heute komme ich endlich dazu zwei Rums zu verkosten und miteinander zu vergleichen, auf die ich im Vorfeld, nachdem sie angekündigt waren, direkt gespannt war.
Was liegt heute an?
Die Reise geht in den ostkaribischen Inselstaat Antigua & Barbuda und hier genauer auf die Insel Antigua, auf der sich die Antigua Distillery Limited (ADL) befindet, aus welcher auch der in der Rumwelt sehr bekannte English Harbour Rum stammt.
Antigua & Barbuda gehört, wie z.B. auch Guadeloupe, zu den Inseln über dem Winde im nördlichen Teil der kleinen Antillen und ist mit einer Gesamtfläche von insgesamt 442,6 km² Landmasse vergleichbar klein wie Barbados, welches aber im südlichen Teil dieser Inselgruppe liegt. Die Hauptinsel, mit einer Fläche von 280 km², ist Antigua, auf der sich, im Norden der Insel, auch die Hauptstadt Saint John's befindet. Dort wiederum, in Saint John's, befindet sich die ADL, aus welcher der English Harbour Rum stammt. Dieser ist nach einem wohl besonders sturmsicheren Hafen im Süden der Insel benannt, in welchem der berühmte Lord Admiral Nelson Ende des 18. Jahrhunderts einen Flottenstützpunkt errichtete.
Die ADL wurde laut deren eigener Homepage im Jahr 1932 von acht einheimischen Geschäftsmännern gegründet, von denen fast alle bereits zuvor schon mit Rum zu tun hatten. Bereits ab 1929 begannen die Männer damit, Melasse im Bulk einzukaufen und zu destillieren. Im Jahr 1933 schließlich nahm die eigentliche Destillerie ihre Arbeit auf. Den Rum destillierte man dort in einer kupfernen 4-Säulen French Savalle Still. Die Melasse kam aus Antigua selbst. ADL verkaufte seinen Rum anfangs noch ungereift an lokale Rumhändler, die ihn, gelagert oder ungelagert, alle jeweils unter eigenen Labeln abgfüllten. Erst 1947 entstand mit dem Cavalier Muscovado Rum die erste Abfüllung unter eigenem Namen. Im Jahr 1991, also nach 58 Jahren in Betrieb, ersetzte man die 4-Säulen French Savalle Still durch eine kupferne 3-Säulen John Dore Still, die um zwei weitere Säulen auf fünf Säulen erweitert wurde. Laut eigenen Angaben von ADL handelt es sich bei dieser Still um die einzige reine Kupfer-Column Still in der gesamten Karibik. Im Jahr 1994 rief man die noch heute existierende und sehr bekannte English Harbour Reihe ins Leben, von der ich u.a. den 5 YO, den seit einigen Jahren nicht mehr hergestellten Extra Old und den 1981er schon probiert habe, wobei festzuhalten ist, dass mindestens der 1981er, vermutlich aber auch Teile des Extra Old, noch aus Rums der alten French Savalle Still besteht.
Diese English Harbour Rums trafen meinen Geschmack nur sehr begrenzt, da sie mir doch deutlich zu leicht und eher dem spanischen als dem englischen Stil zuzuordnen waren. Die beiden von Velier abgefüllten Rums um die es heute geht, versprechen dagegen etwas mehr Spannung. Denn die hier verwendeten Fässer sind ADL Rums mit einem Congeners-Gehalt von 218 gr/hlpa. Auf dem Label werden sie dementsprechend auch als Heavy Traditional Rums (HTR) bezeichnet. Inwieweit sich das bemerkbar macht und sie sich von den gewohnten English Harbour Rums abgrenzen, werden wir im folgenden Quervergleich feststellen. Luca Gargano entdeckte und erwarb die insgesamt 27 Fässer am 20. Juni 2017 bei einem Besuch bei ADL auf Antigua und zeigte sich von der Außergewöhnlichkeit dieser Rums, bedingt durch den erhöhten Gehalt an Congeners, wohl sehr beeindruckt. Zu Veliers 70. Geburtstag wurde ein Fass, welches man als das beste der 27 ausmachte, das Fass #2598, als Single Cask in Fassstärke mit 68,5% vol. abgefüllt. Die übrigen 26 Fässer wurden als Blend in Full Proof mit 66% vol. abgefüllt.
Antigua & Barbuda gehört, wie z.B. auch Guadeloupe, zu den Inseln über dem Winde im nördlichen Teil der kleinen Antillen und ist mit einer Gesamtfläche von insgesamt 442,6 km² Landmasse vergleichbar klein wie Barbados, welches aber im südlichen Teil dieser Inselgruppe liegt. Die Hauptinsel, mit einer Fläche von 280 km², ist Antigua, auf der sich, im Norden der Insel, auch die Hauptstadt Saint John's befindet. Dort wiederum, in Saint John's, befindet sich die ADL, aus welcher der English Harbour Rum stammt. Dieser ist nach einem wohl besonders sturmsicheren Hafen im Süden der Insel benannt, in welchem der berühmte Lord Admiral Nelson Ende des 18. Jahrhunderts einen Flottenstützpunkt errichtete.
3-column-copper-still Source: http://www.antiguadistillery.com/antigua-distillery-limited.html |
Diese English Harbour Rums trafen meinen Geschmack nur sehr begrenzt, da sie mir doch deutlich zu leicht und eher dem spanischen als dem englischen Stil zuzuordnen waren. Die beiden von Velier abgefüllten Rums um die es heute geht, versprechen dagegen etwas mehr Spannung. Denn die hier verwendeten Fässer sind ADL Rums mit einem Congeners-Gehalt von 218 gr/hlpa. Auf dem Label werden sie dementsprechend auch als Heavy Traditional Rums (HTR) bezeichnet. Inwieweit sich das bemerkbar macht und sie sich von den gewohnten English Harbour Rums abgrenzen, werden wir im folgenden Quervergleich feststellen. Luca Gargano entdeckte und erwarb die insgesamt 27 Fässer am 20. Juni 2017 bei einem Besuch bei ADL auf Antigua und zeigte sich von der Außergewöhnlichkeit dieser Rums, bedingt durch den erhöhten Gehalt an Congeners, wohl sehr beeindruckt. Zu Veliers 70. Geburtstag wurde ein Fass, welches man als das beste der 27 ausmachte, das Fass #2598, als Single Cask in Fassstärke mit 68,5% vol. abgefüllt. Die übrigen 26 Fässer wurden als Blend in Full Proof mit 66% vol. abgefüllt.
Doch genug der Theorie, nun zu den beiden Rums!
Flasche + Sample der 26 Fass starken regulären Version.
Das Foto erhielt ich dankenswerter Weise von Niki mit freundlicher
Genehmigung es zu nutzen. Vielen Dank dafür!
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ADL 2012 Blend - 66% vol.:
In der Nase bekomme ich zunächst einen Schrecken! Der ist doch noch sehr aggressiv und ich merke dem Rum sein junges Alter sofort an. Er benötigt schon eine gute Stunde des Atmens, bis er sich schließlich etwas zahmer gibt und ich sein ganzes Bouquet erfassen kann. Vor mir steht nun ganz deutlich ein Hybrid aus englischem und spanischem Stil. Ich würde den Rum pauschal erst einmal keinem der beiden Stile eindeutig zuordnen wollen. Da sind schon deutliche Anklänge von Estern und Klebstoff, die auch etwas ins dreckige ziehen und Erinnerungen an Caroni wecken, aber da sind auch klare Noten, die ich eher Rums des spanischen Stils zuschreiben würde, wie z.B. Tabak, sehr deutliche Vanille und dunkles Karamell. Dahinter dann habe ich auch etwas herbes, kräutriges sowie eine schöne, natürliche Süße, die mir hier gut gefällt und dem Rum eine interessante weitere Facette gibt. Am ehesten würde ich hier blind auf einen Barbadier oder einen leichten Caroni tippen. Das hat was!
Am Gaumen kommt der Rum nicht so brachial, wie ich das nach der anfänglichen Nase erwartet hätte. Im Gegenteil, man kann den doch recht entspannt trinken, wie ich finde. Allerdings fällt nicht nur die alkoholische Schärfe geringer aus als erwartet, sondern auch das Aromenspektrum. Ich habe viel trockenes und auch ein wenig frisch geschnittenes Holz, dazu etwas Tabak und trockene Würze, aber ansonsten irgendwie nicht viel. Keine Fruchtigkeit und auch die Ester nehme ich hier nicht mehr wirklich wahr. Das ist sicher nicht schlecht, aber auch nicht ganz das, was ich nach der wirklich ansprechenden Nase erwartet hatte.
Im Abgang dann etwas Vanille und Würze, aber auch das nicht lange. Unspektakulär.
-82/100-
ADL 2012 Single Cask - 68,5% vol.:
In der Nase werden die Unterschiede dann jedoch schon deutlicher. Wie der Blend, so braucht aber auch der Single Cask zunächst noch eine gute Stunde Zeit, bevor man sich wirklich mit ihm auseinandersetzen mag. Dann fällt auf, dass er weniger spanischen Einschlag aufweist als sein Pendant. Er wirkt doch schon sehr viel deutlicher wie ein Rum des englischen Stils und die spanischen Einflüsse muss man etwas länger suchen. Sie fallen am ehesten in der Querverkostung auf. Der Rum ist etwas würziger, wo der Bruder auch noch etwas mehr an Süße hat. Dafür steigt der herbale, kräutrige Anteil, der hier in die Richtung Menthol geht und der mich entfernt an die 2000er Caroni erinnert. Insgesamt erscheint die Nase hier etwas komplexer und im Vergleich kann man hier sehr schön erkennen, inwiefern sich ein Single Cask ganz grundsätzlich von einer Small Batch Abfüllung abhebt.
Die Single Cask Abfüllung ist am Gaumen deutlich schärfer als der Blend. Die Ester kommen etwas besser durch und er steht noch mehr auf der trockenen Seite als sein Bruder. Auch hier ganz viel trockenes Holz, Tabak und Gewürzregal und wiederum wenig Gegenspieler. Schade, leider beeindruckt mich das nicht gerade, auch im Vergleich zum Blend.
Im Abgang dann das wiederum gleiche Spiel. Etwas Holz, etwas Tabak, deutliche Vanille und das war es dann nach ein bis zwei Minuten.
-81/100-
Fazit:
Des Weiteren ist die grundsätzliche Arbeit Luca Garganos herauszuheben, der zwar, wie in diesem Fall, nicht jedes Mal direkt die eierlegende Wollmilchsau entdeckt, der sich jedoch nach den Erfolgen mit den Demeraras und den Caronis nicht etwa gemütlich zurücklehnt, sondern der weiterhin unermüdlich auf der Suche nach dem neuen und außergewöhnlichen ist und dieses der Rumwelt zugänglich macht. Dafür gebührt ihm höchster Respekt!
Und damit schließe ich für heute und sage bis demnächst!
Flo
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