Sonntag, 3. Juni 2018

Velier Caroni 2000 RUMble - 12 YO Extra Strong / 15 YO Millennium / 17 YO EU

Dear Rumlovers,

it's time to RUMble again! Und damit auch ein herzliches Willkommen an meine neu gewonnenen internationalen Leser, die meinen Blog nun auch noch verstärkt verfolgen, seit Barrel Aged Thoughts auf Facebook präsent ist. You are welcome! :-)






Was liegt heute an?

Erst kürzlich standen sich hier auf Barrel Aged Thoughts drei barbadische Leichtgewichte in einem RUMble gegenüber und heute soll es zu einem Fight zwischen drei Heavy Trinidad Rums aus Caroni kommen, die alle dem mutmaßlich letzten Jahrgang der Destillerie, dem Jahrgang 2000, entstammen.
Meine Wahl fiel dabei auf den 12 YO (50% vol.) der 100% Trinidad Rum Extra Strong Serie mit dem Vintage Motiv, den 15 YO (60% vol.) Millennium 2000 aus der Magnumflasche, der ebenfalls im weitesten Sinne noch zur Extra Strong Serie gezählt werden kann, da auch er das Vintage Motiv auf seinem Label hat, und den 17 YO (55% vol.) 110 Proof Bottled for the EU. Die drei weisen jeweils verschiedene Alkoholgehalte im Bereich von zwischen 50 bis 60% vol. ("High Proof") auf, die alle nicht der Fassstärke entsprechen. Diese lag bei den 2000ern bisher immer um 70% vol.. Und damit sind wir schon so ein wenig beim Thema, denn ich habe das Gefühl, dass der Jahrgang 2000 bei Caroni so ein bisschen der unbeachtete ist. Klar, es gibt die extrem gesuchten Single Cask Abfüllungen in Fassstärke, wie den letzte Woche vorgestellten Caroni for The Nectar, aber das ist eben auch eher ein Sammlerding. Unter Genießern, also Menschen, die die Flaschen am Ende auch aufmachen, läuft 2000 aber nach meiner Wahrnehmung oft etwas nebenher und steht ein wenig im Schatten der großen und (zurecht) viel gelobten Jahrgängen der 90er Jahre. Der 12er gilt als hervorragender Standard-Caroni und trotz der gestiegenen Preise noch immer als einer der Velier Caronis mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Millennium 2000 nimmt eine kleine Sonderrolle ein, da ich ihn, gerade hier in Deutschland, sehr unterrepräsentiert sehe. Ich glaube, es haben nicht viele der Magnumflaschen bis hier her geschafft. Und der EU-Caroni litt natürlich nicht zuletzt auch unter den stark gestiegenen Preisen für Caroni, so dass er für viele schon per se für einen Blindkauf ausschied. Zumindest heute aber werde ich den Schatten etwas lichten und wir werden sehen, ob tatsächlich eher ungünstige Umstände für die geringere Popularität der Rums in der Spitze von Caroni verantwortlich sind, oder ob sie sich tatsächlich hinter früheren Jahrgängen anstellen müssen, oder aber, ob der Jahrgang 2000 nicht eventuell sogar ein komplett unterschätzter ist. Wir werden sehen!













Doch jetzt möchte ich euch nicht länger hinhalten und leite direkt über zu den drei Rums!


"12 YO" 2000/2012 - 50% vol.: 

Der 12 YO aus der 100% Trinidad Rum Extra Strong Serie reifte zwölf Jahre von 2000 bis 2012 in Ex-Bourbon Fässern auf Trinidad. Der Rum verlor dabei in vergleichbar wenigen Jahren aber nichts desto trotz bereits stolze >60% an die Engel. Sein Alkoholgehalt beträgt 50% vol., was bedeutet, dass man die Abfüllung um ca. 30% (!) seines ursprünglichen Alkoholgehalts verdünnt hat. Denn sämtliche Full Proof Bottlings aus 2000 liegen um 70% vol. herum. Der ursprüngliche Ausgabepreis des Rums betrug 35 bis 45 Euro. Heute ist der Rum auf dem sog. 1. Markt ausverkauft und man muss auf dem 2. Markt ca. 120 Euro und aufwärts bezahlen. Die Abfüllung ergab ca. 30.000 Flaschen. Das Sample stammt von einem Mitglieds des "Rum Clubs", bei welchem ich es käuflich erworben habe. Vielen Dank!

Im Glas erscheint der 12er dann zunächst einmal etwas heller, als man es von Caroni gewohnt ist, was sicher auch der nicht unwesentlichen Verdünnung geschuldet ist, aber man sieht ihm die tropische Reifung dennoch an. Ein schönes, kräftiges Gold!
In der Nase meint es der Rum dann zunächst einmal dreckig. Kräftige Note nach Teer und verbranntem Fahrradschlauch! Und seine Meinung ist der Rum auch im Verlauf des Tastings kaum bereit zu ändern. Das ist einfach ein Dreckstück, ganz im positiven Sinne natürlich! Ein sehr, sehr trockener Rum, dem jede Fruchtigkeit abgeht, die einige Caronis so sehr auszeichnet. Im Vergleich zu all jenen ist das hier Brennereicharakter pur! Wirklich schön!
Im Mund spielt dem Rum dann zunächst die Verdünnung einen Streich. Die merkt man hier natürlich. Aber sie ist noch gerade gering genug ausgefallen, um dass es mich nicht übermäßig stört. Der Alkohol ist dementsprechend wenig präsent, der Rum spielt sofort auf. Das tut er zunächst  mit Teer und Petroleum, aber auch mit einer kräftigen Anisnote. Der Rum ist sehr trocken und jede Fruchtigkeit sucht man vergebens.
Im Abgang setzt sich dieser Eindruck unvermindert fort. Eine trockene Note vom Holz rundet den Caroni ab. Das ist schon sehr lecker, aber verglichen mit vielen anderen Caroni früherer Jahrgänge keinesfalls überragend. Was bleibt ist die Sonderstellung ob des extrem ausgeprägten und unverfälschten Brennereicharakters. 

"Millennium 2000" 2000/2015 - 60% vol.:

Auch der Millennium 2000 Caroni reifte insgesamt zu 100% in den Tropen, nämlich, wie schon der 12 YO, von 2000 bis 2015 auf Trinidad. Auch wenn er meist nicht zur Serie dazugezählt wird, aber auch das Label des Millennium 2000 ziert das historische Vintage-Label der Fischer am Hafen der Extra Strong Reihe Der genaue Angels Share ist für diesen Rum leider nicht bekannt, dürfte aber um 70% liegen. Sein Alkoholgehalt beträgt 60% vol., das heißt, die Verdünnung beträgt hier nur ca. 15%, statt wie beim 12 YO, wo es heftige 30% des ursprünglichen Alkoholgehalts waren. Was der Rum ursprünglich gekostet hat kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich tippe auf ca. 150 Euro. Heute ist der Rum natürlich längst ausverkauft und er wird für ca. 400 Euro gehandelt. Die Abfüllung ergab 1420 Flaschen, allerdings handelte es sich dabei um Magnumflaschen, was das Release von allen anderen bis dahin abhob. Mein Sample stammt aus einem Tauschgeschäft zwischen einem sehr netten Mitglieds des "Rum Clubs" und mir. Vielen herzlichen Dank dafür!

Farblich im Glas kommt der 15 Jahre alte Caroni schon dunkler daher als sein drei Jahre jüngerer Bruder. Hier haben wir schon einen deutlichen Bernstein-Einschlag.
Beim Nosing fällt dann beim Millennium vor allem die sehr intensive frisch-herbe Mentholnote auf, die ich hier so deutlich vorfinde, wie bisher bei noch keinem anderen 2000er. Zwar hatte ich die Note bisher bei fast jedem Caroni aus 2000 klar drin, aber nirgends passiert das so deutlich wie bei diesem. Er besitzt in der Nase auch eine deutliche Schärfe zu Beginn, die er leider auch während der gesamten Verkostung nie ganz ablegt. Das empfinde ich doch als auffällig unballanciert, was ich nicht oft habe bei Caroni. Ganz viel läuft über peripheres Riechen. Aber selbst dann wird es schwierig, die dreckigen, Caroni-typischen Elemente aus ihm herauszuziehen. Definitiv besonders!
Der scharfe Eindruck in der Nase setzt sich am Gaumen durchaus fort. Da muss man erstmal durch einen dicken Vorhang aus Alkohol, bis man den Rum dann samtig und weich auf der Zunge liegen hat und sich seinen Annehmlichkeiten widmen kann. Menthol und Anis bestimmen das Geschmacksbild dieses Rums. Klare Unterschiede zum 12 jährigen! Insgesamt kommt aber auch er eher trocken daher, bis sich zum Schluss doch noch eine Art karamellisierende Süße andeutet.
Im Abgang dann wieder die dominanten Anis und Menthol. Ein ganz und gar untypischer Caroni! Das muss man schon mögen.



"EU 110 Proof" 2000/2017 - 55% vol.: 

Und der letzte im Bunde ist schließlich mit 17 Jahren auch der älteste der heute verkosteten Rums. Er reifte, genau wie seine beiden Vorgänger, von 2000 bis zur Abfüllung, in diesem Fall im Jahr 2017, in Trinidad und somit zu 100% in tropischem Klima. Der EU-Caroni nimmt eine kleine Sonderstellung im Caroni-Portfolio von Velier ein. Bisher gab es mit der offiziellen Release Serie, der 100% Extra Strong Serie und den Single Casks für diverse Händler und Shops drei verschiedene Arten der Releases. Der EU-Caroni gehört aber in keine dieser Serien und fällt damit so ein bisschen raus. Es gab analog dazu auch eine US-Abfüllung, die in exakt gleicher Aufmachung (aber in größerer Auflage) daher kommt und folgerichtig ausschließlich für den US-Markt gedacht war. Die EU-Version besteht aus dem Inhalt zweier Fässer, die zusammen 582 Flaschen ergeben haben. Der Alkoholgehalt beträgt, wie bei den meisten Velier High Proof Caronis, 55% vol und der Angels Share 80%. Der ursprüngliche Ausgabepreis des Rums lag bei ca. 200 Euro. Dafür hatte man allerdings kaum eine Chance ihn zu kaufen, so dass es eher 300-350 Euro wurden. Mein Sample stammt vom Kirsch Stand der Cologne Spirits. Vielen lieben Dank! 

Der 17 YO EU 2000 schließlich bietet im Glas dann das vertraute Bild eines viele Jahre tropisch gereiften Velier Caronis. Ein tiefes, dunkles Berstein! Herrlich!
Und auch in der Nase wird es wieder sehr viel vertrauter als noch beim 15er. Da sind sowohl die Caroni-Noten, als auch eine richtig schöne Note vom Holz und der Fassreifung, als auch Menthol und zum Glück auch wieder deutlich weniger präsenter Alkohol. Klasse! Bis hierhin klar und mit weitem Abstand der beste der drei!
Am Gaumen habe ich dann eine Wiederholung der Nase. Ich finde eine Mischung der beiden anderen plus schöner Note vom Fass vor! Ich habe natürlich die trockenen Brennerei-Elemente Caronis, den Teer und auch Fahrradschlauch, aber auch die Menthol-Anis-Kombination (deutlich präsenter als in der Nase). Die Holznote steht dem ganzen richtig gut und macht den Rum letztlich auch zu einem, den ich zu jenen zählen würde, für die es sich auch lohnt etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen. Das ist das, was den beiden anderen fehlt.
Im Abgang dann ist schön lang und lässt einen mit den Erinnerungen an diesen wirklich gelungenen Caroni zurück. Für mich der klare Sieger!



Fazit: 

Gewohnt hohes Niveau von Caroni und Velier heute, wenn auch mit kleinen bis zum Teil auch deutlichen Einschränkungen. So war zwar keiner der Rums wirklich schlecht, aber tatsächlich überzeugt im Bereich High End hat mich letzten Endes nur der 17 YO EU Caroni!

Der 12 YO, das kann man nicht oft genug betonen, war für seinen ursprünglichen Ausgabepreis von 35 bis 45 Euro einfach nur ein totaler Hammer! Für das Geld hätte man gar nicht genug Flaschen davon kaufen können, das mutet in Zeiten wie diesen vollkommen surreal an. Ein Caroni mit, im wahrsten Sinne des Wortes, Lehrbuch-Charakter, der alles mitbringt, was ein Caroni grundsätzlich braucht und einen Caroni zum Caroni macht. Ein Rum, den man als Liebhaber der Destillerie in meinen Augen zwingend kennen muss! Leider, war hier die Verdünnung ziemlich heftig, besteht er doch zu rund einem Drittel aus Wasser. Heute kostet eine Flasche auch schon mal 120 Euro auf ebay. Das ist viel Geld, aber bis vor wenigen Monaten habe ich noch die Ansicht vertreten, dass der Rum diesen Preis immer noch locker wert sei und ich mir gut vorstellen könnte, dass er auch noch höher klettert. Allerdings hatte ich den 12er auch fast immer nur solo im Glas. Während einiger 2000er Parallelverkostungen, erstmals stellte ich das im März bei Marius so deutlich fest, fiel dann aber immer deutlicher auf, dass er gegen die älteren 2000er und hier vor allem die Single Casks, nicht mithalten kann und das auch deutlich weniger schafft, als ich es ihm zugetraut hätte. Versteht mich nicht falsch, das ist ein toller Rum und ich bereue es auch nicht für zwei Flaschen davon viel Geld bezahlt zu haben, aber er ist kein High End Caroni, weshalb ich hier also auch auf keinen Fall noch mehr als den derzeitigen Marktwert bezahlen würde. Ob er die 120 Euro wert ist? Das hängt ganz sicher vom individuellen Standpunkt ab, aber auf Grund der allgemeinen Preisentwicklung bei Caroni tendiere ich hier zu "ja". Denn verglichen mit deutlich besseren Caroni ist er ja schon auch noch immer deutlich günstiger. Caroni ist allgemein sehr teuer geworden und im Verhältnis passt es dann wieder.
Dann war da auch noch der Millennium Caroni 2000 aus der Magnumflasche. Umgerechnet auf 0,7 Liter kostet der Rum noch ca. 185 Euro im Moment. Und da muss ich ganz deutlich sagen: Nein! Das ist dieser Rum nicht einmal im Ansatz wert! Sicher, es gibt bestimmt Connaisseure, die diese ganz spezielle Note schätzen und lieben, aber selbst dann bleibt die fehlende Ballance und ein meines Erachtens schlecht eingebundener Alkohol. Diese Abfüllung wäre für mich daher ausschließlich etwas zum Hinstellen. Da ich einzig zu diesem Zweck aber keinen Rum kaufe, wird er es nicht auf meine Einkaufsliste schaffen. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass mir bisher keiner der Velier Caroni, die ich bisher im Glas hatte, weniger gefiel!
Aber wo Schatten fallen, da muss auch irgendwo ein Licht scheinen und das ist in dieser Verkostungs-Session ganz klar der EU-Caroni! Gleich eingangs in dieses Fazit hatte ich das so schon vorweggenommen und ich kann das an dieser Stelle letztlich nur noch einmal unterstreichen. Der 17 YO kann meines Erachtens auch ganz klar mit Rums früherer Jahrgänge mithalten und ist auch unter den 2000er Caronis insgesamt bisher für mich einer der besseren. 

Letzten Endes konnte das heutige RUMble für den Jahrgang 2000 daher zwar keine wirklich neuen Erkenntnisse im Allgemeinen liefern, jedoch konnte es bereits bestehende und sich verfestigende Erkenntnisse klar bestätigen und deren Eindrücke manifestieren. Das heißt in diesem Falle ganz konkret: Caroni 2000 ist und bleibt eine Wundertüte! Echte Legenden, und hier seien auch die Single Casks einmal mit einbezogen, wechseln sich ab mit durchschnittlichen Abfüllungen. Diese enorme Schwankung zwischen unglaublicher Qualität in der Spitze und oft durchschnittlichen Abfüllungen in der Breite habe ich bisher in dieser Form bei keinem anderen Caroni Jahrgang erlebt, was sicher auch mit dazu beiträgt, dass Caroni 2000 selten genannt wird, wenn man Connaisseure nach den ganz großen Caroni Jahrgängen fragt. Und ziemlich sicher trägt auch das dazu bei, dass man den wirklich hervorragenden EU-Caroni 2000, trotz seiner geringen Stückzahl von unter 600 Flaschen, noch immer bekommen kann, wenn man bereit ist um die 300 Euro dafür auszugeben. Da gingen die Preise anderer Caroni bei vergleichbarer Auflage doch um einiges steiler. Als Genießer heißt es am Ende also, dass jeder Rum vorher probiert werden will und das hat ja schließlich auch etwas für sich. Inwieweit das dann bei Velier Caronis dann immer auch möglich ist, das ist dann wieder ein anderes Thema. ;-)

Bis demnächst, genießt die Sonne,
Flo

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