Freitag, 1. März 2013

Jamaica, Hampden Estate: Duncan Taylor Rum 1990

Liebe Freunde des gereiften Rums,
zum zweiten Mal führt mich meine Rum-Reise auf diesem Blog in die Hampden Destillerie auf Jamaica. Der heutige Tropfen erreichte mich vor ca. 14 Tagen und hat mich sofort begeistert.
Zur Destillerie, den Besonderheiten der Rums aus Hampden und seiner Geschichte, habe ich bei der Verkostung des Cadenhead's JMLR 12 YO bereits einige Worte verloren, weshalb ich diesbezüglich an dieser Stelle nicht mehr darauf eingehen werde und nur auf den Link verweise.

Duncan Taylor Hampden Rum 22 YO 1990
Erwähnte ich in besagtem Artikel bereits, dass der Rum aus Hampden sehr esterreich ist, so trifft das auf den heutigen Rum noch einmal im Besonderen zu. Der Rum, um den es heute geht, ist aus dem Jahrgang 1990, welcher der wohl esterreichste Jahrgang aus Hampden überhaupt sein dürfte, von allen die mir bekannt sind (1990, 1992, 1993, 1999, 2000). Hampden Rums aus diesem Jahrgang findet man leider selten am Markt. Bekannt sind mir, von diesem abgesehen, nur zwei weitere (von Berry Bros. & Rudd. und Blackadder). 
Was den heutigen Tropfen von den ohnehin sehr raren anderen Rums von Hampden abhebt, sind zum einen sein Alter und zum anderen seine Alkoholstärke. Der Duncan Taylor ist mit 22 Jahren der bis dato älteste mir bekannte Rum aus Hampden. Ich kenne keinen, der mehr Zeit im Holzfass verbracht hat. Seine Alkoholstärke liegt bei 52,9% vol., was vermutlich der Fassstärke entspricht (ich vermute allerdings eine Verdünnung vor der Befüllung des Fasses). Fassstärke Rums aus Hampden gehören mit zu dem seltensten, was der Rum Markt zu bieten hat und aus diesem Jahrgang gab es bisher nur Rums auf Trinkstärke mit 46% vol. Für einen Hampden Rum leider nicht das optimale.

Nun also Duncan Taylor! Ich bin gespannt...


Der Abfüller:

Duncan Taylor ist eigentlich ein unabhängiger Whiskyabfüller aus Schottland, dessen Wurzeln in Glasgow liegen. Im Whiskysegment hat sich Duncan Taylor durch die herausragende Qualität seiner Abfüllungen einen erstklassigen Ruf erarbeitet. Ende 2012 unternahm das Unternehmen nun auch Ausflüge in die Welt des Rums. Insgesamt 14 Rums, darunter 12 aus Einzelfässern, von vielen Inseln der Karibik wurden in jeweils optisch schon mal sehr ansprechenden Flaschen, bei denen das Label in den schottischen Nationalfarben gehaltenen ist, veröffentlicht. Ob das Unternehmen auch im Rum Bereich durch Qualität von sich reden machen wird, das wird sich auf diesem Blog demnächst zeigen. Neben der Hampden Abfüllung, die heute besprochen wird, folgen in den nächsten Tagen auch noch Reviews zu einem 27 Jahre alten Rum aus Guyana (Jahrgang 1985) und einem 25 Jahre alten Rum aus der alten Rockley Still (Jahrgang 1986). Letztere beiden wird Marco vorstellen.

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Verkostung des Duncan Taylor Jamaica Rum from Hampden Estate 22 YO (1990 - 2012), 52,9% vol.:

Preis: der Rum wird in UK für 110 britische Pfund verkauft, wird nun aber in den nächsten Tagen und Wochen auch Deutschland erreichen. Hier soll der Preis bei ca. 110 Euro liegen.

Alter: der Rum wurde im November 1990 destilliert und im November 2012 abgefüllt, ist also genau 22 Jahre alt. Vorbildlich, wie genau Taylor hier Angaben macht!

Alkoholstärke: die Alkoholstärke liegt bei 52,9% vol., liegt also bereits jenseits der 100 Proof Marke. Aufgrund der sehr genauen Angabe und auch, weil alle Rums mit einer anderen Stärke angegeben werden, vermute ich hier, dass es sich dabei auch um die Fassstärke handelt. Da jedoch alle Rums der Serie zwischen 52 und 55% vol. haben und der Alkoholgehalt bei Fassstärke Rums nicht selten auch deutlich höher liegt, ist es durchaus möglich, dass die Rums vor der Befüllung des Fasses einmal verdünnt wurden, was nicht unüblich wäre.

Destillationsverfahren: keine Überraschung hier, der Rum wurde natürlich in einer Pot Still gebrannt. 

Farbe: hell-goldenes Stroh

Viskosität: am Glasrand würde ich einen deutlich jüngeren Rum erwarten. Die Schlieren verlaufen wenig satt und der Rum benetzt die Glaswand sehr dünn. 

Nase: es beginnt schon bei der Entfernung des Korkens! Eine ungeheure Wucht an High Ester Jamaica Flavour kommt einem entgegen. Selbst blind bestünde kein Zweifel daran, was da gerade geöffnet wird. 
Ist der Rum dann im Glas geht's weiter. Beim ersten Riechen überrollen mich die Ester mit der Geschwindigkeit eines ICEs. Wumms. Voll ins Gesicht. Wahnsinn! Ich meine, dass mich noch nie eine derartige Konzentration an Estern bei einem Rum angesprungen hat. Es braucht einige Minuten des Atmens, bis der Rum langsam beginnt preiszugeben, was hinter den Estern noch steckt. Wie schon beim BBR Hampden 1990 damals, ist das zunächst einmal ein kaum zu differenzierender Korb an exotischen Früchten aus der Karibik. Im Gegensatz zu jenem gesellen sich beim Duncan Taylor allerdings auch gut wahrnehmbare Einflüsse des Holzes, wie z.B. Vanille dazu, die den Rum hier schon mal sehr komplett erscheinen lassen. Zitrone, Banane und Ananas meine ich herauszuschmecken und nach ca. 15 Minuten habe ich auch Anflüge von Mandel. Die Ester sind aber nach wie vor absolut bestimmend. Was eine Power! Ich möchte wissen, was die damals alles bei der Fermentation beigegeben haben... 

Gaumen: den ersten Schluck muss man sich vorstellen wie den Moment bei Asterix, bei dem die Gallier den Zaubertrank zu sich nehmen. Eine einzige Explosion am Gaumen! 100% Mundfüllend. Was mir sehr gefällt: die Holzreife empfinde ich von Beginn an angenehm präsent, wenn gleich ich hier blind niemals auf einen 22 Jahre alten Rum tippen würde. 12 bis 15 Jahre könnte mein Tipp sehr viel eher lauten. Die Ester erscheinen sehr angenehm, eine alkoholische Schärfe findet nicht oder wenn, dann nur sehr wenig statt. Der Rum ist super angenehm zu trinken, wenngleich er den Genießer natürlich ungemein fordert. Kein Easy Sippin'! Der Alkoholgehalt hebt den Rum in andere Dimensionen, kein Vergleich zu Rums um 45% vol. Hier erscheint nichts verwässert und verwaschen, das ist authentischer Hampden Rum mit ansprechender Öligkeit!

Abgang: lang, länger, Hampden! Die Rums sind bekannt für ihre unfassbar langen Abgänge und auch dieser hier hält das Versprechen. Je nachdem, was ich danach noch gegessen oder getrunken habe, war dieser Rum noch mehreren Stunden sehr präsent. Dank der Ester bleibt nahezu der gesamte Gaumeneindruck bestehen.

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Fazit: Unbelievable! Was für eine Demonstration! Wer Hampden liebt, sollte sich diesen hier ansehen. Wer mit der Destillerie noch nie warm wurde, der sollte davon lieber Abstand nehmen, denn ich habe noch nie einen Rum mit höherer Ester-Konzentration im Glas gehabt. 
Um das Thema abhaken zu können: der Preis ist nicht ohne, gar keine Frage. Aber ich bin der Meinung, das Geld ist er wert. Für mich das beste aus Hampden, was man derzeit am Markt erwerben kann. Das letzte mal habe ich dies vor eineinhalb Jahren gesagt und zwar nach der Verkostung des heute schon mehrfach erwähnten Berry's Own Selection Hampden 1990. Diesen steckt der Duncan Taylor durch mehr Reife, einen höheren Alkoholgehalt und eine ausgeglichenere Esterkonzentration meines Erachtens klar in die Tasche!


Der Duncan Taylor Hampden 22 YO im Mai Tai:

Natürlich, das darf an dieser Stelle nicht fehlen. Es kam nicht oft vor, dass ich beim puren Genuss eines Rums sofort gedacht habe "der muss in den Mai Tai!". Hier war das der Fall und das Ergebnis folgt jetzt:

Mai Tai mit Duncan Taylor Hampden Rum 22 YO
Ich mixte ihn nach folgender Rezeptur:
  • 6 cl Duncan Taylor Jamaica Rum Hampden Estate 22 YO
  • 1,5 cl Pierre Ferrand Orange Curacao
  • 1 cl Meneau Orgeat
  • 0,20 cl Zuckersirup
  • 3 cl Limettensaft

Milchig, hell in der Farbe, kräftig, fruchtig und komplex im Geschmack. So lässt sich dieser Mai Tai am schnellsten beschreiben. Der Rum dominiert, die restlichen Zutaten lässt er machen, wozu sie hier da sind: den Rum zu bewundern und zu akzentuieren. Ein Drink, der seines Gleichen sucht und der diese höchstens im LPS 2nd Release und BBR Hampden 1990 Mai Tai findet. Diese bewertete ich auf dem alten Mai Tai Blog mit 10 Punkten und dort findet sich auch dieser Tiki Klassiker wieder. Es gibt nichts, aber auch wirklich garnichts zu kritisieren, außer vllt. der Preis, den dieser Drink kostet. Dagegen hilft nur Kopf ausmachen und den Mai Tai genießen (hilft wirklich sehr gut! ;) ). Genau wie der pure Rum geht auch der Mai Tai geschmacklich in die Verlängerung. Wichtige Termine noch am selben Tag unbedingt vorher ausschließen!

Das war's für heute, in den nächsten Tagen macht Marco dann mit weiteren Duncan Taylor wieter. Besser kann's nicht mehr werden, möchte man meinen, aber Marco hat mir bereits verraten, dass er sich da garnicht so sicher ist. Die Spannung bleibt also erhalten.

Bis demnächst,
Flo

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