Sonntag, 26. März 2017

Thoughts...

Liebe Rum-Gemeinde,

ja, was war da denn los?! 

  • Am Freitag Abend, zum Auftakt der Messe in Nürnberg, haben The Rum Cask ihren Jamaica Rum Hampden 1990 26 YO im Shop platziert. 
  • Am frühen Sonntag Morgen, vor also genau einer Woche, habe ich mein Review zu eben diesem Rum veröffentlicht.
  • Am Dienstag Mittag (!) erreichte mich die Nachricht, die 270 Flaschen seien nun restlos ausverkauft.



Wir reden hier also von einem Ausverkauf in unter vier Tagen eines Rums, der nicht von Velier stammt, von dem es 270 Flaschen gegeben hat und von dem jede einzelne 170 Euro (!) gekostet hat. Das sprengt alles bisher da gewesene!

Zum Vergleich: die beiden 16 und 17 YO Hampden von TRC aus dem 1998er Batch (die beiden stammen zusammen auch aus nur einem Fass) waren eineinhalb Jahre (!) verfügbar, bei einem Flaschenpreis von 50 Euro. Und die waren auch schon sehr, sehr gut und gehörten zu den besten Hampden Rums die ich kenne. Selten gutes PLV! Dennoch war er lange verfügbar. 
Ja, klar, Hampden 1990 in Fassstärke hat eine Alleinstellung. Aber 3,5 Tage? Mich hat das, ehrlich gesagt, ziemlich erschrocken und fassungslos gemacht. Und dann nachdenklich...

Ja, ich habe den Rum hier auf BAT über alle Maße gut bewertet. Mir blieb da, angesichts der enormen Qualität, auch nichts anderes übrig. Aber wenn das dazu führt, dass eine Abfüllung anschließend sofort weg ist, noch bevor ihn ein Großteil meiner Leserschaft überhaupt probieren konnte, dann ist das sehr schade und auch nicht das, was ich als den Sinn meines Schaffens bezeichnen würde.

Was also war da los? Ich weiß, dass einige Leute 20 Flaschen und mehr versucht haben zu bestellen. Der Abfüller hat sich dagegen wo sie konnten gewehrt und diese Bestellungen abgelehnt, damit mehr Menschen in den Genuss des Rums kommen konnten, aber alleine der Versuch zeigt ja, dass Investoren auch mehr und mehr den Rum Markt heimzusuchen scheinen. Keine schöne Entwicklung. Denn sie führt dazu, dass es bei allen interessanteren Abfüllungen in Zukunft unmöglich sein wird, sie zunächst zu probieren um sich dann anschließend für oder gegen den Kauf einer Abfüllung zu entscheiden. Man muss also sofort kaufen. Die Erfahrungen der letzten Woche werden einige beim nächsten Mal dazu verleiten, noch schneller zuzuschlagen. Was daraus dann wiederum in Bezug auf die Verfügbarkeit künftiger Bottlings resultiert, muss ich glaube ich nicht erläutern.
Wie schon gesagt: keine schöne Entwicklung, die ich da auf uns zukommen sehe. Kaum ein Connaisseur möchte das (und die kleine Einschränkung resultiert auch rein aus der Intention, nicht für alle sprechen zu wollen und zu können). Sie schädigt einen für mich elementaren Teil des Genusses, denn das gemütliche Probieren und Abwägen und vielleicht nochmal gegen Probieren gehörte für mich immer dazu. Wenn uns der Markt nun aber zu reinen Hamsterkäufern formt, verkommen wir Connaisseure zwangsläufig irgendwann alle zu An- und Verkäufern, denn einige der Abfüllungen, die man (vor-)eilig gekauft hat (kaufen musste?), werden einem unter Umständen letztlich doch nicht zusagen. Also weg damit. Teurer, natürlich, als im Einkauf. Ist ja ausverkauft die Abfüllung. Und es machen ja alle so. Der Gewinn, den man gemacht hat, investiert man dafür an anderer Stelle, wo man vielleicht leer ausgegangen ist, man geschmacklich aber eher dabei gewesen wäre. Heißt: es wird eine Preisschraube immer weiter hochgedreht, bei der am Ende nur noch diejenigen mitkommen, die finanziell über den Dingen stehen. Das wäre überaus schade, da Rum meines Erachtens dieser elitäre Touch überhaupt nicht steht. Den darf er gerne weiterhin Whisky oder Cognac überlassen.

Ja, ich bin da sehr idealistisch und offenbar nur wenig realistisch. Die Freiheit nehme ich mir aber gerade. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass wenn jeder nicht mehr kaufen würde als das was er selbst zum Trinken und Genießen braucht, auch heute noch jede Abfüllung auf dem Markt um einiges länger vorhalten würde. Nicht mehr ansatzweise so lange wie noch vor einigen Jahren, aber doch so lang, dass ein großer Teil der Connaisseure nicht leer ausgeht. Meine Meinung dazu wird Investoren freilich nicht abschrecken, aber ich habe diese Woche mehrfach darüber nachgedacht, dass meine Meinung zu den Rums ihnen hilft. Ich unterstütze mit jedem guten Review für einen Rum auch die Leute, die damit nur Kasse machen wollen. Und ich habe durchaus auch darüber nachgedacht, ob ich das möchte, oder ich mich diesem Missbrauch nicht lieber entziehen möchte.
Es kam für mich letztlich aber nicht in Frage, von diesen Leuten mein Wirken hier abhängig zu machen. Hingegen werde ich Artikel in Zukunft vielleicht subtiler schreiben. Und ich werde Artikel eventuell auch zeitlich versetzter schreiben. Aber ich werde schreiben! 

Bis demnächst also wieder,
Flo


PS: inzwischen sind auch sämtliche Samples des Rums ausverkauft! Obwohl diese, auf die 0,5 Liter Flasche gerechnet, preislich noch einmal deutlich höher lagen. 

Samstag, 18. März 2017

The Rum Cask Jamaica Rum 26 YO Hampden 1990

Werte Rum-Gemeinde,

die Gerüchte lagen ja schon seit einiger Zeit in der Luft, heute kann und darf ich den Rum nun also auch hier endlich präsentieren: Ja, es ist wahr! Nach so vielen Jahren des langen Wartens hat es endlich ein Unabhängiger Rum-Abfüller getan: The Rum Cask haben einen 1990er Hampden in Fassstärke abgefüllt!




Doch der Reihe nach:

Der Grundstein für diese Rum-Abfüllung wurde, wenn man es ganz genau nimmt, schon vor vier Jahren gelegt. Damals, im Frühjahr und Sommer 2013, kam es zwischen Jens Owczarek von The Rum Cask und mir im Rahmen meiner Recherchen zu deren damaligen Hampden 2000 zu ersten Gesprächen rund um das Thema Rum, aus denen dann ein Austausch und letztlich auch die ersten "Recommended by Barrel Aged Thoughts"-Abfüllungen resultierten. 
In diesem Zusammenhang ließ ich ihm auch mal eine Liste mit außergewöhnlichen Rum-Destillerien und ihren bevorzugten Jahrgängen zukommen, die als Anregung dienen sollte. Viele dieser Rums konnten The Rum Cask im Laufe der Jahre dann auch finden und abfüllen, andere Jahrgänge blieben hingegen leider für immer verschwunden. Ganz andere wiederum, wie z.B. Hampden 1998, wurden von Ihnen neu entdeckt. Auf dieser Liste damals stand auch der 1990er Jahrgang der Hampden Destillerie. Ich hatte die Hoffnung dahingehend eigentlich schon aufgegeben, denn der bislang letzte seiner Art, der Rum Nation Supreme Lord VII, datiert ebenfalls aus 2013 und liegt somit auch schon vier Jahre zurück. Danach kam von Hampden nichts mehr aus 1990. 

Fasssample TRC Hampden 1990
Doch dann meldete sich Jens Owczarek vor ca. 2,5 Monaten, Anfang Januar 2017, überraschend bei mir um mir mitzuteilen, dass es The Rum Cask nach langen und zähen Verhandlungen letzten Endes gelungen ist ein Fass Hampden 1990 zu erstehen und berief sich dabei auf meinen Tipp von damals. Es hat mich, das möchte ich an dieser Stelle gerne betonen, wirklich über die Maßen gefreut, dass man sich nach all der Zeit noch sowohl an die Empfehlung, als auch an mich noch erinnert hat, trotz meines langen Abtauchens von der Bildfläche. Da fühlte ich mich sehr geehrt! Damit einhergehend ließ man mir auch ein Sample dieses besonderen Tropfens zukommen und holte meine Einschätzung ein. Diese war dann, das sei schon einmal verraten, sehr eindeutig. 
Was dann folgte, war vor allem eine Sammlung von Ideen, diesen Rum auch auf dem Label ein wenig von den anderen Rums abzuheben, wodurch sich auch der Papagei erklärt, der sich von denen der bisherigen Jamaicaner unterscheidet. Darüber hinaus bekam der Rum auch ein Backlabel, doch dazu später mehr. 

Über den Rum selbst kann gesagt werden, dass er das Mark "JMC" trägt, 26 Jahre lang, zwischen 1990 und 2017, im Fass #9 reifen durfte und am Ende noch ca. 270 Flaschen á 0,5 Liter ergab. Das Fass hat ein Volumen von 190 Litern, das bedeutet, dass ca. 29% an überaus glückliche Engel ging. Was das Mark betrifft, so ist dies keines, was Hampden ursprünglich zur Definition des Estergehalts verwendet hat. Diese waren:



In diesem 190 Liter Fass reifte der Rum stolze 26 Jahre
JMC ist ein Mark, welches von Brokern in Großbritannien verwendet wird, mit den ursprünglichen Hampden Marks aber in Zusammenhang steht. In diesem Fall bedeutet es Jamaica Main C<>H. Der Rum hat einen Alkoholgehalt von 61,9% vol., hat also noch seine ganze Fassstärke. Somit ist dies sowohl der älteste mir bekannte Rum aus Hampden, als auch der einzige mir bekannte aus dem Jahrgang 1990 und des Marks C<>H, der in Fassstärke abgefüllt wurde. Spätestens jetzt ist klar, warum diese Abfüllung für einen Hampden-Freak wie mich etwas ganz besonderes ist. 

Die Lagerung des Rums hat vermutlich mindestens den Großteil seiner Reifezeit in Europa stattgefunden, denn 2002 schloss Hampden seine Pforten für einige Jahre und es wurde kein Rum zurückgelassen. Es müsste also spätestens 2002 alles nach Europa gelangt sein. 
Da mir die ersten unabhängigen Hampden-Abfüllungen aber überhaupt erst ab 2006 ca. bekannt sind und ich keinen Jahrgang älter als 1990 kenne, ist die Tür für Spekulation an dieser Stelle natürlich weit geöffnet, dahingehend, dass es unter Umständen nur und einzig durch die vorläufige Schließung von Hampden, überhaupt Single Casks dieser Destillerie auf den Markt geschafft haben. Das dürfte heute allerdings kaum noch wirklich nachvollziehbar sein, weswegen wir uns jetzt lieber dem Rum selbst wieder widmen wollen.

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Verkostung des The Rum Cask Jamaica Rum Hampden 26 YO:


Preis: Für 0,5 Liter des 26 jährigen Hampden werden im The Rum Cask Shop 169,90 Euro aufgerufen. Es gibt ihn aber auch in 2 cl für 12,- Euro, 4 cl für 23,50 Euro und 10 cl Gebinden für 56,- Euro im Probierformat zu kaufen. 

Alter: 1990 wurde der Rum destilliert und Anfang 2017 schließlich 26 jährig abgefüllt.

Lagerung: nicht angegeben, es kann aber von kontinentaler Reifung zu erheblichem Teil ausgegangen werden, da Hampden spätestens bei seiner vorläufigen Schließung im Jahr 2002 allen Rum verkauft hat.

Fassnummer: #9

Angel's Share: 29%, bei ca. 190 Liter Fassvolumen.

Alkoholstärke: Der Rum wurde mit 61,9% vol. abgefüllt, also in voller Fassstärke.

Destillationsverfahren: Ja, das ist bei Hampden eine reine Formalität. Verantwortlich zeichnet sich natürlich eine Double Retort Pot Still Brennblase.

Mark: JMC

Farbe: dunkles, kräftiges, Stroh.

Viskosität: beim Schwenken im Glas bilden sich am oberen Rand kleine Tropfen, die dann, eng aneinander liegend, langsam und mit aller Zeit der Welt die Glaswand herunterlaufen. 

The Rum Cask  Jamaica Rum 26 YO Hampden 1990 im Glas
Nase: Uiii, schööön! Keinerlei alkoholische Schärfe in der Nase, trotz Fassstärke. Ein sehr tiefes, volles und überaus reichhaltiges Bouquet, unheimlich komplex. Das ganze lang und schier unendlich nach hinten heraus.
Da sind zunächst natürlich ganz markant die Ester-Klebstoffnoten im Vordergrund, diese typische 1990er Hampden-Note. Der Rum ist hier nicht mehr ganz so brachial wie andere 1990er vor ihm. Man merkt ihm seine Reife extrem positiv an. Er ist nicht holzig oder gar totgelagert, aber man hat zum ersten Mal bei 1990 das Gefühl, dass der Rum nicht 10 Jahre jünger wirkt als er ist. Versteht mich nicht falsch, dieser Rum hat noch immer die Power einer Dampfwalze, aber er wirkt dabei inzwischen fast ein wenig elegant. Für seine Verhältnisse, versteht sich. Er offenbart einem nur allzu bereitwillig einen wunderbaren Obstsalat aus allen nur erdenklichen tropischen Früchten, wie Bananen, Papaya, Ananas, Mangos, Zitronen, Limetten und vielen mehr. Peinlich genau ist das auch kaum auszumachen, das ist ein wildes Durcheinander, wie bei allen anderen 90ern vor ihm, ein echter Obstsalat. Dieser ist extrem gelungen eingefasst von den Holznoten vom Fass und auch etwas Rauch. Geil! Ein Wahnsinns Zusammenspiel! Man möchte gar nicht aufhören an ihm zu schnüffeln. 
Im peripheren Nosing weist der Rum ganz hinten leicht grasig-erdige Noten auf, die sehr entfernt an alte Long Ponds erinnern. Das sind dann eben die Eindrücke, die das Alter des Rums positiv unterstreichen und beweisen, warum es sich lohnt einen Rum derart lange im Fass reifen zu lassen. 

Gaumen: der Alkohol macht sich hier zunächst ein Wenig mehr bemerkbar. Er brennt angenehm auf der Zunge, bis man ihn sanft gezügelt bekommen hat. Ja, hier zeigt sich der Fassstärke-Aspekt im Vergleich zu all seinen Vorgängern, aber absolut positiv. Der Rum und sein Aroma verbreiten sich in Windeseile im gesamten Mundraum und füllen diesen komplett aus. Schwerer, mächtiger Körper. Brachial, aber dabei, dank seiner Reife, auf seine ganz eigene Weise elegant. Ölig-cremige Konsistenz. Auch hier wieder wird die Trumpfkarte Fassstärke voll ausgespielt. Wo bei allen anderen 1990er Hampden noch eine leicht wässrige (Fehl-)Note auftrat, so entfällt diese hier glücklicherweise. Geschmacklich habe ich gegrillte Ananas und frisch geschnittenes Geäst. Auch hier ist der positive Fasseinfluss so deutlich wie bei noch keinem 1990er vor ihm. Nach Hinten heraus Humus, Tannine und eine klare Note Anis. Letzterer scheint die geschmackliche Folge von lange gelagerten Rums mit hohem Estergehalt zu sein, denn diese Note findet sich vor allem bei diesen extrem häufig. 

Abgang: Unendlich lang. Nach hinten heraus zieht sich eine unglaublich ausdauernde Esternote, die einfach unheimlich Spaß macht. Dann trockener werdend. Erhaben. Eine Disziplin, in der nichts was ich kenne den Jahrgang 1990 von Hampden schlagen könnte. 

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Fazit: Recommended by Barrel Aged Thoughts! Ein Rum, der seinesgleichen sucht. Ein Rum, der nicht eingeordnet, sondern meines Erachtens übergeordnet wird. Und ich weiß, man sollte von derlei eigentlich absehen, aber ich wage die Prognose: besser geht es nicht und wird es vermutlich nicht gehen!* Der Jahrgang 1990 ist bei Hampden in meinen Augen einfach outstanding und wird von keinem der späteren Jahrgänge erreicht. Und unter den wenigen 90ern die es bisher gab, mir sind -inklusive der heute vorgestellten Abfüllung- derer fünf bekannt, ist dieser der einzige in Fassstärke und klar der beste - vor dem Duncan Taylor und erst Recht vor den 46 bzw. 45% vol. Rums von Berry. Bros & Rudd, Blackadder und Rum Nation. Er vereint Esterpower, Fruchtigkeit, Fassreife und ideale alkoholische Stärke in einer Abfüllung, was vor ihm niemandem gelungen ist. Ein Meisterstück! 
Was natürlich reinhaut, auch darüber muss gesprochen werden, ist der Preis! Bis auf den biblisch alten Long Pond von Gordon & MacPhail war kein Rum auf BAT bisher auch nur annähernd so kostspielig. Hierzu muss allerdings gesagt werden: die Zeiten haben sich leider gewandelt in dieser Hinsicht. Die Fässer sind teilweise teuer geworden. Auf seltene Fässer trifft das nochmal mehr zu. The Rum Cask haben sich immer durch sehr fair bepreiste und dabei aber dennoch qualitativ hochwertige Rums ausgezeichnet. Nicht der Abfüller hat hier also angezogen, sondern der Bulkhändler. Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass bei diesen Summen der eine oder andere  aus Prinzip aussteigt und ich kann das gut verstehen! Ich selbst sehe die steigende Preiskurve beim Rum äußerst skeptisch und würde eine Empfehlung bei so kostspieligen Rums daher auch nur noch für absolute Top Rums aussprechen. Um einen solchen handelt es sich hierbei heute aber und daher kann ich diesen Rum wirklich nur jedem empfehlen. Auch zu diesem Preis. Der einzige Hampden, der annähernd so gut ist wie dieser, der Samaroli 1993 Full Proof 21 YO aus 2014, war damals, vor drei Jahren, schon nicht wirklich günstiger als dieser hier heute.
Bevor ich zum Ende komme, komme ich nochmal auf das eingangs erwähnte Backlabel zu sprechen. Dieses ziert eine Kurzbeschreibung Hampdens und des Rums von mir und bringt alles in Kürze auf den Punkt:


Ich möchte The Rum Cask für diese außergewöhnliche Abfüllung danken, die für mich die Abfüllung war, auf die ich, siehe Backlabel, immer gewartet habe. Und ich bedanke mich auch für die einmal mehr überaus angenehme Zusammenarbeit und das Vertrauen, welches mir da entgegen gebracht wird und dafür, dass ich einen kleinen Beitrag zu diesem tollen Rum leisten durfte. Es war mir eine große Ehre! 

-98/100-

Bis zum nächsten Mal
Flo

* einzig einer karibisch gelagerten Abfüllung aus der Hampden-Zeit nach der Wiedereröffnung 2010 traue ich es in vielen Jahren einmal zu, bei entsprechendem Stil da drüber zu gehen

Mittwoch, 15. März 2017

Sonntag, 12. März 2017

Habitation Velier Hampden 2010 HLCF Jamaica Rum

Werte Rum-Gemeinde,

heute gibt es hier auf Barrel Aged Thoughts das erste neue Review seit meiner Abstinenz. Statt Forgotten Thoughts nun endlich auch wieder Latest Thoughts. Herzlich Willkommen!

Fast genau zwei Jahre ist das letzte Review hier her. Zwei Jahre, in denen sich vieles verändert hat in der Rumwelt, aber auch einiges genau so geblieben ist, wie es war. Gut so. Veränderung als Konstante. 
Die Reise geht heute genau dort weiter, wo sie damals auch aufgehört hat: in Hampden auf Jamaica. Diese Destillerie, die wohl wie keine zweite in der Welt meinen Geschmack trifft, ist dafür bekannt Rums mit hohem Estergehalt zu liefern. Das trifft auch auf den heute verkosteten Rum zu: den Habitation Velier Hampden 2010 Jamaica Pure Single Rum HLCF in Fassstärke (68,5% vol.). 

Habitation Velier Hampden 2010 Jamaica Pure Single Rum HLCF 6 YO

Die Abfüllung stammt vom unabhängigen Abfüller Velier, der unter dem Label Habitation Velier eine neue Rum Serie kreiert hat. Abgefüllt wurden auch junge Rums aus Guyana, von Barbados oder von Marie Galante. Der Blick richtet sich heute aber gen Jamaica. 
Der Habitation Velier entstammt dem Jahrgang 2010 und gehört damit wohl zu den allerersten Rums, die nach der Wiedereröffnung von Hampden durch die Familie Hussey dort produziert wurden. Das Mark HLCF beschreibt einen Estergehalt des Rums zwischen 500 und 700 gr/laa, wobei auf dem Label sogar explizit 550 gr/laa angegeben sind. Darüber hinaus erfährt man auch, dass der Angel's Share bei über 40% lag und dem Rum kein Zucker zugesetzt wurde. Die Informations-Politik auf dem Label an dieser Stelle also sehr positiv. Man erfährt über den Rum fast alles. 





Verkostung des Habitation Velier Hampden 2010 HLCF Jamaica Rum:

Preis: 0,7 Liter HLCF Hampden werden für zwischen 75 bis 95 Euro ca. angeboten.

Alter: der Rum ist 6 Jahre alt. 2010 wurde er destilliert und lag dann bis 2016 im Fass.

Lagerung: die volle Reifezeit verbrachte der Rum in den Tropen.

Alkoholstärke: einen Alkoholgehalt von 68,5% vol. kann der Rum aufweisen. Fassstärke.

Destillationsverfahren: der Rum wurde bei Hampden in einer Double Retort Pot Still destilliert.

Mark: HLCF.

Farbe: sehr tiefes Gold.

Viskosität: enge, unregelmäßige, dünne Schlieren laufen langsam und träge am Glas herunter.

Nase: Puh! Beim ersten Riechen nach ca. 30 Minuten im Glas ist der Rum noch immer so voller Power, dass ich zunächst kurz zurückziehen muss. Alkoholische Schärfe ist klar da! Dahinter tummeln sich dann auch bereits die Ester mit ihren typischen beißenden Klebstoffnoten. Brachial! Das junge Alter des Rums tritt hier deutlich hervor. Erst als die Nase das weggesteckt und sich an den Rum gewöhnt hat, öffnet er auch seine Aromen, die hinter all der Power liegen. Da sind vergorene Bananen und Ananas, aber auch etwas Milchschokolade und Haselnuss. Ganz hinten liegen Humus und Zitronennoten. Insgesamt schon typisch Hampden, aber nach hinten heraus doch auch etwas kürzer, als ich es bei vielen anderen Hampden Rums vor ihm schon gesehen habe.

Gaumen: Holy Sh**! Feuerwasser! Der muss, selbst bei kleinen Schlücken, lange gezügelt werden! Dass Hampden kein "easy sipping" ist, das merke ich ja obligatorisch vermutlich in jedem Review dieser Rums an, aber auf diesen Kandidaten hier trifft das noch einmal im ganz besonderen zu. Auch für mich als Freak und Fan der Destillerie ist das ein epischer Fight auf der Zunge! Spätestens hier verrät der Rum sein Alter. Da ist noch nichts rundpoliert, an dem Rum sitzt noch fast jede Kante. Den muss man sich erstmal gefügig beißen. Ist der Rum dann gebändigt, so treten in einer schön cremigen Textur und leichter, natürlicher Süße Banenenkompott, gegrillte Ananas, Trockenfrüchte und hinten heraus Jamaica-Anis auf, letztere allerdings kommt erst mit Beginn des Abgangs wirklich durch.

Abgang: lang, mit etwas deutlicherem Jamaica-Anis, leicht erdig und trockener werdend.

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Fazit: Der Rum lässt mich mit etwas gemischten Gefühlen zurück. Auf der einen Seite habe ich einen Rum vor mir, der für sein Alter schon wirklich sehr gut ist und der kontinental gelagerten Rums in ähnlichem Alter auch klar überlegen ist. In dieser Liga schlägt er seine vergleichbaren Konkurrenten. Auf der anderen Seite habe ich aber auch einen Rum vor mir, für den ca. 80 Euro aufgerufen werden. Und in dieser Liga, der Preisliga, rutscht er dann im Vergleich zu Mitbewerbern der letzten Zeit auf ein Niveau von gehobenem Durchschnitt ab. Da boten andere, wie z.B. TRC mit dem Hampden 1998 für vergleichbares Geld meiner Meinung nach mehr! Klar, da werden nun einige sagen das sei unfair, hier einen 6 YO mit einem 16 YO bzw. 17 YO zu vergleichen, aber da sage ich dann: für mich als Käufer sind zwei Kriterien entscheidend: der Preis und das was ich an Qualität dafür bekomme. Würde der Rum auch preislich mit anderen Rums seines Alters konkurrieren, so sähe mein Fazit deutlich besser aus. Durch seinen Preis aber konkurriert er auch mit deutlich älteren Rums und den Vergleich verliert er dann nun einmal. Heißt also: der Rum ist keineswegs schlecht, ganz im Gegenteil, er ist meiner Meinung nach nur etwas zu teuer. Nun wiederum werden einige sagen: ja, die Mitbewerber sind aber auch nicht tropisch gereift! Zunächst: Stimmt! Diesen Umstand hat der Habitation Velier momentan noch exklusiv. Gut, dass hier in diese Richtung gearbeitet wird. Aber ich muss an dieser Stelle dann ebenfalls bekennen: das ändert für mich im konkreten Fall nichts am reinen qualitativen Endergebnis. Meines Erachtens ist Tropical Aging zwar ein oft qualitätsfördernder Umstand, aber kein Allheilmittel, das jede fehlende Reife wettmachen kann. Wäre dem so und der Rum hätte mit seinen sechs Jahren die gleiche Qualität wie ein Rum der zehn Jahre älter ist, dann würde mich auch der Preis kalt lassen, so aber sehe ich das Preis-Leistungs-Verhältnis skeptisch.
Was von diesem Rum bleibt ist vor allem die Erkenntnis, dass aus Hampden seit der Wiedereröffnung wieder anständiger Rum kommt und dass hier in den nächsten Jahren sicherlich mit weiteren und dann länger gelagerten Rums zu rechnen sein wird, die dann qualitativ auch sehr weit oben mitspielen dürften. Da bin ich mir sehr sicher. Was die dann kosten werden, wenn für ein 6 YO die Nadel schon nahe an den dreistelligen Bereich schiebt, das steht dann wieder auf einem anderen Blatt. Der heutige Rums jedenfalls war mir persönlich noch etwas zu jung und zu ungestüm und damit eher geeignet für einen Mai Tai als zum puren Genuss. Und dafür eben etwas zu kostspielig. Dennoch: der Mai Tai mit dem Habitation Velier wird im Rahmen eines zweiten MAI Tai Monats Mai in ca. zwei Monaten hier auf Barrel Aged Thoughts vorgestellt werden.

Bis demnächst,
Flo