Liebe Rum Gemeinde,
Legenden-Zeit auf Barrel Aged Thoughts! Und das bedeutet heute nicht weniger, als dass ich mir den ältesten Jahrgang ansehen werde, den ich innerhalb der Cadenhead's Cask Strength Serie kenne. Gleichzeitig ist das entsprechende Bottling auch nach dem Abfülldatum eines der ältesten aus dieser Serie, das mir bekannt ist: wir sprechen über den Cadenhead's VNL Demerara Rum 36 YO Enmore aus dem Jahr 1962 (!), abgefüllt im Dezember 1998 mit 62,9% vol.!
Legenden-Zeit auf Barrel Aged Thoughts! Und das bedeutet heute nicht weniger, als dass ich mir den ältesten Jahrgang ansehen werde, den ich innerhalb der Cadenhead's Cask Strength Serie kenne. Gleichzeitig ist das entsprechende Bottling auch nach dem Abfülldatum eines der ältesten aus dieser Serie, das mir bekannt ist: wir sprechen über den Cadenhead's VNL Demerara Rum 36 YO Enmore aus dem Jahr 1962 (!), abgefüllt im Dezember 1998 mit 62,9% vol.!
Legende! Ein einziges Wort nur, mit dem aber doch automatisch so viele weitere Worte gleichzeitig mitschwingen: Mythos. Ehrfurcht. Seltenheit. Historie. Das Besondere. Qualität! Man könnte hier nahtlos mit weiteren Begriffen anschließen und sie alle könnten letzten Endes aber doch nur anreißen, was alles im Raum steht, wenn wir über diese einzigartige Abfüllung sprechen. Bis vor wenigen Monaten kam "Mythos" dem ganzen wohl am nächsten. Denn bis zu dem Moment in dem ich die Flasche im Schweizer Rum Rarities Shop fand, hatte niemand den ich kenne diesen Rum je in flüssiger Form zu Gesicht bekommen. Der einzige Beweis für die Existenz eines solchen Bottlings mit dem Mark VNL fand sich seit vielen Jahren auf der Seite "Peter's Rumlabel" eines tschechischen Liebhabers. Daraus ergaben sich auch sämtliche bekannte Daten für diesen Rum. Einen weiteren, mit nur 30 Jahren Reife noch jüngeren, VNL kannte man darüber hinaus aus Dave Brooms Rum Buch von 2003, sofern dieser denn überhaupt existiert. Denn ich glaube, dass es sich dabei eher um einen Schreibfehler im Buch handelt und es auch hier ebenfalls um die 36 jährige Version geht. Warum? Nun, ganz einfach, für den 30 YO VNL wird im Broom ein Alkoholgehalt von 62,9% vol. angegeben, also exakt der gleiche den nachweislich auch der 36 YO hat. Zwar schließt es sich natürlich nicht aus, dass es bei beiden einfach der gleiche Wert ist, aber es ist, insbesondere durch die sechs Jahre längere Reifezeit, schon extrem unwahrscheinlich. Dazu kommt, dass es (vom ominösen 30 YO VNL abgesehen, der schon 1992/93 abgefüllt worden sein müsste) bisher keine mir bekannte Cadenhead Cask Strength Abfüllungen aus der Zeit von vor 1995 gibt (da gab es definitiv einen 1964er PM), und das, obwohl ich seit ca. zehn Jahren sämtliche Bottlings von Cadenhead zusammentrage. Klar, das sind sämtlichst Hinweise, keine Beweise, aber sie wiegen für mich schon sehr stark. Alles in allem gehe ich stark davon aus, dass die Cask Strength Linie erst 1995 gestartet wurde und es das 30 YO VNL Bottling niemals gab und Broom den 36 YO meinte. Somit wäre dies dann letztlich auch das erste und einzige weltweit mir bekannte Bottling, das je das Mark VNL getragen hat. Und niemand den ich kenne, da schlage ich dann wieder den Bogen zu meiner Ausgangslage und dem Begriff des Mythos, hatte davon jemals etwas probiert.
Und das heißt für mich, dass ich nun quasi direkt an den Rum übergebe, für den die eingangs erwähnten Schagworte so sehr zutreffen, wie auf nur wenige andere Rums: Mythos. Ehrfurcht. Seltenheit. Historie. Das Besondere. Und Qualität? Gerade letzteres werde ich mir nun genau anschauen und mir dabei alle Mühe geben, durch die erstgenannten Begriffe nicht allzu sehr die Objektivität zu verlieren. Viel Spaß euch beim Lesen!
Verkostung des Cadenhead's VNL Demerara Rum 36 YO Enmore 1962:
Alter: von 1962 bis Dezember 1998 reifte der Rum stolze 36 (!) Jahre lang im Fass.
Lagerung: unbekannt. Wahrscheinlich ist, dass er aus den alten Cadenhead Beständen stammte, die noch direkt in Guyana erworben und dann in Europa kontinental gereift wurden. Sehr wahrscheinlich ist er auch gefärbt.
Fassnummer: unbekannt.
Fassnummer: unbekannt.
Angel's Share: keine Angabe.
Alkoholstärke: 62,9% vol. Alkohol weist der Rum auch nach 36 Jahren im Fass noch immer auf. Dies entspricht, wie es bei der Cadenhead's Cask Strength Serie der Name schon inkludiert, der Fassstärke.
Destillationsverfahren: angegeben ist eine Column Still der Enmore Distillery. Dies könnte natürlich die bekannte Wooden Coffey Still (EHP) sein. Möglich wäre aber auch eine fehlerhafte Angabe, da es überaus untypisch war, dass im Column Still Verfahren gebrannte Batches nach Europa kamen.
Mark: VNL - die Bedeutung dieses Marks liegt leider komplett im dunkeln.
Farbe: sehr dunkel, im Glas leuchtendes Mahagoni.
Nase: ich lasse den Rum per se erst einmal über eine Stunde im abgedeckten Ballonglas atmen, da er aus einer erst vor kurzem geöffneten Flasche stammt und somit noch nahezu keine Chance hatte, in der Flasche zu oxidieren (der Rum wurde direkt nach dem Öffnen in kleine Sampleflaschen umgefüllt). Bei der zweiten Verkostung lasse ich ihn wiederum ca. 30 Minuten unabgedeckt im Freien stehend atmen, was ich in diesem Fall als beinahe noch intensiver empfand. Dann bekomme ich dafür aber jeweils auch einen Rum, der mich zunächst einmal vollkommen überwältigt! Der Rum ist alt und, auch wenn das immer so abgedroschen klingt, das merkt man auch! Ein überaus reifes, komplexes, dichtes Konzentrat von Bouquet strömt mir in die Nase und verhindert erstmal, dass ich dazu überhaupt irgendwas notieren kann, denn der Rum fordert mich ungemein und man möchte von ihm auch gefordert werden. Dementsprechend bin ich hier zunächst vor allem ganz viel am Riechen und dabei, dieses Gewitter an Eindrücken das da auf mich einprasselt zu erfassen und versuche es irgendwie einzuordnen. Das ist gar nicht so einfach, weil ich einfach noch nichts wirkliches vergleichbares im Glas hatte, auch wenn ich mich durchaus stark an alte Lemon Harts aus den 1960s z.B. erinnert fühle (Tak Gregers!). Am deutlichsten habe ich wohl Assoziationen zu Melasse und karamellisierten Rohrzucker, was wohl eindeutig für eine Färbung des Rums spricht. Dahinter habe ich aber auch reichlich Gewürze (Pfeffer!), frisches Zuckerrohr, Möbelpolitur, Eichenholz und Tannine. Teilweise habe ich auch Assoziationen zu Rums wie dem REV, allerdings dürfte das wohl tatsächlich von der Gemeinsamkeit der Färbung her rühren, was zeigt, dass diese doch deutlich geschmacksgebender war und ist, als oft vermutet wird. Nach ca. drei bis vier Stunden im Glas (abgedeckt) legt der Rum nach nochmals an Intensität zu und gibt weitere Facetten preis, so dass sich eine lange und intensive Beschäftigung mit ihm schon wirklich sehr lohnt. Wenig bis gar nicht präsent zeigt sich übrigens der mit 62,9% vol. doch schon recht ordentliche Alkoholgehalt. Das ist schon beachtlich!
Abgang: sehr, sehr trocken, aber nicht bitter. Für einen Demerara Rum verschwindet der Rum hingegen verhältnismäßig schnell.
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-88/100-
PS: Nutzer der Rum Tasting Notes App finden diese Abfüllung auch hier:
Flo
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