Sonntag, 9. Juni 2019

TRC Jamaica Rum 11YO WP 2007 - Ex-Laphroaig Cask

Liebe Rum Gemeinde,

es ist endlich einmal wieder soweit! Die erste "Recommended by Barrel Aged Thoughts"-Abfüllung von The Rum Cask seit eineinhalb Jahren steht vor der Tür und es geht gewisser Maßen ein Stück back to the roots - zurück zu den Wurzeln.



Wir erinnern uns: vor ziemlich genau sechs Jahren, im Sommer 2013, erschien mit dem 4 YO Worthy Park aus 2009 die erste solche Abfüllung mit dem goldenen Sticker und auch die jetzt insgesamt achte "Recommended"-Abfüllung wird wieder aus Worthy Park stammen - nicht offiziell, der Name darf das Label nicht zieren, aber das Kürzel WP führt in Zusammenhang mit Jamaica Rum wohl eher weniger zu irgendwelchen Unklarheiten. 😉

Damals, in 2013, war eine Abfüllung aus Worthy Park noch etwas sehr besonderes und spezielles. Es war seinerzeit der allererste Rum von dort den ich im Glas hatte und meines Wissens nach auch der erste unabhängig abgefüllte Worthy Park überhaupt. Es gab schon ein paar OBs, soweit ich mich erinnere, aber die wurden in Europa noch nicht vertrieben, zumindest nicht in einem größeren Stil, so dass sie den Connaisseuren zu dieser Zeit dementsprechend noch nicht bekannt waren. Kurz: die Abfüllung von TRC damals entsprang noch echtem Pioniergeist! Heute hat sich die Situation stark gewandelt. Rums aus Worthy Park diverser Jahrgänge zählen inzwischen  zum Portfolio zahlreicher unabhängiger Abfüller und auch die Destillerie selbst investiert viel in den Aufbau des eigenen Namens und seines Labels. Dies führte letztlich dann auch dazu, dass man damit begann, juristisch gegen die Verwendung des Namens Worthy Park auf den Labeln unabhängig abgefüllter Rums vorzugehen. Kein schöner Zug, wie ich finde, da die unabhängigen Abfüller sich in den letzten Jahren sehr um die Popularität Worthy Parks verdient gemacht haben. Ich plädiere im Zweifel immer für maximale Transparenz und finde, dass die Nennung des Erzeugers eines Produkts auch zu jenen Angaben zählt, auf die der Verbraucher am Ende auch ein Recht hat sie zu erfahren (und nicht nur, wenn er sich auskennt und Kürzel deuten kann). Nichts desto weniger kann ich den Schritt, rein aus Sicht von Worthy Park, natürlich ein Stück weit nachvollziehen und es ist ja auch deutlich zu erkennen, dass die Jungs dort noch einiges vorzuhaben scheinen und regelmäßig neue Releases am Start haben. Ich bin an dieser Stelle allerdings auch insbesondere gespannt, wie man die Destillerie langfristig spannend und im Gespräch halten möchte, denn ich sehe zwar die fast durchweg hohe Qualität bei Worthy Park, aber ich empfinde die Rums auch oft als ein wenig langweilig. Zu sagen, dass wenn man einen kennt, man irgendwie auch schon fast alle kennt wäre überspitzt, ist aber oft nicht weit weg vom ersten Gedanken. Höre ich inzwischen von einem neuen Worthy Park Release, dann stellt sich bei mir erstmal nicht direkt und unmittelbar ein Probieren-Wollen-Gefühl ein.

Dabei kann die traditionsreiche und in 2005 wieder in Betrieb genommene Destillerie durchaus einiges bieten! Eine Besonderheit bei Worthy Park ist nämlich, dass es da auch einige tropisch gereifte Rums zu den Bulkhändlern nach Großbritannien geschafft haben. Dies kommt bei den allermeisten anderen Destillerien eher nicht vor. Die unabhängig abgefüllten Rums aus Hampden beispielsweise sind alle kontinental gereift. Was dabei leider oft noch fehlt sind exakte Angaben aller Beteiligter zum Thema Reifung. So war zum Beispiel klar, dass der 4 YO aus 2009 oder der 9 YO aus 2005 lange Zeit tropisch gelegen haben müssen, rein auf der Grundlage ihres Geschmacksprofils, aber gesicherte Angaben hat es leider keine gegeben. Beim Bottling um das es heute geht war das erfreulicherweise anders und so wissen wir, dass der Rum, laut Broker, bis 2017 tropisch reifte und dann nach Europa kam. In Europa angekommen, wurde er dann in ein Ex-Laphroaig Single Malt Whisky Fass umgefüllt, welches The Rum Cask eigens dafür nach Schottland geschickt hatten. Anschließend wanderte das Fass wieder nach Deutschland zurück und reifte dort noch zwei Jahre, bis Anfang 2019, bis der Rum schließlich abgefüllt wurde. Was leider verloren ging, sind Angaben zum Fassungsvermögen des ursprünglichen Fasses und dementsprechend auch, wie hoch genau der Angel's Share war. Das einzige was gewiss ist, ist, dass während der zwei Jahre in Deutschland nochmal 10% des Fasses verdunsteten, was für kontinentale Verhältnisse doch enorm ist. Da 335 Flaschen (167,5 Liter) abgefüllt wurden ist zumindest klar, dass, die 10% Verlust drauf gerechnet, das ursprüngliche Fass ca. 186 Liter Rum enthielt. Wie groß dessen Fassungsvermögen war und wie häufig auf Jamaica während der ersten ca. 9 Jahre Umfüllungen verschiedener Fässer stattgefunden haben ist damit aber natürlich nicht zu rekonstruieren.

Vor der Abfüllung des Rums schickte mir Jens von TRC dann eine Fassprobe vom Rum zu und fragte mich zu meiner Einschätzung des Ganzen. Aus den oben genannten Gründen war ich aber zunächst erst einmal skeptisch. Ja, okay, ein neuer Worthy Park... okay, mit Finish, ja, mal schauen! Ich denke, viele von euch Lesern werden sich darin gerade wiedererkennen und sich ebenfalls fragen, was man jetzt vom x-ten Worthy Park halten soll und warum genau einen das jetzt interessieren sollte. Was, zumindest bei mir, dann aber folgte... lest selbst! 




Verkostung des The Rum Cask Jamaica Rum 11 YO Worthy Park 2007 - Ex-Laphroaig Cask:


Preis: der Worthy Park ist seit heute Nachmittag im Shop von The Rum Cask für 53,90 Euro für eine 0,5 Liter Flasche zu beziehen. 

Alter: von 2007 bis 2019 reifte der Rum insgesamt 11 Jahre im Fass. 

Lagerung: die Reifung erfolgte 9 Jahre, bis 2017, in tropischem Klima und im Ex-Bourbon Fass, sowie 2 Jahre im Ex-Laphroaig Single Malt Scotch Whiskyfass in Deutschland. 

Fassnummer: unbekannt. Abgefüllt wurden 335 Flaschen a 0,5 Liter. 

Angel's Share: unbekannt.

Alkoholstärke: der Rum kommt mit einem Alkoholgehalt von 57,9% vol. daher. Das entspricht der Fassstärke. 

Destillationsverfahren: Pot Still.

Mark: WP? - am ehesten tippe ich hier geschmacklich auf WPL oder WPM.

Farbe: sattes, kräftiges Gold. 

Viskosität: ein fetter Film beißt sich an der Glaswand fest. Es bilden sich kleine Tropfen und der Rum fließt in engen, unregelmäßigen Schlieren wieder an der Glaswand herab. 

Nase: nachdem der Rum doch einige Zeit im Blender's Glass atmen durfte, nehme ich nach wie vor eine doch recht präsente alkoholische Schärfe wahr. Dieses Phänomen beobachte ich häufig bei diesem Glastypen und es dauert häufig sehr viel länger als bei Standardgläsern, bis sich die Schärfe verflüchtigt. Hinter dem Alkohol finde ich dann allerdings auch sehr schnell ein tiefes und reichhaltiges Angebot. Da sind z.B. die für Worthy Park typischen Eindrücke von Bananen in allen erdenklichen Formen, seien es Bananenchips oder Bananenkompott, sowie Menthol, Anis und weitere Gewürze. Daneben habe ich dann auch noch vegetale Eindrücke von frischem Gras, sowie tatsächlich Teer. Habe ich vorher einen Caroni im Glas gehabt und nicht gespült? Nein, so extrem ist es nicht. Aber hier beginnt sich dann natürlich das Islay Finish zu zeigen, welches deutlich über dem Rum liegt und in Form von Rauch, Salz und Torf und in kleinen Schüben immer mal wieder durchschlägt. Diese Nachreifung in einem Ex-Laphroaig Fass fällt allerdings weit weniger extrem aus, als ich es bisher gewohnt war, wenn ich Rums mit einem solchen Finish im Glas hatte. Hier kommt das sehr ausgewogen daher. Es passt zum Profil von Worthy Park und gefällt mir außerordentlich gut!

Gaumen: der Rum kommt am Gaumen zunächst einmal ausgesprochen weich daher. Alkoholische Schärfe fällt mir nahezu keine auf, nur ein wenig britzelt der Rum auf der Zunge, was ich allerdings ausschließlich positiv empfinde. Mit der Zeit wird er dann cremiger. Das Profil von Worthy Park, wieder habe ich vor allem ganz viel Banane, geht mit dem Finish eine spannende Verbindung ein. Zunächst kommt dieses gar nicht so sehr heraus, Worthy Park-Banane, vegetale Aromen und etwas parfümiertes haben die Oberhand. Dann setzt aber das Finish ein, das hier jetzt auch präsenter ist als in der Nase, was mir gut gefällt. Immer wieder schlagen Rauch, Salz und Torf vom Laphroaig durch, als wäre das Jamaica Rumfass bei der Überfahrt aus der Karibik nach Europa vor der Westküste Schottlands in einen Sturm geraten, ohne dabei aber Schiffbruch zu erleiden. Denn, und das ist meines Erachtens eine gute Nachricht, der Rum ist noch immer klar und deutlich ein Worthy Park. Das Finish ist ein Twist, es überlagert den Rum nicht. Dieser wird nun trockener und adstringierend. Zum Abgang hin schlägt das Finish dann nochmal so richtig schön ein. Es ist ein wenig, als würde man den Worthy Park aus einem Aschenbecher trinken. Klingt widerlich, ist aber geil!

Abgang: im Abgang kommt das Finish dann noch einmal so richtig schön heraus, ohne aber insgesamt zu aufdringlich zu sein. Das passt super! 

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Fazit: Jamaica Rum feat. Islay Whisky! Was eine Kombination! Das macht richtig Spaß! Ich kann frei heraus gestehen, dass mich der Rum ohne das Finish vermutlich weder wirklich interessiert noch unbedingt abgeholt hätte, obwohl es auch dann mit Sicherheit noch ein qualitativ sehr guter Rum gewesen wäre. Aber: Worthy Park gibt es, wie oben beschrieben, am Markt seit einiger Zeit schon wie Sand am Meer und sie sind fast alle gleich - hoch in der Qualität, ja, allerdings ohne das Besondere; sie sind zumeist einfach langweilig. Möchte man hier aus der unübersichtlichen Masse, fast hätte ich Schwemme gesagt, herausstechen braucht es also schon das spezielle Element um (zumindest meine) Aufmerksamkeit zu generieren und das ist hier in ganz großartiger Art und Weise gelungen! Für mich ist diese Abfüllung daher auch ein klares Signal dahin, wie man Worthy Park in Zukunft interessant halten kann. Gesondert hervorheben möchte ich darüber hinaus das handwerkliche Geschick und auch den Mut der Jungs, denn einen Rum in einem Islayfass nachreifen zu lassen ist für mich der sprichwörtliche Ritt auf der Rasierklinge! Ich hatte schon ein paar solcher Rums im Glas und sie waren allesamt klar vom Fass überlagert. Einige waren trotzdem gut, aber das Fass hatte dem jeweiligen Rum jedes Mal den ganz eigenen Charakter über weite Strecken abgenommen. Das ist hier ausgeblieben, ohne, dass der gewünschte Effekt der Nachreifung deshalb aber verpufft wäre und und das gehört meines Erachtens einmal deutlich so herausgestellt! Große Klasse! Dazu kommt dann noch der sehr faire Preis, der das abrundet, denn auch bei Worthy Park sind die Preise zuletzt vielfach gestiegen. Wenn man mal was anderes im Glas haben möchte, man auf Jamaica Rum so ein wenig steht und gegen ein Islay Finish nichts einzuwenden hat, dann ist das hier definitiv der Rum der Wahl! Meines Erachtens zeigen The Rum Cask hier par excellence, wie man das gewöhnliche zu etwas besonderem machen kann, und das finde ich super! Das Finish hebt ihn für mich in die oberen Sphären, daher:

-88/100-



Bis demnächst!
Flo

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hab gekauft und finde ich ein super Rum. Bin ich schon gespannt auf die nächste Abfüllungen....

Flo hat gesagt…

Das freut mich sehr! Und die nächste Abfüllung kommt ganz sicher! :)

Anonym hat gesagt…

Wäre es super etwas von StLucia in Cask Strenght !
Lieber Gruss
Roberto Bessa Sno

Flo hat gesagt…

St. Lucia in Cask Strength aus 1999 suchen wir seit 2013 schon, bisher leider ohne Erfolg. :-( Aber wir suchen weiter! :-)

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