und in engen, parallel zueinander verlaufenden Schlieren die Glaswand hinunter. 

Nase:
 nach ca. einer Stunde im Glas empfängt mich eine wirklich volle, kräftige und sehr ausbalancierte Hampden-Nase aus dem Lehrbuch. Jeder Zweifel darüber ob es sich bei dem Stoff wirklich um das handelt was kolportiert wurde, ist ab der ersten Sekunde passe - inklusive der Frage nach dem Mark! Ja, das hier ist sehr eindeutig C<>H! Der Duncan Taylor daneben bestätigt das ganze dann auch noch einmal, wenn gleich es das an dieser Stelle schon fast nicht mehr bedurft hat. Ganz stark! Der Alkohol ist hervorragend in die Nase eingebunden und ist weder zu dezent, so dass einem etwas fehlt, noch sticht er unangenehm - Drinking Strength! Der Duncan Taylor daneben wirkt da deutlich schwächer. Und anders als der Duncan Taylor mit seinen 22 Jahren kommt beim TWJ durchaus auch schon sehr gereift daher, da hat der Jahrgang 1990 einst noch ein eher jünger anmutendes Bild abgegeben. Dazu passt auch das optische Bild, was beide Rums abgeben (s. Farbe). Der "Mden" hat Power und schleudert einem die Ester nur so entgegen, aber es ist nicht ganz die Brachialität, die beispielsweise der 26 Jahre alte TRC damals noch hatte! Die Parallelen zum 30 jährigen sind stärker. In der Nase habe ich dementsprechend erst einmal ganz viel Klebstoffe und Lösungsmittel, die von einem tollen, C<>H-typischen Obstkorb mit gegrillter Ananas begleitet werden. Dazu gibt's jede Menge Marzipan, Vanille, Humus, Zitrusfrüchte und einen mediterranen Touch von Antipasti. Als wirklich ungewöhnlich präsent empfinde ich die Note vom Holz des Fasses, was ich bei Hampden sonst erst von noch älteren Kalibern, wie eben dem 30 YO TRC 1990, kenne. Well done!  

Gaumen: hätte es nach der Nase noch Zweifel ob des Inhalts im Glas gegeben haben, was natürlich nicht der Fall war, so wären diese spätestens jetzt am Gaumen definitiv und sämtlichst ausgeräumt gewesen - Hampden C<>H at its best! Der Rum kommt im ersten Moment wahnsinnig adstringierend daher, so dass es einem die Mundschleimhäute wirklich fies zusammenzieht. Der Rum füllt in Rekordzeit die gesamte Mundhöhle mit intensivem Hampden-Flavour. Der Alkohol zeigt sich an der Stelle durchaus präsent, aber nicht unangenehm oder stechend und ist hier wirklich grandios und außergewöhnlich gut eingebunden für einen High Ester Hampden Rum. Ich würde aber wohl sogar auf eine leichte Verdünnung tippen. Zwar fehlt hier jeder Touch einer wässrigen Note, aber ich würde den Rum in Fassstärke noch etwas konzentrierter erwarten als es hier der Fall ist. Ganz im Gegensatz dazu merkt man dem Duncan Taylor im Quervergleich die Beigabe von Wasser hingegen auf jeden Fall an. Das war für 2012 zwar ein deutlicher Sprung zu den bis dahin üblichen 46% vol., aber verglichen mit heutigen Fassstärken hat der Duncan Taylor da einfach das Nachsehen. Der "Mden" seinerseits kommt mit viel Kraft, aber wiederum nicht brachial daher, zumindest für jemanden wie mich, der schon viele Hampden im Glas hatte. Einen Einsteiger wiederum würde der Tropfen vielleicht umhauen. Möglicherweise fehlt mir zu einer Beurteilung dieses Punktes inzwischen die Distanz zu solchen Tropfen. Mir ist das alles einfach sehr vertraut und es bedarf wirklich einiges, um mich in dieser Hinsicht noch zu verblüffen. Mit zunehmender Verweildauer am Gaumen wird der Rum immer cremiger, öliger und geradezu schmeichelnd. Auch bietet er eine beeindruckende wie typische Aromen-Vielfalt. Ich assoziiere eine Menge gegrillte Ananas, sehr mediterrane Noten, dazu deutlich Humus, sowie Zitronen und Chorizo, als auch Tannine vom Fass. Der Duncan Taylor wiederum kann da meines Erachtens nicht mithalten und muss sich unerwartet deutlich geschlagen geben.  

Abgang: nicht ganz der ewige Hampden-Abgang wie man das von 1990 teilweise kennt, aber na klar sehr lang! Gegrillte Ananas, Toffee und frisch geschnittenes Geäst verweilen noch eine Zeit lang am Gaumen, werden dann schwächer und flammen dennoch immer wieder auf, auch Stunden später noch! 

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Fazit:
 es fällt mir immer schwerer, an dieser Stelle bei High Ester Hampdens mit über 20 Jahren Reifezeit und über 55% vol. Alkohol noch irgendetwas zu sagen, was ich nicht schon viele Male zu vergleichbaren Rums ebenfalls gesagt habe. Etwas besonderes war es heute natürlich sicher, da es sich um einen Rum gehandelt hat, den ich nicht kommen gesehen habe. 1997 habe ich nicht erwartet, aber dafür hat mich die Premiere dieses Jahrgangs durchaus angesprochen. Gewiss, die Abfüllung wird an der Vormachtstellung des 26 jährigen TRC 1990 und des Samaroli 1993 Full Proof nicht rütteln, aber sie kommt diesem Zirkel insgesamt doch sehr viel näher als vieles anderes, was in der Vergangenheit so veröffentlicht wurde und damit war nicht zwingend zu rechnen. Insofern kann ich dem Team von The Whisky Jury zu diesem Tropfen nur herzlich gratulieren - ein sehr gelungenes Debüt! Dementsprechend gespannt dürfen wir nun aber natürlich sein, was da noch alles nachkommt: sowohl von The Whisky Jury als auch aus dem Jahrgang 1997 von Hampden! Denn es würde mich wirklich sehr überraschen, wenn da nicht noch ein paar Fässer mehr liegen. Da gilt die alte Grundregel: Batches fallen nicht vom Himmel, was so viel heißt wie "Wo ein Fass ist, da sind auch mehrere". Und auch großartig finde ich, dass trotz dessen, dass man sich, wenn man schon lange dabei ist, normalerweise ziemlich genau ausrechnen kann was es alles so gibt und was noch möglich ist, man hier doch von Zeit zu Zeit noch überrascht werden kann! So kommt keine Langeweile auf und auch die "alten Hasen" haben ab und zu nochmal was zu entdecken! Vielen Dank dafür!

-93/100-


PS: Nutzer der Rum Tasting Notes App finden diese Abfüllung auch hier:



Bis demnächst
Flo

Sonntag, 3. Januar 2021

Interview mit Caroni-Buch Autor Steffen Mayer (Stefano Caroni)



Liebe Rum Gemeinde,

ich habe hier auf BAT und auch an anderer Stelle ja bereits mehrfach angeschnitten, dass es da draußen jemanden gibt, der seit geraumer Zeit an einem Buch über eine Lost Distillery arbeitet, die viele von uns vermutlich als ihre Lieblings-Brennerei angeben würden: die Caroni Destillerie auf Trinidad! Nun ist die Zeit gekommen, euch den Mann näher vorzustellen, dessen Buch-Projekt ich nun bereits seit zwei Jahren mit Begeisterung begleite. Herzlich Willkommen, Steffen Mayer!


Zum Autor:

Der gebürtige Hohenloher und Rum-Liebhaber Steffen Mayer, den viele sicher auch unter seinem Facebook Pseudonym "Stefano Caroni" kennen, arbeitet in seiner neuen Heimat im schönen Allgäu bereits seit geraumer Zeit und mit großer Akribie an einem viersprachigen (DE/ENG/FRA/IT) Fachbuch zum Thema Caroni Rum! Durch zahlreiche, erfolgreich absolvierte Triathlons in der Vergangenheit ist ihm eine starke Ausdauer und ein langer Atem gegeben, die es jeweils ebenso benötigt um ein solches Buchprojekt zu stemmen. Einst ein wahrer Workaholic, setzt Steffen heute stattdessen ganz bewusst auf Entschleunigung und darauf, vor allem seiner Leidenschaft für das Thema Caroni zu folgen und darin sein enormes Energielevel umzusetzen. Darüber lernte ich Steffen schließlich vor ziemlich genau zwei Jahren kennen und ich erinnere mich noch gut an unsere erste Begegnung in einem Restaurant in Hamburg im Rahmen der Hansespirit 2019, bei der mir Steffen große Teile seiner bisherigen Recherchen vorlegte und diese mich sehr zu beeindrucken vermochten. Anschließend trafen wir uns auch noch weitere Male, u.a. in Berlin und bei mir zuhause im Rahmen einer Interview Reise von Steffen zu Thomas Krüger von Krüger's Whiskygalerie. Doch lassen wir ihn am besten selbst ein wenig zu seinem Buch erzählen!


Das Interview:


Steffen, wann bist du das allererste Mal mit Rum im Allgemeinen und mit Caroni im Besonderen in Kontakt gekommen und wie kam es dann zur Buch Idee?

Steffen: Hallo Flo, das erste Mal, dass ich mit Rum in Kontakt kam, war im Jahr 2013, als ich zwischen zwei Terminen Zeit hatte und in Göttingen bummeln war. Ich wollte mir eigentlich einen Whisky kaufen, doch ein besonderer Spirituosen Händler empfahl mir, einen Rum zu probieren. In seinen Augen, so sagte er es damals, sei es die meist unterschätzte Spirituose überhaupt. Er verkaufte mir daraufhin einen Plantation XO 20th Anniversary in der alten Version mit der bauchigen Flasche. 
Geöffnet habe ich die Flasche aber erst im Jahr 2015 in unserer neuen Wohnung in Oberstaufen und war begeistert. Die Flasche war schnell leer und ich wollte daraufhin eine neue kaufen. Ich musste etwas suchen, da sich das Flaschendesign geändert hatte. Da ich lieber im stationären Handel kaufe, ging ich zu einem Händler in unserer Region. Dieser verlangte beinahe das Doppelte für die Flasche als im Internet, das verärgerte mich sehr und ich beschloss die Flasche doch im Internet zu kaufen. Meine „schwäbischen Gene“ sorgten dann dafür, dass ich noch eine weitere Flasche dazu bestellte, damit der Versand kostenlos war. Ich beschäftigte mich etwas mit den Bewertungen und entschied mich für eine Flasche Bristol Caroni 1996. Diese öffnete ich dann wieder erst ein Jahr später, als mein Schwager, ein Whiskysammler, meinte: „Steffen mach mal was Gutes auf“. Da der Caroni Rum die einzige Flasche war, die nicht offen war, öffnete ich diese. Mein Schwager war sofort begeistert und meinte: „ein Hammer Stoff – was kostet denn so ein Rum“? Ich sagte zu ihm, es wären so um die 60,00 Euro gewesen, aber er solle kurz warten, ich würde es googlen. Zu meinem Erstaunen kostete die Flasche weit über 100,00 Euro - ich fragte mich, warum die auf einmal so teuer war und begann zu recherchieren. Im Netz gab es viele widersprüchliche Aussagen. Trotzdem erkannte ich das Potential und legte mir einige Flaschen zu. Im Jahr 2017 habe ich weitere Flaschen bei Jens Gehlert von Limited-Whisky.de bestellt und sie persönlich bei ihm abgeholt. Wir unterhielten uns über Caroni Rum und ich sagte zu ihm: „Ich glaube ich schreibe ein Buch darüber, denn im Netz stehen so viele Sachen die gar nicht stimmen“. Jens war früher Verleger und bekräftigte mich sehr in dieser Idee.


Egon, Stefan, Flo und Steffen (v.l.n.r.) beim 9th GRF 2019 in Berlin
Picture by Johnny Drejer


Jetzt sitzt du ja bereits seit über zwei Jahren am Buch - in Vollzeit! Als wir uns Anfang 2019 kennenlernten, rechnetest du damit im Herbst 2019 zum 9. German Rum Fest fertig zu sein. Nun schreiben wir das Jahr 2021 und du sitzt noch immer am Buch. Kannst du uns den Umfang deines Buches grob skizzieren?

Steffen: Das liegt daran, dass mein erster Gedanke für das Buch eine Art „Collectors Guide“ für Caroni Rum war, mit vielen Bildern der ganzen Abfüllungen. Die Geschichte von Caroni sollte eine untergeordnete Rolle spielen. Doch egal wohin ich kam, wurde ich genau nach dieser gefragt. Deshalb begann ich damit mir aktuelle Literatur über Rum zu besorgen und musste feststellen, dass diese sehr oberflächlich war. Ich knüpfte über das Internet viele Kontakte im Bereich Rum und beschäftigte mich mit alter Literatur über die Herstellung von Rum. Das Ganze machte ich 24/7, da ich Ende 2016 meinen Job gekündigt hatte. Es wurde zu meiner Passion ein Buch zu schreiben, das auf Fakten basierend erläutert, was zum Untergang der Caroni Destillerie geführt hat. Aber noch viel wichtiger war mir, für jeden verständlich zu erläutern, was Caroni so einzigartig macht. Dafür muss man verstehen wie Rum hergestellt wird und was bei Caroni anders gemacht wurde. Die letzten 2 Jahre habe ich mich nahezu nur mit diesem Thema auseinander gesetzt. In der Zwischenzeit weiß ich, für ein gutes Buch braucht man Zeit - und keinen Zeitdruck. Der Leser wird mehr Informationen über Caroni erhalten, als er sich erhofft hat. Alles über die Fermentation, bis hin zu der Frage welche Hefe bei Caroni verwendet wurde. Welchen Einflüssen der Rum unterlegen hat und mit welchen Destillationsmethoden er hergestellt wurde. Welche Marks es bei Caroni außer LTR und HTR gab und wie diese hergestellt wurden. Ob es Flaschen mit falschen Marks gibt oder anderen fehlerhaften Angaben? Was ist mit den über 18.000 Fässern passiert…





Das klingt überaus beeindruckend und vor allem vielversprechend! Nachdem du dich dementsprechend mit Caroni und seinen Geheimnissen derart intensiv auseinander gesetzt hast... wird es dir also tatsächlich möglich sein zu erklären, warum um alles in der Welt der Rum von Caroni so schmeckt wie er eben schmeckt und warum es kaum etwas vergleichbares dazu gibt?

Steffen: Diese Frage beantworte ich ganz klar mit JA!



Das ist eine Ansage! Dürfen wir dementsprechend auch davon ausgehen, dass vieles bisheriges Wissen durch dich in deinem Buch widerlegt werden wird und wenn ja, möchtest du ein paar grobe Einblicke darin geben welche Bereiche das betreffen wird?

Steffen: Ob vieles Wissen in meinem Buch widerlegt wird, das glaube ich eher nicht. Aber ich bin davon überzeugt, dass sich die Sichtweise vieler Rumliebhaber verändern wird. Zum heutigen Zeitpunkt muss ich feststellen, dass der Fermentation relativ wenig Beachtung geschenkt wird und in der Szene ein regelrechter Destillationsfetisch herrscht. Wenn die Destillation der Höhepunkt ist, wie kann es dann sein, dass zum Beispiel ein Hampden OWH und ein Hampden DOK ein so unterschiedliches Geschmacksprofil haben? In diesem Punkt möchte mir, glaube ich, kaum jemand widersprechen, dass dies rein mit der Fermentation zusammen hängt. Ich möchte noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass die Fermentation mindestens 80% Einfluss auf das Endprodukt hat. Ist die Fermentation schlecht, kann der beste Destillateur, mit dem besten Equipment, keinen guten Rum mehr herstellen. Diese Aussage hält natürlich nur dann Stand, wenn der Rum zum Schluss nicht mit einer Multi-Column auf 97,0% vol. gebrannt wird. Ich wünsche mir, dass wir weg von einem Destillationsfetisch hin zu einem Fermentationsfetisch kommen. Leider sieht ein Bild von einer Pot Still besser auf einem Flaschenlabel aus, als ein Bild von einem blubbernden Fermenter …hahaha.



Ja, das klingt plausibel. Du wirst bei deinem Projekt u.a. auch von Luca Gargano unterstützt, der in der neueren Geschichte von Caroni ja nicht nur eine bedeutende, sondern vielleicht sogar die zentralste Rolle überhaupt einnimmt. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Luca? 

Steffen:
Luca habe ich schon ein paarmal getroffen. Doch für ein Interview habe ich mir sehr lange Zeit gelassen. Denn um die richtigen Fragen stellen zu können, muss man tief in der Materie drin sein. Mir war klar, dass man sich mit Luca Gargano nie auf Augenhöhe unterhalten kann, da er sein Leben lang in diesem Bereich tätig war. Doch im September 2020 war ich mir sicher für Luca gewappnet zu sein und besuchte ihn in Genua. Was ich dort erleben durfte war für einen Caroni Enthusiasten wie mich unglaublich. Luca nahm sich für mich 4 Tage Zeit, er ließ viele Leute warten, um mit mir über das Thema Caroni zu philosophieren. Es war mir stellenweise peinlich, wenn ich merkte es wartet ein Geschäftstermin schon eine Stunde auf ihn und Luca darauf beharrte unser Gespräch erst zu Ende zu führen. Ich werde den ersten Tag nie vergessen, als er mir einen blauen Ordner aushändigte und meinte: „Hier ist der gesamte Schriftverkehr mit Rudy Moore, das kannst du alles abfotografieren. Aber als erstes gebe ich dir mal alle Rechnungen von den Caroni Fässern die ich gekauft habe.“ Ich war fassungslos, denn Transparenz ist sonst nicht gerade die Stärke dieser Branche. Luca erzählte mir Geschichten, da habe ich dreimal gefragt: „Darf ich wirklich darüber schreiben?“ und er meinte nur: „Klar, das ist die Wahrheit und über die kann man immer schreiben.“ Ich kann mich vor Lucas Offenheit nur verneigen.

Luca Gargano mit Steffen Mayer in Genua 2020


Erhältst du auch Unterstützung weiterer unabhängiger Abfüller, die viele Caroni abgefüllt haben, wie z.B. John Barrett aus England, der ja ebenfalls in größerem Stil bei den Auktionen damals zugeschlagen hat?

Steffen: John Barrett hat Fässer mit Caroni Rum erworben, aber nicht bei der Auktion im Jahr 2008. Ihn habe ich bereits 2018 angeschrieben. Dies war zu einem Zeitpunkt als ich noch bei weitem nicht dieses Fachwissen und Detailwissen zu Caroni hatte wie heute. Auf jeden Fall hat er damals das Interview unter einem fadenscheinigen Argument abgelehnt. Ich habe über verschiedene Personen aus seinem Umfeld versucht an Informationen von ihm zu kommen, stellenweise auch ohne dass er wusste, dass die Frage von mir kam – meistens kam keine Antwort oder er hat es als Fragen von Fanatikern abgetan. Insgesamt behaupte ich, dass John Barrett ein sehr introvertierter Mensch ist, der nicht gerne Fragen zu seinen Abfüllungen beantwortet. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass ich ihn im nächsten Jahr besuchen werde. 



Das ist schade, aber dann hoffe ich für dich und für uns Leser, dass es dir an der Stelle noch gelingen wird, einen Zugang zu finden. Für dein Buch war 2020 aber auch noch eine Reise nach Trinidad geplant, die sich auf Grund der weltweiten Pandemie bislang aber noch nicht ergeben hat. Was versprichst du dir von deinem Besuch dort?

Steffen:
Covid-19 ist schrecklich. Für mein Buch war es Fluch und Segen zugleich. Meine Reise nach Trinidad im April 2020 wurde storniert. Das war ein echter Schock für mich, denn für Trinidad besteht seit diesem Zeitpunkt bis heute ein Einreiseverbot. Doch ich habe schnell festgestellt, dass die Leute dort auch isoliert waren und Interviews mit mir als willkommene Abwechslung angesehen haben. Personen die nie reden wollten, waren auf einmal bereit ein Interview zu geben. Dies führte dazu, dass das Jahr 2020 mein produktivstes war. Trotzdem ist es mir wichtig nach Trinidad zu reisen, denn einen Autoren der selber nie vor Ort war über was er schreibt, würde ich persönlich nicht ernst nehmen. Des Weiteren weiß ich sehr genau, welche Unterlagen noch vor Ort zu bekommen sind, die die letzten Lücken schließen. Es gibt auch in Trinidad Sammler von Rum, die noch viele alte Abfüllungen vom lokalen Markt haben, die ich noch fotografieren muss. Doch nicht nur Trinidad ist für mich wichtig, sondern auch viele Länder in Europa. Denn ich möchte mit allen unabhängigen Abfüllern die Caroni Rum abgefüllt haben ein persönliches Interview führen. Viele Etiketten haben nur unzureichende Informationen und ich empfinde es auch als äußerst interessant dem Leser mehr über den jeweiligen Abfüller zu erzählen. Auch hinter ihnen stecken oft interessante Geschichte. Ich möchte behaupten, dass jeder unabhängige Abfüller der etwas auf sich hält einen Caroni Rum abgefüllt hat und daher hat das Buch den Zusatznutzen eine kleine Enzyklopädie der unabhängigen Rumabfüller zu werden. Dazu sind noch über 80 Interviews nötig und die Pandemie kann mich hierbei noch ganz schön ausbremsen. Trotzdem ist es mein Ziel, Ende 2021 dieses Projekt abzuschließen!



Darauf freue ich mich und freuen wir uns alle sehr! Vielen Dank für deine Zeit und die überaus spannenden Einblicke in deine großartige Arbeit!






Bild 1: Steffen Mayer in seiner Heimat im Allgäu

Bild 2: Steffen Mayer 

Bild 3: Egon, Stefan, Flo und Steffen in Berlin beim bis dato letzten GRF 2019 - Picture by Johnny Drejer

Bild 4: Samples von Originalabfüllungen die ich mit Steffen zusammen in diesem Jahr verkosten werde.

Bild 5: Original Sample von Rum Distillers of Trinidad & Tobago aus dem Jahr 2005 bei Velier in Genua, von einer der begehrtesten Velier Abfüllungen überhaupt.

Bild 6: Steffen Mayer mit Luca Gargano bei Velier in Genua im September 2020

Bild 7: Dieses Bild entstand im Dezember 2004 durch Fredi Marcarini, der 2020 leider verstorben ist, und wurde von Luca Gargano zur Verfügung gestellt. Es zeigt wie einige der letzten Abfüllungen vom Caroni Stallion Puncheon für den lokalen Markt abgefüllt wurden.

Bild 8: Ein altes Caroni Dark Jewel Flaschenlabel