Sonntag, 19. Mai 2019

Habitation Velier HGML Jamaica Rum 9 YO Hampden 2010

Liebe Rum Gemeinde,

der Zirkus ist wieder in der Stadt! Nach HLCF, LROK, <>H und LFCH hat Velier, bzw. Habitation Velier, mit dem HGML ein weiteres Hampden Mark abgefüllt!



Und mit dem HGML hat Velier dann auch gleich mal so richtig tief in die Trickkiste gegriffen, denn dieses Mark war eines der ganz wenigen, welches wir so bisher eigentlich überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen hatten. Ja, inzwischen wissen wir, dass der Jahrgang 1983 das Mark HGML trägt, aber diesen kannte bis vor kurzem -mangels Abfüllungen- ja auch noch fast niemand. Und darüber hinaus sind diese Abfüllungen auch schon über 30 kontinentale Reifejahre alt und somit meines Erachtens über den Zenit. Insofern durfte man hier also schon besonders auf den Habitation Velier gespannt sein, keine Frage, zumal das Mark angeblich auch seit 2010 schon nicht mehr hergestellt wurde!
Verwirrung gab es zunächst über die genauen Umstände, die Auflage des Releases betreffend. Anfangs war mal von einer ultra raren Single Cask Abfüllung die Rede, später hieß es dann, das Bottling sei ca. 800 Flaschen stark. Wirklich handfeste Infos gab es dazu aber nie. Inzwischen scheint aber klar, dass es da doch ein paar mehr Flaschen geben muss, denn der Rum erfährt derzeit ja doch eine eher breite Streuung in den Shops, auch in Deutschland, was bei den ganz raren Releases bisher immer ausblieb.
















Was wissen wir über das Mark?

HGML steht für Hampden George MacFarquhar Lawson, wurde also nach einem der früheren Eigner der Destillerie in der Mitte des 19. Jahrhunderts benannt, so, wie wir das beim DOK (Dermot Owen Kelly-Lawson) auch schon gesehen haben, der ebenfalls nach einer bedeutenden Persönlichkeit der Destillerie benannt ist. Hampden verwendet dieses Mark nach eigener Angabe für Rums mit einem Estergehalt von 1000 bis 1100 gr/hlpa. Um da nochmal einen kurzen Überblick zu erhalten, zeige ich euch hier eine Tabelle, die ich auf der Basis der Angaben der früheren Version der Website von Hampden (leider nicht mehr online) zusammengestellt und um die Infos ergänzt habe, die der Cocktail Wonk auf seiner Seite liefert.


Hampden Marks:

Distillery Mark
Ester (gr/hlpa)
Jamaican Ester Level
OWH
40-80
Out of Range
LFCH
85-120
Common Clean
LROK
200-400
Wedderburn/
Out of Range
HLCF
500-700
Out of Range
<>H
900-1000
Continental Flavoured
HGML
1000-1100
Continental Flavoured
C<>H
1300-1400
Continental Flavoured
DOK
1500-1600
Continental Flavoured

Hampden nutzt seit der Wiedereröffnung also insgesamt acht destillerie-eigene Marks mit einer Esterrange von zwischen 40 und 1600 gr/hlpa Ester um seinen Rum zu definieren. Man produziert also nicht ausschließlich den so charakteristischen und immer beliebter werdenden High Ester Rum, sondern auch Rums im Low Ester Bereich (die Marks OWH und LFCH).
Was jetzt natürlich auffällig ist, ist, dass die Angaben zum Estergehalt des Marks HGML von Hampden von denen erheblich abweichen, die Velier auf seinen Labeln anführt. Velier nämlich spricht beim HGML von einer Esterrange von 600 bis 770 gr/hlpa. Diese Diskrepanz kommt zustande, da die Angaben von Hampden wohl eine Angabe zum Gehalt an Congeners insgesamt darstellen, während die Angabe von Velier sich rein auf die Ester unter den Congeners bezieht. Das heißt, dass nur ca. 60-70% aller Congeners bei Hampden auf Ester entfallen, während die restlichen ca. 30-40% durch weitere enthaltene Congeners ausgemacht werden. Der HGML ist allerdings der erste Rum, bei dem Velier das so gründlich differenziert. Bei den bisherigen Abfüllungen hatte man die Angaben von Hampden übernommen. So sind die neuesten Angaben von Velier zwar die exaktesten bisher, aber sie sind eben auch verwirrend, da eine echte Vergleichbarkeit derzeit noch erschwert wird. So erscheint auf den Labeln nun der Eindruck, der HGML habe einen geringeren Estergehalt als der <>H. Tatsächlich stimmt das aber nicht, da auch hier die Angabe von 900-1000 gr/hlps natürlich entsprechend nach unten korrigiert werden müsste.



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Verkostung des HabitationVelier Jamaica Rum 9 YO Hampden 2010:


Preis: der Ausgabepreis in Italien lag bei ca. 100,- Euro. In Frankreich und in Deutschland war er mit 125,- Euro etwas teurer. 

Alter: von 2010 bis 2019 lag der Rum insgesamt 9 Jahre im Fass. 

Lagerung: die Fässer wurden während der gesamten Dauer ihrer Reifung bei Hampden auf Jamaica in tropischem Klima gelagert. 

Fassnummern: unbekannt. Auch, wieviele Fässer und wieviele Flaschen es am Ende genau waren ist nicht sicher bekannt. Gerüchte sprechen von 800 Flaschen, was für eine Habitation Velier Abfüllung sehr wenig wäre. 

Angel's Share: >64% gingen an die Engel. 

Alkoholstärke: der Rum kam mit 62% vol. und der Angabe High Proof in die Flasche. Eine leichte Verdünnung ist also erfolgt. 

Destillationsverfahren: Double Retort Pot Still.

Mark: HGML (Hampden George MacFarquhar Lawson)

Farbe: tiefes, kräftiges Gold. 

Viskosität: der Rum bildet kleine Tröpfchen an der Glaswand und fließt dann unregelmäßig und in eher engen Schlieren an der Glaswand herab. 

Nase: eine klare, kräftige und eindeutige Hampden-Nase begrüßt mich wie einen alten Freund - ich bin zuhause! Ja, Hampden war nun einmal meine erste große Rum-Liebe und das spüre ich bei jeder neuen Abfüllung wieder und wieder. Es begrüßen mich zunächst Ester-, Nagellackentferner- und Klebstoffnoten und etwas alkoholische Schärfe in der Nase. Letztere verfliegt über die Zeit, was der Nase mehr und mehr Tiefe verleiht, aber erstere bleiben auch nach längerer Zeit im Glas weiter bestehen. Dahinter verbirgt sich ein wahres Potpourri an tropischen Früchten und eine prägnante Marzipan-Note. Diese wird ergänzt um dunkle Erde und Zitrus-Anklänge. Dazu gesellen sich auch schon ordentlich Vanille und Tannine vom Fass, von dem er schon gut was abbekommen hat. Aber mal im Ernst und im Vertrauen: ist das nicht irgendwie immer das gleiche? Auf gewisse Weise ja, die Assoziationen bei Hampden decken sich bei mir tatsächlich sehr. Wer da mal ein paar Reviews übereinander legt, der wird um ein Schmunzeln nicht herum kommen. In erster Linie liegt das daran, dass der Stil von Hampden grundsätzlich sehr konstant ist und die Ausprägungen der Extremität vor allem durch die verschieden starken Ester- oder auch die Alkoholgehälter, sowie natürlich die Reifung, schwankt. Ein wesentlicher Stilwechsel geht damit aber nahezu gar nicht einher. Im Falle des heutigen Rums ist klar zu merken, dass der Estergehalt sehr hoch liegt. Er liegt in diesem Punkt mindestens gleichauf mit dem <>H und deutlich über dem HLCF

Gaumen: am Gaumen fällt mir zunächst einmal eine wirklich eigenartige Konsistenz des Rums auf, mehlig ist das, was mir da als erstes in den Sinn kommt. Dahinter rauscht dann eine wirklich bemerkenswerte Bitternote heran, die ich so nicht erwartet habe bei einem neunjährigen, ganz egal wo der gereift ist. Die alkoholische Schärfe hält sich sehr in Grenzen, das kenne ich vom HLCF und vom <>H noch anders, wobei der HLCF mit 68,5% vol. auch einen noch deutlich höheren Alkoholgehalt hat. Beim zweiten Schluck fehlt diese mehlige Komponente dann. Dies konnte ich bei insgesamt drei Tasting Sessions jeweils jedes Mal beobachten, das ist sehr ungewöhnlich und hab ich in der Form glaube ich bisher noch nie gehabt. Die Bitternote bleibt, wirkt aber auch besser eingebunden jetzt. Nun ist es ein Hampden, wie man Hampden gern hat - mit all den typischen Komponenten aus der Wiedervorlage (😄) und der vollen Portion Ester. Mit der Zeit wird der Rum dann immer cremiger am Gaumen. Das gefällt mir. Ich wage gar die Prognose, dass der schon sehr nah am Zenit für tropisch gereifte Hampden streift, denn der Rum beginnt schon sehr deutlich an Ecken und Kanten zu verlieren, gerade im Vergleich zum 6 jährigen HLCF und zum 7 jährigen <>H, und ist reich an Fasseinflüssen. 

Abgang: schon deutliche Tannine und etwas Ester begleiten den Rum auf seinem Weg "nach unten". Der Abgang geht dann aber doch auch wieder kürzer, wesentlich kürzer, als ich das bei lange kontinental gereiften Hampden gewohnt bin. Diese konnten da mehr. Leider zieht sich dieser Punkt durch alle tropisch gereiften Hampden, die bisher erschienen sind. 

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Fazit: der HGML ist der bisher reifeste und auch rundeste der bislang erschienenen Hampden Releases und aus meiner Sicht auch derjenige, der dem Zenit am nächsten kommt. Sieht man vom ersten Schluck ab, so ist er in meinen Augen letztlich auch der beste der bisherigen Hampden von Velier. Vom Estergehalt her rangiert er wohl etwas über dem Niveau des <>H, das heißt, auch geschmacklich kam die Bestätigung, dass wir es tatsächlich mit Esterangaben nach unterschiedlichen Maßstäben zu tun haben. Die Frage für mich ist nach Verkostung der Abfüllung allerdings vor allem auch: wo geht das in Zukunft hin? Denn eines ist für mich ganz klar: bei über 10 Jahren Reife in den Tropen dürften die Hampden dann drüber sein. Für einige Connaisseure, die Hampden gern besonders kantig mögen, dürfte auch der HGML schon gefährlich weit vom Beuteschema abweichen. Viel mehr geht da in meinen Augen nicht. Und doch fehlt mir da auf der anderen Seite auch das, was die lange kontinental gereiften Hampden gerne mitbringen, nämlich die nach hinten heraus unglaublich langanhaltende Intensität. Die lässt sich nämlich scheinbar nicht über die beschleunigte tropische Reifung herbeiführen, weswegen allein schon deshalb im Falle von Hampden beide Arten der Reifung immer ihre Berechtigung haben dürften. Der HGML ist schon sehr lecker. Auf einen tropisch gereiften C<>H in dem Alter wäre ich extrem gespannt. Aber ich glaube, dass tropisch gereifte Hampden nicht in dieser Weise per se als besser angesehen werden können in der Zukunft, wie diese Aussage bei Caroni beispielsweise in meinen Augen schon sehr klar zutrifft. Ich bin und bleibe aber vor allem gespannt, was da noch kommt!

-92/100-


Ein Dank geht in dieser Woche noch nach Rostock für's Sample! Vielen lieben Dank ihr beiden! :-)

In diesem Sinne: bis demnächst!
Flo

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

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Anonym hat gesagt…

Super, vielen Dank für das ausführliche Review :-) Dürfte ich eine kleine Frage stellen: Ich bin am Überlegen für einen runden Geburtstag demnächst einen richtig funkigen Hampden zu holen. Zur Wahl stehen da dieser hier, der Kill Devil 10y 2007 sowie der Compagnie des Indes 9 Jahre 60%. Kannst du da evtl eine schnelle Einschätzung zum CDI geben, wie du es ja bereits beim Kill Devil Review in Aussicht gestellt hattest geben? (Ich möchte nicht unbedingt ein Review von dir vorweg nehmen, also wenn das konträr dazu steht, auch ok) Vielen lieben Dank im Voraus

Flo hat gesagt…

Moin, der CDI 9 YO ist auch richtig gut. Grundsätzlich kann man alle drei genannten Abfüllungen bedenkenlos kaufen, allerdings kenne ich vom Kill Devil auch nur das erste Release. Ob die Releases die Qualität gehalten haben kann ich nicht mit Sicherheit sagen, würde das aber vermuten. Da bin ich leider noch nicht dazu gekommen, die anderen zu probieren. Am Ende ist dann auch die Frage, was dir wichtig ist. Der CDI ist ein DOK, der KD ein C<>H (hatte ich im Review damals falsch gemutmaßt) und der HV ein HGML. Insofern unterscheiden sich die drei im Estergehalt. Vom Reifegrad her hat der HGML die Nase vorn, da macht die tropische Reifung bei ansonsten relativ vergleichbarem Alter es am Ende dann schon aus.

Beste Grüße
Flo

Anonym hat gesagt…

Ist der CDI 9 YO ein Barrel Proof ? oder nur High Proof ?
Ich habe schon den HGML und KD C<>H. Gibt wirklich ein grosses unterschied zwischen den KD und CDI ? Vielen dank im voraus !

Flo hat gesagt…

Der CDI ist ein High Proof. Die Fassstärke müsste bei ca. 65% vol. liegen. Ich fand den Kill Devil etwas besser als den CDI. Wenn du den Kill Devil schon hast, braucht man den CDI nicht zwingend.

Beste Grüße
Flo

Anonym hat gesagt…

Danke dir. Ich hoffe es kommnt ein DOK Habitation Velier in 2020.

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