Liebe Rum Gemeinde,
seit Ewigkeiten möchte ich mich heute einmal wieder mit dem alten Rockley Style von Barbados auf BAT beschäftigen, der über all die Jahre eine heimliche Liebe von mir war und noch immer ist. Es gibt, da sind sich nahezu alle einig, die ich zur engen Nerd-Szene in Deutschland zähle, aus Barbados keinen besseren Rum als jenen so genannten Rockley Style aus der West Indies Rum Distillery, der so viel mehr zu bieten hat als alles andere was aus Blackrock selbst, aber auch von den weiteren Destillerien Barbados' kommt.
Es war ein kalter Spätnachmittag im November 2011, als ich zum ersten Mal das Ladengeschäft von Andreas Schwarz in Preetz betrat. Ich hatte im Netz herausgefunden, dass es hier ganz in meiner Nähe ein Geschäft gibt, welches weit mehr Rum im Sortiment führt als (selbst gut sortierte) Supermärkte und so machte ich mich dorthin auf den Weg, nicht wissend, was mich erwarten sollte. Ich war zu jener Zeit noch ganz am Anfang meiner Rum Laufbahn und hatte außer Jamaica Rum noch nicht viel gesehen. Diese hatten es mir seinerzeit sofort angetan und auf diesen lag dementsprechend auch mein Augenmerk, als ich mich im Geschäft umsah. Mit Herrn Schwarz kam ich direkt ins Gespräch und es stellten sich zwei Dinge schnell heraus: zum einen nämlich, dass weder Andreas Schwarz ein gewöhnlicher Händler, noch ich ein gewöhnlicher Kunde war. Denn es war sowohl er auf seinem Gebiet weit kompetenter, als ich das bis dahin je irgendwo im Handel erlebt hätte, noch zeigte ich an den (damals wie heute) üblichen Verkaufsschlagern Zacapa oder Diplomatico auch nur das geringste Interesse. So stimmte die Chemie also direkt.
Lieber wollte ich Jamaica Rums. Am besten in Fassstärke. Kein leichtes Unterfangen damals! Und so ergab es sich, dass Herr Schwarz mir eine Abfüllung zeigte, die ich bis heute als bahnbrechend in Erinnerung habe: es stand noch eine Flasche Cadenhead's Cask Strength BRS (Rockley) Barbados Rum 16 YO Blackrock 1986 ganz oben links in seinem Regal! Ein Ladenhüter (auch, wenn sich das heute niemand mehr vorstellen kann)! Ich war sofort sehr interessiert, denn alte Cadenheads Bottlings waren (und sind es bis heute) ein Synonym für Qualität. Glücklicherweise kann man bei Andreas Schwarz fast alles an Rums was er im Verkauf hat auch probieren, so auch diesen. Also rein damit ins Glas und: *BÄÄÄM*! "Was zur Hölle ist das denn für ein geiler Scheiß?!" Das oder etwas ähnliches müssen meine ersten Gedanken dazu gewesen sein. So viel Kraft, so viel Flavour, aber gleichzeitig ohne dieses so brutale eines Jamaicaners... Unfassbares Erlebnis, bis heute vermutlich eines der schönsten im Rum Bereich überhaupt, weil es so unerwartet kam! Später wurden diese Momente rar, weil einen mit zunehmender Erfahrung immer weniger komplett überraschen kann, weil man so vieles schon kennt, aber damals war sowas noch möglich. Das erste Mal Rockley, ohne jede Erwartung, ohne jedes Wissen, was da gleich kommt. Die Flasche habe ich selbstverständlich sofort eingepackt (für 80,- Euro damals eine durchaus nicht ganz günstige Anschaffung) und meine Liebe für Rockley war geboren. In der Folge hielten der damals noch sehr kleine Kreis an Nerds und ich unsere Augen nach solchen Rums offen. Bezeichnender Weise wurde dann aber nur noch ein Rum überhaupt released, der es mit dieser Cadenhead-Abfüllung aufnehmen konnte, nämlich der Duncan Taylor WIRD 1986 im Jahr 2012. Diesen konnte kein Rockley vor oder nach ihm bisher toppen, was auch daran lag, dass danach so gut wie nichts mehr überhaupt auf den Markt kam.
Der heute vorgestellte Silver Seal ist, von einer Japan-Abfüllung, die leider wirklich nicht gut und auch nur äußerst schwer erhältlich war abgesehen, der erste abgefüllte 1986er Rockley seit dem Duncan Taylor 2012! Das ist acht Jahre her und damit länger, als sich die allermeisten da draußen überhaupt zur Rum Szene dazu zählen, die in den letzten Jahren um viele 100% im Vergleich zu damals gewachsen ist. Dementsprechend sind zwei Faktoren festzuhalten. Zum einen haben wir es dadurch schon fast mit einer gefühlten Premiere zu tun, zum anderen ist der gute Stoff aber ja auch mit gealtert und inzwischen schon stolze 33 Jahre alt und für 80,- Euro, wie der Cadenhead damals, nicht mehr zu haben. Im Gegenteil, ca. 600,- (!) Euro muss man inzwischen hinlegen, wenn man eine der Flaschen kaufen möchte, die Max Righi in diesem Sommer abgefüllt hat. Ob er das wert ist? Nun, diese Frage wird im Grunde sehr einfach im Fazit zu beantworten sein. Wenn es ihm gelingt den Duncan Taylor zu schlagen, dann durchaus, denn für diesen muss man inzwischen mehr als diese 600,- Euro auf den Tisch legen. Also sehen wir uns den Guten jetzt einmal genauer an!
Es war ein kalter Spätnachmittag im November 2011, als ich zum ersten Mal das Ladengeschäft von Andreas Schwarz in Preetz betrat. Ich hatte im Netz herausgefunden, dass es hier ganz in meiner Nähe ein Geschäft gibt, welches weit mehr Rum im Sortiment führt als (selbst gut sortierte) Supermärkte und so machte ich mich dorthin auf den Weg, nicht wissend, was mich erwarten sollte. Ich war zu jener Zeit noch ganz am Anfang meiner Rum Laufbahn und hatte außer Jamaica Rum noch nicht viel gesehen. Diese hatten es mir seinerzeit sofort angetan und auf diesen lag dementsprechend auch mein Augenmerk, als ich mich im Geschäft umsah. Mit Herrn Schwarz kam ich direkt ins Gespräch und es stellten sich zwei Dinge schnell heraus: zum einen nämlich, dass weder Andreas Schwarz ein gewöhnlicher Händler, noch ich ein gewöhnlicher Kunde war. Denn es war sowohl er auf seinem Gebiet weit kompetenter, als ich das bis dahin je irgendwo im Handel erlebt hätte, noch zeigte ich an den (damals wie heute) üblichen Verkaufsschlagern Zacapa oder Diplomatico auch nur das geringste Interesse. So stimmte die Chemie also direkt.
Lieber wollte ich Jamaica Rums. Am besten in Fassstärke. Kein leichtes Unterfangen damals! Und so ergab es sich, dass Herr Schwarz mir eine Abfüllung zeigte, die ich bis heute als bahnbrechend in Erinnerung habe: es stand noch eine Flasche Cadenhead's Cask Strength BRS (Rockley) Barbados Rum 16 YO Blackrock 1986 ganz oben links in seinem Regal! Ein Ladenhüter (auch, wenn sich das heute niemand mehr vorstellen kann)! Ich war sofort sehr interessiert, denn alte Cadenheads Bottlings waren (und sind es bis heute) ein Synonym für Qualität. Glücklicherweise kann man bei Andreas Schwarz fast alles an Rums was er im Verkauf hat auch probieren, so auch diesen. Also rein damit ins Glas und: *BÄÄÄM*! "Was zur Hölle ist das denn für ein geiler Scheiß?!" Das oder etwas ähnliches müssen meine ersten Gedanken dazu gewesen sein. So viel Kraft, so viel Flavour, aber gleichzeitig ohne dieses so brutale eines Jamaicaners... Unfassbares Erlebnis, bis heute vermutlich eines der schönsten im Rum Bereich überhaupt, weil es so unerwartet kam! Später wurden diese Momente rar, weil einen mit zunehmender Erfahrung immer weniger komplett überraschen kann, weil man so vieles schon kennt, aber damals war sowas noch möglich. Das erste Mal Rockley, ohne jede Erwartung, ohne jedes Wissen, was da gleich kommt. Die Flasche habe ich selbstverständlich sofort eingepackt (für 80,- Euro damals eine durchaus nicht ganz günstige Anschaffung) und meine Liebe für Rockley war geboren. In der Folge hielten der damals noch sehr kleine Kreis an Nerds und ich unsere Augen nach solchen Rums offen. Bezeichnender Weise wurde dann aber nur noch ein Rum überhaupt released, der es mit dieser Cadenhead-Abfüllung aufnehmen konnte, nämlich der Duncan Taylor WIRD 1986 im Jahr 2012. Diesen konnte kein Rockley vor oder nach ihm bisher toppen, was auch daran lag, dass danach so gut wie nichts mehr überhaupt auf den Markt kam.
Der heute vorgestellte Silver Seal ist, von einer Japan-Abfüllung, die leider wirklich nicht gut und auch nur äußerst schwer erhältlich war abgesehen, der erste abgefüllte 1986er Rockley seit dem Duncan Taylor 2012! Das ist acht Jahre her und damit länger, als sich die allermeisten da draußen überhaupt zur Rum Szene dazu zählen, die in den letzten Jahren um viele 100% im Vergleich zu damals gewachsen ist. Dementsprechend sind zwei Faktoren festzuhalten. Zum einen haben wir es dadurch schon fast mit einer gefühlten Premiere zu tun, zum anderen ist der gute Stoff aber ja auch mit gealtert und inzwischen schon stolze 33 Jahre alt und für 80,- Euro, wie der Cadenhead damals, nicht mehr zu haben. Im Gegenteil, ca. 600,- (!) Euro muss man inzwischen hinlegen, wenn man eine der Flaschen kaufen möchte, die Max Righi in diesem Sommer abgefüllt hat. Ob er das wert ist? Nun, diese Frage wird im Grunde sehr einfach im Fazit zu beantworten sein. Wenn es ihm gelingt den Duncan Taylor zu schlagen, dann durchaus, denn für diesen muss man inzwischen mehr als diese 600,- Euro auf den Tisch legen. Also sehen wir uns den Guten jetzt einmal genauer an!
Vergleich der beiden Rockley Barbados Rums aus 1986 - Silver Seal 33 YO vs. Duncan Taylor 25 YO:
Alter: von Dezember 1986 bis Anfang 2020 reifte der Silver Seal 33 Jahre lang im Eichenfass. Der Duncan Taylor wurde schon im November 2012 abgefüllt und war somit zu diesem Zeitpunkt 25 (bzw. fast 26) Jahre alt.
Lagerung: die Reifung fand in beiden Fällen mutmaßlich vollständig in Europa statt.
Fassnummern: Silver Seal gibt als Fassnummer die #20 an, allerdings dürfte es sich dabei ausschließlich um eine interne Zählung handeln, was meinen Verdacht bestätigt, dass der Abfüller vermutlich keine bis kaum noch Fässer lagernd hat, sondern neue Bottling unmittelbar zuvor von Brokern erworben werden. Ergeben hat das Fass noch 179 Flaschen a 0,7 Liter, sowie 15 Magnum Flaschen. Duncan Taylor gab damals die Fassnummer #16 an, welches noch 244 Flaschen a 0,7 Liter ergab.
Fassnummern: Silver Seal gibt als Fassnummer die #20 an, allerdings dürfte es sich dabei ausschließlich um eine interne Zählung handeln, was meinen Verdacht bestätigt, dass der Abfüller vermutlich keine bis kaum noch Fässer lagernd hat, sondern neue Bottling unmittelbar zuvor von Brokern erworben werden. Ergeben hat das Fass noch 179 Flaschen a 0,7 Liter, sowie 15 Magnum Flaschen. Duncan Taylor gab damals die Fassnummer #16 an, welches noch 244 Flaschen a 0,7 Liter ergab.
Angel's Share: unbekannt. Er dürfte aber bei jeweils ca. 30 bis 40% liegen.
Alkoholstärke: der Silver Seal kommt mit einem Alkoholgehalt von 58,8% vol. um die Ecke. Diese dürften der Fassstärke nach 33 Jahren im Fass entsprochen haben. Der Duncan Taylor wies noch 52,7% vol. auf, was bedeutet, dass er wohl um mindestens 10% vol. "beraubt" wurde.
Destillationsverfahren: Pot Still.
Mark: BRS (Rockley)
Farbe: dunkles, goldenes Stroh beim Silver Seal, minimal aber merklich kräftiger als der Duncan Taylor.
Silver Seal Barbados Rockley 1986 im Glas |
Duncan Taylor Barbados Rockley 1986 im Glas |
Abgang: ein schöner langer Abgang beim Silver Seal, mit zunächst noch ordentlicher Rest-Süße von Pfirsichen und von Waldhonig, dazu Anis. Erst dann wird der Rum trockener. Röstaromen gesellen sich nochmal dazu, wieder Funkenflug. Geil! Der Duncan Taylor dagegen kommt schon direkt zu Beginn gut tanninig und weniger süß daher als der Silver Seal. Honig und Rauch geben nochmal alles. Auch der Duncan Taylor verbleibt sehr lang, zeigt sich aber durchgehend bitterer und trockener als der Silver Seal.
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Silver Seal:
-95/100-
Duncan Taylor:
-93/100-*
-95/100-
-93/100-*
*Rating wurde nach Crosstasting mit dem Silver Seal 1986 und dem RA 1986 im Januar 2021 um zwei Punkte nach unten korrigiert.
Silver Seal Barbados Rum 33 YO W.I.R.D. 1986
Duncan Taylor Barbados Rum 25 YO W.I.R.D. 1986
Ein Dank geht abschließend an Malte, der den Silver Seal und an Niki, der den Duncan Taylor geteilt hat. Vielen Dank an euch beide!
Bis demnächst,
Flo
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