Mittwoch, 17. Mai 2017

Pineapple Mai Tai

Liebe Rum- und Mai Tai Freaks,

ja, ihr habt in der Überschrift richtig gelesen, heute gibt es hier das Mai Tai-Sakrileg schlechthin: ich haue Ananas in den Drink! - Wuat?!? - Jawoll!

Aber keine Panik, ich habe natürlich nicht einfach irgendeinen Ananassaft aus dem Supermarkt geholt und ihn dazu gegeben, sondern ich habe von Marius (Single Cask Rum), der hier gestern den Mabaruma Mai Tai vorgestellt hat, einen Pineapple Infused Rum bekommen. Dieser besteht auf der Basis von Havana Club 3 anos und mundet ganz ausgezeichnet. Gedacht war das ganze natürlich eher für einen Daiquiri, aber als er mir von seinem Experiment erzählte und davon schwärmte, wurde ich ob des anstehenden Mai Tai Monats natürlich hellhörig. Ananas und der Mai Tai... abseits von akribisch rekonstruierten und möglichst authentischen Rezepten, also mehr oder weniger im Rest der Welt ;), gehört das vielfach zusammen wie Pasta und Bolognese. Daher war meine Überlegung, auch im Hinblick auf Gäste, die mit High Ester Mai Tais weniger anfangen können, beides zusammenzubringen, ohne den Drink in seinen Grundfesten zu erschüttern, das heißt, ohne Ananassaft zu verwenden. Und, zugegeben, ich selbst wollte auch einfach mal was anderes, etwas abseits des Protokolls.

Mit Marius' Infused Rum klang das machbar und so setzte ich mich dran und überlegte, wie ich das machen wollte. Klar war für mich, dass der Infused Rum Partner benötigen würde, denn sonst würde die Ananas alles erschlagen, ohne mit einem schwereren Rum überhaupt einen Gegenspieler zu haben, der ihn da so ein bisschen balancieren kann. Es fehlte also die Komponente des schweren Rums in dieser Mixtur noch vollkommen. Da ich aber auch nicht riskieren wollte, dass der Partner-Rum wiederum den Infused Rum an den Rand drängt, brauchte ich etwas weniger brachiales als sonst. So fiel meine Wahl auf Appleton Estate V/X Jamaica Rum und einen Dash Habitation Velier Hampden 2010 HLCF 6 YO als Würze zum Abrunden.
Wer nun denkt: "Warum so kompliziert? Einfach einen Appleton für die Infusion nehmen... oder gleich nen Smith & Cross z.B.!" - Klar. Aber ich bekenne einmal mehr: ich mixe zwar begeistert Drinks, aber ich bin einfach zu bequem für die meisten Küchenexperimente ;). Daher wollte ich das erst einmal in dieser Version testen. Aber je nachdem wie das heute ausgeht, werde ich das vielleicht doch einmal auch selbst probieren.


Rezept Pineapple Infused Rum:

  • Ananas in kleine Stücke schneiden, randvoll in ein Einmachglas geben und dann mit Rum auffüllen. Ca. zwei Wochen ziehen lassen und danach in eine Flasche abfüllen. 


Rezept Pineapple Mai Tai:

  • 4,0 cl Pineapple Infused Rum
  • 2,0 cl Appleton Estate V/X Rum
  • 1,5 cl Orange Curacao
  • 1,0 cl Meneau Orgeat
  • 0,5 cl Zuckersirup
  • 3,0 cl Limettensaft
  • Dash Habitation Velier Hampden 2010




Verkostung Pineapple Mai Tai:

Farblich ist das endlich mal ein Mai Tai (auch klassischer Mai Tai!) wie man ihn gemein hin erwartet! Er hat eine richtig schöne, milchig, trübe, dunkle bräunliche Färbung und spricht mich ungemein an. Ich bin ja wirklich kein Verfechter von Deko am und im Glas, aber hier fehlt sie mir ausnahmsweise sogar fast ein bisschen. Überaus exotischer Look! 

Was kann diese Mischung im Glas? Viel! Vor allem ganz viel, was andere Rums nicht können und auch nicht sollen. Heißt, na klar: der Drink ist, das stand ja aber bereits vorher fest, eine völlig andere Baustelle als all die anderen Mai Tais nach herkömmlicher Art. 
Das hier ist eine Fruchtbombe! Vom Rum ist wenig zu merken, aber er ist dennoch unverzichtbar für das Gleichgewicht. Vorweg: den Dash Hampden 2010 hätte ich mir sparen können, der ist nicht wahrnehmbar. Aber die Ananas, die kommt in diesem ganzen Potpourri einfach immer wieder subtil durch und sagt: Hallo, hier bin ich! Hasch mich, wenn du kannst!". Ich mag ja diese extremen, esterlastigen Mai Tais sehr, aber ich empfinde diesen Drink hier gerade als überaus angenehme und wohltuende Abwechslung und als Horizonterweiterung einer sonst doch sehr dogmatischen Zubereitung des Mai Tais!
Klar wird allerdings auch: wenn es gelingt, diese Infusion auch mit Smith & Cross beispielsweise so hinzubekommen, dass das ganze einen gut wahrnehmbaren Ananastouch bekommt, dann geht hier auch noch mehr. Vielleicht ist Appleton sogar die bessere Wahl, damit der Rum auch im Hinblick auf den Alkoholgehalt eher ein Leichtgewicht bleibt.

Das Fazit lautet daher: richtig gute Erweiterung der klassischen Interpretation eines Mai Tais, die auch an dessen Grundkonzept nicht zu sehr rüttelt! Aber: da geht glaube ich auch noch einiges mehr. Der Name Smith & Cross fiel eben in der Verkostung ja bereits. Für diesen Monat kommt das natürlich zu spät, aber da werde ich bestimmt mal was machen, dafür ist meine Neugierde nun zu sehr angesprochen worden. Es ging mir bei diesem Experiment jetzt vordergründig darum zu gucken, ob so etwas für den Mai Tai überhaupt Sinn ergibt und diese Frage kann ich, wenn man sich darauf denn einlassen kann und mag, mit einem klaren "Ja!" beantworten. Gerade auch Leuten, die sonst vielleicht eher die fruchtsaftgeschwängerten Versionen dieses Drinks vorziehen würden, können hier sicher begeistert werden. Und mal Hand auf's Herz: das sind im Freundes- und Bekanntenkreis bei den allermeisten von uns allen doch schon die Mehrheit.

Ich kann hier und heute also nur mit einem riesigen Dankeschön an Marius schließen, der mich auf die Idee gebracht hat und mir, wie eingangs erwähnt, auch eine Probe seiner Infusion zukommen ließ! Vielen Dank, das war sehr horizonterweiternd! Sollte ich selbst mal was aufsetzen kommt natürlich ein Sample zurück und euch BAT-Leser ließe ich selbstverständlich auch teilhaben.

Morgen geht es hier mit einem Experiment weiter, ich spiele ein bisschen mit dem Rum Fire herum. Gehabt euch wohl und habt noch einen schönen Tag!

Bis morgen
Flo

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