Sonntag, 6. September 2020

Flensburg Rum Company Jamaica 12 YO Hampden 2007

Liebe Rum Gemeinde!

allgemein in diesem Jahr und speziell jetzt zur Zeit geht es auf dem Rum Markt zu wie im Taubenschlag und so möchte ich euch heute einen weiteren Rum vorstellen, der aktuell in den Fachhandel gefunden hat! Es geht um den Flensburg Rum Company (FRC) Jamaica Rum 12 YO Hampden 2007, hinter dem das Team um Thomas Altmann von Old Man Spirits steht!



Und bei Old Man Spirits dürfte es bei vielen von euch sogar klingeln, denn die Jungs und Mädels sind in der Szene schon eine ganze Weile unterwegs und füllen schon länger auch selbst ab. Allerdings, und da findet dann auch schon die Überleitung zur Flensburg Rum Company statt, waren das bisher eher die süßen Vertreter, die unter Nerds wie mir keinen Anklang finden können. Das wird wohl auch in Zukunft so sein, und um sich da innerlich und äußerlich klar abzugrenzen, hat man mit der FRC eben gleich eine komplett neue Marke unter dem gemeinsamen Dach geschaffen. Diesen Schritt begrüße ich persönlich sehr, denn er ist konsequent und folgerichtig. Dazu hat man sich mit Kirsch Import einen Vertrieb mit ins Boot geholt, der gerade im Rum Bereich als Partner des Branchen-Primus Velier in den letzten Jahren sehr viel positives Reden von sich machen konnte! Well done!

Das erste Meeting bei Old Man Spirits in Schuby (2019)

In Kontakt kam ich mit Thomas Altmann und Klaus Heuer das erste mal vor schon fast einem Jahr, als ich die Jungs in deren Firmensitz in Schuby besuchte. Damals erläuterten mir die beiden sehr anschaulich was sie sich für die Zukunft vorgenommen haben und wohin es mit der FRC noch gehen soll. Der Großteil dessen ist natürlich noch unter Verschluss, aber da wird noch einiges und auch großes kommen, da könnt ihr gespannt sein! Besonderes Augenmerk liegt bei mir persönlich natürlich auf der Single Cask Serie, dessen viertes Release dieser Hampden nun schon ist. Zuvor wurden auch schon ein 1992er Versailles, ein 2007er Monymusk und ein 2005er aus Barbados abgefüllt, deren Qualität durchgehend super war, jedoch nicht gänzlich meinem Geschmack entsprach!



Zum heute vorgestellten Hampden hingegen muss man eigentlich nicht mehr viel sagen! Das Mark C<>H spricht im Grunde schon seit den legendären 1990er Abfüllungen für sich, spätestens aber nach dem Habitation Velier Release in diesem Jahr. Was die grundsätzliche Verwirrung und die besonderen Umstände rund um den Hampden-Jahrgang 2007 betrifft, so habe ich im Review zum Kill Devil bereits so weit es mir möglich war Klarheit geschafft. Mit jenem Rum werde ich den FRC heute natürlich auch direkt vergleichen, auch um zu sehen, wie sich das Batch in den letztes zwei Jahren so entwickelt hat. Was direkt im Vorfeld schon auffällt ist, dass der FRC nochmal um einiges mehr an Bumms hat, ganze 66,8% vol. weist er auf, während sich einige der Kill Devil 2007 bereits schon der 60% vol.-Marke näherten. Das ist ungewöhnlich, aber kommt ab und zu vor. Ich denke da auch an das "Beast" damals von The Rum Cask, der ja sogar fast bei 70% vol. war.

Eher selten kommt hingegen vor, was nach der Abfüllung des Rums geschehen ist. Dass geleerte Fässer anschließend wiederverwendet werden ist das normalste der Welt, auch, dass sie zum Finishen dienen kommt immer wieder vor, allerdings bezieht sich das in der Regel eher auf Spirituosen. Anders bei diesem Fass! Denn der Abfüller hat sich mit der Südtondern Brauerei aus Niebüll zusammengetan und sie dafür gewinnen können, eines ihrer Biere im Hampden Fass zu veredeln. Zugegeben, auch das kommt nicht zum ersten Mal vor, aber es ist zumindest das erste Mal, dass mir das Ergebnis tatsächlich auch gefällt. Und was noch erstaunlicher ist: mir gefällt sogar der Grundstoff, das "Nr. Een Pale Ale" mit 4,9% vol.. Erstaunlich ist das deshalb, weil ich alles andere als ein Biertrinker bin. Mir schmecken die meisten Biere in aller Regel nicht, aber mit diesem hier werde ich tatsächlich warm. Noch besser aber gefällt mir die gefinishte Variante aus dem Hampden Fass, denn anders als z.B. beim Hampden Bier von Hubert Corman kommt der Hampden hier tatsächlich auch raus. Vier Wochen lang ließ man das Bier im frisch (und auch komplett!) entleerten Hampden Fass nachreifen und das merkt man auch! Zum einen, weil das Bier nun plötzlich einen deutlich erhöhten Alkoholgehalt von 8,1% vol. aufweist, aber vor allem deshalb, weil plötzlich Assoziationen zu Bananen-Weizen entstehen! Ich schmecke den Rum unterschwellig immer wieder deutlich raus, ohne, dass das Finsih das ganze Bier aber überlagert hätte. Das ganze bekommt eine subtile, leicht bananige-Jamaica Note, die sich vor jedem Schluck auch in der Nase schon andeutet. Das passt richtig gut und von mir gibt es dafür einen riesig großen Daumen nach oben! 👍 "Nochmal geiler geworden!" steht auf dem Etikett, und dem kann ich mich nur anschließen!

Doch nun zum heutigen Hauptdarsteller: schauen wir, was der Rum kann!

Bedanken möchte ich mich allerdings zuvor noch kurz für die zu Foto- und Verkostungszwecken erhaltene Flasche Rum, sowie die dazugehörigen Biere, dies sei auch zum Zwecke der Transparenz an dieser Stelle gerne erwähnt. Auf meine sensorische Wahrnehmung hat dieser Prozess selbstverständlich wie immer keinerlei Auswirkungen.


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Verkostung des Flensburg Rum Company Jamaica Rum 12 YO Hampden 2007:


Preis: die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 119,90€. Darin enthalten sind auch die zwei Flaschen Bier. Bei Kirsch Import ist der Rum aber bereits vergriffen, so dass nur noch das an Flaschen da ist, was nun bei Händlern noch auftaucht. 

Alter: von November 2007 bis Sommer 2020 lag der Rum insgesamt 12 volle Jahre im Fass. 

Lagerung: der Rum kam als New Make nach Schottland und lag dort sieben Jahre lang im Hogshead Cask. Anschließend wurde er nach Liverpool verfrachtet und lag dort noch weitere fünf Jahre lang, bevor er im Jahr 2020 von Old Man Spirits nach Deutschland importiert und dort abgefüllt wurde.

Fassnummern: unbekannt. Das Fass ergab allerdings noch 252 durchnummerierte Flaschen a 0,7 Liter.

Angel's Share: unbekannt, ich vermute allerdings zwischen 10-15%. 

Alkoholstärke: der Rum hat eine Fassstärke von 66,8% vol. und wurde vor dem Abfüllen nicht verdünnt. 

Destillationsverfahren: Double Retort Pot Still.

Mark: C<>H (Continental <Diamond> Hampden)

Farbe: ein für 12 Jahre kontinentale Reifung typisches helles, blasses Stroh. 

Viskosität: enge, regelmäßige und parallele Schlieren fließen zügig an der Glaswand hinab und ins Glas zurück.

Nase: nachdem der Rum im Glas mit Sicherheit eine gute Stunde lang atmen durfte, empfangen mich in der Nase direkt zu Beginn schon die absoluten Highest Ester Töne! Hampden, I'm coming home! Absolut konzentriert, kommt einem dieser Rum zunächst noch wie eine Art Hampden Essenz vor, was er historisch gesehen ja auch war, bzw. noch immer ist. Doch während man es sich früher nicht vorstellen konnte, dass Menschen dafür zu begeistern wären diese Rums pur zu genießen, gibt es dazu heute eine echte Fan-Gemeinde und mit mir einen Fan der frühen Stunde! Im Vergleich zum Kill Devil fallen die zwei Jahre längere Reifezeit tatsächlich deutlich auf, und das absolut positiv! Der FRC kommt im Vergleich schon deutlich voller, ausgewogener, reifer und zugänglicher daher und ist für mich bis hier her auch der auf jeden Fall bessere Rum. Der Alkohol ist, trotz der fast 3% vol. mehr beim FRC merklich besser eingebunden und sticht kaum, was ich bei einem Alter von nur 12 kontinentalen Jahren und fast 67% vol. schon beachtlich finde. Ich finde außerdem natürlich auch jede Menge Lösungsmittel und Klebstoffe der Ester. Sie bestimmen die Marschrichtung, überlagern aber nicht das gesamte Bouquet. Dieses hält auch den für C<>H so typischen Schlagabtausch zwischen Süße und Fruchtigkeit auf der einen Seite und einem krassen Säure-Einschlag auf der anderen Seite bereit. So treffen hier gegrillte Ananas, überreife Bananen, Toffee und Marzipan auf Zitronen, Antipasti und Humus. Das ganze wird wunderbar von einer schönen Vanille und etwas Holz vom Fass umspielt, welche ganz klar dafür sorgen, dass dieser Rum schon sehr in die Richtung des alten Berry Bros. & Rudd Hampden 1990 geht, nur eben in Fassstärke. Ganz stark! Nach ca. eineinhalb Stunden im Glas ist der Unterschied zum Kill Devil auch noch größer geworden. Der hält hier definitiv nicht mit!

Gaumen: der volle Einschlag! Am Gaumen kommt der Rum zunächst einmal sehr kräftig (aber nicht scharf!) und adstringierend daher! Die für C<>H typische Säure lässt die Schleimhäute ordentlich  zusammenziehen. Der Alkohol ist exzellent eingebunden, schon selten gut, wenn ich auf die gerade einmal 12 jährige Reifung auf der einen, und den Alkoholgehalt von 66,8% auf der anderen Seite blicke. Das finde ich in der Form nicht alle Tage bei einem Rum mit diesen Eckdaten vor, weswegen ich es hier auch explizit betone. Der Rum ist richtiggehend weich, für einen Hampden. Das bedeutet natürlich, dass auch größere Schlücke möglich sind, allerdings wird es dann aber auch schon sehr krass und der Hampden beißt ein wenig. Jedoch ob größere oder kleinere Schlücke, ich habe Hampden Flavour so weit das Auge reicht! Schneller und immer mehr wird der gesamte Mundraum mit dieser unfassbar rummigen Ester Note geflutet. Total geil! Ich habe ein Potpourri an gegrillter Ananas, leicht grasigen Noten, Zitronen, Humus, aber auch Chorizzo und Antipasti! Zugegeben, die Standard-Palette an Hampden Assoziationen, aber die Intensität ist immer wieder beeindruckend! Das ganze wird mit zunehmender Verweildauer im Mund immer cremiger, bis er schließlich seinen Weg die Kehle hinab findet. Der Kill Devil im Vergleich hat auch einen sehr gut eingebundenen Alkohol, allerdings schmeckt er in seinem ganzen Charakter noch sehr viel jünger und eindimensionaler, so dass er all in all meines Erachtens kein Vergleich zum FRC darstellt. Letzterer schmeckt deutlich und merklich besser und reifer.

Abgang: ein langer, warmer, erdiger Abgang, typisch für Hampden! Trockener und sogar leicht bitter werdend. Im Hintergrund die Esterpower. Sehr geil! 

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Fazit: ein überraschend guter Rum, ein richtig geiler Hampden und definitiv eine klare Empfehlung meinerseits an alle, die auf Highest Ester Hampden abfahren! Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, einzig der gleichsam außergewöhnlichen wie ungewohnten Dichte an Highlights in der Spitze in diesem Jahr (und darunter eben viele lange gereifte Demeraras oder Caronis) ist es geschuldet, dass dieser Hampden am Ende des Jahres die Top 10 möglicherweise sogar verpassen könnte. Das ist schon krass, wenn ich überlege, dass ich mir jetzt gerade in jedem anderen, normalen Jahr mit gewöhnlicher Dichte an Bottlings sicher gewesen wäre, dass er es dort locker und spielend hinein geschafft hätte! Denn den Kill Devil, der mir damals ja auch schon sehr gut gefiel, lässt er z.B. klar hinter sich und mit dem Berry's 1990 schlägt er für meinen Geschmack sogar eine echte Legende! Vielfach wurde ich in den letzten Tagen auch gefragt, wie er sich im Vergleich zum C<>H von Habitation Velier schlagen würde, der ebenfalls zu den Highlights in diesem Jahr zählt. Hier habe ich mich mit einer Antwort stets schwer getan, weil ich sie nicht miteinander vergleichbar finde, zu stark wirken sich die Unterschiede zwischen kontinentaler und tropischer Reife bei vergleichbarer Reifedauer auf den Rum aus. Ich hatte die beiden in einer Verkostungs-Session ebenfalls parallel und fand sie beide auf ihre Weise super. Klar wurde mir darüber hinaus allerdings einmal mehr, dass mag ich auch andere Stile aus anderen Ländern inzwischen deutlich häufiger im Glas haben, so ist und bleibt Hampden für mich aber immer etwas besonderes und meine erste Rum-Liebe! Dieses "Coming Home"-Gefühl habe ich bei keiner anderen Destille so stark und bei dieser Abfüllung war dieses Gefühl definitiv und in besonderem Maße ausgeprägt! 'nough said! 

-92/100-


PS: Nutzer der Rum Tasting Notes App finden diese Abfüllung auch hier:

Flensburg Rum Company C<>H Jamaica Rum 12 YO Hampden 2007


Bis demnächst
Flo

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie immer ein sehr ausführliches Review.

Eine Sache fällt mir allerdings immer mehr auf Deinem Blog auf und dies ist (Kritik, kein Vorwurf!), dass es immer häufiger vorkommt dass Du mehr und mehr Produkte promotest. Soweit ich weiß muss dies als Werbung, oder "gesponsort durch" kenntlich gemacht werden, wenn es kostenlose Produkt(groß)samples, oder das Review gegen Bezahlung erfolgt ist.

Ansonsten: Schön, dass Herr Altmann nun auch den Weg zum richtigen Rum gefunden hat. Bin gespannt was da noch in Zukunft folgt...

Flo hat gesagt…

Moin,

und vielen Dank zunächst einmal für die Rückmeldung! :-)

Ja, ich stecke da wohl so ein wenig in einer Zwickmühle ;-) Vor einiger Zeit noch bemängelten einige Leser, dass die bei mir vorgestellten Rums ohnehin seit Jahren vergriffen seien und die Reviews daher zwar zum Schwelgen in der Vergangenheit eingeladen hätten, den meisten Lesern in der Gegenwart aber nicht viel weiter geholfen hätten. Auch deshalb hat es mich natürlich gefreut, dass seit einiger Zeit vor allem auch von deutschen UA immer wieder Kracher-Bottlings kommen, die hier aktuell und nicht nur aus der Retro-Perspektive vorgestellt werden können, ohne das qualitative Niveau zu senken. Und wie gerade auch diese Abfüllung von der FRC gezeigt hat, bin ich da auch in keiner Weise auf irgendeinen Abfüller speziell festgelegt. Einzig: der Kreis derer, deren Bottlings ich da vorstellen kann ist eben klein, denn der richtig geile Shice kommt halt einfach von nur ein paar wenigen UA (vor allem Velier, RA, TRC, neuerdings FRC und vllt. alle Jubeljahre noch mal Silver Seal). Große Namen aus der Vergangenheit (Bristol, Cadenhead, Duncan Taylor,...) dagegen sind meines Erachtens qualitativ auch genau dort stehen geblieben: in der Vergangenheit. Das ist schade, aber nicht zu ändern.

Wenn mir Produkte kostenlos zur Verfügung gestellt werden, dann mache ich das kenntlich (beim FRC hatte ich es zunächst tatsächlich vergessen, vielen Dank also für den Hinweis, ich habe das umgehend entsprechend ergänzt!). Gekaufte Reviews gibt es hingegen ganz grundsätzlich nicht. Ich stehe in keinerlei Vertragsverhältnissen mit Bottlern oder gehe durch die Annahme von Samples oder Flaschen irgendwelche Verpflichtungen ein. Teilweise helfe ich den Abfüllern (ebenfalls unentgeltlich) bei der Auswahl der Rums. Dass ich Rums, die ich so gut finde, dass ich sie zur Abfüllung empfehle, auch gerne hier vorstelle, liegt dann hingegen wohl in der Natur der Sache.

Dass Reviews von Rums die mir kostenlos zur Verfügung gestellt werden in letzter Zeit häufiger vorkamen ist richtig, allerdings liegt das schlicht an der unfassbaren qualitativen Dichte in diesem Jahr, daran, dass sie von Bottlern kamen, zu denen ich ein super Verhältnis habe und pflege und auch daran, dass ich in die Prozesse im Hintergrund mal mehr und mal weniger involviert bin. Wenn's geil ist, stell ich's halt vor, zumal eben, wenn ich selbst an einer Abfüllung mitgewirkt habe. Ich möchte dabei allerdings auch betonen, dass ich mir ausnahmslos jede der betreffenden Abfüllungen z.B. auch selbst (oft mehrfach) gekauft habe. Ebenso habe ich aber auch von anderen Rums der Bottler Samples erhalten, bei denen ich mich aber gegen ein Review entschieden habe. Ich habe da also immer wieder volle Entscheidungsfreiheit und genieße das auch! Ziel ist immer, den bestmöglichen Rum hier auch vorzustellen, nicht die Rums bestimmter Abfüller (RA, TRC oder FRC). Dass das in letzter Zeit häufig zusammen fiel, liegt ausschließlich an deren guter Arbeit. Und wenn von anderen Bottlern (wie zuletzt neulich Silver Seal) dann aber mal was tolles kommt, stelle ich das ja wiederum gleichermaßen vor. Es passierte zuletzt und auf's Jahr gesehen nur einfach sehr selten. Leider!

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