Freitag, 20. April 2018

Letter of Marque Jamaica Rum "DOK" Hampden 2009

Liebe Rum Gemeinde,

die Gerüchteküche in den letzten Tagen lief ja auf Hochtouren und so möchte ich euch jetzt, hier und heute auch gar nicht mehr noch länger auf die Folter spannen: ja, wir haben einen Hampden mit dem Mark DOK abgefüllt. Dieses verwendet Hampden für Rum mit einem Estergehalt von zwischen 1500-1600 gr/hlpa. Das entspricht dem Maximum dessen, was die jamaikanische Gesetzgebung an Esterkonzentration in einem Rum erlaubt.

Frontlabel 


Wir? Das sind in diesem Fall die Jungs von RUMBOOM, Single Cask Rum und Barrel Aged Thoughts in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Jungs von The Rum Cask aus Pirmasens.

Doch ganz der Reihe nach. Und: wie um alles in der Welt kommt ihr an einen Hampden DOK?! 

Fasssample DOK
Das ganze begann schon vor fast einem Jahr, als Thomas, Marius und ich zusammen die Schnappsidee ;-) hatten, einfach mal beim Broker E. & A. Scheer in den Niederlanden nachzufragen, was die so haben um sich evtl. Fassproben zu besorgen. Vielleicht wäre ja etwas spannendes dabei. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir aber noch eher weniger daran, am Ende tatsächlich auch einen der Rums zu besorgen und abzufüllen und wir hatten auch nichts konkretes im Auge. Das änderte sich erst, als kurz darauf tatsächlich Angebote von der zu Scheer gehörenden Main Rum Company ins Haus flatterten. Da waren zwar ein, zwei Rums dabei die uns interessierten, aber nichts, was uns wirklich vom Hocker gehauen hätte. Also stellten wir bei Main Rum ein Gesuch mit interessanten Rums, die uns vorschwebten. Der DOK war hier ursprünglich aber noch gar nicht dabei. Ich setzte ihn, eher aus einem Reflex heraus, erst kurz vor Abschicken der Mail noch mit auf die Liste. Ein DOK hat mich als Hampden-Fan schließlich schon immer interessiert! 
Ironie des Schicksals war dann, dass Main von unserer Liste nur zwei Rums auf Lager hatte und einer davon war eben jener DOK. Also bestellten wir kurzerhand Fassproben um uns ein Bild zu machen.  Jetzt reifte auch so langsam die Idee heran, dass man ja tatsächlich, sollte uns der Rum gefallen, eine Blogabfüllung machen könnte. Das Ergebnis nach Verkostung der Proben war eindeutig: we absolutely need this Sh*t! Wir wollten dieses Fass als eine Blogabfüllung abfüllen! 
Nun begann der schwierige Teil der Operation. Wir konnten das Fass nicht einfach kaufen, da man dazu eine Warehouse-Lizenz und einen Gewerbeschein benötigt. Und mindestens die Warehouse-Lizenz wäre schwierig geworden. An dieser Stelle kamen dann The Rum Cask ins Spiel, zu denen ich bereits seit Jahren guten Kontakt pflege und die, als wir sie mit unserer Idee konfrontierten, auch sofort begeistert waren. So waren TRC bereit, unser Fass zu kaufen, zu importieren und abzufüllen, ließen uns aber bei der Gestaltung des Labels alle Freiheiten, so dass der Rum dann am Ende eben doch vor allem eine Blogabfüllung ist! Lieber Jens, liebes TRC-Team: auch an dieser Stelle kann ich mich nur noch einmal bei euch für alles bedanken! Für eure Mühe, euer Engagement, euren immer wieder auch geteilten Enthusiasmus und vor allem auch für eure Geduld mit uns! Ihr seid Spitze!

Sidelabel
Liebe Leser, was an dieser Stelle vielleicht nicht ganz deutlich wurde: all das hat unfassbar viel Zeit in Anspruch genommen! Es vergingen Monate, bis das Fass gekauft war, bis es dann verschickt war, bis es hier ankam, bis das finale Label stand, etc.pp.! Auf diese Weise bekamen wir also auch unglaublich wertvolle Einblicke in die Welt eines Unabhängigen Abfüllers und darüber, wie viel Arbeit hinter all dem steckt und wie viel Geduld es teilweise braucht! Nicht zuletzt wurde aber auch unser Horizont dahingehend erweitert, welche Kosten im Verlauf dieses gesamten Prozesses entstehen und, das hat mich persönlich sehr traurig gestimmt, wie wenig davon letzten Endes tatsächlich auch nur bei der Destillerie selbst ankommen kann. Das ist leider wirklich nicht viel und es muss jedem Genießer sonnenklar sein, dass wenn die Destillerien das Geld auch bekämen, was sie für ihren guten Rum meines Erachtens verdienen würden, unser Rum kaum mehr bezahlbar wäre! Nein, auch ich spucke meinen Rum deshalb jetzt nicht wieder aus, aber sich dessen Bewusst zu sein, halte ich für wichtig und richtig.
Doch nun zum Rum selbst und auch noch einmal für alle, die sich bis hier her vielleicht gefragt haben, was genau ein DOK eigentlich genau ist: DOK ist, wie eingangs erwähnt, das Mark, das Hampden für seinen Rum verwendet wenn er einen Estergehalt von zwischen 1500-1600 gr/hlpa aufweist. Und das wiederum entspricht tatsächlich dem Maximalen dessen, was die jamaikanischen Gesetze erlauben. Der Name des Marks geht auf Dermot Owen Kelly-Lawson zurück, einem Destillateur von Hampden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Initialien bilden das Mark. Unser DOK hat 8 Jahre Reife im Hogshead-Fass hinter sich und wurde im Juni 2009 destilliert, also unmittelbar nach Wiedereröffnung der Destillerie durch die Hussey Brothers. Anschließend reifte er, laut Main Rum Company, die gesamte weitere Zeit über in deren Warehouses in Großbritannien. Während dieser Zeit der Reifung im Fass #18 verlor unser DOK >12% seiner selbst an die Engel im Himmel, so dass am Ende noch 300 Flaschen mit einem Alkoholgehalt von 66,4% vol. auf die Flasche gezogen werden konnten. Damit ist unser DOK wohl einer der ersten seiner Art überhaupt, den man fassgereift und in voller Fassstärke auf dem Markt kaufen kann! Und ich denke, darauf haben nicht nur wir uns schon lange gefreut, liebe Connaisseure da draußen, sondern auch große Teile von euch und so freuen wir uns ungemein, dass wir ihn euch jetzt offerieren können: es war und es ist uns eine große Ehre!

Rudeltiere. 




Verkostung des Letter of Marque Hampden DOK 2009:


Preis: eine Flasche 0,5 Liter wird im Shop bei The Rum Cask ab Montag, den 23.04.18 für 52,90 Euro zu beziehen sein. 

Alter: der Rum reifte von Juni 2009 an bis März 2018 im Fass. Somit ist er 8 Jahre alt.

Lagerung: laut Angaben der Main Rum Company lag der Rum die gesamte Zeit der Reife über in Europa. Das verwendete Fass war ein Hogshead-Fass mit ca. 250 Litern Inhalt, also ein schon recht großes Fass.

Fassnummer: #18  

Angel's Share: >12% gingen an die Engel. 

Alkoholstärke: der Rum kommt mit stolzen 66,4% vol. daher. Fassstärke!

Destillationsverfahren: eine Double Retort Pot Still brannte den Rum in Hampden. 

Mark: DOK

Farbe: sehr blasses Stroh

Viskosität: dünne, enge, gleichmäßige Schlieren laufen an der Glaswand herab.

DOK im Glas
Nase: Uhhhh!! Eine Ester-Granate! Zunächst etwas stechend, steht der Rum aber schon nach einigen Minuten sehr auf der smoothen Seite. Alkoholische Schärfe ist, trotz des vergleichbar jungen Alters und des doch sehr hohen Alkoholgehalts, nahezu nicht vorhanden. Die Nase ist überaus voll und reichhaltig und das Bouquet aus flüssigem Klebstoff und Marzipan, die sich mit gegrillter Ananas, gebackener Banane, nasser Erde und Zitrone verbinden, macht Spaß! Ganz hinten habe ich auch noch geräucherten Schinken. Geil! Der Brennerei-Charakter kommt natürlich voll zum Zuge. Das hier ist Hampden DNA! Nichts desto trotz hat der Rum auch schon nach 8 Jahren gut was vom Fass mitbekommen, was angesichts des verwendeten Hogshead-Fasses schon ein Stück weit überrascht. Darüber hinaus ist, anders als bei einigen anderen Hampden, wie z.B. beim Jahrgang 1990, die Säure weniger präsent und sehr viel eleganter in den Rum eingebunden. Das heißt allerdings nicht, dass der DOK in irgendeiner Weise an Power einbüßt! Im Gegenteil, die Ester fliegen einem nur so um die Ohren!

Gaumen: Tuuut tuuut.... Zack! Und schon vom Zug erfasst! Ja, zunächst einmal gibt es die geballte Esterpower mitten ins Gesicht! DOK? DOK! Vollkommen Irre! Cremig, vollmundig, wirklich zu 110% mundfüllend und mit einem schweren, jamaicanischen Körper kommt der Rum um die Ecke und zieht dann den gesamten Mundraum zusammen. Unfassbare Adstringens! Alkoholische Schärfe ist zu Beginn kurz aber deutlich präsent, weicht dann aber der großen Hampden-Show. Tatsächlich erlebe ich den Rum in der Folge dann auch absolut stiltypisch. Ester fluten den gesamten Mundraum, sie kommen daher mit gegrillter Ananas, Toffee, Leder, weiteren exotischen Früchten und etwas erdig-muffigem. Dazu hat der Rum, auch das kennt man von Hampden bereits, deutlich mediterrane Anklänge! Darüber, dass hier gerade ein noch eher junger Rum im Glas eskaliert, der noch keine 10 Jahre oder mehr im Fass gelegen hat, besteht zu keinem Zeitpunkt irgendein Zweifel, aber ich könnte wiederum nicht behaupten, dass mir hier etwas an Reife fehlen würde. Überhaupt nicht. Natürlich ist dann bei älteren Hampden noch mehr Komplexität vorhanden ist und weitere Einflüsse des Fasses kommen dazu, aber dieser junge DOK ist dennoch durchweg stimmig!

Abgang: ja, es ist ein Hampden-Abgang, aber hier ist man von reiferen Vertretern der Destillerie noch etwas mehr gewohnt. Seine Jugendlichkeit zeigt sich hier sehr deutlich. Nach hinten heraus kommen dann auch noch ein paar Holznoten vom Fass dazu. Es bleiben vor allem die jung anmutenden Eindrücke des Rums, sowie der mediterrane Touch haften, der mir dafür aber gut gefällt!

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DOK in the sun!
Fazit: Für all jene, die nach dem "DOK" in der Überschrift direkt runtergescrollt haben um im Fazit zu erfahren, ob es sich lohnt: verrate ich nicht! ;-) Okay, na gut! :-) Ja, der Rum ist richtig geil! Er ist, im Vergleich zu vielen länger gereiften Hampden, z.B. aus 1990, 1993 oder 1998, nicht unbedingt ein Über-Hampden, der sie alle miteinander in den Schatten stellt. Das sollte niemand erwarten, denn das kann er mit 8 Jahren Reife gar nicht leisten. Aber der Rum ist rundherum stimmig und macht Spaß, genau so wie er ist. Es ist schon ein sehr besonderes Erlebnis, einen Hampden DOK im Glas zu haben und schon alleine dafür lohnt es sich ihn zu trinken! Ich möchte da auch gar nicht viele weitere Worte verlieren, denn ich wünsche euch allen, dass ihr euch ein eigenes Bild vom Rum macht. Was ich mir die nächsten Tage nicht verkneifen können werde ist, mir damit mal einen richtig ordentlichen Mai Tai zu machen! Ich ahne, dass er da sehr, sehr gut funktionieren wird, und Maik von RUMBOOM hat das sogar schon ausprobiert und war wohl schwer angetan. Damit, liebe Leute, steht vor euch vermutlich als auch noch einer DER Rums für diesen Sommer!

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ihr in nächster Zeit zwingend auch die Blogs der anderen Jungs im Auge behalten solltet, um noch weitere Stimmen zu bekommen! Und nicht zuletzt, könnte auch die nächste Letters of Marque Abfüllung eines Tages in den Startlöchern stehen! Um da am Ball zu bleiben und nichts zu verpassen, empfehle ich der Letters of Marque Seite auf Facebook zu folgen ;-)

www.facebook.com/LetterOfMarqueSelections/

Und das allerletzte Wort für heute geht natürlich an die fünf anderen Jungs des Teams: ihr wart grandios und es war mir eine große Freude, Teil dessen gewesen zu sein, was wir da gemeinsam auf die Beine gestellt haben! Und ich freue mich schon wie ein kleines Kind, wenn wir dann beizeiten in gemeinsamer Runde endlich auch die Flasche #1 killen dürfen! :-)

Bis demnächst,
Flo

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