Hallo liebe Agricole-Freunde,
heute kommt das erste Agricole-Review und dafür habe ich zwei verschiedene Jahrgangsrhums der Marke Karukera, aus Guadeloupe, der sogenannten Schmetterlingsinsel, ausgesucht. Guadeloupe ist ein französisches Überseedepartement und damit Teil der Europäischen Union, obwohl es in der Karibik liegt. Es bildet zusammen mit Martinique die französischen Antillen. Der ursprüngliche Name, den die Einwohner dieser Insel gaben, war Karukera - welcher in etwa 'The island with the beautiful waters' bedeutet - davon leitet sich auch der Name für diese Rhums ab. Sie werden in der ältesten betriebenen Distillerie der Insel, der Hope Distillery hergestellt, welche im Südwesten in der Kommune Domaine du Marquisat de Sainte Marie gelegen ist. Dort, wo Christopher Columbus im November des Jahres 1493 anlegte.
Heute stelle ich den Karukera Rhum Vieux Millésime 1999 sowie den Karukera Rhum Vieux Millésime 2000 vor. Es sind zudem noch weitere Jahrgänge sowie Standardabfüllungen von Karukera verfügbar.
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Verkostung der beiden Rhums:
Preis: Beide Rhums sind aktuelle Abfüllungen und daher sehr gut verfügbar. Die Onlinepreise schwanken beim Kaurkera 1999 zwischen ca 66-80€ und der Karukera 2000 ist für etwa 73-85€ zu erstehen.
Alter: Für den 1999 finden sich weder Altersangaben auf der Flasche noch im Internet, wie etwa der Homepage von Karukera. Sein Alter dürfte allerdings um die 10 Jahre liegen, denn es handelt sich wie beim 2000er um eine erst vor kurzem auf den Markt gekommenen Rhum und für den Karukera 2000 finden sich auf der Flasche exakte Angaben der Reifedauer. Ins Fass kam er am 30.07.2000 und reifte dort etwa 10 Jahre und 1 Monat bis zum 01.09.2010. Beide Rhums wurden in ehemaligen Bourbon-Fässern gelagert und haben ein, für Rhum Agricole, sehr stattliches Alter.
Alkoholstärke: Der Jahrgang 1999 wurde mit 45% Volumenprozent abgefüllt, wohingegen der 2000er Jahrgang in Fassstärke und unfiltriert mit 50,8% seinen Weg in die Flasche fand. Dies stellt für mich schon einen großen Pluspunkt für den Karukera 2000 dar.
Destillationsverfahren: Karukera verwendet für die Destillation kupferne Column Stills.
Farbe: Beide erscheinen sehr schön Bronzefarben im Glas, wobei der 1999 ein wenig rötlich-dunkler und der 2000 einen Tick heller und mehr in Richtung orangen-kupferfarben schimmert.
Viskosität: Beide Rhums bilden mittelweite, dicke Bögen, welche sich allerdings nicht zu sehr ans Glas kleben.
Nase: Beim Karukera 1999 dominieren zu Beginn Aromen von Gewürzen, insbesondere Muskatnuss, welche von Noten von Orangenschale ergänzt werden. Hinzu gesellt sich dahinter eine Melange aus Pfeffer, Tabak sowie Holztönen. Insgesamt eine Nase, die eine äußerst dezente Süße verspricht. Müsste ich den Geruch in einem Wort beschreiben würde ich sagen: spicy.
Der 2000er gestaltet sich in der Nase deutlich frischer, mit einer Mischung aus Creme Brulee und gerösteten Macadamias, welche mit Honig und Salz verfeinert wurden. Zudem erscheinen dahinter blumige sowie leicht grasige Töne. Der höhere Alkoholgehalt macht sich bemerkbar, allerdings nicht aufdringlich oder in unangenehmer Weise.
Gaumen: Hier, beim 1999, kommt zunächst der typische Agricole Charakter zum Tragen. Die so üblichen grasigen Noten von Rhum Agricole blitzen nur kurz auf bevor sie sehr schnell ins Nussige, was sehr typisch für gereiften Agricole ist, wechseln. Danach füllen eine unzählbare Menge an Gewürzen, von denen, wie in der Nase, Muskatnuss am präsentesten ist, den Mundraum aus. Der Rhum ist nicht sehr ölig, allerdings sehr intensiv im Geschmack, mit einem trockenen Finish, bei dem sich die lange Fasslagerung in Form einer tanninbetonten Note bemerkbar macht.
Der Millésime 2000 powert vom ersten Moment an. Eine sehr ausgeprägte, deutlich mehr als zuvor, nussige Note. Genauer, die der in der Nase wahrgenomme Macadamia. Dabei ist er zugleich ein wenig süß als auch salzig, jedoch zu jeder Zeit auf der trockenen Seite und ich nehme Spuren von weißem Pfeffer wahr. Abgerundet wird das Erlebnis mit einer zarten Bitternote, welche wohl von der 10 jährigen Lagerung zeugt.
Abgang: Der Abgang gestaltet sich sehr trocken beim 1999, welchen ich als eher mittellang bezeichnen würde. Die Gewürze bleiben noch ein paar Minuten präsent.
Beim 2000 gesellt sich zur Trockenheit eine Spur von Süße und die Macadamia sowie die zarte Bitterkeit bleiben nach dem Trinken eine Zeit lang präsent.
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Fazit: Der 1999 wartet mit einem eher dunklen Charakter auf und der 2000 mit einer absolut gelungenen Balance aus süß, salzig, reif und dennoch frisch, wobei ich letzterem meistens den Vorzug geben würde. Dennoch sind beide Rhums auf unglaublich hohem Niveau und gefallen mir ausgesprochen gut, haben allerdings auch ihren Preis. Dennoch würde, bzw. habe ich vom 2000er schon eine weitere Flasche gekauft und ich befürchte es wird nicht die letzte bleiben. Er stach für mich auch bei einem Blind-Tasting 13 verschiedener, gereifter Rhum Agricoles als einer meiner persönlichen Top 3 heraus. Vom Geschmacksbild würde ich die Karukeras eher dem Martinique-Style, als dem Guadeloupe-Style, wie ihn beispielsweise Montebello, Damoiseau oder Severin produzieren, zuordnen. Ich gebe für beide eine klare Kaufempfehlung, muss aber auch dazu sagen, dass ich sie nicht als Einstieg in die Welt der Agricoles empfehlen möchte, dafür sind sie eventuell zu fordernd. Zwei Rhums der absoluten Oberklasse!
Leo
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