Sonntag, 26. Februar 2017

Forgotten Thoughts: LPS Long Pond 1993 - 3rd Release

Liebe Rum Gemeinde,

in den letzten Jahren bin ich immer wieder auf einen Rum angesprochen worden, der so ein wenig im Schatten seines zweitjüngsten Bruders stand: den Rum Albrecht LPS Long Pond Special Single Rum 1993 18 YO 3rd Release. 
Im Schatten stehend deshalb, weil das Anfang 2012 erschienene und schon nur wenige Wochen später ausverkaufte 2nd Release in Puncto Preis-/Leistungsverhältnis mit ca. 35 Euro für einen 17 YO High Proof Spitzenjamaicaner  wohl bis heute unerreicht ist. Er wurde darüber hinaus vor allem in der Cocktailszene gekauft und dürfte daher heute nahezu versiegt sein. Dadurch konnten ihn nur wenige Rum Connaisseure pur genießen, was dem kleinen Mythos um diese Abfüllung aber nur zuträglich war. 
Im Schatten dieser Story veröffentlichte der Importeur Rum Albrecht aber im Juni des selben Jahres noch das 3rd Release. Dieses erfreute sich in der Rumwelt ebenfalls großer Beliebtheit, konnte an den Ausverkauf des 2nd Release aber nicht anknüpfen: der Rum war viele Jahre lang verfügbar. 
Ich schrieb damals auch ein Review zum 3rd Release, hatte es auf BAT allerdings nicht veröffentlicht. Warum? Frei heraus: weil ich den Rum dem 2nd Release unterlegen sah. Warum ich ihn nun, so viele Jahre danach, doch noch veröffentliche? Weil, warum auch immer, das Interesse an diesem Rum immer noch groß ist und ich, wie eingangs erwähnt, seit Juni 2012 immer wieder auf diesen Rum angesprochen werde. Das war vor meiner Abstinenz so, das war auch während dessen noch so und das war sogar jetzt danach noch so, zuletzt vor einigen Tagen. Immer wieder die eine Frage: "Flo, du lobtest damals das 2nd Release so sehr, wie ist eig. deine Meinung zum 3rd Release? Den gibts ja noch zu kaufen [inzwischen nicht mehr!] und da wollte ich mal fragen...". Außerdem wären damit alle drei bisher veröffentlichten Releases hier besprochen worden und das Set damit komplett. ;) Ihr habt mich also endlich soweit. ;) Hier das Review, geschrieben im Juni oder Juli 2012. Eine Verkostung, sowohl pur, gegen seinen Vorgänger, als auch im Mai Tai:

"Wie das 2nd und auch schon das 1st Release wurde der Rum 1993 in einer Pot Still der Brennerei Long Pond auf Jamaica gebrannt. Dieses ist insofern ungewöhnlich, als dass von Long Pond überwiegend Rums aus einer ihrer anderen Pot Still erscheinen und selten auch mal aus einer Column Still. Dieser Rum stellt eine von nur drei mir bekannten Ausnahmen dar. Mit seinen Vorgängern hat er ebenfalls gemein, dass er die volle Reifezeit über, bei diesem sind es 18 Jahre, auf Jamaica im Fass gelegen hat. Die Reifung war also deutlich intensiver als bei einem ähnlich lange gelagerten Rum aus Schottland. Der Importeuer ist auch hier wieder Rum Albrecht, der den Rum lediglich sehr leicht verdünnt und ansonsten authentisch abgefüllt hat, d.h. er wurde weder filtriert noch wurden dem Rum Farbstoffe zugegeben. Der Alkoholgehalt beträgt, die Parallelen setzen sich fort, 53% vol., auch das war bei beiden Vorgängern schon so. Und letztlich: die Flasche, sowie der unsägliche Wachsverschluss sind ebenfalls gleich geblieben. Allerdings hat man sich inzwischen dazu entschlossen, auf der Rückseite einen kleinen, gelben Aufkleber anzubringen, auf dem "18 Years old 3rd Release" steht; Verwechselungen sollen so vorgebeugt werden, was auch dringend nötig ist, denn farblich ist die neue Abfüllung nicht von der ersten (!) zu unterscheiden, sie ist sehr hell, strohig golden. Und das überrascht zunächst einmal, denn die erste Abfüllung war gerade einmal 11 Jahre alt. Die 17 jährige Abfüllung hingegen, die ja nicht mal 12 Monate jünger ist als die aktuelle 18 jährige, ist sehr dunkel. Hier sieht man ganz wunderbar, wie einflussreich das Fass bei einem Rum ist.
Der Preis des Rums liegt, wie schon das 2nd Release, bei ca. 40 €, für 38,95 € bekommt man ihn bei Casa Vino. Er sollte noch eine ganze Zeit lang erhältlich sein, vor allem, weil der Bedarf durch den Boom des 2nd Release momentan noch gedeckt sein dürfte.

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LPS Long Pond Single Rum 1993 2nd & 3rd Release - ein Vergleich:





Farbe: beim 2nd Release sehr dunkel, dunkler Bernstein. Das 3rd Release ist deutlich heller, strohiger und ist hier vom 1st Release nicht zu unterscheiden.

Nase: viel, viel Jamaica beim 17 YO. Vanille und Trockenfrüchte, dunkle Schokolade und ein ordentlicher Holzeinfluss. Eine Pot Still Bombe, schon hier. Sehr intensiv! Der 18 YO ist ein wenig "zurückhaltender" (verglichen mit anderen Rumstilen wäre diese Aussage glatt gelogen ;) ). Die Verwandtschaft ist nicht zu übersehen, auch hier ist viel Trockenfrucht Vanille präsent, allerdings verbirgt sie sich etwas hinter einer ziemlichen holzigen Note zu Beginn, die beim 17 YO so nicht da ist. Dort kommt einem vor allem die Frucht ungebremst entgegen, das ist hier nicht so. Ein etwas beißender Geruch von Nagellackentferner ist noch da, aber beim 17 YO verflog diese, nachdem die Flasche einige Zeit geöffnet war. 

Gaumen: wirklich Mundfüllend! Beide! Der 17 YO gewohnt wie eine Bombe, wie ein Hurricane. Fruchtige Noten in Form von Banane und Aprikose und Vanille schießen ungebremst in jede Ecke des Mundraums und füllen diesen Restlos aus. Holz kommt ebenfalls dazu, ist deutlich vorhanden, aber (mir) noch nicht zu präsent. Beim 18 YO ergibt sich ein wirklich sehr ähnliches Bild, wenngleich mir der Rum etwas milder erscheint, er ist nicht ganz so intensiv. Die Holznote kommt hier nicht so sehr zum Tragen, wie ich es in der Nase erwartet hatte, kommt hinten heraus aber doch durch und stört dann sogar leicht. Insgesamt ist der 18 YO im Mund nicht so brachial wie der 17 YO.

Abgang: bei beiden lang und länger. Der Gesamteindruck der Rums bleibt lange Zeit über sehr präsent im Mundraum und erfreut einen auf diese Weise auch noch wenn das Glas schon längst leer ist. Beim 18 YO kommt im Abgang aber leider eine doch präsente Bitterkeit mit, die mich leicht stört. Diese dürfte vom Holz stammen, so dass der Einfluss hier dann doch offen zu Tage tritt, auch wenn die Farbe darauf keinen Hinweis gab.

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Fazit Purverkostung:

Insgesamt sind sich die beiden Rums schon sehr ähnlich. In der Nase ist der 18 YO nicht so voll wie der 17 YO, im Abgang hat der 18 YO imho mehr Bitterkeit. Der 17 YO gefällt mir daher leicht besser. Er ist der konsequentere der beiden, geht die volle Distanz, ist einfach etwas genialer. Nichts desto Trotz ist der 18 YO nicht misslungen und kann durchaus gekauft werden, zumal zu dem Preis. Nicht-Jamaica-Nerds dürfte dieser sogar etwas leichter zugänglich sein, er ist einfacher zu trinken. Mal sehen, was dies für den Mai Tai bedeutet. Hier könnte es ihm zum Nachteil gereichen, etwas milder zu sein.

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Mai Tai mit LPS Long Pond Single Rum 1993 18 YO:

Ein sehr heller Mai Tai, der Farbe des Rums entsprechend, so wie man einen Mai Tai mit hellem Rum erwartet. Auch der Mai Tai mit LPS 2nd Release daneben ist deutlich dunkler.

Auch geschmacklich besteht zwischen beiden Mai Tais ein großer Unterschied. Hier zeigt sich tatsächlich sofort, worüber ich oben schon spekuliert habe: der 18 YO LPS ist deutlich schwächer! Ich mixte beide Mai Tais mit 5 cl Rum, da ich wusste, dass das dem 2nd Release auch schon vollends reicht um durchzukommen. Und so sah ich sofort, dass der 3rd Release sich das nicht erlauben kann. Da fehlte was. Nachdem ich 1 cl Rum draufgegeben habe, kam der Rum dann durch, lieferte aber ein nicht annähernd so schönes Ergebnis wie der 17 YO. Der Klassenunterschied ist deutlich größer, als in der Purverkostung! Es fehlt an Vanille, es fehlt an Power, es fehlt an Ausdruck. Der Rum hängt regelrecht wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Da waren einige andere Mai Tais deutlich besser.


Fazit Mai Tai:

Ich bin enttäuscht! Ich hatte nach der Purverkostung zwar erwartet, dass der Rum niemals an den 17 YO herankommen wird, denn das war einfach nur ein Über-Rum für den Mai Tai, aber ein derartiges Abrutschen hatte ich nicht erwartet. Schade! Denn das wertet den Rum schon um einiges ab. Für den Mai Tai braucht man den Rum nicht zu kaufen. Ein pures Vergnügen bleibt natürlich, aber es ist ja doch immer schöner, wenn ein Rum auch noch anderweitig einsetzbar ist. Mehr als 7 Punkte sind hier aber leider nicht drin."


Nachbetrachtung:

Über die letzten Jahre habe ich auf Nachfrage in der Regel kurz diese meine Einschätzung zum 3rd Release gegeben, wobei die Tendenz immer eher dahin ging, den Rum lieber nicht zu kaufen. Zu sehr fiel er neben seinem Bruder aus meiner Sicht ab. Der Rum wurde dann aber meist trotzdem gekauft und fast immer war die Resonanz im Anschluss daran positiver, als ich es erwartet hatte. Das traf für die Connaisseure die den 2nd Release nicht kennen noch einmal im Besonderen zu.
Und ich muss heute, mit einigem Abstand sagen: zurecht! Auch dieser Rum war, für sich selbst gesehen, zu diesem Preis eine klare Empfehlung. Hätte es das 2nd Release nicht gegeben, so hätte ich diesen Rum wohl auch damals schon sehr viel besser beurteilt und wahrgenommen. Inzwischen ist dieser Rum ja auch ausverkauft und hätte es damals schon den Hype um Tropical Aging gegeben, dann wäre der Rum wohl auch viel schneller weg gewesen. Was damals nüchtern als Info um die Lagerung des Rums gesehen wurde, ist gilt heute bei einigen per se als Gütesiegel. Ich sehe das etwas nüchterner, aber dazu an anderer Stelle evtl. einmal mehr,
Was bleibt ist die Erkenntnis, dass wir einen Rum in dieser Qualität wohl nie wieder zu einem Preis wie dem damaligen bekommen werden. 18 YO Long Pond in High Proof und tropisch gelagert: das ginge heute leider nur noch dreistellig. Was ich weiß ist, dass der Rum, wie alle Releases dieser Serie, auch gerne an einige regionale Händler abgegeben wurden. Mit viel Glück, ist dieser Rum also evtl. noch offline zu finden. Einfach mal die Augen offen halten. :)
Ich sagte ja, mit diesem Artikel auch das Set der drei LPS-Abfüllungen zu vervollständigen. Daher möchte ich euch auch ein abschließendes Ranking der drei nicht vorenthalten, wobei die Unterschiede der beiden letzteren Releases zum 1st Release am größten sind, wie auch der qualitative Abstand der beiden zum ersten Rum:


  1. 2nd Release
  2. 3rd Release
  3. 1st Release

Und wo ich es gerade von offenen Augen hatte: das gilt natürlich auch für Barrel Aged Thoughts im Allgemeinen. In Kürze kommen hier endlich wieder aktuelle Abfüllungen zur Verkostung, die noch problemlos zu beziehen sind. Abfüllungen, nicht nur aus Jamaica, die mich zum Teil sehr überzeugt haben und zeigen, dass Rum 2017 unglaublich viel Spaß macht. Auch ein Rum, auf den ich viele Jahre warten musste wird dabei sein. Ich freue mich drauf! 

Bis demnächst,
Flo

Sonntag, 19. Februar 2017

Forgotten Thoughts: Hampden Estate - unausgeschöpftes Potenzial

Liebe Rum-Gemeinde,

heute kommen von mir erneut ein paar Zeilen, die ich schon vor sehr langer Zeit zu Papier gebracht habe. Es geht heute um einen Hampden-Artikel, den ich Anfang 2012 geschrieben und, so weit ich mich erinnere, auch auf meinem früheren Blog "Mai Tai roa ae" für kurze Zeit online gestellt hatte, bis ich wenige Monate später den gesamten Blog zu Gunsten von Barrel Aged Thoughts offline nahm.

Warum ich den Artikel heute erneut online stelle, nach dieser langen Zeit und, so viel sei vorweg genommen, nachdem er glücklicherweise inzwischen jegliche Aktualität verloren hat? Gute Frage! Und ich denke, ich werde sie mir für das Ende aufheben. Hier nun die Zeilen von einst, lediglich an einigen Stellen auf den neuesten Stand gebracht (an anderen Stellen aber auch bewusst nicht, um den Wandel der Zeit anschaulich zu halten):


"Die Hampden Estate auf Jamaica, deren Geschichte bis ins Jahr 1743 zurückreicht, ist heute neben Wray & Nephew (Appleton), Worthy Park oder Monymusk eine der letzten Rum Destillerien auf Jamaica und steht vor allem für einen ganz speziellen, aber auch ganz fantastischen Rumstil. Hampden steht für einen unverwechselbaren Charakter, einen Hampden Rum erkennt man sofort, wenn man ihn im Glas hat. Seine Fruchtigkeit, sein schwerer Körper und seine Ester machen Rums dieser Brennerei einzigartig. Es ist nicht der sanfte Weg, mit dem Hampden seine Liebhaber überzeugt. Es ist ein Nischenrum. Nur wenige bevorzugen Rums dieser Gattung, statt sich von Gaumenschmeichlern aus Guatemala oder der Dominikanischen Republik um den Finger wickeln zu lassen.
Aber sein Nischen-Dasein hat für den Rum auch eine gravierende Folge: er hat es verdammt schwer am Markt! Dieses Schicksal teilt er mit vielen Dingen, die zwar nur wenige, dafür aber brennende Liebhaber haben. Die wohl schwerwiegendste Folge in unserem Fall war die Schließung der Brennerei, Anfang der 2000er. Seit dem gibt es an gelagerten Hampden Rums nur noch die Reste zu erstehen, die noch auf dem Markt sind, und in näherer und fernerer Zukunft jene Tropfen, die noch immer bei unabhängigen Abfüllern in Fässern schlummern und als länger gereifte Rums eines Tages abgefüllt werden. Der Lichtblick: Hampden ist inzwischen wiedereröffnet worden, und so kann auf neuen jungen gereiften Rum in etwa 10 Jahren gehofft werden. Bis dahin aber, sieht es momentan noch eher mau aus. Zwar füllen eben diverse unabhängige Abfüller immer wieder Rums aus Hampden ab (2011 erst erschien eine neue achtzehnjährige Abfüllung von Silver Seal), allerdings trauen sich die aller wenigsten, dieses auch mal in Fassstärke zu tun. Die bislang letzten Rums der Brennerei, die in Fassstärke abgefüllt wurden, sind der HLCF aus 2006 und der JMLR aus 2008, jeweils von Cadenheads.

JMLR 8 YO und HLCF 13 YO aus Hampden, beide von Cadenhead's. 


Hier einige gelagerte Abfüllungen der letzten Jahre aus Hampden (Stand 2011):


  • Berry's Own Selection from Hampden 1990 17 YO, 46% vol
  • Blackadder Hampden 1990, 46% vol.
  • Cadenhead's Cask Strength HLCF 1992 13 YO, 66,2% vol.
  • Cadenhead's Cask Strength JMLR 2000 8 YO, 63,2% vol.
  • Cadenhead's Green Label (HLCF, 1992) Jamaica 14 YO, 46% vol.
  • Mabaruma Hampden 1993 17 YO, 46% vol.
  • Mezan Hampden 2000 8 YO, 40% vol.
  • Renegade Jamaica Hampden 1992 15 YO, 46% vol.
  • Renegade Jamaica Hampden 2000 8 YO, 46% vol.
  • Silver Seal from Hampden 1993 18 YO, 50% vol.
  • Vom Fass Hampden 19 YO, 40% vol.


Hier sieht man sehr schön, dass wirklich das allermeißte bei 46% vol. abgefüllt wird, einige wenige wurden sogar mit nur 40% vol. in die Flasche geschickt. Das ist wirklich schade, da der Rum dadurch unheimlich viel von seiner Kraft verliert, die ihn so einzigartig macht. Man merkt dem Rum die Verdünnung wirklich jedes mal enorm an und ich habe noch keinen anderen Rum getrunken, bei dem mich das so eklatant stört wie bei Hampden Rums. Diese Rums wollen in Fassstärke in die Flasche. Selbst zerstören verdünnen kann man sie immer noch, wer es denn mag ;) So aber, wird einem die Entscheidung abgenommen. Sicherlich kann man damit argumentieren, dass der Rum auf 46% verdünnt massentauglicher ist. Aber mal ganz im Ernst: ist es den Abfüllern wirklich entgangen, welch großer Erfolg mit dem Cadenhead HLCF erzielt wurde, von denen sie tausende hätten verkaufen können? Diese Rums sind so rar, dass man sich um deren Verkauf keine Sorgen zu machen braucht. Hampden ist eine Niesche. Macht es da nicht mehr Sinn, diese Niesche voll zu bedienen, als darüber hinaus zu gucken?

Berry's Own Selection Hampden 1990 von Berry Bros. & Rudd. ist ein genialer Rum. Aber er wurde verdünnt und, so gut er auch ist, das merkt man und das schwächt ihn. Ohne Verdünnung wäre dieser Rum eine kaum zu schlagende Granate! Nun kostet der Rum 80 Euro. Das ist eine ganz schöne Ansage. Für ein echtes Monster, in Fassstärke, da hätten einige diesen Preis sicher viel eher hingenommen, wer weiß, vielleicht wäre der Rum sogar so gut, dass er schon längst ausverkauft wäre, er wurde immerhin schon 2007 abgefüllt. So aber, wird der Rum noch ne Weile verfügbar sein. Das hätte anders sein können.
Ein ähnliches Beispiel: der Cadenhead Green Label Jamaica Rum 14 YO. Dieser ist aus dem 1992er HLCF Batch, ein Jahr länger gereift als der Bruder in Fassstärke und eben verdünnt. Die Ähnlichkeiten zu seinem kleinen Bruder sind unübersehbar, aber die Verdünnung schwächt ihn sehr und noch wesentlich mehr als das beim Berry Bros. der Fall war. Als Hampden-Fan fragt man sich da nur noch: musste das sein? Warum? :( Man hat es doch ein Jahr vorher besser gemacht. Stattdessen: Wasser Marsch! Und darüber hinaus anonym abgefüllt, so dass er nicht einmal bewusst als Hampden Rum gefunden werden kann. Für mich nicht nachvollziehbar!
Und schließlich: auch eine erste Verkostung des Mabaruma Hampden 17 Jahre von Pellegrini aus dem Jahr 1993 machte deutlich, dass das ein schöner Rum ist, dass die 46% vol. aber auch diesen Jamaicaner absolut killen! Gespannt bin ich nun auf den 50 prozentigen Silver Seal, das sind wenigstens mal ein paar Volumenprozent mehr. Ich hoffe, das macht sich schon bemerkbar. Aber zu viele Erwartungen habe ich da nicht, zu gering schätze ich die 4% mehr ein. Diese scheinen mir, ob der "5 " an erster Stelle, doch eher ein Vorteil in der Wahrnehmung zu sein. Das ist sehr schade, eben weil die Vorräte immer kleiner werden. Jeder weitere stark verdünnte Hampden Rum der auf dem Markt erscheint, ist eine Vergeudung an Potenzial!


Daher, liebe Abfüller: nehmt euch doch bitte mal ein Herz, und lasst die letzten Reste, die es aus Hampden noch gibt am Leben! Wasser tut diesen Rums nicht gut!

Aber auch, wenn diese Bitte eben direkt an die Abfüller gerichtet war: ich mache mir keine Illusionen. Ich glaube nicht, dass dieser Artikel ein radikales Umdenken bei den Abfüllern bewirkt, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird dieser Artikel dort nicht mal gelesen werden, das hier ist schließlich nur ein kleiner und deutschsprachiger Blog. Jedoch bin ich auch der Meinung, dass wenn sich nie jemand beschwert, dass sich dann erst recht nichts ändern kann und wird. Es macht mich traurig, wenn ich einen Rum probiere und ich weiß: dieser Tropfen wäre perfekt gewesen, wenn man ihn nicht verdünnt hätte. Ich hoffe auf mehr Mut. Ich fand es in diesem Moment wichtig, das auch mal zur Sprache zu bringen, schließlich geht es um einen Missstand, der behoben werden kann. Rum ist ein Naturprodukt und als ein solches kann er in seiner Qualität zwar sehr gefördert, aber nicht erzwungen werden. Umso trauriger aber, wenn einem perfekten Naturprodukt, vieles seiner Klasse dann künstlich genommen wird.

Nichts desto trotz muss man sich letztlich mit dem, was auf den Markt kommt arrangieren. Das tue ich beim nächsten Mal dann in Form eines Mai Tai Tastings mit dem hier heute erwähnten Cadenhead Green Label Jamaica 14 YO. Im Laufe der Woche kann mit dem Review gerechnet werden."

Nachbetrachtung:

Tja... das waren nun also die Zeilen von einst. Und das Fazit lautet: Früher war alles besser! Oder nicht? Als ich den alten Artikel aus den Untiefen meines Archivs ausgrub und erstmals seit langem wieder las, so musste ich durchgehend schmunzeln. Schmunzeln, weil der ganze Artikel eindrucksvoll dokumentiert, wie sehr sich viele Dinge in der Rum Szene für die Connaisseure zum Positiven entwickelt haben. 
Ja, wer heute einsteigt und die große Anzahl an guten alten und längst ausverkauften Abfüllungen sieht, der gerät schnell in Verlegenheit die damalige Zeit als eine Zeit zu sehen, in der Rum und Honig im Übermaß flossen und die Top Abfüllungen nur so wie Pilze aus dem Boden schossen. Ja, es gab in den letzten 20 Jahren viele sehr hochwertige Einzelfassabfüllungen. Aber es darf meines Erachtens nicht der Fehler begangen werden zu vergessen, die Anzahl an Jahren über die wir hier sprechen und die Anzahl an tollen Abfüllungen die es gab in Relation zueinander zu setzen. Wer das tut wird ernüchtert feststellen, dass am Ende lediglich vielleicht eine bis zwei gute Abfüllungen auf das Jahr gesehen erschienen. 
Schwenk zurück zum Artikel: ich habe damals in 2012 elf Hampden Rums aufgeführt, die seit 2006 erschienen. Und ja, meines Wissens nach waren das zum damaligen Zeitpunkt alle Rums, die bis dahin aus Hampden erschienen. Elf Hampden Rums in sechs Jahren, davon lediglich zwei in Fassstärke und wiederum nur einer mit einem wirklich hohen Estergehalt. Und nicht alle dieser Hampden Rums aus der obigen Liste waren wirklich gut. Der eben geschätzte Schnitt von einer bis zwei guten Abfüllungen im Jahr wurde bei Hampden also noch deutlich unterschritten.
Es darf nun gerne jeder einmal selbst zusammenzählen, wie viele Hampden Rums in den fünf Jahren nach diesen Zeilen auf dem Markt erschienen und wie viele davon letztlich sogar High Proof und auch Full Proof kamen. Hier wird der Schnitt nun deutlich überschritten und dokumentiert eindrucksvoll, wieviel besser der Connaisseur in 2017 im Vergleich zum Connaisseur von 2012 in mancherlei Hinsicht dran ist. Natürlich darf nicht vergessen werden, dass heute auch mehr Durchschnitt abgefüllt wird als damals, aber diesen kann man heute wiederum auch besser aussieben, da die Rumszene in 2017 wesentlich besser organisiert ist. Regelmäßige Flaschenteilungen  im Forum "Der Rum-Club" ermöglichen ein vergleichsweise günstiges durchprobieren. 
Wer erst heute dazu stößt hat bestimmt die eine oder andere Abfüllung verpasst, keine Frage, aber die Zeit bis zur nächsten Gelegenheit mit der Chance zuzuschlagen war noch nie so kurz wie heute!  
Deshalb kann ich für mich nur feststellen, dass meine Wünsche, die ich einst im ursprünglichen Artikel niederlegte, erhört wurden und ich mit der heutigen Auswahl Rums sehr viel zufriedener bin als mit der damaligen. Hampden Estate - unausgeschöpftes Potenzial: Diese These ist heute glücklicherweise nicht mehr zu halten! 

Bis demnächst und einen schönen Rest-Sonntag,
Flo

Donnerstag, 9. Februar 2017

Forgotten Thoughts: Barbados, Blackrock Distillery: Cadenhead's BBR 11 YO vs. Cadenhead's BRS 16 YO

Werte Rum-Gemeinde,

lange war es ruhig hier auf Barrel Aged Thoughts, aber nun wacht der Blog aus seinem langen Winterschlaf wieder auf. Ja, ich habe mich rar gemacht in der Rum-Welt. Der Spaß an der Freunde war lange verschwunden, und so widmete ich mich anderen schönen und wichtigen Dingen des Lebens. Diese wiederum machten es möglich, mir den Spaß auch an diesem schönen Hobby wiederzufinden, und so geht es hier also weiter. 
Leider schied Marco schon vor längerer Zeit aus diesem tollen Blog aus und zog es vor, den Weg alleine weiterzugehen. Das Ergebnis ist mit Barrel Aged Mind ein neuer erstklassiger Blog in der Rum Welt. Alles Gute auch an dieser Stelle noch einmal!
Mit Marco verschwanden hier auch die Reviews des Landes Barbados, weswegen ich heute mit einem Bajan Review beginne, welches ich schon vor langer Zeit verfasst habe. Da Marco damals für Barbados und Guyana und ich für Jamaica zuständig war, wurde es allerdings nie veröffentlicht. Deshalb: Forgotten Thoughts
Nachdem bei mir bisher ausschließlich Rums aus Jamaica dran waren, gibt es also heute erstmals zwei Rums aus Barbados pur zu verkosten, die aus der Blackrock Distillery auf Barbados stammen!

Cadenhead BRS Rockley 16 YO und Cadenhead BBR Blackrock 11 YO

Mit der Blackrock Distillery verhält es sich ähnlich, wie mit der Long Pond Estate oder der Monymusk Distillery auf Jamaica, sie füllt nämlich keinen Rum unter eigenem Label ab, sondern verkauft den Großteil des Rums an unabhängige Abfüller, was auch bei unseren beiden heutigen Rums geschehen ist.
Die südwestlich auf Barbados gelegene West Indies Rum Distillery, oder auch Blackrock Distillery (nach dem Ort Blackrock) hat nach der Schließung von Rockley Distillery deren Still oder zumindest einen ihrer Destillationsapparate übernommen, die Rockley Still. Wie man heute weiß, ist diese aber nicht für die Rums aus 1986 und 2000 verantwortlich, da sie lange Zeit vorher schon außer Betrieb gestellt war. Das heißt, unsere heutigen Rums stammen aus einer Pot Still aus WIRD/Blackrock (Mark: BBR/BRS).
Rums im so genannten "Rockley Style" (die Bezeichnung beruht höchstwahrscheinlich von John Barrett her, hat aber mit Rockley, wie gesagt, nichts zu tun) unterscheiden sich grundlegend von allen anderen Rums, die ansonsten auf Barbados hergestellt werden. Während die Rums von Foursquare (R.L. Seales) bspw. eher einen Rum mit leichtem bis mittleren Körper ergeben, erhält man bei "Rockley" einen Rum mit mittlerem bis fast schwerem Körper, so dass das ganze auch schon mal eher Richtung Jamaica gehen kann, als dorthin, wo die meisten wohl am ehesten einen Barbadier vermuten würden. "Rockley" Rum hat nichts mit den anderen Rums aus Blackrock gemein, oder gar mit Doorly's XO, Cockspur oder Plantation X.O. zu tun! Wer nun aber an eine Jamaica-Kopie denkt, oder gar an Jamaicaner für Arme, der irrt wiederum. Die Rums von dort haben ihren ganz eigenen, unverwechselbaren Stil, den nicht nur Marco, sondern auch ich sehr schätze und den ich nun anhand zweier großartiger Rums hier auch näher betrachten möchte.

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Die beiden Rums im Vergleich:

Preis: für den Cadenhead's BBR musste man ca. 50 Euro einkalkulieren. Für einen Rum diesen Alters in Fassstärke sehr fair. Der BRS kostete ca. 70 Euro. Beide sind aber nirgends mehr zu bekommen, bzw. wenn, dann mal mit Glück in einem Fachgeschäft ohne Onlineshop vor Ort.

Alter: der BBR reifte von Juni 2000 bis März 2012 und reifte damit 11 volle Jahre im Fass. Beim BRS waren es 16 Jahre, von 1986 bis zum Juni 2003.

Alkoholstärke: beide Rums wurden in Fassstärke abgefüllt. Der BBR hat einen Alkoholgehalt von 59,1% vol., der BRS ist mit 67,7% vol. etwas stärker.

Destillationsverfahren: beide Rums wurden im Pot Still Verfahren destilliert, das gibt Cadenhead jeweils auf der Flasche an.

Farbe: hier zeigen die beiden Rums im Glas keinen Unterschied. Beide haben eine klare, goldene, strohige, helle Farbe. In der gefüllten Flasche ist der BRS allerdings ein ganz klein wenig dunkler.

Viskosität: der BBR zeigt sich im Glas ölig und satt, er beißt sich regelrecht am Glasrand fest. Enge Schlieren laufen am Glasrand herunter. Der BRS wirkt hier etwas filigraner, die Glaswand ist dünner benetzt und die Schlieren verlaufen weiter als beim BBR.

Nase: beim BBR nehme ich zunächst eine leicht rauchige Note wahr und auch die Anwesenheit alkoholischer Schärfe fällt im ersten Moment auf. Dahinter dann deutliche Bourbon Vanille, weitere Gewürze, die mich an Weihnachten denken lassen. Nach einiger Zeit zeigt sich dann auch eine angenehme leichte Süße, die sich mit Toffee und Karamell paart.
Der BRS mutet im ersten Moment etwas süßer, aber auch reifer an. Alkoholische Schärfe ist auch hier vorhanden, hält sich insgesamt aber auch bei diesem Rum zurück. Die Bourbon Vanille des BBR finde ich auch hier, allerdings kommt bei diesem Rum auch noch eine deutliche Honignote dazu, die mit der Bourbon Vanille einher geht. Hinzu gesellen sich einige Ester, die mich kurz an Jamaica denken lassen. Und: beim BRS zeigt sich noch etwas mehr Holz als beim BBR.

Gaumen: zu Beginn beim BBR eine schöne Süße, die mich erneut an Weihnachten denken lässt, allerdings ist es dieses Mal Weihnachtsgebäck. Der Eindruck aus der Nase, bezüglich der alkoholischen Schärfe, setzt sich hier nicht ganz fort, sie ist vorhanden, hält sich aber wirklich in Grenzen. Der Rum lässt mich an Creme Brulee denken, dahinter etwas deutlich grasiges. Ein wenig Holz kommt nun durch, wobei dieses bei diesem Rum definitiv nicht die Hauptrolle spielt. Es drängt sich nicht auf, aber der Rum ist deshalb keinesfalls allzu jugendlich, frisch oder zu wenig gereift. Ein hervorragendes Fass! Ganz am Ende meine ich einen Hauch Anis wahrzunehmen. Der Rum ist schön mundfüllend und zeigt sich am Gaumen ebenso ölig, wie er sich schon im Glas zeigte.
Der BRS wirkt sofort etwas älter als der BBR, hat mehr Holz abbekommen. Es zeigt sich aber ebenso sehr, dass beide aus einer gemeinsamen Destillerie stammen, das können sie nicht leugnen. Das Weihnachtsgebäck zeigt sich hier ebenfalls und auch bei diesem Rum ist eine gewisse Süße da, aber auch hier spielt sie nicht zu sehr hinein; dezent und dadurch perfekt. Die alkoholische Schärfe kommt hier minimal mehr zum Tragen als beim BBR. Der Rum ist für einen barbadischen Rum wirklich esterreich, sogar deutlich mehr Ester, als der BBR, ein Umstand, der ihn während des Genusses gedanklich immer wieder nach Jamaica rückt. Gefallen haben mir seine ölige Konsistenz im Mund, genauso wie der BBR ist der BRS wirklich mundfüllend.

Abgang: Dezentes, frisch geschlagenes Holz + Gras beim BBR, nochmals die Bourbon Vanille aus der Nase. Im Hintergrund habe ich Röst-Noten. Der Eindruck insgesamt ist hier ein angenehm trockener. Einzig: er könnte etwas länger sein, sich mehr am Gaumen festbeißen.
Der Abgang des BRS ist noch etwas trockener als der des 11 YO BBR, aber gemeinsam haben sie wieder die Bourbon Vanille, die sich als Signatur der Blackrock Distillery erweist, beide Rums kommen nicht ohne aus. Ein längerer Abgang als beim BBR!

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Cadenhead BBR 11 YO (2000 - 2012), 59,1% vol. 
Fazit: zwei Hochkaräter, zwei Legenden, aus Barbados! Die Insel hat, wie eingangs erwähnt, in Bezug auf Rum, zwei Gesichter: einmal der Rum des leichten bis mittleren Stils, vor allem aus der Destillerie Foursquare, Rum, der eine breitere Masse begeistern kann, wie man es z.B. beim Plantation Barbados XO sieht. Zum anderen aber auch der Rum eines mittleren bis schweren Stils aus kupfernen Pot Stills, darunter unsere heutigen Rums, die stilistisch deutlich eher an Jamaica heranreichen, als an jenes andere Gesicht des Rums von Barbados. Ich persönlich finde den schwereren Stil deutlich spannender. Zwei Vertreter dieses Stils habe ich heute verkostet und dabei viel Vergnügen gehabt. Im Kern waren sich die Beiden nicht unähnlich. Dass ich zwei Rums einer Destillerie im Glas hatte, war deutlich zu merken, auch wenn sie durchaus auch Unterschiede aufwiesen.
Einen klaren Favoriten konnte ich objektiv nicht ausmachen. Der BBR war im Vergleich spannender, vielschichtiger, komplexer als der BRS 16 YO. Dieser ging klar eher in die Richtung Jamaica, was sicher an seinem sehr hohen Estergehalt liegt. Das gefiel mir, auf Grund meiner Vorliebe für Jamaica sehr gut, war mir im Vergleich höchstens eine Spur zu wenig eigen. Ich möchte hier daher keinen der beiden Rums abwerten, das sind zwei hervorragende Rums, an denen ich viel Spaß hatte, immer noch habe und auch weiterhin haben werde.
Beim BRS steckt natürlich seine Exklusivität besonders im Kopf und das bekommt man auch beim Trinken nicht ausgeblendet. Möchte ich auch garnicht, das ist für mich ein Teil des Genusses. Der BBR dagegen hatte es da natürlich etwas schwerer, umso höher ist es aber auch anzusiedeln, dass er sich ohne diesen Teil Geschichte gleichermaßen durchsetzen konnte. 50 Euro kostete der BBR 11 YO mit 59,1% vol. und ich finde, das Geld war er wert. Beide gibt es leider nicht mehr zu kaufen, was wirklich schade ist. 

Bis demnächst, 
Flo

Freitag, 3. Februar 2017

Es tut sich was...

Liebe Leser,

hier wird wohl demnächst wieder was passieren. Ich habe mich für den weiteren Weg jedoch für ein etwas aufgefrischtes Design entschieden. Die Angleichung aller Artikel und Seiten kann und wird allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen. Habt bitte Geduld. Sie wird belohnt. :)

Mit besten Grüßen und bis demnächst
Flo