Sonntag, 30. September 2018

Compagnie Des Indes 33 YO Hampden 1983

Liebe Rum Gemeinde,

heute ist mal wieder Legenden-Zeit hier auf Barrel Aged Thoughts, denn zur Verkostung kommt der bisher älteste mir bekannte Rum, sowohl nach Alter als auch nach Jahrgang, einer meiner absoluten Lieblingsdestillerien: der Compagnie Des Indes Jamaica Rum 33 YO Hampden Estate 1983!

Viele Leser werden sich nun wahrscheinlich zunächst vor allem einmal fragen, was da eigentlich genau an ihnen vorbeigegangen ist, denn ich bin mir sicher, dass es doch einige von euch da draußen geben wird, die noch niemals etwas von dieser besonderen Abfüllung auch nur gehört oder gesehen, geschweige denn, sie verkostet haben. Ich selbst hörte erstmals Ende 2016 davon, dass es einen solchen Rum geben soll, bzw., dass dazu ein oder mehrere Fässer existieren sollen, bekam aber auch erst im Laufe dieses Jahres die endgültige Gewissheit, dass er wirklich existiert und auch abgefüllt wurde, nämlich von Compagnie Des Indes. Und schließlich, im Rahmen einer Flaschenteilung in Frankreich, bekam ich als einer der ganz wenigen Menschen in Europa gar die Möglichkeit ihn einmal probieren zu können. Denn die Flasche, die ein Connaisseur dort teilte, war eine von insgesamt nur 12 (!) Flaschen, die in ganz Europa verkauft wurden. Die Flasche gab es ansonsten nahezu ausschließlich in Nordostasien zu kaufen. Laut Website von CDI wurde die Abfüllung exklusiv in Japan verkauft, einem Interview mit Florent Beuchet von CDI nach aber war der Rum für Hong Kong. Und wie dem auch sei, in Europa war da außerhalb der besagten Teilung kaum ein drankommen. Insofern ist dann eben auch zu erklären, warum viele von dieser Abfüllung gar keine Notiz genommen haben werden.
Picture by Ludo Caroni. Merci beaucoup! 
Ihr merkt es also schon, ohne Superlative werden wir heute einmal mehr nicht so richtig auskommen. Denn 1983 ist der neue bisher älteste mir bekannte Jahrgang von Hampden - bisher war das stets der Jahrgang 1990. Nun aber gibt es noch einen ganze sieben Jahre älteren Jahrgang, der seinen Weg einst in die Warehouses von Bulkhändlern gefunden hat. Und damit verbunden erleben wir auch erstmals einen Hampden, der länger als die bisherigen 26 Jahre, die die alte Höchstmarke darstellten, im Fass reifen durfte, nämlich 32 Jahre und 10 Monate. Welches Mark der Rum hat und wie hoch dementsprechend der Estergehalt ca. sein muss ist derzeit noch vollkommen unklar. Hier wird uns die Verkostung gleich hoffentlich etwas mehr verraten können. Glücklicherweise kommt der gute Tropfen auch, wie es sich für Hampden gehört, in Fassstärke daher, nämlich mit 54,1% vol.! Abgefüllt wurden nur 265 Flaschen weltweit und, wie nun schon mehrfach gesagt, nahezu ausschließlich für den nordostasiatischen Markt. Für einen Hampden-Freak wie mich war da natürlich klar, dass ich unbedingt probieren musste und genau das werde ich jetzt auch tun! Merci Ludo, pour la petite bouteille et la photo.! :-)



Verkostung des Compagnie Des Indes 33 YO Hampden 1983:

Preis: der Ausgabepreis lag umgerechnet bei ca. 850,- Euro in Südostasien, wo er, je nach Quelle, entweder in Japan oder in Hong Kong, exklusiv verkauft wurde. 

Alter: der Rum ist nach offiziellen Angaben 33 Jahre alt und reifte von Dezember 1983 bis Oktober 2016 im Fass. Sollten diese Angaben stimmen, so müsste die Altersangabe allerdings auf 32 Jahre korrigiert werden.

Lagerung: die Reifung fand von Dezember 1983 bis Oktober 2016 vermutlich in Europa statt.

Fassnummer: unbekannt. Die Abfüllung war 265 Flaschen stark. 

Angel's Share: unbekannt. Der 1990er hatte nach 26 Jahren im Fass einen Share von 29%. Für den 1983er könnte demnach ein Wert von 35 bis 40% angenommen werden, sollten die Lagerbedingungen vergleichbar gewesen sein. 

Alkoholstärke: Cask Strength - der Rum kam mit 54,1% vol. in die Flasche.

Destillationsverfahren: Double Retort Pot Still.

Mark: unbekannt. Mutmaßlich <>H (siehe Fazit).

Farbe: strohig, Gold. Ich neige beinahe dazu, von kontinentalem Gold zu sprechen, denn man sieht den farblichen Unterschied zu tropischer Reife einfach sehr gut. Selbst der 6 YO HLCF von Habitation Velier ist noch etwas dunkler. 

Viskosität: der Rum bildet kleine Tröpfchen an der Glaswand und fließt dann unregelmäßig zurück. Besonders ölig wirkt er nicht.

Nase: kräftige aber nicht brachiale Esternase und sehr eindeutig Hampden! Sehr schön! Die lange Reife merkt man dem Rum an. Ich hatte ihn neben einigen Rums mit 19, 21, 24 und 26 Jahren Reife und da fällt schon auf, dass der Compagnie Des Indes sehr gesetzt daher kommt. Alkoholische Schärfe ist überhaupt nicht vorhanden. War der 1990er TRC schon deutlich eleganter als andere Hampden, so trifft dies auf den 1983er noch einmal im Besonderen zu. Im Bouquet habe ich deutlich präsente Ester, die Assoziationen zu Nagellackentferner und Uhu wecken. Er ist weniger fruchtig als jüngere Hampden, weswegen Banane oder Ananas hier kürzer kommen als üblich. Darüber hinaus habe ich Humus, Zitrone, Marzipan, Vanille, Bacon und etwas Rauch. Dazu immer wieder auch gelagerte Töne von Eichenholz. Das Gesamtpaket ist hier sehr, sehr stimmig und gediegen und man geht einfach immer wieder mit der Nase zum Glas! Was man allerdings vergeblich sucht, sind Ecken und Kanten. Dieser Hampden ist überaus rund!

Gaumen: die Textur des Rums wirkt auf den ersten Schluck leicht instabil, zumindest bei kleineren Schlücken. Deutliche Adstringens. Was mir etwas fehlt, ist eine gewisse Vollmundigkeit. Alkoholische Schärfe ist nicht vorhanden. Im Gegenteil, er wirkt im ersten Moment sogar leicht verdünnt (was er aber nicht ist). Der Rum hat merklich Reifejahre hinter sich. Selbst der ebenfalls schon sehr gesetzte TRC 1990 hat noch deutlich mehr Wucht und auch Kanten als dieser aus 1983. Mein erster Gedanke ist also tatsächlich, dass mir da was fehlt. Auf der anderen Seite ist das einfach eine wirklich lang gereifte Spirituose, die daraus auch einiges an Eleganz gewinnt. Der Rum ist nicht totgereift, in dem Sinne, als dass er nur nach Holz schmecken würde, das ist mitnichten so, aber es fehlt eben nahezu alles, was ich als jugendliche Frische oder als Ungestüm bezeichnen würde. Ansonsten habe ich natürlich die typischen Aromen von Hampden, die jedoch schon unter einem enormen Fasseinschlag stehen. Letzterer ist sehr präsent. Am Ende heraus zeigt er auch Anis-Töne. Das ist Hampden im hohen Alter!

Abgang: esterig, trocken. Holz. Anis. Und sehr lang.

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Fazit: haben wir das Ende der Fahnenstange erreicht, was den positiven Effekt der Reifung von Hampden Rums in kontinentalem Klima betrifft? Ich neige beinahe dazu das nicht nur zu bestätigen, sondern gehe sogar noch etwas weiter und behaupte, dass dieser Punkt sogar schon leicht überschritten wurde! Denn auch wenn der Compagnie Des Indes noch immer ein großartiges Beispiel für hervorragenden High Ester Rum ist, so wird doch deutlich, dass der Reife-Effekt inzwischen in die falsche Richtung geht und der Zenit überschritten ist. Nicht hoch dramatisch überschritten, aber überschritten. Hampden Rums werden nach meiner Meinung ab ca. 15 Jahren richtig gut, erreichen zwischen ca. 20 und ca. 25 Jahren Reife ihren Zenit und bauen danach ab, vor allem an Ecken und Kanten. Diese gehören aber für viele Liebhaber von Hampden zwingend mit dazu und dementsprechend werden Hampden Rums für diese Gruppe an Connaisseuren uninteressanter, je weniger sie davon in der Folge fortschreitender Reife noch aufweisen können. Schon beim 26 YO Hampden 1990 von The Rum Cask kenne ich einige, denen bei diesem schon etwas die Ecken und Kanten fehlen (auch wenn ich persönlich diesen exakt auf dem Zenit sehe) und das zeigt sich hier noch einmal deutlich gesteigert. Dessen ungeachtet war es am Ende aber natürlich dennoch ein ungetrübtes Vergnügen und Erlebnis, einen solch alten Hampden einmal im Glas gehabt zu haben. Über das Preis-Leistungs-Verhältnis oder ähnliches muss ich heute zum Glück ja auch nicht sprechen.

CDI 1983 next to TRC 1990 (C<>H) and Samaroli 1993 (<>H)

Eine zentrale Frage ist nun aber natürlich noch die nach dem Fass-Mark des Hampden 1983. Mein erster Gedanke im Glas war, dass es auf jeden Fall eines der höheren Marks sein muss, aber selbstverständlich habe ich mir, um das konkretisieren zu können, einige Vergleichsrums daneben gestellt. So habe ich den Compagnie Des Indes 1983 mit dem 26 YO TRC (C<>H), mit dem 21 YO Samaroli Full Proof (mutmaßlich <>H), dem 24 YO Rum Nation 1992 (HLCF) und dem 19 YO TRC "Beast" (mutmaßlich HLCF) verglichen. Eindeutig sagen kann ich, dass der Estergehalt des 1983er CDI unter dem des C<>H liegt und auch, dass er sehr deutlich über dem der HLCF liegt. Er hat darüber hinaus aber auch etwas weniger Ester als der Samaroli, allerdings bestehen hier mit Abstand die größten Ähnlichkeiten, so dass sich die geringfügigen Unterschiede durchaus auch aus der 12 Jahre längeren Reifung und dem Spektrum des Estergehalts innerhalb des Marks ergeben könnten. Daher vermute ich das Mark <>H und tendiere dazu, den Samaroli entweder ganz am oberen Ende der <>H Range einzustufen, oder gar bei HGML einzuordnen. Denn soweit ich weiß, ist das Mark <>H für den Samaroli bisher zwar angenommen, aber nie bestätigt worden. Das Fass trug damals wohl das Mark JMH, was aber für viele der Marks sprechen kann, von denen letztlich <>H und HGML geschmacklich noch in Frage kommen. Aber darauf werde ich in einem seperaten Review zum Samaroli Hampden 1993 Full Proof in Kürze auch noch genauer eingehen!

-89/100-




Abschließend möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Ludo für die Teilung auf Facebook bedanken, ohne die es mir nicht möglich gewesen wäre, dieses Stück Zeitgeschichte hier mit euch zu verkosten! Merci beaucoup encore!

Bis demnächst,
Flo

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