Sonntag, 26. Juli 2020

Velier HTR 19 YO Caroni 2000 - Nita "Nitz" Hogan

Liebe Rum Gemeinde,

die neuen Employees von Velier sind da! Wie in den beiden vergangenen Jahren, so stelle ich euch auch in diesem Jahr die aktuelle Range vor und würde sagen, ich beginne am besten mit derjenigen der drei Abfüllungen, auf die ich am meisten gespannt war, nämlich auf den Jahrgang 2000. Und so sage ich dann gleichsam: Ladies first!


Denn ganz recht, erstmals hat es mit Nita „Nitz“ Hogan eine weibliche Ex-Employee Caronis auf das Frontlabel und damit in die Serie geschafft! Eine willkommene Abwechslung, wie ich finde - und noch dazu hoch verdient! Denn auf dem Backlabel der Flasche befindet sich der Hinweis, dass die Frau ganze 30(!!) Jahre bei Caroni gearbeitet hat und somit noch vor 1975, also zu einer Zeit dort angestellt wurde, als Caroni noch teilweise zu Tate & Lyle gehört hat. Meine Hochachtung! Allerdings kann das ihr gewidmete Bottling auch in anderer Hinsicht mit einer Premiere aufwarten, denn die Abfüllung ist tatsächlich die allererste des Jahrgangs 2000 von Velier, der in Full Proof abgefüllt wurde ohne gleichzeitig ein Single Cask zu sein. Sämtliche bisherige 2000er waren entweder verdünnt oder eben Single Casks. In die insgesamt 39 Abfüllung umfassenden Regular Releases hat es nie ein Caroni 2000 geschafft!




















Somit habe ich dieser Abfüllung gerade deshalb so entgegengefiebert, weil ich mir neue Erkenntnisse davon verspreche und sicher bin, nicht etwas zu probieren, was man so oder so ähnlich nun doch schon das eine oder andere mal probieren konnte. Versteht mich nicht falsch, ich schätze insbesondere den Jahrgang 1996 wirklich außerordentlich, aber man weiß eben grob was man bekommt. Das ist bei diesem 2000er nun anders! Klar, wir kennen grob das Jahrgangs-Profil, aber die Qualität dieses Jahrgangs gab sich bisher leider oft auch schwankend und wechselhaft. Von grundsolide (12er, EU-Bottling), über eher enttäuschend (EATALY, 100th Anniversary-Bottling, Millennium Magnum) bis hin zu herausragend (Nectar, Ullrich, Juuls) war quasi alles dabei. Dabei zeigte sich, dass die Rums zwar nicht per se über die Maßen unter der Verdünnung litten, aber bemerkbar machte sie sich eben doch. Die Single Casks in Full Proof wiederum waren echte Monster! Hier suchte man Easy Sippin' vergebens, was bei über 70% vol. allerdings auch nicht unbedingt verwunderlich ist. Nun hat die Nita allerdings knapp 5% vol. weniger im Tank, kommt mit vergleichsweise leichten 65,2% vol. daher, und ist auch nochmal deutlich älter als die meisten bisherigen Single Casks. Ich gehe davon aus, dass sich das bemerkbar macht und insofern bin ich gespannt, was für einen Rum ich da heute ins Glas bekomme! Parallel vergleichen werde ich den Employee heute allerdings nicht mit einem der herausragenden Single Casks, sondern mit dem EU-Caroni. Das hat zwei Gründe. Zum einen kennen den EU-Caroni vermutlich die meisten Leser und können mit dem Vergleich etwas anfangen und zum anderen ist der EU-Caroni für mich unter jenen 2000er Abfüllungen, die zum trinken auch ganz realistisch noch in Frage kommen, die beste. Da sind die Single Casks einfach raus, da ich sie zu den inzwischen aufgerufenen Kursen wohl nicht mehr kaufen, geschweige denn öffnen würde. Insofern muss sich der Employee gegen den EU-Caroni beweisen, denn auch diesen gilt es ja erst einmal zu schlagen.



Aufgegangen sind in dieser Abfüllung insgesamt acht Fässer des Jahrgangs 2000, die eine Auflage von noch 1.247 Flaschen erreichten. Kurz nachgerechnet hieße das, dass jedes Fass noch ca. 150 Flaschen Rum ergeben hätten, bzw. dass sich pro Fass nur noch ca. 110 Liter Rum darin befunden hätten. Allerdings kommen ja auch noch die Mini-Employees. Insofern waren es dann also noch etwas mehr, aber man sieht, gerade im Vergleich zu dem, was Caroni-Fässer früher ergaben (durch das permanente Auf- und Umschütten), dass nicht nur die Fässer immer weniger werden, sondern dass auch deren Inhalt weniger ergiebig wird. Auf dem Backlabel erfährt man dementsprechend auch, dass der Angel's Share einmal mehr bei ca. 80% lag. Allerdings erfährt man dort auch, dass der Rum ab 2008 bei DDL in Guyana gelegen haben soll, was ich wiederum für sehr unwahrscheinlich halte. Denn bisher lagen alle 2000er komplett auf Trinidad. In Guyana reiften ab 2008 nach meiner Kenntnis nur Rums der Vintages 1992, 1994 und 1996 nach. Im April 2019 jedenfalls wanderte der gesamte Inhalt aller Caroni Fässer von Velier in Glasballons oder Stahltanks, so dass die Alterung ab diesem Zeitpunkt aussetzte. Darum ist der Rum auch, trotz Abfüllung in 2020, nur 19 Jahre alt.

Battle 2000: Nita "Nitz" Hogan Employee Full Proof Caroni 19 YO vs. EU-High Proof Caroni 17 YO

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Verkostung des Velier FP HTR 19 YO Caroni 2000 - Nita "Nitz" Hogan:

Preis: Nita "Nitz" Hogan war die günstigste der drei Abfüllungen des 3rd Employee Release. Der Ausgabekurs war 385,- Euro.

Alter: vom Jahr 2000 an bis April 2019 reifte der Rum 19 Jahre lang im Eichenfass.

Lagerung: die Reifung fand laut Label bis 2008 auf Trinidad statt, bevor die Fässer dann weiter zu DDL nach Guyana kamen. Sehr viel wahrscheinlicher ist es aber, dass sie zu 100% auf Trinidad statt fand. Das traf bisher auf alle 2000er zu und auch ein wenig Recherche ergab, dass hier eher ein Labelfehler vorliegt.

Fassnummern: unbekannt. Es wurden insgesamt 8 Fässer zu 1.247 Flaschen abgefüllt.

Angel's Share: >79% gingen an die Engel. 

Alkoholstärke: Full Proof - der Rum hat noch eine Stärke von 65,2% vol..

Destillationsverfahren: unklar.

Mark: HTR

Farbe: dunkles, goldbraunes Mahagoni. 

Viskosität: sehr ölig legt sich der Rum an die Glaswand und läuft in engen, parallelen Schlieren daran herab.

Nase: ohh ja, der Jahrgang 2000 ist erwachsen geworden! Gut, dass ich mir parallel auch nochmal den EU Caroni eingeschenkt habe, anhand dessen dass auch noch einmal deutlicher wird als ohnehin schon. Ich finde hier direkt alles, was ich mit Caroni verknüpfe und auch, was ich mit dem Jahrgang 2000 verknüpfe: der Rum ist dreckig! Ja, er ist reifer geworden und er kaschiert es so stark wie noch kein 2000er vor ihm, aber wir befinden uns noch immer zweifelsfrei auf einem Schrottplatz. Das bekommt insbesondere der Jahrgang 1996 gänzlich anders verborgen. Im Gegensatz zu früheren Full Proof 2000ern fällt auf, dass die Nase vom Start weg zugänglicher ist. Wo ich bei einigen der Single Casks erst einmal eine Stunde und länger warten musste, insbesondere bei den Blenders Gläsern fiel das auf, kann ich am Employee quasi vom Start weg schnuppern. Der Alkohol ist hier also wesentlich besser eingebunden als bei früheren Full Proofs mit über 70% vol. Da hat die Nita mit ihren 65,2% schon einiges an Power eingebüßt, was mir persönlich besser gefällt. Anstatt mir also die Nasenschleimhäute zu verätzen gibt sie quasi kampflos ihr Bouquet preis und das hat es durchaus in sich. Lösungsmittel, Klebstoffe, aber auch Süße und Fruchtigkeit kommen etwas weniger raus als bei anderen Jahrgängen, sind aber natürlich deutlich vorhanden. Was, neben Teer und verbranntem Gummi, sehr dominant rüber kommt, sind Trockenfrüchte, Nüsse und Tannine, was die fortgeschrittene Reife des Rums gut dokumentiert. Nach hinten heraus habe ich Menthol und Anis. Parallel rieche ich immer wieder auch am EU-Caroni, der im Vergleich zur Nita tatsächlich eher schwächlich anmutet. Da bietet der 19 Jahre alte Stoff also schon klar mehr.

Gaumen: der Gaumen überrascht mich direkt beim ersten Schluck! In der Premieren-Verkostung und da beim ersten Schluck empfand ich den Rum kurz als etwas zu dünn geraten. Im zweiten Schluck relativierte sich das dann aber direkt und bei der nachfolgenden Verkostung hatte ich diesen Eindruck dann auch im ersten Schluck nicht mehr. Ein schönes Beispiel dafür, warum es immer wieder Sinn ergibt mehrfach zu testen! Bei der zweiten Verkostung hatte ich auch mehr noch als in der ersten das Gefühl beim ersten Schluck, dass das schon ein ziemlicher Hammer-Caroni ist! Auffällig ist einerseits der wirklich ungemein gut eingebundene Alkohol, das ist bei 2000er Full Proof Caronis eine gänzlich neue Erfahrung. Im Anschluss daran habe ich aber auch andererseits diese eigenartige Mischung aus Holzlack und Süße, die ich so eigentlich nur von den Guyana Stocks kenne und die ich unfassbar lecker finde! Ob das Label am Ende doch die Wahrheit gesagt hat? Offenkundig scheint mir, dass der Rum aus meiner Sicht, auch im vergleich zu früheren Abfüllungen, sehr von der fortgeschrittenen Reife profitiert. Ansonsten finde ich eigentlich alles, was in einen  guten Caroni hineingehört. Er ist angenehm fruchtig, das hat er früheren 2000ern z.B. voraus, und bekommt den Spagat aus Stil-Spezifikation und Erwachsenheit sehr gut hin. Mir gefällt der Caroni am Gaumen sehr viel besser als die Nase! Im direkten Vergleich fällt beim EU-Caroni hingegen vor allem die nicht unerhebliche Verdünnung auf. Klar, das ist auch immer noch ein leckerer Rum, aber den Vergleich verliert er mehr als deutlich.

Abgang: nach hinten heraus gestaltet sich das ganze dann nochmal sehr dreckig, da grüßt der Brennerei-Charakter aber nochmal standesgemäß! Ansonsten geht der Rum alsbald ins trockene über, ich habe noch Tannine und Walnuss. Der Abgang hält wirklich lange an, ich hatte den Rum auch nach Stunden noch im Mund.

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Fazit: die Erwartungen waren hoch, zumindest bei mir, aber Velier hat dennoch einmal mehr geliefert! Ich war gespannt, ob der Rum noch immer dieses für 2000 bisher so typisch puristische hat, oder ob die Reife den Rum einfach nur einreiht in die vielen anderen Caronis aus anderen Jahrgängen im vergleichbaren Alter. Und herausgekommen ist: ein Hybrid! Na klar, der Rum gibt sich sehr viel erwachsener, insbesondere im Hinblick auf die erst 15 Jahre alten Single Casks von vor fünf Jahren, aber man könnte ihn dennoch eher weniger mit einem Caroni anderer Jahrgänge verwechseln. Klar, die dreckigen Komponenten erlauben auch Assoziationen zum Jahrgang 1998, aber für diesen ist er wieder zu fruchtig, hat zu viel von dieser natürlichen Süße. Für einen 1996er aber z.B. ist er wiederum klar zu ruppig und zu dreckig. Insofern eben der Hybrid. Das ist natürlich gewöhnungsbedürftig, insbesondere da viele Connaisseure eine bevorzugte Linie haben, aber mir gefällt das sehr gut. Besser als die bisher besten 1998er die ich hatte, aber nicht so gut wie die richtig geilen 1996er, 1994er oder 1992er. Das passt also schon so und ordnet sich dort ein, wo ich den Jahrgang 2000 bisher auch gesehen habe.

-94/100-


Nutzer der Rum Tasting Notes App finden den Rum hier:

Velier Heavy Trinidad Rum 19 YO Caroni 2000 - Nita "Nitz" Hogan


Ein Dank geht abschließend noch an den Mr. FT, der auch diese Abfüllung geteilt hat. Vielen Dank!

Bis demnächst,
Flo

Sonntag, 19. Juli 2020

Habitation Velier C<>H Jamaica 10 YO Hampden 2010

Liebe Rum Gemeinde!

Endlich! Lange angekündigt, hat Habitation Velier mit dem C<>H mein persönliches Lieblings-Mark von Hampden erstmals tropisch gereift auf die Flasche gebracht. Selten habe ich einem Release mit so viel Vorfreude entgegen gesehen. Ich bin gespannt! 


C<>H! Das ist meines Erachtens das Mark, welches den Ester-Wahnsinn perfekt auf die Spitze treibt, ohne dabei zu weit zu gehen. Denn das Mark DOK kommt meines Erachtens zu extrem daher, um wirklich noch genießbar zu sein. Man kann das trinken, klar, und ich bin wahnsinnig froh, dass es vor zwei Jahren endlich die Möglichkeit gab sowas mal probieren zu können und auch stolz darauf, da mit dem Letter of Marque so ein wenig Part of the Story gewesen zu sein, aber für mich ist DOK inzwischen auserzählt. Das war seinerzeit spannend, gewiss, aber mir persönlich macht DOK nicht mehr wirklich Spaß. Das merkte ich nochmal ganz deutlich, als ich diverse un-/kurz-gelagerte DOK parallel verkostet hatte.




Ganz anders sieht es da bei C<>H (steht für Continental Diamond Hampden) aus! Dieses Mark, welches Hampden verwendet um seine Rums mit einem Estergehalt von 1300 - 1400 gr/hlpa zu kennzeichnen, begleitete mich auf meiner Rum-Reise schon lange bevor ich von dessen Existenz überhaupt erfuhr. Denn wir dürfen schließlich nicht vergessen, dass die genaue Zuordnung von Jahrgängen zu Marks erst seit wenigen Jahren möglich ist. Dass es sich bei dem Jahrgang 1990 um eben dieses Mark handelt, ist erst seit 2017 bekannt, als TRC einen solchen Rum auf den Markt brachten und das Kürzel JMC hier mehr verriet, als es einem auf den ersten Blick scheinen könnte. Und der Jahrgang 1990, um auf meine Reise zurück zu kommen, war Anno 2011 meine erste richtig große Rum-Liebe! Als ich den Berry's Hampden 1990 das erste Mal im Glas hatte, war das nicht weniger als eine Offenbarung! Trotz des geringen Alkoholgehalts von nur 46% vol. besaß dieser Rum eine Power, die seinesgleichen suchte, aber lange nicht fand. Erst Folge-Abfüllungen von Duncan Taylor und eben 2017 The Rum Cask sollte das gelingen. Insofern bin ich also bereits seit neun Jahren großer Fan des Marks C<>H. Es ist mein persönliches Lieblings-Mark, im wahrsten Sinne des Wortes meine Benchmark, und dementsprechend gespannt war ich darauf, wie ein solcher Rum wohl tropisch gereift schmecken würde. Hier haben mir die bisher veröffentlichten Marks wie HLCF, <>H oder HGML zwar durchaus gefallen, aber meinen 1990ern konnte davon bisher nichts gefährlich werden, insbesondere da mir nach hinten heraus einiges an Abgang fehlt. Das verrät die doch vergleichsweise kurzen Reifezeiten am Ende, Tropical Aging hin oder her. Allerdings sind es nichts desto weniger der <>H und der HGML, die es für den C<>H auf der Seite der tropisch gereiften Hampdens auch erst einmal zu schlagen gilt, weswegen ich sie im heutigen Tasting quer vergleiche, ebenso wie zwei der bisherigen Benchmarks auf Seiten des C<>H. So muss sich der Habitation Velier also einerseits gegen die niedrigeren Marks bei ansonsten vergleichbarem Alter beweisen, als auch gegen die kontinental gereiften Brüder gleichen Marks aus dem Jahrgang 1990!

Vintage 2010 Mark-Battle: <>H vs. HGML vs. C<>H

C<>H-Battle: BBR 17 YO 1990 vs. TRC 26 YO 1990 vs. HV 10 YO 2010


Als ganz besonderen Bonus bekam ich darüber hinaus die Möglichkeit, die Verkostung mit dem Original Sample von Luca Gargano selbst durchzuführen, welches mir ein guter Freund von einem Besuch dort mitgebracht hat. Vielen lieben Dank dafür an dich und natürlich an Luca!


Fasssample von Luca © E.H.

Trivia:

Zu einer guten Tradition bei den Velier Bottlings sind missverständliche Angaben auf deren Labeln geworden. So ist auf dem Frontlabel zu lesen, dass der Rum 2.615,2 gr/hlpa Congeners (also Begleitstoffe bei der Destillation, zu denen auch die Ester zählen) enthält, während man auf dem Backlabel  auf den Estergehalt von zwischen 1300 und 1400 gr/hlpa hinweist. Beide Angaben sind (richtige Messung vorausgesetzt) korrekt, doch verwirren sie vor allem Connaisseure, die nicht so tief im Thema stecken, was ich schade finde. Eine einheitliche, Bottling-übergreifende Angabe fänd ich deutlich transparenter. Aber das nur am Rande. Super finde ich hingegen, dass man sich dazu entschlossen hat, den Rum in Barrel Proof (68,5% vol.) statt nur in High Proof (62%) zu releasen!



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Verkostung des Habitation Velier C<>H Jamaica Rum 10 YO Hampden 2010:


Preis: mit 159,- Euro Ausgabepreis ist der C<>H der bisher teuerste Hampden der Habitation Velier Reihe. 

Alter: von 2010 bis 2020 lag der Rum insgesamt 10 Jahre im Fass. 

Lagerung: die Fässer wurden während der gesamten Dauer ihrer Reifung bei Hampden auf Jamaica in tropischem Klima gelagert. 

Fassnummern: unbekannt. Auch, wie viele Fässer und wie viele Flaschen es am Ende genau waren ist nicht sicher bekannt. Gerüchte sprechen von 600 Flaschen, was für Abfüllung zweier Fässer spräche.

Angel's Share: >64% gingen an sicher glückliche Engel. 

Alkoholstärke: mit starken 68,5% vol. wartet der Rum auf - anders als früheren Habitation Velier Abfüllungen, die "nur" in High Proof kamen, liefert uns Luca den C<>H in Barrel Proof!

Destillationsverfahren: Double Retort Pot Still.

Mark: C<>H (Continental <Diamond> Hampden)

Farbe: tiefes, kräftiges Gold. Von den jeweils neunjährigen <>H und HGML aus 2010 unterscheidet er sich optisch nicht, zu den kontinental gereiften C<>H dagegen deutlich. Diese sind wesentlich heller, insbesondere der Berry's. 

Viskosität: ein fetter Film wabert über das Glas, der Rum läuft in eher engen, parallel zueinander verlaufenden Schlieren ins Glas zurück. 

Nase: eskalierendes Programm heute! Nachdem die Rums ca. 1,5 bis 2 Stunden geatmet haben, kommt der C<>H 2010 sehr zugänglich und rund daher. Rund in dem Sinne, dass mir beim Bouquet zunächst einmal nichts auffällt, was mich stört oder, dass ich das Gefühl hätte, dass mir da irgendetwas fehlt. Der Alkohol ist natürlich präsent, aber das überrascht bei 68,5% vol. natürlich auch wenig. Vor allem aber hat der Rum Kraft! Eine wirklich berauschende Intensität voller saurer Ester, Nagellackentferner und flüssigem Klebstoff strömt mir entgegen und macht unmissverständlich deutlich, um welches Mark es sich handelt. Ich finde den für C<>H so typischen Korb voller tropischer Früchte, ich habe Säure von Zitronen und Limetten, gegrillte Ananas, Marzipan, Vanille, Humus, Antipasti, aber auch schon viel Holz. Seine 10 Jahre der tropischen Reifung verbirgt er nicht, allerdings habe ich dieses Gefühl beim HGML stärker gehabt. Hier, beim C<>H, kommt das schon sehr perfekt daher. Es bestätigt sich insgesamt, warum ich C<>H schon seit vielen Jahren als mein absolutes Lieblings-Mark bezeichne! Richtig tolle Ester, die hier meines Erachtens auch direkt besser und wesentlich intensiver kommen als beim <>H und beim HGML. Und, leider muss ich das zugeben, sie kommen auch fast auf Augenhöhe zum TRC 1990! Die Art und Weise ist dabei nicht vergleichbar, da merkt man sehr schön den Unterschied zwischen kontinentaler und tropischer Reifung, aber hier holen die tropischen Hampden merklich auf! Dennoch liegt der TRC für mich noch in Front. Der Berry's 1990 spielt leicht dahinter, da macht sich die Verdünnung und der geringere Reifegrad bemerkbar, kann das Niveau aber ansonsten problemlos mitgehen!  

Gaumen: am Gaumen machen sich zunächst einmal die sauren Ester-Verbindungen bemerkbar, die sich zu denen vom HGML oder zum <>H auch merklich unterscheiden. Sehr adstringierend, so dass sich die Schleimhäute erst einmal zusammenziehen. Richtig hart überrascht bin ich davon, wie gut der schon enorm hohe Alkoholgehalt eingebunden ist. Ich habe nahezu keine alkoholische Schärfe in der Mundhöhle, das ist schon extrem paradox! Nicht einmal der Rendsburger Caroni 1996 mit 69% vol. kommt so weich daher! Stattdessen macht es sich der Rum eigentlich direkt auf der Zunge bequem und verströmt einen fast unglaublichen Geschmack intensivsten High Ester Jamaica Rums. Der C<>H ist unfassbar mundfüllend! Das adstringierende geht dann ins cremige über und kommt sehr angenehm. Der Rum zeigt am Gaumen die gleiche Säuerlichkeit wie in der Nase, das gehört zu diesem Mark einfach dazu und gefällt mir sehr. Viele mögen das nicht, die werden mit dem C<>H dann also vielleicht auch ihre Probleme haben und eher leichtere Marks favorisieren. Mir aber gefällt genau das! Letztlich ist die Säure allerdings auch schon die größte Hürde, die hier genommen werden muss. Der Rum kommt ansonsten nämlich sehr, sehr ausgewogen daher und macht einfach Spaß! Kein zu krasser Einfluss des Holzes, kein zu präsenter Alkohol. Es mag verrückt anmuten, aber dieser Hampden ist für mich schon beinahe Easy Sippin! Einzig: an die enorme Komplexität des TRC 1990 kommt der HV nicht heran. Da ist der Abstand der beiden zueinander auch noch etwas größer als in der Nase, das ist beim TRC am Gaumen nochmal eine andere, stärkere Liga! 

Abgang: fruchtiger Abgang! Gegrillte Ananas weist dem Hampden den Weg hinab. Spätestens jetzt verrät sich der C<>H allerdings auch als tropisch gereifter Rum, denn wie alle auf Jamaica gelagerten Hampden fehlt ihm dieses ewig anhaltende und nachhallende, was die lange kontinental gereiften Hampden haben. Das ist schade, aber der eben doch noch vergleichsweise kurzen Reifedauer von nur zehn Jahren geschuldet. Zum Schluss kommen noch ein paar trockene Tannine, aber dann ist er nach wenigen Minuten dann auch schon verschwunden. 

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Fazit: der C<>H ist wirklich extrem gelungen und genau das, worauf die Fans dieses Marks (wie ich) viele Jahre gewartet haben, seit Velier damit begann tropisch gereifte Hampdens auf den Markt zu bringen! Der Rum hat Kraft, Intensität, Flavour,... ist einfach lecker! ... und so müssen wir wirklich bis zum Abgang vorspulen, wenn wir bei diesem Rum irgendwie über Schwächen diskutieren möchten. Ja, mir fehlte zwar auch am Gaumen etwas an Komplexität, ich erwähnte es, allerdings fällt das nur im direkten Vergleich auf und ist auch Kritik auf unglaublich hohem Niveau. Daher fällt das für mich nicht so stark ins Gewicht wie die mangelhafte Kondition nach hinten heraus. Das wiederum geht einher damit, dass sich beim C<>H bei mir, wie schon beim HGML, das Gefühl einstellt, dass der Rum in puncto Reife ziemlich nah dran am Zenit ist. Man holt durch die Reifung auf Jamaica vieles was die Hampdens in Europa erst nach 20-25 Jahren im Fass bekommen schon innerhalb von zehn Jahren aus ihnen heraus, weswegen ich überzeugt bin, dass sie so sehr viel länger nicht im Fass liegen sollten, bevor sie schwächer (weil runder, holziger,...) werden und ihre Ecken und Kanten und damit ihr Profil verlieren. Sie müssten aber wiederum länger liegen, um im Abgang aufzuholen zu den kontinentalen Vertretern, denn um diese Abgänge so hinzubekommen benötigt man Zeit, die auch tropische Reifung nicht im Eiltempo hervorzaubern kann. Und das ist wohl der entscheidende Punkt, der Knackpunkt, weswegen ich bei Hampden die kontinentale Reifung favorisiere und für die zum Rum passendere halte. Deshalb liegt der The Rum Cask C<>H 1990 für mich noch immer auf Platz 1 aller Hampdens! Er hatte nach 26 Jahren in Europa alles was tropisch auch in zehn Jahren machbar ist, hat aber einen viiiiel krasseren Abgang, den man so eben erst nach 20 Jahren und mehr im Fass erreichen kann, egal wo man das Fass lagert. Nichts desto weniger ist der Habitation Velier C<>H ein mehr als hervorragender Vertreter seiner Gattung, der zurecht gerade auf der ganzen Welt gejagt wird! Und es lohnt sich, er schmeckt wirklich hervorragend und ich bin sicher, dass niemand den Kauf bereuen wird! Der Preis, um letztlich auch darüber noch zu sprechen, ist schon hoch, keine Frage, gerade auch im Vergleich zum deutlich günstigeren HGML letztes Jahr, aber letzten Endes ist das Mark C<>H eben auch extrem rar und so ist der Preis nicht zuletzt auch ein Resultat aus dem Gesetz des freien Marktes von Angebot und Nachfrage. Wenn man sich das vor Augen hält, dann kommt das alles schon hin.

-93/100-


PS: Nutzer der Rum Tasting Notes App finden diese Abfüllung auch hier:

Habitation Velier C<>H Jamaica Rum 10 YO Hampden 2010


Bis demnächst
Flo


Sonntag, 5. Juli 2020

RA Jamaica Rum 25 YO New Yarmouth 1994

Liebe Rum Gemeinde,

in den letzten Wochen verdichteten sich bereits die Hinweise auf einige neue Releases lange tropisch gereifter Rums, die nicht von Velier kommen, doch nun wird es ganz konkret: als erster dieser unabhängigen Abfüller bringt die Heinz Eggert GmbH unter dem Label Rum Artesanal (RA) ein Small Batch Release eines 25 Jahre tropisch gereiften New Yarmouth Jamaica Rums aus 1994 an den Start!


Doch erst einmal der Reihe nach! Um zu verstehen inwieweit dies etwas besonderes ist, muss man sich die Marktlage der letzten Jahre vor Augen führen. Hier zeigt sich, dass zum einen tropisch gereifte Rums grundsätzlich erst einmal rar sind, zum anderen aber Velier unter den unabhängigen Abfüllern mehr oder weniger das Monopol auf tropisch gereifte Rums inne hat. Durch diese Tatsache schufen sie sich über Jahre eine Ausnahme-Stellung am Markt! Denn alle anderen unabhängigen Abfüller waren und sind mehr oder weniger auf Scheer ( und die dazugehörige Main Rum Company (MRC)) und andere Broker angewiesen, die Rum meist als frischen Bulk bekommen und dann in Europa kontinental reifen lassen, weshalb sich die IB im Wesentlichen aus dem gleichen Pool an Fässern bedienen. Diese Tatsache führt dazu, dass bei den Abfüllern normalerweise die immer gleichen Jahrgänge und Batches der selben Destillerien gebottled werden und Überraschungen eher selten sind. Velier hingegen kann seinen Kunden seit vielen Jahren Rum offerieren, den man in dieser Form sonst nirgendwo sonst bekommt. Denn weder werden bestimmte Marks bisher von europäischen Bulkhändlern geführt, noch ist das Angebot an tropisch gereiftem Rum in größerem Maßstab vorhanden. An der Stelle ist Velier der Konkurrenz in puncto direkte Kontakte in die Karibik etc. einfach voraus. Daraus ergibt sich die Situation, dass es zu deren Produkten niemals direkte und vergleichbare Konkurrenz-Bottlings gibt. Niemand sonst hat einen tropisch gereiften <>H Hampden oder 1996er HTR Caroni. Zu Bottlings der anderen IB hingegen gibt es fast immer vergleichbare Bottlings, denn einen kontinental gereiften Hampden 2000 oder einen Caroni 1997 hatte schon fast jeder im Portfolio. Man möge mich an der Stelle nicht falsch verstehen, ich möchte hier keine generelle Höher- oder Geringstellung einer Reifung vornehmen, es geht mir rein um die Situation am Markt und die Tatsache, dass die Konkurrenz jeweils nicht vergleichbar ist. Bei den meisten IB ist sie groß, bei Velier nicht vorhanden. Doch während das bisher als sehr zementiert galt, tut sich aktuell etwas, zumindest mal für einen kleinen Augenblick.



Denn wie es der Zufall so will, hat sich ein Jamaicanischer Broker vor einiger Zeit dazu entschlossen sich von seinem Stock oder zumindest einem Teil davon zu trennen und damit 100% tropisch gereiften Jamaica Rum verschiedener Destillerien in Umlauf gebracht, der bisher nicht abrufbar war. Dem Vernehmen nach verkaufte der Broker seinen Stock an J. Wray & Nephew, die diese Fässer ihrerseits wiederum an Velier als auch Scheer/MRC verkauften. Durch die Releases verschiedener IBs ergibt sich inzwischen auch langsam ein Bild, welche Fässer dieser Stock beinhaltete. So bringt Silver Seal z.B. in Kürze einen 1984er Monymusk auf den Markt und Hidden Spirits wird einen Monymusk 1995 bringen. Beide Jahrgänge waren auch schon bei Velier zu bestaunen (EMB 1995), bzw. werden es noch sein (MMW 1984). Wo man bisher demnach noch dachte, dass Velier einmal mehr Exklusiv-Anbieter ist, zeigt sich nun, dass dem nicht vollumfänglich so ist. Hier wird also eine direkte und unmittelbare Vergleichbarkeit gegeben sein, da die Rums aus der gleichen Quelle kommen! So richtig spannend wird es aber erst jetzt, denn verschiedene Abfüller haben auch einen New Yarmouth aus 1994 angekündigt, von denen RA in der kommenden Woche die ersten sein werden, die ein solches Bottling auf den Markt bringen!

Und dieses ist gleich in mehrerlei Hinsicht extrem interessant! Denn zum einen, und dazu muss ich leider spoilern, dass der Rum ein Appleton Profil hat, sind RA damit die allerersten, die einen lange gereiften Rum aus dem Hause J. Wray & Nephews anbieten, der aus Produktionen stammt, die ziemlich sicher für die Blendung der Appleton Rums vorgesehen war und zum anderen ist ja bereits bekannt, dass Velier auch u.a. einen 1994er Appleton am Start haben wird, weshalb sich natürlich auch hier die Frage aufdrängt, ob die Fässer vergleichbar sind. Momentan spricht noch vieles dagegen, da RA das Brennverfahren mit Column Still angibt, während Luca Gargano 100% Pot Still Appletons offerieren wird, die auch direkt von Appleton stammen und nicht den Umweg über New Yarmouth gegangen sein sollen. Aber letzten Endes wird die Frage freilich erst beantwortet werden können, wenn Luca seine Rums released hat, da zur abschließenden Klärung ein direkter Vergleich beider Rums nötig ist, der aktuell eben noch nicht vollzogen werden kann. So oder so, spannend finde ich diese Gesamt-Entwicklung allemal!


Insofern kann man Eggert/RA und auch Dominik an dieser Stelle nur zu diesem besonderen Coup gratulieren, und darum möchte ich auch gar nicht weiter drum herum reden, sondern dem 25 Jahre alten Rum Artesanal New Yarmouth 1994 die Bühne überlassen und direkt zur Verkostung übergehen. Bedanken möchte ich mich allerdings zuvor noch für die zu Foto- und Verkostungszwecken erhaltene Flasche, dies sei auch zum Zwecke der Transparenz an dieser Stelle gerne erwähnt. Auf meine sensorische Wahrnehmung hat dieser Prozess selbstverständlich keinerlei Auswirkungen. So, und nun: Action!


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Verkostung des RA Jamaica Rum 25 YO New Yarmouth 1994:

Preis: für 149,90 Euro kann eine Flasche 0,5 Liter bezogen werden. 

Alter: der Rum wurde im November 1994 destilliert und im Juni 2020 abgefüllt. Damit ist er mehr als 25 Jahre alt. 

Lagerung: die Fässer lagerten die gesamten >25 Jahre über auf Jamaica. 

Fassnummern: die Fässer #203 und #204 ergaben zusammen 709 Flaschen a 0,5 Liter. 

Angel's Share: keine gesicherten Angaben möglich, da Fässer gleicher Produktion in den Tropen immer wieder zusammen geschüttet werden, damit der Verlust nicht noch größer wird als ohnehin schon. Dadurch sind Single Casks tropisch gereifter Rums keine Single Casks im eigentlichen Sinne. Die Angabe eines Angel's Shares ist also nur möglich, wenn man die ursprünglich vorhandene Menge an Fässern kennt, die zum betreffenden Batch geführt haben. 

Alkoholstärke: stolze 67,7% vol. weist der Rum nach 25 Jahren tropischer Reifung noch auf - Barrel Proof! 

Destillationsverfahren: laut Backlabel wurde der Rum auf einer Column Still gebrannt. 

Mark: auf den Fässern befindet sich das Mark NYE / CS C.

Farbe: tiefes Mahagoni. 

Viskosität: leider ist das bei den Glencairn Gläsern nicht gut zu beobachten, da verläuft schon alles ziemlich ineinander. Im Ballonglas zeigt er aber weite, parallele Schlieren, die anfangs träge und dann doch recht zügig am Glas zurücklaufen. 

Nase: nach ca. einer Stunde des Atmens habe ich eine volle, reichhaltige, komplexe, warme und eindeutig zu Appleton Rums tendierende Nase! Der Alkohol ist hervorragend eingebunden, ich habe keinerlei Schärfe in der Nase. Im Gegenteil, selbst wenn ich die Nase direkt ins Glas halte kann ich problemlos tief einatmen. Wenn ich das mache, strömt mir ein unglaubliches Bouquet entgegen. Wow, in diesem Potpourri ist alles drin! Ich habe minimale Ester mit seinen Klebstoffen und Lösungsmitteln und dazu fruchtige Anklänge von z.B. grünem Apfel, Mango oder Papaya, aber auch einen stark würzigen Part mit Pfeffer und Muskatnuss. Darüber hinaus habe ich leicht nussige Assoziationen. Ich finde eine natürliche Süße, die mich an Rosinen und vor allem sehr dominant an Karamell erinnert, ebenso wie deutliche Einflüsse vom Holz in Form von Tanninen oder Bourbon Vanille. Die deutlichste Assoziation dazu ist, wie gesagt, Appleton, aber würde ich blind probieren, könnte ich sicher auch auf einen Demerara Rum tippen. Das ist ganz stark und großes Tennis! 

Gaumen: am Gaumen gibt sich der Rum zunächst noch etwas biestiger als in der Nase. Der bellt nicht nur, der beißt auch zu! Hier machen sich die nahezu 68% vol. schon bemerkbar und man muss den Tropfen im Mund erstmal bändigen. Erinnerungen an Velier Demerara Rums kommen hier auf, bei denen mir das auch häufig auffällt. Tropisch gereifte Rums sind selten die ganz weichen Vertreter. Ansonsten fällt sofort auf, wie sehr mundfüllend dieser Rum ist! Wahnsinn! Nicht in der Form, wie es eine Ester-Bombe a la Hampden ist, sondern ganz anders. Wärmer, weniger explosiv. Dazu gesellt sich etwas Holzlack und diese typische Note tropisch gereifter Rums, die ich bei diesen Vertretern häufig finde. Dazu kommt etwas Süße, Karamell, frisch geschnittenes Geäst und trockeneres Holz. Der Gaumen ist etwas weniger komplex als es die Nase war und deutlich auf der trockeneren Seite stehend. Nach hinten raus ist da sehr viel Anis, was für lange gereifte Rums ja sehr typisch ist. Erinnert hier teilweise auch an alte tropisch gereifte Demerara Rums. 

Abgang: frisch geschnittenes Geäst, Anis, trockener werdend, leichte Bitterkeit, die dann zunimmt. Tannine. Hier kommt das Alter doch zum tragen. Nach hinten heraus Kaffee und Röstaromen. Ansonsten typisch Appleton. Es sind vor allem die Eindrücke an die bekannten Rums dieses Estates, die verbleiben. 

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Small Batch vs. Ur-Sample
Fazit: sehr stark! Insbesondere Appleton Fans und Freunde tropisch gereifter Demerara Rums kommen heute natürlich voll und ganz auf ihre Kosten! Wenn ihr euch da angesprochen fühlt: das ist euer Tag heute! In der Filmbranche hätte man in diesem Zusammenhang wohl von Fan Service gesprochen - bloß, um sich zwischendurch dann doch noch immer mal wieder verwundert die Augen zu reiben, darüber, was da eigentlich gerade passiert. 100% tropisch gereifter Appleton, 25 Jahre alt und das ganze nicht mit 40, nicht mit 43, nicht mit 45% vol., nein, in Fassstärke mit 67,7% vol!! Und das ganze zu einem Preis, den man für einen Rum dieser Kategorie eigentlich schon kaum noch für realistisch gehalten hat. Insofern kommt hier schon genau der Rum um die Ecke geschnellt, auf den viele Connaisseure da draußen schon ziemlich lange gewartet und den sie sich viele Jahre erhofft hatten! Einzig für den doch sehr präsenten Alkoholgehalt gibt es leichte Abzüge. Wäre der Rum weicher, hätte er die 95er Marke geknackt! Aber ich möchte noch einmal herausstellen, dass wir es hier mit dem meines Wissens ersten unabhängig abgefüllten Rum aus dem Hause Appletons zu tun haben, bzw. einem Rum, der so in dieser Form dem Profil nach sicher großer Teil deren Blends ist. Daher noch einmal: Chapeau nach Bad Bevensen, wo man aktuell eine unfassbar gute Performance hinlegt! Freut mich tierisch, dass ihr so steil geht! So. Und nun habe ich Bock auf einen Mai Tai mit diesem Knaller-Rum und bin mal den Shaker holen... ;-) 

-93/100-

In diesem Sinne, bis dahin! 
Flo