Sonntag, 7. Oktober 2018

Samaroli 21 YO Hampden 1993 Full Proof

Liebe Rum Gemeinde,

heute geht es für mich einmal mehr nach Hampden und ich bringe eine Review, welche ich euch neulich nach der Verkostung des Compagnie Des Indes Hampden 1983 bereits versprochen habe, im Grunde aber schon seit Jahren schuldig bin: es geht um den Samaroli Jamaica Rum 21 YO Hampden 1993 Full Proof! 



Und um auch heute bei diesem Hampden vorweg gleich ein Superlativ zu bemühen: zur Verkostung kommt tatsächlich kein geringerer als der derzeit teuerste mir bekannte Rum der Destillerie überhaupt! Ebenso stolze wie gleichermaßen unglaubliche 2000,- Euro und mehr muss man inzwischen für eine Flasche dieser Abfüllung hinlegen, bei einem Ausgabepreis im Jahr 2014 von "gerade einmal" ca. 250,- Euro. Das war seinerzeit so viel Geld, dass ich alleine aus diesem Grund von einem Kauf einer Flasche abgesehen habe. Aus Investment-Sicht also definitiv schon mal ein klarer Fehler, aber viel wichtiger ist ja die Frage, ob ich den Nicht-Kauf auch geschmacklich bereue? Dazu am Ende mehr.

Der Samaroli Hampden 1993 Full Proof hatte lange Zeit ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal. Er war nämlich der einzige High Ester Hampden mit einem Ester-Mark über dem von HLCF (500 - 700 gr/hlpa), der in Fassstärke abgefüllt wurde. Zwar gab es mit dem Jahrgang 1990 auch Hampden Rums mit einem noch höheren Estergehalt (C<>H - 1300 - 1400 gr/hlpa), aber bis zum The Rum Cask 1990 mit 61,9% vol. wurde da nie einer in Fassstärke abgefüllt. Erst als diese Abfüllung im März 2017 veröffentlicht wurde und auch etwa zeitgleich der Cave Guildive aus 1993 aufkam, war der Samaroli in dieser Hinsicht nicht mehr alleine. Davon abgesehen waren Hampden in Fassstärke aber auch generell selten zu jener Zeit. Das ist zwar erst vier Jahre her, aber angesichts des heute so reichhaltigen und vielseitigen Angebots an fassstarken Hampdenabfüllungen wirkt das doch schon wie eine kleine Ewigkeit. 


Verkostung des Samaroli 21 YO Hampden 1993:

Preis: der ursprüngliche Ausgabepreis war mit über 200 Euro auch schon sehr heftig. Inzwischen sind einige Sammler sogar bereit, ein zehnfaches dessen zu bezahlen. Wirklich verrückt!

Alter: der Rum ist 21 Jahre alt und reifte von 1993 bis 2014 im Fass.

Lagerung: die Reifung fand von 1993 bis 2014 mutmaßlich in Großbritannien statt.

Fassnummer: Fass #39 ergab 260 nummerierte Flaschen. 

Angel's Share: unbekannt. 

Alkoholstärke: Full Proof - der Rum kommt mit stolzen 65,6% vol. daher.

Destillationsverfahren: Double Retort Pot Still.

Mark: mutmaßlich <>H (Diamond H)

Farbe: strohiges Gold, wie es typisch ist für lange kontinental gelagerte Hampden Rums. 

Viskosität: satt und fett klebt der Rum an der Glaswand, bevor er in regelmäßigen, engen Schlieren zurückläuft.

Nase: Huhhh! Hampden! Eine Nase, die innerhalb von Nanosekunden jeden Zweifel darüber zerstreut, was da gerade im Glas ist. Wunderbar esterige Hampden-Nase! Der alkoholische Einschlag ist, vor allem zu Beginn, leicht da, aber er verzieht sich rasch und ist dann überhaupt nicht mehr präsent. Sehr ausgewogen, überaus komplex. Allerhöchste Liga! Außergewöhnlich! Das Bouquet reicht hier von Hochester-Einflüssen wie Klebstoff, Nagellackentferner, Banane, Mango und gegrillter Ananas, über leichte Säure von Zitronen und Limetten über dunkle Anklänge von Humus und Rauchnoten. Dazu etwas Vanille und Marzipan. Fantastisch!

Gaumen: sehr geniale, stabile, adstringente Textur, wunderbar ölig, cremig, vollmundig und kräftig. Die Fassstärke spielt hier ihre komplette Stärke aus, weswegen der Rum zunächst auch noch sehr brachial und etwas scharf ist, aber kurze Zeit später ist dann nur noch Hampden Flavour pur da. Großartig!
Ich habe Hochester-Anklänge von Klebstoff, gegrillter Ananas, Banane, aber auch trockenere Noten von feuchter Erde und Eichenholz. Dahinter feine, dezente Säure mit Erinnerungen an diverse Zitrusfrüchte. Die Lagerung scheint mir bei diesem Rum auf den Punkt zu sein. Absolut herausragend!

Abgang: riesiger, unglaublich langer Abgang, wie man es von Hampden gewohnt ist! Gewohnt außergewöhnlich! ;-)

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The Best of Hampden!
Fazit: seltene Qualität! Vor mir steht nicht mehr und nicht weniger als einer der mit absoluter Sicherheit besten drei Hampden Rums, die ich je im Glas hatte! Die anderen beiden sind der The Rum Cask 1990 und der Duncan Taylor 1990. Das ist für mich die Hampden-Champions League! Der The Rum Cask ist in diesem Trio weiter meine Nummer 1, an ihm führt kein Weg vorbei, den liebe ich einfach, aber direkt danach, und ja, wohl noch vor dem Duncan Taylor, ordnet sich der Samaroli ein. Den Ausschlag gibt an dieser Stelle aber vor allem mein subjektiver Geschmack. Der Unterschied besteht nicht in der Qualität, sondern ausschließlich in der persönlichen Vorliebe! Der Samaroli, und der Jahrgang 1993 generell, ist etwas ausgeglichener als die beiden Rums aus 1990. Die Esterdröhnung ist nicht ganz so extrem und der Rum kommt sehr komplett daher. 1990 hat dafür noch etwas mehr Ecken und Kanten, mehr Säure und durch den nochmal deutlich höheren Estergehalt ist 1990 einfach nur, um es auf neudeutsch zu formulieren, "voll auf die Fresse" und darauf stehe ich bei Hampden total!
Apropos Estergehalt. Im Review zum Compagnie des Indes 1983 spekulierte ich auch über den Estergehalt des heute verkosteten Samaroli, bzw. dessen Mark. Gemeinhin wird für diesen das Mark <>H angenommen (900 - 1000 gr/hlpa), resultierend daraus, dass auf einem Foto des Fasses einmal das Mark JMH zu sehen gewesen sein soll und letztlich auch aus dem Geschmack selbst. Fest steht für mich auf jeden Fall, nach diversen Quervergleichen, dass der Estergehalt des Samaroli sowohl deutlich über dem der HLCF (500 - 700 gr/hlpa) aus z.B. 1992 liegt, als auch eindeutig unterhalb von dem der C<>H (1300 - 1400 gr/hlpa) aus 1990, was wiederum bedeutet, dass wir uns entweder im Bereich der <>H (900 - 1000 gr/hlpa) oder aber in dem von HGML (1000 - 1100 gr/hlpa) befinden müssen. Wie bereits früher dargelegt, geben die Bulk-Marks, wie "JM..." (Jamaica Main ...) zwar Hinweise auf das tatsächliche Mark, aber letztlich keine hinreichende, eindeutige Zuordnung. Vom Gefühl her, und auch im Vergleich zum <>H 2010 von Velier, würde ich auch auf <>H tippen, aber sicher ist das, aus meiner Sicht, nicht. Was sich jedoch sagen lässt ist, dass ein Estergehalt um 1000 gr/hlpa wohl als der optimale Kompromiss aus verhältnismäßig gemäßigter und gezügelter Kraft (LROK; HLCF) und der vollen Ladung Power (C<>H; DOK) gesehen werden kann und nicht wenige sehen den Samaroli daher auch als ihren unangefochtenen Favoriten und als die beste aller Hampdenabfüllungen.

Die Eingangsfrage, ob ich den Nicht-Kauf damals geschmacklich heute bereue, kann ich daher mit einem "Jein" beantworten. Ja, denn nach heutigen preislichen Maßstäben war der Rum das Geld auf jeden Fall wert. Und nein, weil ich für mich mit dem TRC 1990 noch einen größeren Favoriten gefunden habe und ich diesen preislich sogar noch leicht günstiger erwerben konnte. Und letztlich muss man auch einfach nicht immer jede Top-Abfüllung auch als ganze Flasche zuhause stehen haben, wenn gleich die Verlockung dazu häufig groß ist. Ich hatte zwei Samples dieses Rums (ein herzliches Dankeschön wie immer an die Sample-Dealer!) und werde sie weiter in Ehren genießen. Und in diesem Fall muss das reichen und wird das reichen.

-94/100-

Bis demnächst,
Flo

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