Sonntag, 27. September 2020

Mai Tai mit Habitation Velier C<>H Hampden 2010

Liebe Rum Gemeinde,

nachdem der Sommer zum August hin doch noch ganz ordentlich wurde, machten einige Mai Tai Variationen natürlich noch um so mehr Spaß. Neben dem 1994er New Yarmouth von RA hat es mir allerdings auch noch ein weiterer Rum sehr in meinem Lieblingsdrink angetan: der Habitation Velier Jamaica Rum C<>H 10 YO Hampden 2010, der sich alleine schon rein auf Grund seiner Eckdaten für einen Mai Tai empfiehlt.



Der Habitation Velier C<>H 2010 ist bisher wohl zweifelsohne einer der Rums des Jahres 2020! Wenn ich zum Ende des Jahres wieder eine Top 10 mache, dann habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass dieser Rum darin auftauchen wird. Und das will, angesichts der brutalen Quantität und Qualität an neuen Releases in diesem Jahr wirklich schon was heißen. Ich sage nur REV 1994 und New Yarmouth aus 1994, die drei Velier Caroni Employees, die neuen Silver Seals, die Single Cask Bottlings aus St. Lucia oder auch ein paar Sachen, die noch kommen werden. 😉

Die Schattenseite des C<>H 2010 war aber natürlich unstrittig dessen Verfügbarkeit, bzw. dessen fehlende Verfügbarkeit. Kaum ein Bottling war schwerer erhältlich als eben dieser Hampden, auf den viele gewartet hatten.  Dass ich ausgerechnet mit diesem Rum einen Mai Tai mixen möchte und werde, werden daher vermutlich einmal mehr einige nicht verstehen können, aber ihr kennt mich und meine Einstellung dazu glaube ich inzwischen. Kein Drink ist besser als die schlechteste seiner Zutaten. Darum habe ich nicht den geringsten Zweifel daran, dass der Mai Tai dem Rum zu einem Mehrwert verhelfen kann und aus diesem Grund gibt es aus meiner Sicht kein Argument das gegen ein Vermixen spricht! Es gibt ja nichts vergleichbares, was günstiger oder weniger selten wäre, dann sähe die Sache anders aus. Aber da Hampden nach seinem Restart quasi noch immer in den Kinderschuhen steckt, was tropisch gereiften Highest Ester Rum angeht, müssen wir uns da vermutlich noch ein paar Jahre begnügen, bis der Nachschub die Nachfrage decken kann.


Das Rezept meiner Wahl (nach Trader Vic):

  • 5,5 cl Habitation Velier C<>H Jamaica Rum 10 YO Hampden 2010
  • 1,5 cl Ferrand Dry Curacao 
  • 0,9 cl Meneau Orgeat
  • 0,6 cl J.M. Zuckersirup
  • 3,0 cl Limettensaft (frisch gepresst!)






Mai Tai mit Habiatation Velier C<>H Jamaica Rum 10 YO Hampden 2010:

Farblich stellt sich der Rum als wunderbar fruchtig und exotisch wirkender Drink dar, der an jenen Mai Tai erinnert, den ich mir vor einiger Zeit mit dem Hampden Great House gemixt habe. Er kommt dabei dunkler daher als die Mai Tais mit kontinental gelagerten Rums, aber auch noch um einiges heller, als beispielsweise der Mai Tai mit dem RA New Yarmouth 1994, der einen deutlich dunkleren Taint hatte.

Der erste Schluck verrät mir direkt, was ich mir da gerade gemixt habe: Mai Tai mit Hampden C<>H! Dieser Ester-Einschlag mit samt seiner gesamten Frucht-Explosion ist einfach unverkennbar und ist mir so auch von den 1990er Hampden beispielsweise bekannt. Geil! Erneut an einem halben cl Rum gespart zu haben stellt sich als goldrichtige Entscheidung heraus, denn der Habitation Velier Hampden C<>H ist auch mit 5,5 cl omnipräsent! Und das gleich in doppelter Hinsicht: einmal natürlich durch seinen hohen Estergehalt, aber eben auch durch den mit 68,5% vol. ungewöhnlich hohen Alkoholgehalt. Die anderen Zutaten haben gut zu tun mit diesem Monster von Hampden Rum, aber sie sind kampferprobt! Die Kombination aus Meneau Orgeat, Ferrnand Curacao und J.M. Zuckersirup ist ein starkes Dreigestirn, dass durchaus in der Lage ist neben dem C<>H zu bestehen, ihn in Szene zu setzen und ihm so als Drink einen Mehrwert zu verleihen, so dass es sich lohnt einen solch raren Rum im Mai Tai einzusetzen! Spannend finde ich dabei insbesondere, dass es der Drink vermag die kleinen Schwächen dieses Rums zu verstecken, die er in der puren Verkostung zuvor offenbart hatte, die Stärken aber exzellent zu betonen. So fehlt es dem Mai Tai weder an Komplexität, noch kommt da nach hinten heraus zu wenig. Im Gegenteil! Durch die doch schon sehr präsente Holznote, die der tropischen Reifung geschuldet/zu verdanken ist, kommt nochmal eine Facette dazu, die bei Mai Tais mit kontinental gereiften Jamaicanern weniger ausgeprägt ist. Und die stark aufspielende Säure wiederum passt zum Mai Tai wie angegossen. Ganz, ganz stark! Etwas Schmelzwasser rundet den Drink dann nach einer Zeit noch ein wenig ab, auch das passt durchaus gut und das ganze ist weit davon entfernt zu sehr zu verwässern.

Fazit: ich bewerte die Mai Tais schon eine ganze Weile nicht mehr mit Punkten, so wie ich das früher getan habe (von einem bis zehn Punkte), aber wenn ich das noch tun würde, so wäre dieser hier eine glatte 10, ohne jeden Zweifel! Der Habitation Velier C<>H bringt den Mai Tai mindestens auf Augenhöhe zu jenen mit z.B. Rum Albrecht LPS 2nd Release, The Rum Cask Hampden 1990 oder auch Duncan Taylor Hampden 1990, also die Creme de la Creme an Mai Tai Jamaicanern! Ich bin seit meinem ersten Mai Tai mit Berry's Hampden 1990 davon überzeugt, dass dieser Jahrgang von Hampden wie gemacht ist für den Mai Tai, allerdings kommt hier, beim Habitation Velier, noch mehr zusammen als bei früheren Mai Tais mit 1990er Hampden, nämlich die gereifte Komponente, der Anteil an Fass-Einflüssen. Die bringt der C<>H 2010 nochmal um einiges mehr mit als frühere, kontinental gereifte Rums, was sich im Mai Tai stark bemerkbar macht, ohne an Frische einzubüßen. Das macht den Rum zu etwas besonderem und zu einem meiner absoluten Favoriten in diesem meinem Lieblingsdrink!

Ein abschließender Dank geht an einen lieben Connaisseur aus Österreich, bei dem ich ein großes Sample dieses Rums erwerben konnte, das einen Einsatz im Mai Tai ermöglichte. Vielen lieben Dank dafür!

Bis demnächst,
Flo

Sonntag, 13. September 2020

RA Trinidad Rum 19 YO T.D.L. 2001

Liebe Rum Gemeinde,

der Rum um den es heute geht, ist vermutlich einer der meist diskutierten der letzten Tage und die ganze Geschichte darum herum für mich bereits jetzt eine der Storys des Jahres. Schließlich lag doch für einen winzigen Moment die ganz große Sensation in der Luft!



Doch von vorne: als Dominik im März 2020 ein Fass 19 YO Trinidad Distillers Limited (T.D.L.) Trinidad Rum 2001 für Rum Artesanal erwirbt ahnt er noch nicht, dass ausgerechnet dieses Fass einige Monate später zum Gesprächsthema der Rumnerd-Szene werden wird. Denn T.D.L., das gilt unter uns Freaks als das im besten Falle langweilige und im schlimmsten Fall gepanschte Trinidad. Ganz anders als Caroni, das nicht wenige als den Heiligen Gral des Rums sehen - dreckig, intensiv, aromatisch, geil! Unterschiedlicher könnten zwei Destillerien einer Insel also kaum wahrgenommen werden. Als Dominik also dieses Fass T.D.L. an Land zieht, ist das nicht primär für die Zielgruppe bestimmt, die sich sonst um die Hampdens, New Yarmouths und Enmores dieses Bottlers streitet, sondern eher für jene, die sonst bei Venezuela oder Nicaragua zuschlägt. Und genau das führte dazu, dass, obwohl Dominik von Beginn an um die Qualität des Fasses weiß, dieses zunächst komplett unter dem Radar läuft, auch bei mir, obwohl ich schon sehr frühzeitig ein Sample hatte. Dieser Rum war eigentlich für die weniger Hardcore Drinker gedacht, als Top Qualität zu ganz schmalem Preis die ob der geringeren Popularität T.D.L.s wegen auch längere Zeit am Markt verfügbar ist.




Doch "leider" hat Dominik die Rechnung ohne den Autor Steffen Mayer gemacht, der den Rum durch Zufall probierte und feststellte, dass es einige schon zu starke Parallelen zu Caroni gab, als dass der Rum es irgendwie hätte schaffen können, niemals auch nur in dessen Nähe rücken zu können. Und in der Tat, nachdem Steffen mich auf meinem Heimweg von der Arbeit anrief und vollkommen aufgeregt berichtete was er da wahrnimmt, goss auch ich mir den Rum direkt zuhause ein, den Steffen noch immer am Telefon, und probierte selbst. Und ja, auch ich habe unter diesen Eindrücken (Steffen war inzwischen kurz vor einem Herzinfarkt😅 und auf Facebook bildeten sich ungeahnte Eigendynamiken nach dessen Post) den Rum im ersten Moment eindeutig bei Caroni gesehen. Schon irgendwie speziell und vielleicht nicht ganz typisch, aber da waren all diese Parallelen und dazu ein sehr klares Bild von T.D.L. im Kopf, das mit dem Rum vor mir im Glas so überhaupt gar nichts zu tun hatte. Ich konnte mir schlicht nicht vorstellen, dass T.D.L. in der Lage war einen Rum auf diesem Niveau und mit solch einem Profil herzustellen! Und so war auch ich mir für den Moment sicher, dass Dominik hier ungeahnt einen Hidden Caroni gefunden hatte, denn es ist ja bekannt, dass auch T.D.L. alte Stocks von Caroni damals gekauft hat und eine derart lange Lagerung der eigenen Rums direkt vor Ort ist für sie auch eher untypisch.



17 Jahre tropische Reifung, dazu das Wissen, dass es grundsätzlich sein könnte, ein ganz neuer Jahrgang, der unfassbare Preis von 65,- Euro... Die Story war derart traumhaft, dass ich für meinen Teil vielleicht auch ein bisschen zu sehr daran glauben wollte, als dass mein Blick in diesem Moment noch zu 100% analytisch und objektiv gewesen wäre. Emotion und Begeisterung sind das was Rum für mich ausmacht und mir ist das auch oft wichtiger als totale Objektivität (die es eh nicht gibt), aber in diesem Fall war das ein klarer Fehler meinerseits! Dazu kam, dass ich meine 2 cl relativ schnell und eben während des besagten Telefonats trank, so dass der Rum im Glas wenig Zeit zum Atmen hatte. Doch genau die hätte er gebraucht, denn nach etwas Standzeit geht der ganze Spaß dann schon merklich von Caroni weg. Insofern habe auch ich mich da schlicht geirrt in der Frage ob es sich bei dem Rum um einen Caroni handelt. Doch fast wichtiger: habe ich mich auch in meiner Erst-Einschätzung geirrt, dass das ein verdammt guter Rum ist? Wir werden sehen!

Doch zunächst möchte ich mich noch kurz für das Sample und die zu Foto- und Verkostungszwecken kostenlos erhaltene Flasche bei Dominik und RA bedanken, dies sei auch zum Zwecke der Transparenz an dieser Stelle gerne erwähnt. Auf meine sensorische Wahrnehmung hat dieser Prozess selbstverständlich wie immer keinerlei Auswirkungen.

17 YO tropical aged TDL mit 56,5% vol.  vs. 17 YO tropical aged Caroni mit 55% vol. : deutliche Unterschiede!

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Verkostung des RA Trinidad Rum 19 YO T.D.L. 2001:

Preis: mit einem Ausgabepreis von 64,90 Euro auf 0,5 Liter war der Rum -mit Blick auf dessen Eckdaten- angenehm und außergewöhnlich günstig.

Alter: insgesamt reifte der Rum von Februar 2001 bis Juli 2020 im Eichenfass und ist damit 19 Jahre alt.

Lagerung: der Rum reifte von Februar 2001 bis ins Jahr 2018 tropisch auf Trinidad, bevor er nach England kam, wo er nochmals zwei Jahre bis März 2020 in kontinentalem Klima lag. Seit März lag er dann im Warehouse von RA.

Fassnummern: #134 (interne Zählung bei RA) ergab 389 Flaschen a 0,5 Liter.

Angel's Share: unbekannt.

Alkoholstärke: mit einem Alkoholgehalt von 56,5% vol. kommt dieser Rum in High Proof daher. Die Fassstärke lag bei über 66% vol. 

Destillationsverfahren: Column Still

Mark: unbekannt.

Farbe: dunkles Mahagoni.

Viskosität: eng und parallel zueinander verlaufende Schlieren fließen recht zügig die Glaswand hinab.

Nase: ja, und da sind die Assoziationen zu Caroni dann auch direkt! Trotz dessen, dass ich den Rum nun schon ein paar mal im Glas hatte und darum weiß, dass das hier kein Caroni ist und ich nun ja auch keinen mehr erwarte, bin ich doch jedes Mal wieder überrascht, wie deutlich die Parallelen zu Beginn zum Teil sind. Die Nase ist auch direkt sehr zugänglich, den Alkoholgehalt von 56,5% vol. merkt man kaum. So kann das doch sehr intensive und tiefe Bouquet ungestört erkundet werden und das lohnt sich auch! Da sind durchaus Teer und verbranntes Gummi vorhanden, aber auch eine Fruchtigkeit von Beeren und Kirschen, die ihn z.B. von Caronis auch unterscheidet. Die für Caroni wiederum typischen Lösungsmittel fehlen größtenteils. Darüber hinaus: MINZE! - und zwar satt, als würde ich in einem Garten voller Minze stehen, an allen Blättern gleichzeitig reiben und tief einatmen! Dahinter finde ich auch noch etwas Anis und auch ordentlich Tannine vom Fass. Nach etwa einer Dreiviertel Stunde erlebt der Rum seinen ersten größeren Wandel durch. Die Assoziationen zu Caroni werden merklich kleiner, was bleibt sind so leichte Dünste giftiger Substanzen. Dafür wird die Minze aber immer krasser und ich fühle mich plötzlich sogar auch leicht an Gardel erinnert und weiß gar nicht so richtig, warum eigentlich. Vielleicht wegen der peripher immer wieder ganz subtil durchdringenden Cola-Note. Auf jeden Fall ist die Entwicklung im Glas wirklich phänomenal und die hier dargebotene Komplexität beeindruckend! Nach ca. zwei Stunden werden dann die Parallelen zu Caroni wieder deutlicher, so dass ich hier wirklich sehr starke Verwechslungsgefahr sehe. Einzig der EU Caroni 2000 daneben verrät, dass das hier nochmal was anderes ist. Hervorragender Rum!

Gaumen: ein sehr vollmundiger, warmer und geschmacksintensiver Rum! Die Smoothness aus der Nase setzt sich auch am Gaumen unvermittelt fort, der Alkohol ist also extrem gut eingebunden. Größere Schlücke hauen allerdings auch schon ganz schön rein, so dass insgesamt etwas Vorsicht geboten ist. Mir gefielen kleinere Schlücke hier definitiv besser! Wie schon in der Nase, so bestehen auch am Gaumen klare Assoziationen zu Caroni, allerdings eher gleich zu Beginn und diese fallen auch nicht so deutlich aus wie in der Nase. Für diesen kurzen Moment allerdings, wenn dieses Caroni-Feeling eben aufblitzt, könnte man ihn tatsächlich fast mit einem verwechseln. Doch das hält wirklich nur ganz kurz an, dann nämlich geht das auch schon ein ganzes Stück weit mehr von einem Caroni weg als in der Nase. Ich habe da vor allem einiges an Salzkaramell und Anis und nach kurzer Verweildauer im Mund vor allem wieder... den ganze Mund ist voller Minze! Unbeschreiblich, ich habe noch nie derart viel Minze in einem Rum gefunden wie bei diesem hier! Mojito Premix? Es ist, als würde man einem einen ganzen Minze-Busch auf einmal wie einen Knebel in den Mund stopfen! Dazu habe ich Waldbeeren, Tee und Tannine. Hier macht sich die tropische Reifung bemerkbar, denn da entstehen nun auch zu anderen Rums wie den Demeraras klare Parallelen. Keine, die zu Verwechselungen einladen, aber man erkennt übergreifende Verwandtschaften.

Abgang: Minze und Anis bilden mit den Tanninen zusammen den Abgesang dieser tropisch gereiften Überraschung aus Trinidad! Dann wird er immer bitterer! Der Rum hält lange an, auch nach Stunden bemerke ich ihn noch. Nichts für Tage, an denen danach noch wichtige Termine anstehen.

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Fazit: auch wenn es nach diesem Jahr schon fast droht sich abzunutzen, aber was für ein glückliches Händchen der Dominik bei seiner Fassauswahl hat kann ich kaum oft genug betonen! Sehr, sehr geil! Die Ähnlichkeiten und Parallelen zu unser aller Lieblings-Lost Distillery sind ganz eindeutig vorhanden, die klaren Unterschiede sind es aber ebenso, so dass letztlich ausgeschlossen werden kann, dass es sich um einen Caroni handelt. Nicht ausschießen kann ich hingegen, dass der Rum entweder einmal in ein frisch entleertes Caroni Fass umgefüllt wurde (diese Praxis wird in der Karibik stets so gehandhabt, um noch stärkeren Angel's Share als ohnehin schon zu vermeiden) oder dass zu irgendeinem Zeitpunkt eine gewisse Menge an Caroni mit ins Fass kam, was ich T.D.L. durchaus zutraue. Doch mag ich mich in Bezug auf Caroni auch zunächst geirrt haben, der Rum als solcher mit all seinen Eigenheiten ist absolute Spitze und steht Caroni, rein qualitativ, in nichts nach! Vor allem aber: hätte man mir vor wenigen Wochen gesagt, dass es auch in 2020 noch möglich ist 17 Jahre tropisch gereifte Heavy Rums zu kaufen, die für 65,- Euro / 0,5 Liter angeboten werden können, hätte ich das für vollkommen unmöglich gehalten! Immerhin bekommen wir seit Jahren schon zu hören, dass ob der enormen Verdunstungsrate in den Tropen gewisse Preise schlicht nicht mehr machbar seien. Nun, dieses Fass beweist uns ein Stück weit das Gegenteil und zeigt auf, dass gerade die Destillen selbst hier grundsätzlich in der Lage sind, fantastischen Stoff zu gutem Kurs zu bringen. Ausnehmen möchte ich hier ein Stück weit die preisliche Entwicklung der Caroni bei Velier, denn hier haben wir es mit endlichem Stoff zu tun, einer ursprünglichen Menge X, die eben durch Verdunstung immer kleiner wird. Oder, um es mit einer sehr (sehr, sehr, seeeehr!) vereinfachten und fiktiven Rechnung aufzuzeigen: Luca hat 100 Liter für 1.000,- Euro gekauft. Verdunsten 80% davon, müssen also die nur 20 verbliebenen Liter die 1.000,- Euro wieder reinholen. Logisch, dass die dann teurer werden, als wenn dafür noch die kompletten 100 Liter zur Verfügung ständen. Kontinuierlich nachproduzierende Destillerien sind da dementsprechend im Vorteil und können den Rum deutlich günstiger anbieten.

Hier sehe ich für die Zukunft also deutliches Potenzial und denke, dass man auch eine Destillerie wie T.D.L./Angostura grundsätzlich etwas mehr auf dem Schirm haben kann. Allerdings ist es wie so oft, dass dort wo Licht ist, immer auch ein Schatten fällt. Und im Falle von T.D.L. ist dieser Schatten leider beträchtlich. Noch vor einigen Jahren kam heraus, dass T.D.L. Bulk aus anderen Ländern kauft und sie dann unter eigenem Label als Trinidad Rums verkaufen, bzw. das in ihren Rums verblenden. Der grundsätzliche Stil und die Original Bottlings der Destillerie sind weit weg von dem, was ich abfeiern würde und stehen nicht für Qualität. Insofern sehe ich in diesem RA Bottling noch eher eine rühmliche Ausnahme, als dass ich T.D.L. nun grundsätzlich mit anderen Augen sehen würde. Gleichwohl möchte ich nicht unterschlagen, dass man ähnliches vermutlich auch bis zur Schließung und zur Entdeckung der alten Stocks noch über Caroni gesagt hätte, wenn es damals schon mehr Nerds im heutigen Sinne gegeben hätte. Denn auch das was Caroni zu aktiven Zeiten veröffentlicht hat ist nicht zu vergleichen mit dem, was wir heute damit verbinden. Insofern ist für mich also die Frage, was T.D.L. in der Theorie kann und da gibt das RA Bottling dann doch schon leicht Grund zur Hoffnung, denn da scheint eine ganze Menge möglich zu sein. Was offenbar fehlt, ist eine Motivation für T.D.L. umzudenken... Luca, subentra! :-)

-92/100-


Nutzer der Rum Tasting Notes App finden den Rum hier:

RA Trinidad Rum 19 YO T.D.L. 2001


Bis demnächst,
Flo


Sonntag, 6. September 2020

Flensburg Rum Company Jamaica 12 YO Hampden 2007

Liebe Rum Gemeinde!

allgemein in diesem Jahr und speziell jetzt zur Zeit geht es auf dem Rum Markt zu wie im Taubenschlag und so möchte ich euch heute einen weiteren Rum vorstellen, der aktuell in den Fachhandel gefunden hat! Es geht um den Flensburg Rum Company (FRC) Jamaica Rum 12 YO Hampden 2007, hinter dem das Team um Thomas Altmann von Old Man Spirits steht!



Und bei Old Man Spirits dürfte es bei vielen von euch sogar klingeln, denn die Jungs und Mädels sind in der Szene schon eine ganze Weile unterwegs und füllen schon länger auch selbst ab. Allerdings, und da findet dann auch schon die Überleitung zur Flensburg Rum Company statt, waren das bisher eher die süßen Vertreter, die unter Nerds wie mir keinen Anklang finden können. Das wird wohl auch in Zukunft so sein, und um sich da innerlich und äußerlich klar abzugrenzen, hat man mit der FRC eben gleich eine komplett neue Marke unter dem gemeinsamen Dach geschaffen. Diesen Schritt begrüße ich persönlich sehr, denn er ist konsequent und folgerichtig. Dazu hat man sich mit Kirsch Import einen Vertrieb mit ins Boot geholt, der gerade im Rum Bereich als Partner des Branchen-Primus Velier in den letzten Jahren sehr viel positives Reden von sich machen konnte! Well done!

Das erste Meeting bei Old Man Spirits in Schuby (2019)

In Kontakt kam ich mit Thomas Altmann und Klaus Heuer das erste mal vor schon fast einem Jahr, als ich die Jungs in deren Firmensitz in Schuby besuchte. Damals erläuterten mir die beiden sehr anschaulich was sie sich für die Zukunft vorgenommen haben und wohin es mit der FRC noch gehen soll. Der Großteil dessen ist natürlich noch unter Verschluss, aber da wird noch einiges und auch großes kommen, da könnt ihr gespannt sein! Besonderes Augenmerk liegt bei mir persönlich natürlich auf der Single Cask Serie, dessen viertes Release dieser Hampden nun schon ist. Zuvor wurden auch schon ein 1992er Versailles, ein 2007er Monymusk und ein 2005er aus Barbados abgefüllt, deren Qualität durchgehend super war, jedoch nicht gänzlich meinem Geschmack entsprach!



Zum heute vorgestellten Hampden hingegen muss man eigentlich nicht mehr viel sagen! Das Mark C<>H spricht im Grunde schon seit den legendären 1990er Abfüllungen für sich, spätestens aber nach dem Habitation Velier Release in diesem Jahr. Was die grundsätzliche Verwirrung und die besonderen Umstände rund um den Hampden-Jahrgang 2007 betrifft, so habe ich im Review zum Kill Devil bereits so weit es mir möglich war Klarheit geschafft. Mit jenem Rum werde ich den FRC heute natürlich auch direkt vergleichen, auch um zu sehen, wie sich das Batch in den letztes zwei Jahren so entwickelt hat. Was direkt im Vorfeld schon auffällt ist, dass der FRC nochmal um einiges mehr an Bumms hat, ganze 66,8% vol. weist er auf, während sich einige der Kill Devil 2007 bereits schon der 60% vol.-Marke näherten. Das ist ungewöhnlich, aber kommt ab und zu vor. Ich denke da auch an das "Beast" damals von The Rum Cask, der ja sogar fast bei 70% vol. war.

Eher selten kommt hingegen vor, was nach der Abfüllung des Rums geschehen ist. Dass geleerte Fässer anschließend wiederverwendet werden ist das normalste der Welt, auch, dass sie zum Finishen dienen kommt immer wieder vor, allerdings bezieht sich das in der Regel eher auf Spirituosen. Anders bei diesem Fass! Denn der Abfüller hat sich mit der Südtondern Brauerei aus Niebüll zusammengetan und sie dafür gewinnen können, eines ihrer Biere im Hampden Fass zu veredeln. Zugegeben, auch das kommt nicht zum ersten Mal vor, aber es ist zumindest das erste Mal, dass mir das Ergebnis tatsächlich auch gefällt. Und was noch erstaunlicher ist: mir gefällt sogar der Grundstoff, das "Nr. Een Pale Ale" mit 4,9% vol.. Erstaunlich ist das deshalb, weil ich alles andere als ein Biertrinker bin. Mir schmecken die meisten Biere in aller Regel nicht, aber mit diesem hier werde ich tatsächlich warm. Noch besser aber gefällt mir die gefinishte Variante aus dem Hampden Fass, denn anders als z.B. beim Hampden Bier von Hubert Corman kommt der Hampden hier tatsächlich auch raus. Vier Wochen lang ließ man das Bier im frisch (und auch komplett!) entleerten Hampden Fass nachreifen und das merkt man auch! Zum einen, weil das Bier nun plötzlich einen deutlich erhöhten Alkoholgehalt von 8,1% vol. aufweist, aber vor allem deshalb, weil plötzlich Assoziationen zu Bananen-Weizen entstehen! Ich schmecke den Rum unterschwellig immer wieder deutlich raus, ohne, dass das Finsih das ganze Bier aber überlagert hätte. Das ganze bekommt eine subtile, leicht bananige-Jamaica Note, die sich vor jedem Schluck auch in der Nase schon andeutet. Das passt richtig gut und von mir gibt es dafür einen riesig großen Daumen nach oben! 👍 "Nochmal geiler geworden!" steht auf dem Etikett, und dem kann ich mich nur anschließen!

Doch nun zum heutigen Hauptdarsteller: schauen wir, was der Rum kann!

Bedanken möchte ich mich allerdings zuvor noch kurz für die zu Foto- und Verkostungszwecken erhaltene Flasche Rum, sowie die dazugehörigen Biere, dies sei auch zum Zwecke der Transparenz an dieser Stelle gerne erwähnt. Auf meine sensorische Wahrnehmung hat dieser Prozess selbstverständlich wie immer keinerlei Auswirkungen.


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Verkostung des Flensburg Rum Company Jamaica Rum 12 YO Hampden 2007:


Preis: die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 119,90€. Darin enthalten sind auch die zwei Flaschen Bier. Bei Kirsch Import ist der Rum aber bereits vergriffen, so dass nur noch das an Flaschen da ist, was nun bei Händlern noch auftaucht. 

Alter: von November 2007 bis Sommer 2020 lag der Rum insgesamt 12 volle Jahre im Fass. 

Lagerung: der Rum kam als New Make nach Schottland und lag dort sieben Jahre lang im Hogshead Cask. Anschließend wurde er nach Liverpool verfrachtet und lag dort noch weitere fünf Jahre lang, bevor er im Jahr 2020 von Old Man Spirits nach Deutschland importiert und dort abgefüllt wurde.

Fassnummern: unbekannt. Das Fass ergab allerdings noch 252 durchnummerierte Flaschen a 0,7 Liter.

Angel's Share: unbekannt, ich vermute allerdings zwischen 10-15%. 

Alkoholstärke: der Rum hat eine Fassstärke von 66,8% vol. und wurde vor dem Abfüllen nicht verdünnt. 

Destillationsverfahren: Double Retort Pot Still.

Mark: C<>H (Continental <Diamond> Hampden)

Farbe: ein für 12 Jahre kontinentale Reifung typisches helles, blasses Stroh. 

Viskosität: enge, regelmäßige und parallele Schlieren fließen zügig an der Glaswand hinab und ins Glas zurück.

Nase: nachdem der Rum im Glas mit Sicherheit eine gute Stunde lang atmen durfte, empfangen mich in der Nase direkt zu Beginn schon die absoluten Highest Ester Töne! Hampden, I'm coming home! Absolut konzentriert, kommt einem dieser Rum zunächst noch wie eine Art Hampden Essenz vor, was er historisch gesehen ja auch war, bzw. noch immer ist. Doch während man es sich früher nicht vorstellen konnte, dass Menschen dafür zu begeistern wären diese Rums pur zu genießen, gibt es dazu heute eine echte Fan-Gemeinde und mit mir einen Fan der frühen Stunde! Im Vergleich zum Kill Devil fallen die zwei Jahre längere Reifezeit tatsächlich deutlich auf, und das absolut positiv! Der FRC kommt im Vergleich schon deutlich voller, ausgewogener, reifer und zugänglicher daher und ist für mich bis hier her auch der auf jeden Fall bessere Rum. Der Alkohol ist, trotz der fast 3% vol. mehr beim FRC merklich besser eingebunden und sticht kaum, was ich bei einem Alter von nur 12 kontinentalen Jahren und fast 67% vol. schon beachtlich finde. Ich finde außerdem natürlich auch jede Menge Lösungsmittel und Klebstoffe der Ester. Sie bestimmen die Marschrichtung, überlagern aber nicht das gesamte Bouquet. Dieses hält auch den für C<>H so typischen Schlagabtausch zwischen Süße und Fruchtigkeit auf der einen Seite und einem krassen Säure-Einschlag auf der anderen Seite bereit. So treffen hier gegrillte Ananas, überreife Bananen, Toffee und Marzipan auf Zitronen, Antipasti und Humus. Das ganze wird wunderbar von einer schönen Vanille und etwas Holz vom Fass umspielt, welche ganz klar dafür sorgen, dass dieser Rum schon sehr in die Richtung des alten Berry Bros. & Rudd Hampden 1990 geht, nur eben in Fassstärke. Ganz stark! Nach ca. eineinhalb Stunden im Glas ist der Unterschied zum Kill Devil auch noch größer geworden. Der hält hier definitiv nicht mit!

Gaumen: der volle Einschlag! Am Gaumen kommt der Rum zunächst einmal sehr kräftig (aber nicht scharf!) und adstringierend daher! Die für C<>H typische Säure lässt die Schleimhäute ordentlich  zusammenziehen. Der Alkohol ist exzellent eingebunden, schon selten gut, wenn ich auf die gerade einmal 12 jährige Reifung auf der einen, und den Alkoholgehalt von 66,8% auf der anderen Seite blicke. Das finde ich in der Form nicht alle Tage bei einem Rum mit diesen Eckdaten vor, weswegen ich es hier auch explizit betone. Der Rum ist richtiggehend weich, für einen Hampden. Das bedeutet natürlich, dass auch größere Schlücke möglich sind, allerdings wird es dann aber auch schon sehr krass und der Hampden beißt ein wenig. Jedoch ob größere oder kleinere Schlücke, ich habe Hampden Flavour so weit das Auge reicht! Schneller und immer mehr wird der gesamte Mundraum mit dieser unfassbar rummigen Ester Note geflutet. Total geil! Ich habe ein Potpourri an gegrillter Ananas, leicht grasigen Noten, Zitronen, Humus, aber auch Chorizzo und Antipasti! Zugegeben, die Standard-Palette an Hampden Assoziationen, aber die Intensität ist immer wieder beeindruckend! Das ganze wird mit zunehmender Verweildauer im Mund immer cremiger, bis er schließlich seinen Weg die Kehle hinab findet. Der Kill Devil im Vergleich hat auch einen sehr gut eingebundenen Alkohol, allerdings schmeckt er in seinem ganzen Charakter noch sehr viel jünger und eindimensionaler, so dass er all in all meines Erachtens kein Vergleich zum FRC darstellt. Letzterer schmeckt deutlich und merklich besser und reifer.

Abgang: ein langer, warmer, erdiger Abgang, typisch für Hampden! Trockener und sogar leicht bitter werdend. Im Hintergrund die Esterpower. Sehr geil! 

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Fazit: ein überraschend guter Rum, ein richtig geiler Hampden und definitiv eine klare Empfehlung meinerseits an alle, die auf Highest Ester Hampden abfahren! Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, einzig der gleichsam außergewöhnlichen wie ungewohnten Dichte an Highlights in der Spitze in diesem Jahr (und darunter eben viele lange gereifte Demeraras oder Caronis) ist es geschuldet, dass dieser Hampden am Ende des Jahres die Top 10 möglicherweise sogar verpassen könnte. Das ist schon krass, wenn ich überlege, dass ich mir jetzt gerade in jedem anderen, normalen Jahr mit gewöhnlicher Dichte an Bottlings sicher gewesen wäre, dass er es dort locker und spielend hinein geschafft hätte! Denn den Kill Devil, der mir damals ja auch schon sehr gut gefiel, lässt er z.B. klar hinter sich und mit dem Berry's 1990 schlägt er für meinen Geschmack sogar eine echte Legende! Vielfach wurde ich in den letzten Tagen auch gefragt, wie er sich im Vergleich zum C<>H von Habitation Velier schlagen würde, der ebenfalls zu den Highlights in diesem Jahr zählt. Hier habe ich mich mit einer Antwort stets schwer getan, weil ich sie nicht miteinander vergleichbar finde, zu stark wirken sich die Unterschiede zwischen kontinentaler und tropischer Reife bei vergleichbarer Reifedauer auf den Rum aus. Ich hatte die beiden in einer Verkostungs-Session ebenfalls parallel und fand sie beide auf ihre Weise super. Klar wurde mir darüber hinaus allerdings einmal mehr, dass mag ich auch andere Stile aus anderen Ländern inzwischen deutlich häufiger im Glas haben, so ist und bleibt Hampden für mich aber immer etwas besonderes und meine erste Rum-Liebe! Dieses "Coming Home"-Gefühl habe ich bei keiner anderen Destille so stark und bei dieser Abfüllung war dieses Gefühl definitiv und in besonderem Maße ausgeprägt! 'nough said! 

-92/100-


PS: Nutzer der Rum Tasting Notes App finden diese Abfüllung auch hier:

Flensburg Rum Company C<>H Jamaica Rum 12 YO Hampden 2007


Bis demnächst
Flo

Donnerstag, 3. September 2020

RA Burke's Single Blended Jamaica & Reunion Rum

Liebe Rum Gemeinde,

dürfte oder müsste ich einen, bzw. DEN unabhängigen Abfüller des bisherigen Jahres bestimmen, so wäre es wohl zweifellos RA! Was Dominik und die Heinz Eggert GmbH in 2020 auf die Beine gestellt haben ist immer wieder aufs neue unglaublich und es ist mir eine große Freunde euch mitteilen zu können: das geht so weiter!



Und weiter geht es heute tatsächlich zunächst einmal mit einem Rum, dessen Name nicht neu ist, im Gegenteil: mit dem Burke's Rum hat Dominik nicht weniger als einen Klassiker des Unternehmens neu aufgelegt und diesem frisches Leben eingehaucht. Das gilt sowohl inhaltlich, als auch für das Flaschendesign, das statt an Rum aus den 1950's zu erinnern nun schon fast als szenig durchgehen kann. Oder um es kurz zu sagen: Relaunch gelungen!




















Wer von euch den alten Burke's einmal im Glas hatte der weiß, dass das historische Produkt ein reiner Jamaica Rum war. Aus welchen Rums genau er bestand ist heute nicht mehr ganz klar, allerdings deutete vieles auf Hampden oder Long Pond hin. Das passt auch geschmacklich. Ein ungelagerter Rum mit richtig Power und erbarmungslosen 75% vol. Alkoholgehalt! Ein Brett! Das ist jetzt schon ein paar Jahre her, allerdings haben es Reste dieser damaligen Produktion teilweise bis in die Neuzeit geschafft, weswegen um das Produkt eine Art Mini-Hype ausbrach, abseits der großen Bühne. Ein Hype im Kleinen, unter Nerds. Grund genug für Dominik Marwede, bereits seit Jahren am Puls der Zeit fühlend, hier tätig zu werden. Der Burke's 2020 hatte das Ziel, weiter der Tradition der alten Burke's verpflichtet zu bleiben, aber gleichzeitig als zeitgemäßer Rum mit entsprechender Mixability daher zu kommen. Das, so viel sei verraten, ist absolut gelungen! Zum einen, weil der Rum mit 61% vol. nun sehr viel zugänglicher und wohlwollender ist. Den Unterschied merkt man deutlich, auch in den Drinks. Zum anderen aber kommt mit dem La Reunion Part noch eine gewisse Beerigkeit mit hinein, die der reine Jamaica-Burke's vorher nicht hatte. Darüber hinaus ist diese Kombination auch eine kleine Premiere, denn einen Jamaica und La Reunion Blend gab es in dieser Form noch nicht. Apropos, ich habe mit Dominik natürlich auch intensiver über den Burke's gesprochen und dieser Punkt der Eigenständigkeit war ihm sehr wichtig. Der neue Burke's sollte unter keinen Umständen als Pendant zu etwas bereits am Markt erhältlichen sein. Und so ist der nächste Verwandte, trotz aller Veränderungen und Umstellungen, also noch immer der direkte, gleichnamige Vorgänger. So pflegt man Tradition, ohne auf der Stelle zu verweilen. Well done! Lobend erwähnen möchte ich darüber hinaus die sehr detaillierten Angaben zum Blend auf dem Backlabel! So stelle ich mir eine Standard-Rum-Abfüllung (auch, wenn er das mit nur 2.000 produzierten Flaschen streng genommen nicht ist) im Jahr 2020 vor! Da auf dem Backlabel darüber hinaus auch direkt ein paar Rezept-Ideen präsentiert wurden, probiere ich davon doch glatt mal was aus!

Bedanken möchte ich mich allerdings zuvor noch für die zu Foto- und Verkostungszwecken erhaltene Flasche, dies sei auch zum Zwecke der Transparenz an dieser Stelle gerne erwähnt. Auf meine sensorische Wahrnehmung hat dieser Prozess selbstverständlich wie immer keinerlei Auswirkungen.

Burke's - alt & neu
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Daiquiri:

  • 6,0 cl RA Burke's Single Blended Jamaica & Reunion Rum
  • 3,1 cl Limettensaft (frisch gepresst!)
  • 1,5 cl J.M. Zuckersirup

  • Im Shaker geschüttelt, in eine vorgefrostete Coupette doppelt abseihen.


Der Daiquiri ist wohl zweifellos und vollkommen unumstritten DER Klassiker für einen weißen, bzw. klaren/ungelagerten Rum! Er ist das, was der Mai Tai für einen gereiften Jamaica Rum ist. Der Signature Drink! Will ich wissen was ein klarer Rum taugt, probiere ich ihn im Daiquiri aus! Und das sage ich, obwohl der Daiquiri grundsätzlich nicht unbedingt zu meinen Lieblingsdrinks zählt.

Mit dem Burkes's bekomme ich erwartungsgemäß einen sehr kräftigen, potenten und durchaus auch anstrengenden Daiquiri, der den Rum natürlich perfekt in Szene setzt und die komplette Burke's-DNA aufweist! Hier ist nichts überflüssiges, ablenkendes, spielendes und nichts wird kaschiert. Einfach nur Rum mit etwas Limette und Zucker. Klassisch-puristisch, mit all der Hemingway Folklore und in großartiger Qualität! Aber, ich erwähnte es, darauf muss man durchaus auch Bock haben. Ich habe es bei Drinks mit ungelagerten Spirituosen tatsächlich immer lieber etwas süffiger, weswegen ich zu Long Drinks mit Fillern tendiere, aber um einen Rum wie den Burke's zu bewerten kommt man um den Daiquiri eben nicht herum!



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Mojito:

  • 5,5 cl RA Burke's Single Blended Jamaica & Reunion Rum
  • 3,0 cl Limettensaft (frisch gepresst!)
  • 1,5 cl J.M. Zuckersirup

  • Im Shaker mit ca. 8-10 Blättern Minze (vorher anklatschen!) geschüttelt, ins vorgefrostete Longdrink Glas geben und mit etwas Soda Wasser auffüllen. Anschließend mit frischen, angeklatschten Minzeblättern garnieren. 


Direkt der nächste absolute Klassiker mit ungelagertem Rum, der dem Daiquiri in puncto Kultstatus in nichts nachsteht! Und ich sagte es ja bereits, die Longdrinks sind für mich viel eher das was ich mir mit weißem Rum auch zwischendurch mal selbst zuhause zubereite und weswegen auf diesem hier und auch den beiden weiteren die noch folgen natürlich mein besonderes Augenmerk liegt! 

Im Glas erscheint der Mojito mit Burke's nahezu klar, lediglich durch Limette und Minze kommt ein leichter Grünstich hinein, den das Soda Wasser aber auch schnell wieder kaschiert. Geschmacklich merkt man dem Mojito dessen Potenz direkt an. Man sollte jungen, kantigen und geschmacksintensiven Rum schon mögen, wenn es diese Mojito Variante sein soll. Dass er ursprünglich und für gewöhnlich eher mit leichteren und auch alkoholärmeren Rums zubereitet wird hat mich allerdings nicht davon abgehalten es trotzdem zu tun und ich fühle mich darin gerade durchaus bestätigt. Das hier ist etwas vollkommen anderes als die Geschichte mit leichten, ungelagerten Rums des spanischen Stils und mir persönlich gefällt der Mojito mit einem so deutlichen Mehr an Charakter sehr viel besser! Der Alkohol haut anfangs zwar ganz schön rein, allerdings korrigieren Schmelz- und Sodawasser dann auch ziemlich schnell einiges, so dass das ganze ziemlich bald auch recht süffig wird. Wenn man nicht aufpasst, tatsächlich auch zu süffig, so dass man mit der Menge Rum am Anfang vielleicht ein wenig spielen muss. Für mich waren am Ende 5,5 bis 6 cl ideal, so hat der Mojito dann auch noch etwas Zeit sich zu entwickeln. Mit 5 cl schmeckte er vom Start weg ideal, verwässerte allerdings etwas zu schnell für meinen Geschmack. Also Obacht! Dann aber, erhält man einen wunderbar sommerlichen, herbalen, dabei aber frischen potenten "Durstlöscher"!😉 Cheers!



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Mango Mojito:

  • 5,0 cl RA Burke's Single Blended Jamaica & Reunion Rum
  • 3,0 cl Limettensaft (frisch gepresst!)
  • 1,5 cl J.M. Zuckersirup

  • Im Shaker mit ca. 8-10 Blättern Minze (vorher anklatschen!) geschüttelt, ins vorgefrostete Longdrink Glas geben und mit etwas Thomas Henry Mystic Mango auffüllen. Anschließend mit frischen, angeklatschten Minzeblättern garnieren. 

Eine Variante des Mojito die in dieser Form sicherlich nicht original von mir zum allerersten Mal gemixt wird, zu der ich aber spontan die Idee hatte, als mir im Getränkeladen das Mystic Mango von Thomas Henry ins Auge fiel, nur einen Tag, nachdem das Paket mit dem Burke's bei mir eintraf. 

Im Glas wunderbar gelb-orange leuchtend und leicht mit einer Limo zu verwechseln, bringt dieser Drink von allen vieren den Sommer wohl optisch am stärksten auf den Punkt. Und während es beim klassischen Mojito noch klüger war die Menge an Rum nicht zu reduzieren, so zeigte sich dieser Schritt bei der Variante mit dem Thomas Henry Mystic Mango als der genau richtige. Ich habe den Drink auch mit 6 cl probiert und musste feststellen, dass der Rum an der Stelle dann zu dominant auftrat. Mit 5 cl allerdings kommen Minze und Mango gleichermaßen noch gut zum Zuge, ergänzen sich mit dem Rum absolut spitze und machen aus dem Mojito nochmal etwas ganz anderes und wie ich finde ziemlich geiles! Nämlich einen richtig tollen frischen, herbalen, dabei aber auch fruchtig und leichten Sommerdrink! Durch den potenten Burke's ist aber aber auch nicht zu schwach auf der Brust und bringt sich auf diese Weise also auch geschmacklich nicht in den Verdacht, mit einer Limo verwechselt werden zu können. Mein Favorit!



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Basil Burke's:

  • 5,5 cl RA Burke's Single Blended Jamaica & Reunion Rum
  • 3,1 cl Limettensaft (frisch gepresst!)
  • 1,5 cl J.M. Zuckersirup

  • Im Shaker mit ca. 8-10 Blättern Basilikum (vorher anklatschen!) geschüttelt, ins vorgefrostete Longdrink Glas geben und mit etwas Soda Wasser auffüllen. 

Eine Longdrink-Variante des Neo-Klassikers Gin Basil Smash, nur eben mit Rum anstatt mit Gin, die ich so auch häufiger und schon seit Jahren immer wieder gerne mixe!

Optisch wartet dieser Drink mit einer kleinen Besonderheit auf, denn wenn ihr das Soda Wasser ganz vorsichtig ins Glas gebt, dann bekommt ihr eine Schichtung wie auf dem Bild rechts hin. Das sieht gut aus, allerdings solltet ihr vor dem Genuss dann na klar noch einmal umrühren.
Ein Super Drink! Sollte ich diesen Drink geschmacklich maximal kurz beschreiben, würde ich ihn wohl als die etwas frischere Variante zum Mojito bezeichnen. Das Basilikum nimmt ihm ein wenig das herbe im Vergleich zum Mojito mit Minze und bringt dafür um einiges mehr Frische mit hinein. Das Teil passt wie angegossen in den Sommer und... zum Burke's! Da dieser Drink zum Beispiel auch mit dem Hampden Rum Fire so richtig gut funktioniert hat, habe ich gleich an ihn gedacht, nachdem ich mir den Burke's etwas näher angesehen und ihn probiert habe. Und ich kann sagen, dass der Gedanke der richtige war. Auch dieser Drink hat ein wenig was von einer Limo, vielleicht sogar von allen dreien geschmacklich am meisten, aber man merkt auch ihn ab dem ersten Glas.😉 Also aufgepasst!

PS: selbstverständlich funktioniert dieser Drink auch ohne Soda Wasser, dann als direktes Pendant zum Gin Basil Smash. Das macht ihn noch einmal deutlich intensiver, holt ihn komplett weg vom Limo-Charakter und ist sicher für viele wahrscheinlich sogar der bessere Drink, aber ich fühle mich eben bei den Longdrinks am wohlsten, weshalb ich mich für diese Variante entschieden habe.



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Fazit: 

Normalerweise holt mich ungelagerter Rum nicht wirklich ab, aber diesen hier kann man tatsächlich gut daheim im Backboard stehen haben! Mit einem Preis von ca. 30,- Euro ist der Rum natürlich schon ein ganzes Stück weg vom Durchschnitt dessen, was viele wohl für einen Rum in diesem Segment ausgeben, allerdings muss man hier wirklich betonen, dass man im Umkehrschluss auch eine ganze Menge mehr dafür bekommt! Die Drinks haben durch die Bank richtig gut funktioniert und sie profitierten alle von der enormen Kraft und dem vollen, intensiven und durchdringenden Geschmack dieses Rums! Ein Vergleich zu einem dieser vielen 0815 White Rums ist da nicht möglich, bzw. er wäre unangebracht. Dominik hat hier einen Blend kreiert, aus dem wahnsinnig viel fachliche, sensorische Kompetenz spricht, mit dem wir wohl alle noch viel Freude haben dürften - und der zugleich zeigt, dass er und RA mehr sind, als reine unabhängige Abfüller! Ganz ehrlich, es macht wahnsinnig viel Spaß und Freude, deinen und euren Weg mitzuverfolgen und ein kleiner Teil dessen zu sein! ...und diese Zeilen hatte ich bereits geschrieben, bevor da gestern rund um den aktuellen TDL wieder alles eskaliert ist! :D

Bis demnächst,
Flo