Heute veröffentliche ich mein erstes Review überhaupt. Den Anfang machen zum einen der aktuelle Port Morant 1999, der in der letzten Zeit schon auf einigen Blogs erwähnt wurde, und zum anderen die alte Abfüllung, der Port Morant 1988. Beide stammen aus dem Hause Bristol Spirits, kommen aus Guyana und werden somit als Demerara Rums bezeichnet.
Demerara war zum einen einen holländische Kolonie in Guyana und zum anderen ist dies der Name eines Flusses welcher durch Guyana und deren Hauptstadt Georgetown fließt. Demerara ist in Bezug auf Rum immer eine Herkunftsbezeichnung und bedeutet, dass dieser Rum in Guyana destilliert wurde. In Guyana gibt es nur noch eine einzige Brennerei, die Demerara Distillers Limited, kurz DDL, welche allerdings viele Brennblasen von früher existierenden Brennereien aufgekauft haben.
DDL ist bekannt für seine eigenen Abfüllungen: Die El Dorado Rums, welche, bis auf die in den USA erhältlichen Single Cask Abfüllungen, Blends von Rums aus den verschiedenen Brennblasen sind, welche in ihrem Besitzt sind. Eine davon ist die Brennblase der ehemaligen Port Mourant Distillery (gegründet im Jahre 1732), eine Double Wooden Pot Still, in der beide Rums destilliert wurden.
Die Deklaration vieler Demerara Rums, welche von unabhängigen Abfüllern angeboten werden, ist nicht ganz korrekt, denn Port Morant ist eigentlich eine Stadt in Jamaica. Es müsste Port Mourant heißen. Der einzige Abfüller der hier exakt ist, ist Velier.
Bristol Classic Rum Port Morant 1988 |
Der Port Morant 1988 reifte 12 Jahre in Großbritannien bevor er im Jahr 2000 abgefüllt wurde. Dieser Rum erfuhr kein weiteres Finish, wurde direkt vom Fass abgefüllt und auf 46% Trinkstärke verdünnt. Er wurde, anders als die aktuellen Bristols, in einer komplett schwarzen Flasche abgefüllt und bekam noch den Zusatz "Classic Rum" und auch Jahr des Abfüllens wurde auf dem Etikett vermerkt. Da er schon vor über einem Jahrzehnt abgefüllt wurde, ist dieser Rum praktisch nicht mehr verfügbar. Aktuell gibt es allerdings noch einen 30 Jahre alten Port Morant von Bristol aus dem Jahre 1980, welcher in Fassstärke abgefüllt wurde und ebenfalls kein Finish bekam, sowie einen 17 jährigen Port Morant aus 1990 mit einem Port-Finish. Darüber hinaus bieten aber auch noch andere unabhängige Abfüller, wie Velier, Port Morant Rums in ähnlichem Alter an.
Bristol Classic Rum Port Morant 1999 - Port Finish |
Im Vergleich dazu reifte der aktuell sehr gut verfügbare Port Morant 1999 nach seiner Reifung in Eichenfässern noch weitere 2 Jahre in alten Portweinfässern bis zu seiner Abfüllung im Jahr 2010. Dieser kommt ebenfalls mit 46% Trinkstärke daher und kann aktuell für 43-50€ erstanden werden. Die Flaschenform wurde bei den aktuellen Bristols beibehalten, jedoch sind die Flaschen nun durchsichtig. Beide Rums sind daher vergleichbar lange gelagert, der eine mit, der andere ohne Finish. Im Folgenden wird Port Mourant mit PM abgekürzt. Ein paar Infos zum Abfüller Bristol Spirits Ltd. gab es bereits hier zu lesen.
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Verkostung der beiden Rums:
Preis: Der PM 1988 ist praktisch nicht mehr erhältlich und dürfte damals für etwa 35-45 Euro erhältlich gewesen sein. Den PM 1999 bekommt man derzeit problemlos für 43 - 50 Euro.
Alter: Der PM 1988 wurde 1988 destilliert und 12 jährig im Jahr 2000 abgefüllt. Der PM 1999 wurde 1999 destilliert und, nach 2 jährigem Finish in ehemaligen Portweinfässern, mit 11 Jahren Reife 2010 abgefüllt. Somit differiert die Gesamtreifezeit beider Rums um lediglich ein Jahr.
Alkoholstärke: beide Rums wurden auf 46% vol. Trinkstärke herunterverdünnt.
Destillationsverfahren: beide Rums wurden in der Double Wooden Pot Still von Port Mourant im Pot Still Verfahren destilliert.
Farbe: Während sich der 1988er PM sehr hell und strohgolden im Glas präsentiert hatte das Finish des 1999er PMs augenscheinlichen Einfluß. Dieser erscheint deutlich dunkler, beinahe bronzefarben, mit leicht rötlichen Reflexen.
Viskosität: Der PM 99 bildet zwar dicke, aber keine sehr weiten Bögen. Diese fallen beim PM 88 breiter aus und der Rum fließt etwas langsamer an der Glaswand herunter.
Nase: Der PM 88 startet in der Nase mit einem sehr eigenen und für diese Still zum Teil typischen Geruch. Für mich ist dieser am ehesten mit altem durchfeuchteten Holz gepaart mit Trockenfrüchten zu umschreiben, allerdings nicht im negativen Sinne. Diese erste Wahrnehmung habe ich bei vielen Rums aus dieser Still, jedoch habe ich diese noch nie so stark wahrgenommen wie bei dieser Abfüllung und sie ist vergleichbar, wenn auch wesentlich schwächer, im Pusser's Nelson's Blood zu finden, welcher ebenfalls in der Double Wooden Port Mourant Pot Still destilliert wird. Gefolgt wird dieser erste Eindruck von Anis und Kräutern, welche die typischste Note bei Rums, im Speziellen denen von unabhängigen Abfüllern, aus dieser Anlage ist. Nach einigen Minuten gesellt sich ein Hauch von Vanille hinzu.
Gänzlich anders präsentiert sich der PM 99 im ersten Moment. Hier kommt das zweijährige Finish wieder zum tragen. Hier dominiert zunächst die Traube/weinige Note des Portweins, dahinter kommen dann zu gleichen Teilen die typische Anisnote sowie Trockenfrüchte (ich meine insbesondere Feigen zu riechen) und das durchfeuchtete alte Holz, welches allerdings hier nicht die erste Geige spielt und deutlich dezenter ausfällt. Abschließend gesellt sich eine Note von Zartbitterschokolade hinzu, die das Geruchsbild abrundet.
Gaumen: Der PM 88 füllt sofort den gesamten Mundraum aus und der Rum legt sich mit seiner Öligkeit an die Zunge. Es setzt sich das fort was sich in der Nase angekündigt hat. Anis, weitere herbale Noten, Trockenfrüchte und dieses ganz spezielle Aroma welches direkt in die Nase stieg. Allerdings dominieren nun die Aromen in dieser anderen Reihenfolge und das durchfeuchtete Holz bildet zusammen mit einer zarten Bitterkeit, nach einer Weile an Bitterschokolade erinnernd, den Abschluß welches sich an den Gaumen setzt. Es ist anzumerken, dass in keinster Weise von einem verholzten Rum zu sprechen ist, sondern dieses Aroma vielmehr auf die hölzerne Potstill zurückzuführen sein mag, denn als auf die Fassreife.
Der PM 99 startet wie im Geruch mit einer weinigen Note, welche allerdings sofort um Trockenfrucht und Anis ergänzt wird. Zudem ist für mich fruchtige, reife Aprikose wahrzunehmen, welches in der Nase überhaupt nicht in der Fall war und auch beim PM 88 ausbleibt. Exakt dieses Erlebnis hatte ich allerdings auch bei einer Abfüllung von Velier, dem Port Mourant 1991, welcher in Fassstärke abgefüllt wurde. Zudem ist beim PM 99 die Bitterschokolade schon deutlich früher wahrnehmbar und deutlich ausgeprägter. Mein erster Gedanke bei diesem Rum, abgesehen vom Purgenuß, war: Continental Sour, allerdings mit diesem Rum statt mit Rye. Dieses wird es noch zu testen gelten.
Beide Rums sind auf der trockenen Seite einzuordnen, wobei der PM 99 durch das Portwein Finish eine etwas mehr Grundsüße mitbekommen hat.
Abgang: Beim PM 88 setzt sich zur feuchten Holz und Anis-Kräuternote eine zarte Bitternote und ausgeprägte Trockenheit am Gaumen und dem Mundinnenraum fest welche einige Minuten überdauert. Das Anis verschwindet hingegen nach und nach.
Der PM 99 präsentiert sich im Nachhall dagegen anders. Hier ist das feuchte Holz zwar nun ein wenig mehr zu spüren, allerdings wird alles von einer sehr wuchtigen, dominierenden (Zart)Bitterschokolade getragen. Auch hier stellt sich eine sehr starke Trockenheit ein und man könnte schon bereits nach eine Minute schwören man hätte gerade ein Stück Zartbitterschokolade mit 70-80% Kakaoanteil gegessen.
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Fazit: Der Bristol von 1988 stellt sich für mich als ein rundum gelungener Vorzeigerum, welcher alle für die Port Mourant Still charakteristischen Merkmale vereint, dar. Die Reifezeit war in jedem Fall ausreichend, um nicht zu sagen auf den Punkt, und ich persönlich bevorzuge bei Demerara Rums in aller Regel nicht allzu alte Rums.
Der Bristol Port Morant 1999 kommt in meinen Augen etwas gefälliger her, da die Aromen möglicherweise einfacher für den allgemeinen Geschmack zugänglich sind und das noch zuvor markante Aroma des 88ers hinter dem Portweinfinish und dessen Schokoladenaroma eingebunden wird. Ein Rum bei dem das Finish wirklich funktioniert und dessen Preis-Leistungs-Verhältnis mir als phänomenal erscheint, sofern er für unter 50€ bezogen werden kann. Zwar kann man nicht von einem typischen Vertreter für Rums aus der Port Mourant Still sprechen, aber wer auf Schokolade mit sehr hohem Kakaogehalt sowie Portwein/Wein und eher trockene Rums steht ist hier goldrichtig. Für mich könnte dieser Rum zu einem All-Time-Classic avancieren.
Abschließend würde ich, da ich gerade auch das Geschmacksbild des 1988er Bristols insbesondere mag, diesen keinesfalls in der Qualität hinter dem PM 99 ansiedeln. Hier entscheidet die jeweilige Situation, welcher Rum in welchem Moment den Vorzug erhält. Ich möchte für beide Rums eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Der 1999 war schon auf dem Rumfest sehr begehrt und könnte damit schnellen Absatz finden, und wer den 1988 noch findet sollte in meinen Augen zuschlagen, wenn sich der Preis in einem für angemessen gehaltenen Rahmen befindet.
Leo
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