Liebe Rum- und Mai Tai Connaisseure,
nachdem gestern eine Bristol Abfüllung mit einem Rum des "alten Long Ponds" im Mai Tai dran kam, heute teste ich mit dem Compagnie des Indes Jamaica Rum 12 YO aus 2003 heute einen Rum aus dem Long Pond des 21. Jahrhunderts im Mai Tai. Der Bristol zeigte sich zwar als nicht sonderlich einschlägig im Drink, dafür aber sehr unkompliziert und damit kompatibel für einen unbeschwerten Genuss. Problem: den Rum gibt es schon lange nicht mehr, und wenn man noch eine Flasche hat, bietet sich der pure Genuss einfach eher an. Wir suchen heute also quasi ein Substitut. Ein Rum mit grob ähnlichen Eigenschaften, dafür aber noch verfügbar und damit leichter zu vermixen.
Es ist das erste Mal, dass ich mich hier auf Barrel Aged Thoughts mit einem Rum dieses Abfüllers und auch mit einem Long Pond aus 2003 beschäftige. Das hatte ich hier beides noch nicht. Da ich den Rum zuvor auch pur nicht kannte, probierte ich ihn vor dem Mai Tai Tasting dann natürlich auch erst einmal - pur. Dabei bot es sich natürlich gerade zu an, den Rum ebenfalls direkt mit dem gestrigen Bristol zu vergleichen.
Kurz-Tasting CdI Long Pond 12 YO Jamaica Rum 2003:
Nase:
CdI: in der Nase zeigt sich der Compagnie des Indes etwas dünn, mit leichten Estern, viel Vanille, Banane und Ananas. Das ganze findet aber sehr subtil statt, die Nase ist zwar prinzipiell schon typisch, aber bei weitem nicht so schwer, wie man das bei anderen Jamaicanern und auch Long Pond Rums sonst kennt. Eine ganz klare Verwandtschaft erkenne ich zum Bristol Classic Rum Vale Royal Wedderburn 9 YO Jamaica Rum 2002! Lägen die Daten der Destillation der Rums nicht über ein Jahr auseinander, so würde ich schwören, dass es das selbe Batch sei! Dieser Rum stammt eindeutig aus der alten Vale Royal Pot Still von Long Pond!
Bristol: der Bristol dagegen hat wesentlich mehr und schwerere nussige, grasige und vegetale Noten mit leichtem Anis in der Nase. Ester springen einen dafür gar nicht an. Im Hintergrund taucht dann die in der Pfanne kandierte Ananas auf, die ich an dem Rum sehr schätze. Toll!
Gaumen:
CdI: die 44% vol. machen sich hier leider sofort bemerkbar, der Rum ist einfach dünn. Der Alkohol ist dementsprechend aber natürlich auch angenehm zurückhaltend. Ansonsten bleibt vom Rum leider nicht viel. Etwas Vanille vielleicht und Stück Ananas, von dem schon jemand das meiste abgebissen hat. Ich kann so gut wie keine Aromen wirklich greifen, auch weil der Rum sofort weg ist. Mal sehen, ob der Überhaupt einen Abgang hat.
Bristol: man glaubt kaum, dass zwischen den beiden Rums nur 2% vol. Differenz liegen sollen! Der Bristol zeigt sich am Gaumen wesentlich öliger und cremiger. Er taucht den gesamten Mundraum in eine schöne Long Pond Note und gibt bereitwillig seine nussigen, grasigen, anisartigen Noten frei. Frisch geschnittene Äste gesellen sich dazu. Fruchtigkeit ist kaum vorhanden.
Abgang:
CdI: ja, er hat einen Abgang, einen leicht pfeffrigen, wüzigen, aber da bleibt nicht viel. Und auch nicht lange.
Bristol: trocken. Nicht übermäßig lange, aber natürlich wesentlich ausdauernder als der CdI. Nuss und frisch geschlagene Äste kommen wieder.
Fazit: sonderlich umgehauen hat mich der Compagnie des Indes nicht. Mich würde mal interessieren, wie der in Fassstärke schmecken würde. Denn den Vale Royal Stil gab es in dieser Form noch nicht in Fassstärke zu bestaunen, soweit ich weiß. In der Nase hat der Rum tolle Ansätze, aber er schafft es leider so überhaupt nicht, das ganze bis an den Gaumen zu bringen. Für den puren Genuss fehlt dem Rum daher in meinen Augen viel zu viel, um dass ich gelegentlich in Versuchung kommen könnte, mir den mal einzugießen. Das Vermixen im Mai Tai fällt mir daher nicht schwer, obgleich ich Sorge habe, dass der hier mehr reißen kann. Aber das werden wir ja gleich sehen. Was ich bereits jetzt weiß: auch hier werde ich den Rum auf 7 cl hochdosieren müssen.
Der Bristol dagegen ist eine ganz andere Hausnummer. Pur liegen sie Welten auseinander. Ein klarer Sieg des alten gegen das neue Long Pond, wobei der Vergleich etwas hinkt, da Long Pond hier eben eine andere Still eingesetzt hat.
Hier abschließend eine Kurzfassung mit den Randdaten zur heutigen Abfüllung:
Abfüller: Compagnie des Indes
Land/Region: Jamaica
Destillerie: Long Pond Estate
Alter: 12 YO (2003 - 2016)
Alkoholgehalt: 44,0% vol.
Verkostung des Mai Tais mit Compagnie des Indes 12 YO Long Pond Jamaica Rum 2003:
Vor mir steht ein sehr heller Mai Tai, was natürlich auch daran liegt, dass der CdI sehr blass und fast farblos ist. Er ist der bisher hellste Mai Tai diesen Monat.
Leider zu blass: Mai Tai mit Compagnie des Indes Long Pond 12 YO |
Im Glas finde ich den Drink dann ähnlich blass wie seine Farbe und die Eindrücke des Rums in seiner Purverkostung. Der CdI kommt zwar tatsächlich durch, allerdings muss man ihn schon mit der Lupe suchen. Die anderen Zutaten sind viel zu stark für ihn und demonstrieren, warum sie für einen Mai Tai die besten ihrer Art sind, wenn eben mit einem ausreichend starken Rum der entsprechende Gegenspieler dazu im Glas vorhanden ist. Der Rum ist diesen Zutaten nicht gewachsen, selbst hochdosiert nicht.
Fazit: früher hätte man jetzt wohl ganz chauvinistisch von einem "Frauen Mai Tai" gesprochen. Da ich aber durchaus Frauen kenne, die ihre Mai Tais sehr viel intensiver mögen als einige Herren ihn trinken, würde ich ihn lieber einen "Mai Tai für Menschen, die eigentlich keinen Mai Tai mögen" nennen. Als der erste Mai Tai im Feld hätte er eine bessere Kühlung benötigt, denn er verwässert schnell. Ich mag den Mai Tai inzwischen ja etwas süffig, weswegen ich von all zu großen und stabilen Eiswürfeln weggegangen bin, aber er hat ganz klar zu wenig Volumenprozente für diesen Drink. Das macht den Mai Tai für mich leider vollkommen belanglos, man braucht ihn einfach nicht. Die Grundnote des Rums stimmt, aber er ist einfach zu schwach. Mit dem gleichen Rum in Fassstärke wäre dabei vielleicht mehr herum gekommen. So aber: der falsche Rum für den richtigen Drink!
Danken möchte ich, trotz des eher mauen Ergebnisses, heute dem Marius von Single Cask Rum, der mich für dieses Tasting mit Ausreichend Rum vom CdI versorgt hat. Und, wie schon gestern, danke ich natürlich auch heute noch einmal "Trelawny" vom Rum Club, von dem das Bristol Sample stammt.
Danken möchte ich, trotz des eher mauen Ergebnisses, heute dem Marius von Single Cask Rum, der mich für dieses Tasting mit Ausreichend Rum vom CdI versorgt hat. Und, wie schon gestern, danke ich natürlich auch heute noch einmal "Trelawny" vom Rum Club, von dem das Bristol Sample stammt.
Morgen wird es dann wieder etwas aus Hampden geben!
Bis dahin
Flo
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