Sonntag, 21. April 2013

Jamaica, Hampden Estate: Duncan Taylor Rum 2000 vs. The Rum Cask 2000

Werte Rum-Gemeinde,

wie im Artikel zum Isla del Ron Jamaica Rum 1982 schon erwähnt, bereichert gerade eine Menge neuer Single Cask Rums von -teils neuen- unabhängigen Abfüllern den Rum-Markt. Nachdem vier Rums von Duncan Taylor und zwei Abfüllungen von Isla del Ron bereits vorgestellt wurden, folgen heute eine weitere Duncan Taylor Abfüllung, sowie eine Abfüllung von The Whisky Cask, die ihre Rums unter ihrer neuen Serie "The Rum Cask" anbieten.

Beide Abfüllungen stammen aus dem 2000er Batch der Hampden Estate auf Jamaica, dem vllt. letzten Batch, das an unabhängige Abfüller abgegeben wurde, vor der vorübergehenden Schließung Ende 2002/Anfang 2003.
Von der Duncan Taylor Abfüllung wurden aus dem Cask #122 genau 233 Flaschen abgefüllt. Was von allen, die bisher Rum aus dem 2000er Hampden Batch abgefüllt haben nur Duncan Tayor verrät: der Rum wurde im September 2000 destilliert. Wo der Rum gelagert wurde ist nicht bekannt, allerdings darf eine Lagerung in Europa vermutet werden, da Hampden bei seiner Schließung allen Rum verkauft hat.
Wieviele Flaschen genau aus der The Rum Cask Abfüllung aus Cask #45 hervorgegangen sind, weiß ich nicht, auf Nachfrage erhielt ich allerdings die Information, dass von allen Rums der Serie zwischen 100 und 120 Flaschen abgefüllt wurden. Das ist eine echte Limitierung! Besonderheit hier: alle Abfüllungen sind auch in den Größen 0,5, 0,1, 0,04 und 0,02 l zu bekommen, was ich äußerst bemerkenswert finde, da man sich so sehr günstig einen breiten Überblick über alle Rums verschaffen kann und so seinen Favoriten finden kann, der einem dann auch eine ganze Flasche wert ist. Das sollte Schule machen! Der Ort der Lagerung ist auch hier nicht bekannt, da der Abfüller selbst keinerlei Informationen dazu erhalten hat, die Abfüllung stammt aber wohl aus Schottland, weswegen sie hier unter Umständen auch längere Zeit gelegen hat. Die Umstände, um die Schließung Hampdens herum, würden das auch durchaus bestätigen.
Ebenfalls aus diesem Batch stammen zwei Cadenhead-Abfüllungen, die ich hier zu einem früheren Zeitpunkt schon mal besprochen hatte. Da sowohl eine der Cadenhead-Abfüllungen, als auch die beiden heute vorgestellten Rums 12 Jahre gelagert und in Fassstärke abgefüllt wurden und sich damit im wesentlichen "nur" in ihrem individuellen Fass unterscheiden, werde ich am Schluss auch den 12 YO Cadenhead ins Fazit mit einbeziehen. Drei Rums aus dem selben Batch, im selben Alter und in Fassstärke abgefüllt und damit ideal für einen direkten Vergleich? Das ist selten und ich freue mich, dass die aktuelle Entwicklung auf dem Markt dies möglich macht!

Die Abfüller:

Da zu Duncan Taylor bereits vieles gesagt wurde, widme ich mich hier ausschließlich der Serie "The Rum Cask" vom unabhängigen Abfüller The Whisky Cask. Dieser stammt aus dem rheinland-pfälzischen Pirmasens und wird von Gerhard Jost, Michael Lelle und Jens Owczarek geführt. Unter gleichem Namen wird auch ein eigener Onlineshop betrieben, in dem aber nicht nur die eigenen Whiskys und Rums angeboten werden, sondern auch exklusive Abfüllungen anderer Abfüller. Als einer der wenigen führt er z.B. auch die Abfüllungen der Serie "Isla del Ron".
Der Kernbereich des Abfüllers ist natürlich Whisky. Hier kann The Whisky Cask auf einige sehr erfolgreiche Abfüllungen mit herausragender Qualität zurückblicken. Seit Anfang 2013 wird auch Rum angeboten. Die Serie, die man passender Weise "The Rum Cask" genannt hat, umfasst bisher fünf Abfüllungen, die alle in Fassstärke kommen. Neben der heute vorgestellten Abfüllung, gibt es auch noch je einen Rum aus Grenada (Westerhall 2003), Guadeloupe (Bellevue 1998), Guyana (Uitvlugt 1998) und Panama (Don Jose 2004). Alle Abfüllungen haben sehr traditionelle Label, auf denen diversen Papageien Arten abgebildet sind. Das mögen einige Kitschig nennen, ich finde allerdings, dass sich das sehr angenehm abhebt von den vielen, heute sehr sachlich gewordenen, teils fast verwechselbaren Labeln. 
Erfreulich: der Abfüller verrät bereits, dass weitere Rums folgen sollen. Der Markt ist hier also um einen unabhängigen Abfüller, der seine Rums noch dazu in Fassstärke anbietet, reicher.

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Verkostung der beiden Rums:

Preis: die Duncan Taylor-Abfüllung ist für ca. 60 Euro bei diversen Onlineshops zu beziehen, die The Rum Cask Abfüllung kostet im The Whisky Cask Shop nicht ganz 58 Euronen. Die Preise liegen also nahezu auf einer Ebene.
Die 0,5 l Flasche der The Rum Cask Abfüllung kostet ca. 43 Euro, 10 cl kosten 11 Euro, 4 cl 4,50 Euro und 2 cl 2,50 Euro. 

Duncan Taylor Hampden 2000 Rum
Alter: beide Rums wurden im Jahr 2000 destilliert und mit 12 Jahren abgefüllt. Der Taylor wurde allerdings schon im November 2012 abgefüllt, der The Rum Cask ganz frisch Anfang 2013.

Alkoholstärke: der Duncan Taylor kommt mit 53,1% vol. daher, der The Rum Cask mit knapp 10% vol. mehr, mit 62% vol..

Destillationsverfahren: hier ist sich Hampden treu, beide Rums stammen aus einer der alten Pot Stills.

Farbe: die Farbe ist bei beiden absolut identisch: blassgoldenes Stroh.

Viskosität: dünne, aber satte, gleichmäßige Schlieren bei beiden Rums in geringem Abstand, rollen langsam am Glasrand herunter. Am Glas bleiben dann vereinzlte Tropfen zurück. Zwei durchaus ölig einzuschätzende Destillate.

The Rum Cask Hampden 2000 Rum


Nase: klare Jamaica-Nase beim Duncan Taylor. Es besteht nicht der geringste Zweifel darüber, was ich im Glas habe. Allerdings könnte dies auch ein schöner, kräftiger Long Pond sein, was ich blind sogar eher tippen würde als Hampden! Die Vermutung, die ich im Cadenhead's Tasting schon angestellt habe, bestätigt sich hier einmal mehr. Dieses Hampden Batch ist ein weniger esterreiches als jenes aus 1990 oder 1992 z.B. Trotzdem sind die Ester natürlich merkbar da. Eine sehr cremige Nase, dazu gesellen sich auch Ananas und Banane. Banoffee Pie trifft es hier wirklich am besten. Es gesellen sich auch Anklänge von Stroh und Nuss dazu. Gefällt mir sehr gut!
Die Frage nach der Verwandtschaft stellt sich bei der The Rum Cask Abfüllung nicht, wenn gleich die Nase etwas zurückhaltender ist. Als Ursache vermute ich hier die Verdünnung, die beim Duncan Taylor Fass zu irgendeinem Zeitpunkt vorgenommen worden sein wird (daher trotzdem Cask Strength, aber knapp 10% vol. unterhalb anderer Abfüllungen ohne jede Verdünnung). Die Nase ist etwas eindeutiger Hampden, als bei der Taylor Abfüllung. Ich habe hier vor allem Ester, frisches, reifes Obst aller Art und wie schon beim Taylor Banoffee Pie. Stroh und Nuss habe ich wenn, dann ganz ganz dezent im Hintergrund, die werden bei Taylor wirklich durch die Verdünnung geöffnet worden sein. Nach einigen Minuten wird die Nase merklich voller. Eine schöne Nase!

Gaumen: ui, ist das wirklich Hampden? Der Duncan Taylor erinnert mich nun tatsächlich schon extrem an Long Pond. Nur dezent blitzt diese typische "Hampden Note" auf, die von deren Still kommen muss und die den Rum dann allerdings auch klar identifiziert. Der Rum ist nicht ganz mundfüllend, aber sehr lecker. Alkoholische Schärfe ist nicht vorhanden. Der Rum ist allerdings auch nahe dran, für meinen Geschmack zu viel Wasser bekommen zu haben. Unter 50% hätte er auf keinen Fall verdünnt werden dürfen, sonst hätte ihn, wie so viele andere verdünnte Hampden, der "Wassertod" ereilt. Hier geht es noch. Der Rum ist ausgesprochen cremig, das gefällt mir. 
Bei der The Rum Cask Abfüllung machen sich zunächst die 10% vol. mehr angenehm bemerkbar. Der Rum ist spurbar mundfüllender und weniger wässrig. Gleichzeitig ist der Rum aber nicht schärfer, so dass auch größere Schlücke getrunken werden können. Das gefällt mir! Der Rum ist relativ trocken, bewahrt sich aber dennoch eine schöne Rest-Süße, die für Jamaica absolut typisch ist. Wenn man ihn ein wenig im Mund behält, bekommt der Rum auch eine leichte Cremigkeit. Einfluss vom Holz ist ebenfalls zu spüren, allerdings deutlich geringer und somit auch angenehmer, als bei der Cadenhead Abfüllung.

Abgang: sehr angenehm beim Duncan Taylor. Das cremige verweilt kurze Zeit am Gaumen und schlägt dann in eine sehr trockene, lang anhaltende Anis-Note um. Sehr schön!
Wie schon im ersten Tasting der Cadenhead JMLR 12 und der Duncan Taylor, so kommt auch beim The Rum Cask im Abgang eine sehr präsente Anis-Note, die ich in diesem Batch für charakteristisch halte. Der Rum wird allerdings nicht ganz so trocken wie der Taylor und schmeckt auch minimal weniger intensiv nach. Dennoch bleibt er lange Zeit im Mundraum.

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Fazit: der Jahrgang Hampden 2000 ist und bleibt für mich ein unentschlossener. Es ist kein klassischer Hampden Jahrgang, sprich keiner dieser absoluten Esterbomben im Continental Flavoured Stil, eher ein Wedderburner. Dieser Stil steht Hampden aber meines Erachtens nicht so ganz, da Long Pond in der Disziplin der Wedderburn Jamaicaner einfach die Maßstäbe setzt und hier auch unerreicht bleibt. Diese Rums stehen für mich daher ganz klar zwischen den Stühlen, mir fehlt da etwas die Wucht.
Nichts desto trotz sprechen wir hier immer noch über überdurchschnittlich gute Rums, die Kritik findet auf sehr hohem Niveau statt. 
Müsste ich ein Ranking der drei 12 YO Hampden 2000 erstellen, so würden Duncan Taylor und The Rum Cask wohl den ersten Platz gemeinsam belegen, gefolgt vom Cadenhead, der m.E. nicht an die beiden Rums heranreicht. Er hat im direkten Vergleich doch ein wenig sehr viel Holz abbekommen. Ersteren beiden gehört hier daher auch meine Empfehlung, im The Whisky Cask-Shop kann man diese auch beide erwerben. Beide sind ihr Geld auf jeden Fall wert!
Ich bin gespannt, was aus diesem Jahrgang noch kommt, bzw. wieviele Jahre sich der Rum noch gibt. Beim Cadenhead konnte man klar erkennen, dass der Rum nicht ansatzweise so lange von der Fassreife profitieren wird, wie beispielsweise der Jahrgang 1990, weswegen hier in den nächsten Jahren evtl. noch weitere Abfüllungen folgen werden.

Bis demnächst und viel Vergnügen beim Probieren,
Flo

Mittwoch, 17. April 2013

Guadeloupe vs Martinique, oder: Karukera- vs Neisson- Reserve Speciale

Hallo werte Leser,

nun ein Vergleich zweier gelagerter Agricole, der eine aus Guadeloupe, der andere aus Martinique. Beide sind vergleichbar alt, beide wurden mit jeweils 42% abgefüllt und beide sind noch ohne Probleme erhältlich. Preislich sind sie in die gehobene Einsteigerklasse zu verorten. Und auch das soll nicht zu kurz kommen, denn nebst den teuren Vintage und XO Abfüllungen, gibt es gerade im Bereich der Rhums, welche aus frischem Zuckerrohrsaft hergestellt werden, beachtliche 'Standardabfüllungen'. 
Diese unterscheiden sich allerdings in einigen Punkten von ihren Melasse-Kollegen. Denn der Grundstoff für Rhum Agricole, der frische Zuckerrohrsaft, kann nur direkt verarbeitet werden und nicht, wie Melasse, gelagert und bei Bedarf verwendet werden.

Zum einen ist das Ausgangsprodukt daher teurer, denn es handelt sich hier nicht um das Abfallprodukt der Zuckerherstellung, und kann auch nicht ein zweites Mal verwendet werden. Zum anderen ist dies ist auch der Grund, weshalb üblicherweise viele Jahrgangsrhums abgefüllt werden, denn das Destillat ist immer der entsprechenden Ernte zuzuordnen. Und selbst Standardabfüllungen, wie z.B. der J.M XO oder VSOP, sind sozusagen Vintage Rhums (Zumindest bei den älteren Versionen dieser Abfüllungen, wurde das genaue Datum der Destillation sowie Abfüllung angegeben).
Eine weitere Folge ist daher auch, dass oftmals die Abfüllungen wechseln und immer wieder neue auf den Markt kommen.
Bei den zwei nun vorgestellten Rhums werden beim Neisson auch explizite Jahrgänge genannt, welche ihren Weg in die Assemblage finden. Anders beim Karukera, hier wird lediglich die Dauer der Reifung angegeben, allerdings keine Angabe des Jahrgangs.
Es wird Spannend sein, zu sehen wie sich die Rhums aus den beiden französischen Überseedepartements schlagen, wo ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten sind, und wie sie sich im Daiquiri präsentieren. Nun wird der ein oder andere denken: "Daiquiri.. nein, nein.. das muss ein Ti Punch gemacht werden". Hier anworte ich: "Jein!". Der Ti Punch wird klassischerweise mit ungereiftem Agricole zubereitet und auch mit gereiften Rhums hat er seine Berechtigung. Für die Variante mit gereiften Rhums bevorzuge ich jedoch die Variante des klassischen Sours: Einen Rhum Vieux Daiquiri. Wer dies nocht nicht probiert hat, wird heute sicherlich einen Anreiz dafür bekommen.

Die Abfüller:

Zwei Jahrgangsrhums der Marke Karukera wurden bereits verkostet und für weitere Informationen zum Abfüller der Hinweis auf diesen lesenswerten Vergleich. Die Distillerie von Neisson, im Nord-Westen Martiniques direkt an der Küste gelegen, wurde 1931 von Hildevert-Pamphille Neisson gegründet und produziert seitdem Rhum Agricole. Mittlerweile wird die Destillerie von dessen Tochter und Enkel geführt und produziert AOC zertifizierten Rhum Agricole. Auf ihrer Website wird unter anderem der Herstellungsprozess sowie eine Ausflistung und Information über die momentan produzierten Rhum gegeben. Diese Zertifizierung erhalten Rhums aus Martinique wenn sie nach dort den festgeschriebenen Richtlinien Rhum herstellen. Hierzu findet sich hier eine ausführliche Beschreibung.

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Verkostung der beiden Rums:

Preis: Der Karukera Reserve Speciale ist mit etwa 35-39€ ein wenig günstiger zu haben als sein Konkurrent, der Neisson Reserve Speciale, für den zur Zeit mindestens 40€ aufgewendet werden müssen.

Alter: Der Rhum aus Guadeloupe weist ein Alter von mindestens 5 Jahren auf, so die Angabe des Herstellers. Beim Martinique Rhum erweist sich das Ganze doch schon deutlich schwieriger, auch, ob der Fülle an Informationen, welche von Seiten Neisson's gegeben werden. Im Durchschnitt, so angegeben, reiften die verwendeten Rhums 4 Jahre und 5 Monate. Der Neisson ist ein Blend aus 3 verschiedenen Jahren und besteht zu 70% aus Rhums von 2007 sowie je 15% aus 2004 und 2006. Leider bin ich der französischen Sprache nicht mächtig, allerdings scheinen mir die angegebenen Informationen, welche Seitens Neisson auf Englisch und Französisch gegeben werden widersprüchlich.

Alkoholstärke: beide Rhums wurden auf eine Trinkstärke von 42% verdünnt und abgefüllt.

Destillationsverfahren: Keine Überraschung: Beide wurden, wie für Agricole typisch, in Column-Stills gebrannt. Der Neisson wird, wie durch die AOC vorgeschrieben, auf 65-75% destilliert.

Farbe: Im Glas erscheinen beide golden, wobei der Neisson eine Nuance heller ist, als der Karukera.

Viskosität: beide Agricole bilden enge, dünne Bögen an den Glaswänden, welche verhältnismäsig schnell zurückfließen und ein Indiz für eine geringe Öligkeit sind. Ein besonerer Unterschied ist hierbei nicht zu beobachten.

Nase: Der Karukera übt sich alles andere als in Zurückhaltung, er startet voluminös mit dunklen Gewürzen. Muskatnuss (allerdings etwas weniger ausgeprägt als beim Karukera Vintage 1999) ist dabei am präsentesten, gefolgt von Pfeffer. Hinzu gesellt sich eine leichte Karamellnote sowie etwas frisches Holz, das mich in der Nase an eine unbehandelte kleine Holzkiste, in welcher zB Zigarillos verkauft werden, erinnert. Allerdings ohne den Tabakgeruch. Im Vergleich wirkt der Neisson etwas zurückhaltender sowie fragiler, beziehungsweise frischer und ich habe direkt Assoziationen zu Rye-Whiskey, wenngleich etwas subtiler als jene: würzig, eine ausgeprägte Pfeffrigkeit gepaart mit etwas Vanille. Zarte Noten von gerösteten Nüssen sind erkennbar, aber auch leicht fruchtige Anklänge sind präsent und ich kann in Erster Linie Zitrusfrüchte sowie Marillen identifizieren.

Gaumen: Die Gewürze schlagen bei unserem Vertreter aus Guadeloupe voll zu und die etwas süßere Note des Kramells bildet die Brücke hin vom Anfangs domonierenden Muskatnuss und Pfeffer hin zum trockenen und vom frischen Holz geprägten Ende. Wie schon vom Geruch zu erwarten präsentiert sich der Martinique-Rhum leichter und der Pfeffer spielt die erste Geige wobei sich zum zuvor Wahrgenommenen leichte Kräutrigkeit gesellt. Wieder kommen Gedanken an Rye-Whiskey auf, im Speziellen an die kanadische Version des Jefferson's Rye. Dieser hat, wie nun auch der Neisson einen etwas nussigen Nachhall, wobei der Rhum etwas weniger voll und voluminös ist, was sicherlich auch den 42% geschuldet ist (zum Vergleich, der genannte Rye hat deren 47). Etwas Zitrusfrüchte runden das Geschmacksbild ab. Von der Anfangs wahrgenommenen Fruchtigkeit ist allerdings nichts zu spüren, was jedoch nicht zwangsläufig im negativen Sinne zu sehen ist.

Abgang: Der Abgang gestaltet sich beim Karukera trocken. Die Aromen der Gewürze verweilen einige Zeit am Gaumen und auch das Holz ist spürbar, jedoch niemals aufdringlich. Eine leichte alkoholische Schärfe ist zudem vorhanden, welche allerdings nicht besonders stört. Der Neisson hat ein ebenso trockenes Finish, wobei sich dieses durch die verweilenden Zitrusnoten, frischer und jugendlicher gestaltet. Der Pfeffer bildet den roten Faden bei diesem Rhum. Im Vergleich ist der Abgang des Karukera ein wenig länger als der seines 'Konkurrenten'.


Daiquiri: 

Die Agricole Vieux Daiquiris bereite ich nach den Verhältnissen 7 Teile Rhum, 3 Teile Limettensaft und 2 Teile Zuckersirup zubereitet. Der Zuckersirup lässt sich leicht aus 2 Teilen Zucker sowie einem Teil Wasser ansetzen und wurde so für die Drinks verwendet.


Hier zeigen sich, wie schon pur deutliche unterschiede. Der Daiquiri mit Neisson ist, was die Frische anbelangt, deutlich näher am klassischen Daiquiri und überzeugt mit seiner Spritzigkeit, welche durch die Zitrusnoten und den Pfeffer zum Vorschein kommt. Ein sehr Harmonischer Drink, bei dem auch die gelagerten Noten, allerdings dezent, und im Speziellen die Nussigkeit den Abgang bestimmt. Hervorragend! Der Karukera drückt dem Daiquiri besonders mit seiner Muskatnote den Stempel auf. Aber auch Noten von Zuckerrohr kommen hier nun zum Vorschein, welche beim Purgenuß kaum vorhanden waren. Insgesamt bildet er allerdings in Verbindung mit der Limette und dem Zuckersirup eine nicht ganz so harmonische Einheit wie der Neisson, welcher trotz der Lagerung einen perfekten, frischen Sommerdrink zaubert. Ich würde zudem beim Karukera eine höheres Alkoholvolumen als beim Neisson vermuten, was allerdings nicht der Fall ist.

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Fazit: Beide Rhums wissen auf Ihre Art und Weise zu überzeugen. Allerdings muss ich als Grenzgänger und Liebhaber der Amerikanischen Whiskeys gestehen: Der Neisson ist mein klarer Favorit. Er ist etwas subtiler und komplexer als der Karukera, welcher allerdings mit seinen "dunkleren" Gewürznoten auch zu überzeugen Weis. Der Neisson schafft jedoch eine perfekte Balance aus Frische und Reife und präsentiert sich im Geschmacksbild etwas komplexer und spannender. Auf der Homepage wird angegeben, dass der Vintage Rhum von 2004 von Neisson in Fässern der Buffalo Trace Destillerie reift, was die Vermutung zumindest nahelegen lässt, dass eventuell auch bei dem hier verkosteten Rhum Fässer von dort zum Einsatz kamen. Geschmacklich zumindest würde dies passen, produziert Buffalo Trace doch auch Rye Whiskey, dessen Noten beim Neisson für mich starke Ähnlichkeiten aufweisen. In einem Blind-Tasting wäre es meiner Meinung nach hier schwer zu differenzieren ob man gerade einen Rye Whiskey oder Agricole vor sich hat. Ihr Geld sind beide Rhums sicherlich Wert und bilden einen, wenn auch nicht günstigen, so doch preislich angemessenen Einstieg in die Welt der gereiften Agriocle.
Im Drink spielt der Neisson dann seine Stärke voll aus. Für mich ein perfekter Agricole Vieux Daiquiri. Man möchte fast sagen, wie aus dem Bilderbuch. Ich habe nicht eine Kleinigkeit auszusetzten und freue mich jetzt schon auf wärmere Tage. Für den Kaurkera mag nach dieser Erfahrung nun ein Old Fashioned die bessere Wahl sein, überzeugt er mich im Daiquiri doch nicht vollends.
Anmerken möchte ich noch, dass Karukera für mich ein Alleinstellungsmerkmal unter den Rhums aus Guadeloupe hat. Denn geschmacklich haben Rhums von Damoiseau, Montebello und Gardel (alle aus Guadeloupe) eine klare Verwandtschaft und sind so der Insel zuzuordnen. Karukera tendiert allerdings geschmacklich eher in Richtung Martinique und präsentiert sich würziger und trockener als Rhums der zuvor genannten Destillerien. Im Vergleich der von mir vorgestellten Vintage Rhums von Karukera, dem 1999 sowie 2000, ähnelt das Geschamcksbild des Reserve Speciale deutlich mehr dem 1999er Jahrgang.

Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen!

Bis dahin,
Euer Leo

Guadeloupe, Karukera Millésime 1999 & 2000

Hallo liebe Agricole-Freunde,
heute kommt das erste Agricole-Review und dafür habe ich zwei verschiedene Jahrgangsrhums der Marke Karukera, aus Guadeloupe, der sogenannten Schmetterlingsinsel, ausgesucht. Guadeloupe ist ein französisches Überseedepartement und damit Teil der Europäischen Union, obwohl es in der Karibik liegt. Es bildet zusammen mit Martinique die französischen Antillen. Der ursprüngliche Name, den die Einwohner dieser Insel gaben, war Karukera - welcher in etwa 'The island with the beautiful waters' bedeutet - davon leitet sich auch der Name für diese Rhums ab. Sie werden in der ältesten betriebenen Distillerie der Insel, der Hope Distillery hergestellt, welche im Südwesten in der Kommune Domaine du Marquisat de Sainte Marie gelegen ist. Dort, wo Christopher Columbus im November des Jahres 1493 anlegte.
Heute stelle ich den Karukera Rhum Vieux Millésime 1999 sowie den Karukera Rhum Vieux Millésime 2000 vor. Es sind zudem noch weitere Jahrgänge sowie Standardabfüllungen von Karukera verfügbar.

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Verkostung der beiden Rhums:

Preis: Beide Rhums sind aktuelle Abfüllungen und daher sehr gut verfügbar. Die Onlinepreise schwanken beim Kaurkera 1999 zwischen ca 66-80€ und der Karukera 2000 ist für etwa 73-85€ zu erstehen.

Alter: Für den 1999 finden sich weder Altersangaben auf der Flasche noch im Internet, wie etwa der Homepage von Karukera. Sein Alter dürfte allerdings um die 10 Jahre liegen, denn es handelt sich wie beim 2000er um eine erst vor kurzem auf den Markt gekommenen Rhum und für den Karukera 2000 finden sich auf der Flasche exakte Angaben der Reifedauer. Ins Fass kam er am 30.07.2000 und reifte dort etwa 10 Jahre und 1 Monat bis zum 01.09.2010. Beide Rhums wurden in ehemaligen Bourbon-Fässern gelagert und haben ein, für Rhum Agricole, sehr stattliches Alter.

Alkoholstärke: Der Jahrgang 1999 wurde mit 45% Volumenprozent abgefüllt, wohingegen der 2000er Jahrgang in Fassstärke und unfiltriert mit 50,8% seinen Weg in die Flasche fand. Dies stellt für mich schon einen großen Pluspunkt für den Karukera 2000 dar. 

Destillationsverfahren: Karukera verwendet für die Destillation kupferne Column Stills.

Farbe: Beide erscheinen sehr schön Bronzefarben im Glas, wobei der 1999 ein wenig rötlich-dunkler und der 2000 einen Tick heller und mehr in Richtung orangen-kupferfarben schimmert.

Viskosität: Beide Rhums bilden mittelweite, dicke Bögen, welche sich allerdings nicht zu sehr ans Glas kleben. 

Nase: Beim Karukera 1999 dominieren zu Beginn Aromen von Gewürzen, insbesondere Muskatnuss, welche von Noten von Orangenschale ergänzt werden. Hinzu gesellt sich dahinter eine Melange aus Pfeffer, Tabak sowie Holztönen. Insgesamt eine Nase, die eine äußerst dezente Süße verspricht. Müsste ich den Geruch in einem Wort beschreiben würde ich sagen: spicy. 
Der 2000er gestaltet sich in der Nase deutlich frischer, mit einer Mischung aus Creme Brulee und gerösteten Macadamias, welche mit Honig und Salz verfeinert wurden. Zudem erscheinen dahinter blumige sowie leicht grasige Töne. Der höhere Alkoholgehalt macht sich bemerkbar, allerdings nicht aufdringlich oder in unangenehmer Weise. 

Gaumen: Hier, beim 1999, kommt zunächst der typische Agricole Charakter zum Tragen. Die so üblichen grasigen Noten von Rhum Agricole blitzen nur kurz auf bevor sie sehr schnell ins Nussige, was sehr typisch für gereiften Agricole ist, wechseln. Danach füllen eine unzählbare Menge an Gewürzen, von denen, wie in der Nase, Muskatnuss am präsentesten ist, den Mundraum aus. Der Rhum ist nicht sehr ölig, allerdings sehr intensiv im Geschmack, mit einem trockenen Finish, bei dem sich die lange Fasslagerung in Form einer tanninbetonten Note bemerkbar macht. 
Der Millésime 2000 powert vom ersten Moment an. Eine sehr ausgeprägte, deutlich mehr als zuvor, nussige Note. Genauer, die der in der Nase wahrgenomme Macadamia. Dabei ist er zugleich ein wenig süß als auch salzig, jedoch zu jeder Zeit auf der trockenen Seite und ich nehme Spuren von weißem Pfeffer wahr. Abgerundet wird das Erlebnis mit einer zarten Bitternote, welche wohl von der 10 jährigen Lagerung zeugt. 

Abgang: Der Abgang gestaltet sich sehr trocken beim 1999, welchen ich als eher mittellang bezeichnen würde. Die Gewürze bleiben noch ein paar Minuten präsent.
Beim 2000 gesellt sich zur Trockenheit eine Spur von Süße und die Macadamia sowie die zarte Bitterkeit bleiben nach dem Trinken eine Zeit lang präsent. 

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Fazit: Der 1999 wartet mit einem eher dunklen Charakter auf und der 2000 mit einer absolut gelungenen Balance aus süß, salzig, reif und dennoch frisch, wobei ich letzterem meistens den Vorzug geben würde. Dennoch sind beide Rhums auf unglaublich hohem Niveau und gefallen mir ausgesprochen gut, haben allerdings auch ihren Preis. Dennoch würde, bzw. habe ich vom 2000er schon eine weitere Flasche gekauft und ich befürchte es wird nicht die letzte bleiben. Er stach für mich auch bei einem Blind-Tasting 13 verschiedener, gereifter Rhum Agricoles als einer meiner persönlichen Top 3 heraus. Vom Geschmacksbild würde ich die Karukeras eher dem Martinique-Style, als dem Guadeloupe-Style, wie ihn beispielsweise Montebello, Damoiseau oder Severin produzieren, zuordnen. Ich gebe für beide eine klare Kaufempfehlung, muss aber auch dazu sagen, dass ich sie nicht als Einstieg in die Welt der Agricoles empfehlen möchte, dafür sind sie eventuell zu fordernd. Zwei Rhums der absoluten Oberklasse! 

Leo

Samstag, 6. April 2013

Kuba, Paraiso/Sancti Spiritus Distillery: Duncan Taylor 1998 vs. Isla del Ron 1998

Viva la Revolución!

Ja, ihr lest richtig! Heute gibt's Rum aus Kuba! Wer jetzt denkt, die Aprilscherze auf diesem Blog scheinen sich zu häufen, der irrt.
Zugegeben, die Insel Kuba gehört nicht gerade in mein typisches "Beuteschema". Im Grunde genommen habe ich mich sogar gänzlich von der Insel verabschiedet, als ich begann, mich näher mit Rum auseinanderzusetzen. Heute also die Rückkehr auf die Insel, auf der mit Havana Club mein wahrscheinlich erster Rum beheimatet ist. So ganz genau ist das heute schwer zu sagen ;)
Wie kommt's? Kuba? Entweder, deren Rum kommt in oft zweifelhaft schmackhafte Cocktails, oder aber er langweilt den anspruchsvolleren Gaumen. Ja, kubanischer Rum ist teilweise mit Vorurteilen behaftet. Warum jetzt Kuba? Verantwortlich für das heutige Tasting ist eigentlich viel weniger die Insel selbst, als viel mehr die beiden unabhängigen Abfüller, die diesen auf den Markt brachten. 
Duncan Taylor beeindruckte jüngst mit einer ganzen Serie an Rum, bei denen einige sogar bereits als die bisher besten ihres Jahrgangs gelten. Eben jener Serie gehört auch ein Kubaner an. Wie die restlichen Rums, so kommt auch er in (wohl einige Zeit vor dem Abfüllen leicht verdünnter) Fassstärke daher. Kuba in Fassstärke von einem unabhängigen Abfüller ist ein absolutes Novum und war daher nicht uneinteressant. Da im Cocktails & Dreams Forum eine Flaschenteilung der gesamten Serie anstand, riskierte ich 4 cl. Das Ergebnis wird heute verkostet. 
Auf der anderen Seite war es die Kuba Abfüllung von Isla del Ron, welche ich bei Andreas Schwarz in Preetz in dessen Fachgeschäft probieren konnte und die mich letztlich auch dazu bewogen hat, die Jamaica Abfüllung trotz des sehr hohen Preises zu riskieren. Auch dieser Rum wurde in Fassstärke abgefüllt. Da sie zusätzlich aus dem gleichen Batch stammen und fast gleich alt sind, eigenen sie sich natürlich hervorragend für einen Parallelvergleich. 
Beide Abfüllungen sind stark limitiert. Vom Duncan Taylor sind 245 Flaschen aus Cask #78 abgefüllt worden, IdR Cask #5 ergab sogar nur 195 Flaschen. Interessenten sollten sich unter Umständen nicht allzu lange Zeit lassen!
Kurz zur Destillerie: der Name der Destillerie erscheint mir nach einiger Recherche nicht ganz eindeutig. Teilweise wird er mit Paraiso angegeben, anderer Orts wieder mit Sancti Spiritus. Einige Quellen nennen auch beide Namen. Die Geschichte der Destillerie geht zurück bis ins Jahr 1844. Sie liegt in der zentralkubanischen Stadt Sancti Spiritus, welche ca. 42.000 Einwohner zählt. Sancti Spiritus ist seit 1976 die Hauptstadt einer wiederum gleichnamigen Provinz. Als eine der wenigen, wenn nicht sogar als die einzige Destillerie der Insel, gibt sie Rum an unabhängige Abfüller weiter. Wie alle anderen Betriebe auf Kuba auch, dürfte aber auch Paraiso/Sancti Spiritus dem Staa... äh, dem Volk gehören ;)


Die Abfüller:

Zu Duncan Taylor wurde in den Artikeln zur 22 jährigen Hampden Abfüllung und zur Rockley Abfüllung schon einiges gesagt, zu Isla del Ron gibt es einige Informationen im Artikel zur 1982er Jamaica Abfüllung. Daher gehe ich heute direkt zur Verkostung über.

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Verkostung der beiden Rums:


Preis: die Duncan Taylor Abfüllung liegt bei knapp unter 64 Euronen. Für den Isla del Ron muss man nicht ganz 60 Euro ausgeben, er ist also ca. 5 Euro günstiger.

Alter: beide Rums stammen aus dem 1998er Batch der Destillerie. Der Duncan Taylor wurde im November 2012, der Isla del Ron Anfang 2013 abgefüllt. Damit sind beide 14 Jahre alt. 

Alkoholstärke: der Duncan Taylor kommt mit 53,2% vol. daher, der Isla del Ron misst noch 58,5% vol..

Destillationsverfahren: beide Rums wurden in einer Column Still der Paraiso/Sancti Spiritus Distillery auf Kuba destilliert.

Farbe: beide Rums weisen hier keine merklichen Unterschiede auf. Beide sind strohig, golden. Sehr hell. Rein farblich erkennt man kaum einen Fasseinfluss. 

Viskosität: beide Rums bilden an der Glaswand zunächst einen hauchdünnen Film. Es bilden sich enge, dichte, dünne Schlieren. Der Film verweilt lange an der Glaswand und weist so auf ein eher öliges Destillat hin. Nach einiger Zeit im Glas werden die Schlieren satter, zäher und fetter.

Nase: der Duncan Taylor versprüht sofort karibisches Flair. Eine schöne Fruchtigkeit ergänzt sich mit einer guten Portion Rauch und Tabak. Eine leichte Säuerlichkeit ist da. Alkoholische Schärfe ist beinahe komplett abwesend. Ich meine, Weintrauben und weiße Schokolade und Vanille in der Nase zu haben. 
Nach ca. einer Stunde ist die Nase sehr viel trockener und komplexer geworden. Die Säuerlichkeit ist vollständig verschwunden. 
Der Isla del Ron hebt sich erstaunlich deutlich vom Duncan Taylor ab. Man erkennt zwar sofort, dass sie aus einer gemeinsamen Destillerie stammen, jedoch hat der Rum nicht diese Säuerlichkeit des Taylors. Stattdessen habe ich hier, neben dem Tabak und Weintraube, auch eine leichte Toffeenote und getoastete Eiche. Die Nase ist ganz leicht alkoholischer, aber diesbezüglich immer noch sehr zurückhaltend.
Nach ca. einer Stunde hat sich die Nase weniger verändert als beim Duncan Taylor, wurde aber auch trockener und komplexer.

Gaumen: zunächst etwas flach und verschwommen, braucht der Duncan Taylor einige Zeit, bis er sich im Mund verteilt hat. Für einen Rum dieser Stärke erstaunlich mild, wenn gleich der Alkohol schon auch da ist. Die Säuerlichkeit aus der Nase ist zunächst auch am Gaumen präsent. So richtig da ist der Rum dann erst, wenn er schon heruntergeschluckt wird. Dann dominieren plötzlich Gewürze aller Art und ich meine, hier leichte Nelke zu haben. Er geht dann ins trockene und hinterlässt ein pelziges Gefühl auf der Zunge. Nach ca. einer halben Stunde verändert sich der Gaumeneindruck positiv. Der Rum wird nun klarer und gibt einiges an Aromen mehr preis. Ich habe nun auch noch Leder und sehr präsente Maraschino.
Sehr viel deutlicher am Gaumen ist sofort der Isla del Ron. Und trotz des leicht höheren Alkoholgehalts, finde ich diesen unter diesem Gesichtspunkt angenehmer als den Taylor. Überhaupt spricht mich der gesamte Gaumeneindruck hier viel mehr an. Der Rum kommt in seinen Strukturen viel klarer daher und zeigt mehr Facetten. Er ist trockener, rauchiger, etwas würziger und hat eine angenehme, weniger säuerliche Fruchtigkeit. Süße ist wenig vorhanden. Am Ende habe ich auch hier Maraschino. Obwohl auch der Isla del Ron erst beim Herunterschlucken vollends da ist, weiß er schon zuvor zu überzeugen. 

Abgang: der wird beim Duncan Taylor geprägt von der Maraschino Kirsche, die ich am Gaumen auch nach einiger Zeit hatte. Der Abgang gestaltet sich sehr trocken und dauert einige Minuten an. Da Jamaicaner hier kein Maßstab sein können, würde ich die Zeit, die dieser am Gaumen verweilt schon als recht ordentlich sehen. 
Der Abgang ist beim Isla del Ron erstaunlich ähnlich, wenn gleich hier sicher auch die Parallelverkostung mit hereinspielt. Der Rum wird ebenfalls sehr trocken und erinnert mich entfernt an den Cadenhead SLJD aus St. Lucia, aber auch an den Bristol Classic Rum Jamaica aus Monymusk 25 YO, bei dem ich diesen Maraschino Touch schon einmal hatte.

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Duncan Taylor & Isla del Ron Cuba Rum
Fazit: mal was anderes! Das Tasting fiel mir deutlich schwerer als sonst, da ich hier völlig andere Eindrücke hatte, als ich sie sonst von Jamaicanern kenne. Daher konnte ich weniger auf Bekanntes zurückgreifen und hatte bei der Bestimmung einzelner Eindrücke viel mehr Mühe. Gut so! Ich finde den Blick über den Tellerrand wichtig und lohnend und empfand das heutige Tasting so auch als echte Bereicherung. 
Einen neuen Favoriten habe ich trotz dessen wohl eher nicht gefunden, dazu schmecken mir die jamaicanischen Rums einfach viel zu gut. 
Wenn ich einen Sieger im heutigen Tasting präsentieren sollte, so wäre es ohne Zweifel der Isla del Ron. Vor allem nach ein wenig Standzeit hat der Rum richtig Gas gegeben und widerlegte so ziemlich jedes Vorurteil über kubanischen Rum. Der Rum langweilt nicht, hat Ecken und Kanten und vor allem echte Tiefe und Komplexität, die ich, das muss ich gestehen, einem kubanischen Rum in dieser Form bis dato tatsächlich nicht zugetraut hätte. Hut ab!
Würde ich den Isla del Ron kaufen? Das ist schwer zu sagen. Das PLV stimmt auf jeden Fall, mehr noch, es ist hervorragend. Für einen Kauf ist er aber evtl. noch ein kleines bisschen zu wenig meins. Wer allerdings deutlich affiner diesem Typ Rum gegenüber ist, der sollte nicht zögern. Objektiv gesehen, ist das einfach ein klasse Rum!

So. Bei kubanischem Rum habe ich nun richtig Lust auf einen Mojito bekommen! Leider standen mir für das Tasting nur wenige Centiliter der beiden Rums zur Verfügung, so dass ich dafür auf einen anderen Rum ausweichen musste. Dieser stammt allerdings aus dem selben Batch der Paraiso/Sancti Spiritus Distillery, ist 11 Jahre gelagert worden und von der Renegade Rum Company 2009 abgefüllt worden. Der Grundcharakter der Rums ist vergleichbar.


Mojito mit Renegade Cuban Rum 11 YO:

Mojito mit Sancti Spiritus Cuban Rum
Ich mixte den Drink nach folgendem Rezept:

  • 7 cl Renegade Cuban Rum Sancti Spiritus 11 YO
  • 3 cl Limettensaft
  • 2 cl Zucker
  • eine große Hand voll Minze
  • Soda on top

Die Minze kurz in der Hand anklatschen, alles, bis auf das Soda, im Boston Shaker mit viel Eis gut schütteln, doppelt in ein Longdrinkglas auf frisches Eis abseihen und mit etwas Soda auffüllen (ca. 2-4 cl). Mit einigen Blättern Minze dekorieren.

Das Ergebnis ist ein verdammt leckerer, trotz des verwendeten gelagerten Rums erfrischender, Sommerdrink, weit weg von all den verwaschenen Mojitos schlechter Strandbars. Nun muss der Sommer nur noch kommen... ich hoffe, er fällt dieses Jahr auf einen Samstag. 
Mit den heute verkosteten Fassstärke-Kubanern wäre der Drink wahrscheinlich nicht sehr viel anders geworden, da sie trotz der etwas mehr Prozente auch eher mild waren. Am ehesten würde ich es mit dem Duncan Taylor probieren, da dieser etwas fruchtiger war. Auf Grund dessen, dass ich pur allerdings den Isla del Ron klar bevorzuge, werde ich das wohl leider eher nicht nachträglich irgendwann noch testen können.


Bis demnächst und aller Voraussicht nach wieder mit einem Jamaica-Tasting,
Flo

Dienstag, 2. April 2013

April, April! - Zuca Ultra Reserva

Liebe Rumfreunde,

wir hoffen, ihr seid alle gut in den April gekommen!

Ja, auch wir konnten es uns nicht verkneifen, uns einen kleinen Scherz mit euch zu erlauben, auch wenn wir natürlich wenig glaubwürdig vom Zuckerwasser "Zuca Ultra Reserva" geschwärmt haben, was mindestens einem Leser ja auch sehr schnell aufgefallen ist ;). Aber auch die anderen regelmäßigen Leser werden den Braten sicher schnell gerochen haben. Nicht unbedingt deshalb, weil wir grundsätzlich keine Originalabfüllungen vorstellen würden, aber es gibt leider doch viel zu wenige davon, die es mit der Qualität unabhängiger Abfüllungen aufnehmen können, was wirklich schade ist.

Aus gestrigem Artikel waren sowohl das Ursprungsland, als auch die Destillerie, ihr CEO Senor Matrinez, und der Rum frei erfunden und entstammten unserer Fantasie.

Einen schönen Start in die Woche,
euer Barrel Aged Thoughts-Team

Montag, 1. April 2013

Trimini&Colorado, Ultimate Sugar Estate: Zuca Ultra Reserva 12

Einen wunderschönen guten Morgen liebe Rumfreunde,

heute begeben wir uns auf eine Rum-Reise nach Trimini & Colorado, in eine mir leider nicht näher bekannte Insel in der Karibik. Heute wurde Barrel Aged Thoughts ein exklusives Samplepaket zugespielt, dessen Tasting wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich um einen Rum, der bereits in den USA verfügbar ist, aber in Europa nur sehr schwer zu bekommen ist.

Der Abfüller

Der heutige Abfüller ist das noch ziemlich unbekannte und vor einigen Jahren eröffnete Ultimate Sugar Estate. Sie verfügen über zwei neue und hochmoderne Column-Stills, mit jeweils bis zu 4 Rören. Laut Hersteller können damit bis zu 6 (!) verschiedene Rumsorten produziert werden. Die heute vorliegende Abfüllung hatte das Mark ZB auf dem Fass, welches auch diskret auf der Rückseite vermerkt ist. Leider ist es uns nicht gestattet Bilder online zu stellen. Wir bitten hier um euer Verständnis. Laut Don Alejandro Matrinez, dem CEO von Ultimate Sugar Estate, plant man derzeit eine ganze Serie von Veröffentlichungen auf dem europäischen Festland. Den Beginn macht der Zuca Ultra Reserva. Unsere amerikanischen Freunde haben schon seit einigen Jahren das Vergnügen, diesen Rum trinken zu dürfen. Laut Herrn Matrinez wird der Rum im Solera Verfahren gelagert und erhält dadurch seinen ganz besonders weichen und unnachahmlichen Geschmack. Das "B" im Mark ZB bedeutet hierbei, dass es sich um die unterste Solerastufe in Lager "B" handelt. Was es mit dem "Z" auf sich hat, dass wollte uns Herr Matrinez nicht verraten und bleibt wohl somit der eigenen Fantasie überlassen. Aber lassen wir doch den Rum einmal für sich selbst sprechen!

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Verkostung Zuca Gran Ultra Reserva 12 YO:

Preis: In den USA ist der Rum für günstige 25$ zu haben. Hierzulande muss man dagegen noch richtig tief in die Tasche greifen. Von 60 bis zu stolzen 100€ verlangen die wenigen verfügbaren Händlerportale für diese exklusive Rum-Abfüllung. Laut Herr Martinez ist diese Gewinnabschöpfung ein notwendiges Übel, um den Rum noch mehr Händlern schmackhaft zu machen und um die vielen Lagerhäuser zu finanzieren. Sollte der Rum erst einmal eine gewisse Popularität gewonnen haben, wird man den Preis verlässlich senken.

Alter: Die Angabe 12 auf der Flasche ist keine offizielle Altersangabe. Es heißt hier lediglich, dass die jüngsten Rums in diesem Blend bis zu 12 Jahre reifen durften. Ältere Rums werden leider nicht auf der Flasche erwähnt. 

Alkoholstärke: Der Rum hat eine geradezu sehr hohe Trinkstärke mit 40%vol.. Ein wenig mehr und der Rum wäre nur noch etwas für wahre Freaks mit einem Faible für Fassstärke. 

Destillationsverfahren: Laut dem Hersteller wurde der Rum mit einer Column-Still hergestellt. Leider fehlt diese Angabe auf der Flasche völlig. 

Farbe: Der Rum glänzt in einem geradezu goldenem Licht. Stellt euch einen hellen Bernstein vor, den ihr mit einem 5000W Halogenstrahler beleuchtet. Ein wahrliches Kunstwerk! 

Viskosität: Der Rum klebt förmlich am Glas und beißt sich regelrecht daran fest. Diese Öligkeit ist geradezu erstaunlich. Da können nur ganz, ganz alte Demeraras mithalten!

Nase: Wow! Ich rieche Noten eines explodierenden Airbags, gemischt mit einem Aroma, welches man für gewöhnlich nur in ein einem Gewürzwarenladen vorfindet. Vanille, Nelke... hier ist absolut alles drin. Stellen sie sich vor, sie stehen auf einem orientalischen Basar der ausschließlich mit Gewürzen handelt. Auch feine Holznoten sind enthalten. Ich fühle mich hier an meine Jugend auf einem Bauernhof erinnert, wo ich gelegentlich Holz hacken durfte. Frisches Holz wohlgemerkt, nicht diese toten Holzaromen, welche man in vielen zu lang gereiften Rums vorfindet. Ein wahrlich unglaubliche Nase. Die Süße ist fein und stark präsent. Stellen Sie sich vor, sie beißen in eine Zuckerwatte und schnuppern gleichzeitig an der Schweißprobe eines Erzengels. Was für ein Erlebnis! 

Gaumen: Der Gaumen bestätigt schon was wir gerochen haben. Eine dicke, fette Süße klebt am Gaumen, vermischt mit angenehmer Vanille, die von der amerikanischen Weißeiche kommen muss. Wie ein Kinnhaken seiner Majestät Mike Tyson zu seiner Glanzzeit drescht dieser Rum auf den Gaumen ein. Um diesen Geschmack hinzubekommen dürfen die Fässer wohl nicht zu lange in Gebrauch sein und müssen schnell ausgetauscht werden, um den Rum sein wirklich unglaubliches Aroma zu verleihen. Herr Martinez reagierte nur mit einem Schmunzeln auf diese Vermutung und bestätigte, dass Fässer mit einem sehr geringen Volumenanteil verwendet werden, um genau diesen Effekt zu erzielen. Deswegen die vielen Lagerhäuser und Solera-Systeme. Logisch. Je kleiner das Fass, desto größer ist der Kontakt zwischen Rum und Holz. Da wir gerade von Holz sprechen... ich fühle mich hier an eine kleine Sägemühle im Schwarzwald erinnert, die ich einmal vor wenigen Jahren auf einer Fahrradtour besuchen durfte. Und ja, ich schmecke frisches Holz. Fast schon eine Art Süßholz. Einfach und wahrhaftig unglaublich! 

Abgang: Wer jetzt ernsthaft glaubt, dass dies schon alles ist wird am Ende überrascht. Als die Süße immer mehr verblasst, es dauert geradezu eine kleine Ewigkeit, schmecke ich Spuren von Schießpulver, süßer Kokosnusscreme und zarte Noten von Mangos, welche man für einige Minuten in ein Pariser Nuttenparfum eingelegt hat. Was für eine geradezu außergewöhnliche und gelungene Komposition.

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Fazit: Verbeugt euch Rum-Connaisseure und lasset die Trompeten blasen: Der neue Rum-Messias wurde gefunden! Gegen diesen Rum verblassen geradezu alle bisher auf diesen Blog vorgestellten Abfüllungen. Nehmt was ihr kriegen könnt und genießt das süße Leben. Laut Herrn Martinez wird es noch weitere Rums dieser Art geben. Details wollte er uns allerdings leider nicht verraten. Hier bleibt uns wohl oder übel nichts anders übrig als abzuwarten. Zum Glück kann dieser Rum die Wartezeit versüßen und so gerade noch erträglich gestalten. Schade, dass hier viel zu wenig Gewinn abgeschöpft wird, da, wie gesagt, in Deutschland gerade einmal das vierfache des US-Preises draufgeschlagen wird. Hier wäre mehr drin, um die Lagerhäuser schneller abzubezahlen.

Einen schönen Ostermontag noch,
euer Barrel Aged Thoughts-Team