Sonntag, 24. März 2013

Isla del Ron Jamaica Rum 30 YO Long Pond 1982

Liebe Rum-Freunde,

das neue Jahr 2013 hat im Grunde gerade erst begonnen, aber schon jetzt steht fest: am Ende wird es ein gutes Rum Jahr gewesen sein! Allein in den letzten Wochen wurde ca. so viel guter Rum von unabhängigen Abfüllern veröffentlicht, wie im gesamten Jahr 2012 und schon weit mehr als im Jahr 2011. Es geht voran; und wie! Denn der gute Stoff kommt vor allem von Abfüllern, die bis vor kurzem noch gar keinen Rum abgefüllt haben, die sich im Whiskysegment aber allesamt schon einen Namen gemacht haben. Es steigt also nicht nur die Zahl der Abfüllungen, sondern vor allem auch der Abfüller. Gut so! Eine überaus erfreuliche Entwicklung.




Wer jetzt denkt, dass das schon alles war, der irrt. Denn die neuen Abfüllungen präsentieren sich nahezu ausnahmslos in Fassstärke und füllen damit eine Nische, die in den Augen der anspruchsvollen Rum-Connaisseuren in den letzten Jahren viel zu wenig ausgefüllt war. Dieser Missstand scheint langsam korrigiert zu werden.
Nachdem der schottische Abfüller Duncan Taylor mit seiner hervorragenden ersten Rum Range den Anfang machte (siehe unsere letzten drei Artikel), ziehen andere, wie "The Whisky Cask" (mit ihrer Serie "The Rum Cask"), "Liquid Sun" oder "Malts of Scotland" (mit ihrer Serie "Isla del Ron") nach. Letztere drei Abfüller stammen aus Deutschland und einen Jamaica Rum aus der Serie "Isla del Ron" werde ich heute hier besprechen.

Der Rum um den es heute geht stammt aus dem Jahr 1982, einem Jahr, aus dem bis vor ca. 10 Jahren schon einige Rums erschienen, aus dem nun aber schon länger nichts mehr veröffentlicht wurde. Angesichts dessen, dass die meisten Rums in einem Alter zwischen 10 und 20 Jahren abgefüllt werden, verwundert das allerdings nicht. Nun also hat es ein 30 jähriges Destillat auf den Markt geschafft. Die Abfüllung ist eine Single Cask Abfüllung, kommt in Fassstärke daher und ist auf verschwindend geringe 112 Flaschen limitiert. Verkostet wurde die Flasche Nummer 44 aus IdR Cask Nummer 001.
Ob der Rum direkt auf Jamaica erworben wurde, oder ob er bereits vor längerer Zeit den Weg in ein Lagerhaus in Europa schaffte, ist wie so oft leider nicht bekannt. Auch, dass der Rum aus der Destillerie Long Pond stammt, ist auf der Flasche nicht zu lesen. Diese Info gab der Abfüller in einem sozialen Netzwerk bekannt und wird daher auch so übernommen. 
Mit 30 Jahren ist der heute verkostete Rum der älteste aus Jamaica, der es bisher in mein Glas geschafft hat, zwei Jahre älter, als die hier ebenfalls schon vorgestellte Plantation Abfüllung aus 1983. Dementsprechend gespannt bin ich, was mich hier im Folgenden erwartet.

Der Abfüller:

Hinter der Serie Isla del Ron steckt der unabhängige Whiskyabfüller Malts of Scotland mit Firmensitz im nordrhein-westfälischen Paderborn. Unter dem Namen Malts of Scotland wird seit 2009 Whisky selbst abgefüllt und vertrieben. Unter dem Motto "Besondere Abfüllungen für besondere Momente" werden laut Inhaber Thomas Ewers sowohl die Fässer zur Abfüllung ausgewählt, als auch die Flaschen der Abfüllungen gestaltet. Neben der regulären Abfüllungen bietet Malts of Scotland auch eine Range namens "Amazing Casks" an. 
Ende 2012 wurde nun also erstmals auch Rum abgefüllt, der Anfang 2013 auf dem Markt erschienen ist. Neben der Jamaica Abfüllung gibt es auch noch je einen Rum aus Cuba (1998), Guyana (1988), Panama (1995) und Barbados (2000), sowie zwei Blends, die unter den Namen Gold und Silver angeboten werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Serie, die mit der selben Sorgfalt entstanden ist, wie die Whiskys des Hauses, erweitert wird. Sowohl die Whiskys, als auch die Rums werden, mit Ausnahme von Isla del Ron Silver & Gold, in Fassstärke abgefüllt.
Quelle: The Whisky Wiki

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Verkostung des Isla del Ron Jamaica Rum from Long Pond 30 YO (1982 - 2012), 56,2% vol.

Isla del Ron Jamaica Rum 30 YO (1982 - 2012), 56,2% vol.

Preis: der Preis ist sicher das unangenehmste an der gesamten Abfüllung, ca. 140 Euro muss man für den Rum bereit sein auszugeben. 

Alter: der Rum wurde 1982 destilliert und 30 Jahre später, im Jahr 2012, abgefüllt. 

Alkoholstärke: der Alkoholgehalt liegt bei 56,2% vol., was der Fassstärke entspricht. 

Destillationsverfahren: hierzu wird auf der Flasche keine Angabe gemacht. Long Pond besitzt sowohl Pot- als auch Column Stills. Ich würde allerdings eher eine Pot, als eine Column Still vermuten.

Farbe: tiefes, dunkles Bernstein. Durchaus typisch für einen derart alten Rum.

Viskosität: sehr ölig. Der Rum beißt sich regelrecht am Glas fest und hinterlässt beim Hinablaufen an der Glaswand schöne, gleichmäßige, weite Schlieren. Schon hier kann man beobachten, dass man es mit einem sehr alten Rum zu tun hat. 

Nase: die Nase zeigt sich zunächst sehr zurückhaltend, was ich so nicht unbedingt erwartet hatte von einem Rum aus Jamaica. Anklänge von Karamell und diverser Gewürze bestimmen zunächst das Bild in der Nase, Anis tritt dabei am deutlichsten heraus, auch Pfeffer oder Bourbon Vanille meine ich zu erkennen. Süße finde ich hier so gut wie garnicht, die Nase ist ausgesprochen trocken, schwer und reif. Das ändert sich auch nicht, nachdem der Rum eine ganze Weile im Glas steht, allerdings wird die Nase noch voller und intensiver. Holz ist selbstverständlich präsent, allerdings empfinde ich das hier nie unangenehm oder gar overaged. zu Beginn erinnert mich die Nase schon ein wenig an Rums im CRV Stil (gebrannt, ganz untypisch für Jamaica, in einer Column Still), allerdings deutlich schöner, später aber eher an Demerara Rums aus Port Mourant oder ganz speziell an den 21 jährigen Long Pond von Silver Seal aus 1986.

Gaumen: sehr viel eindeutiger Long Pond als die Nase. Mein Verdacht, dass der Rum aus einer Pot Still stammt, bestätigt sich. Der Rum hat eine schöne Öligkeit und füllt den Mundraum angenehm aus. Die Reife merkt man dem Rum sofort an. Die 30 Jahre im Fass haben den Rum sehr weich werden lassen, was ihn trotz der Fassstärke leicht zu trinken macht. Eine Verdünnung ist nicht nötig. Im Gegenteil, die vollen Volumenprozente tun dem Rum sogar sehr gut meines Erachtens, da ich mir vorstellen könnte, dass der Rum, eben auf Grund seiner Eigenschaften, bei ca. 45% vol. zu kraftlos gekommen wäre. Ein Kompliment an den Abfüller!
Ansonsten steht Anis hier eindeutig im Vordergrund, viel klarer noch als bei der oben genannten Silver Seal Abfüllung, bei der ich diese Erinnerung ebenfalls hatte. Sogar ein letztes bisschen Rest-Süße ist da, ob gleich diese nur für einen Moment zu Beginn jeden Schluckes aufblitzt. Ansonsten gestaltet sich der Rum nicht nur in der Nase, sondern auch am Gaumen sehr trocken.

Abgang: der Abgang wird eingeleietet vom Anis, der sich für einen Moment im Mundraum festsetzt und dann verschwindet. Was bleibt, ist dann ein sehr trockener Resteindruck des Rums. Insgesamt leider aber ein doch eher kurzer Abgang, der nur ca. 30 Minuten präsent ist.

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Fazit: ein Rum, der Zeit braucht und diese auch fordert; wer sie sich nimmt, wird belohnt! Ein bis zwei Stunden sollten das Mindeste sein. Ein ausgesprochen reifer Rum, der seinen Reifezenit evtl. auch schon überschritten hat, den ich aber keinesfalls als zu überreift bezeichnen würde. Dieser Rum lebt noch, auch wenn seine Jugend ganz offensichtlich schon lange Jahre zurückliegt. Aber er blickt auf diese Zeit herab, mit aller Souveränität, die man sich denken kann. Großer Rum! Meine Hochachtung! Möchte ich noch etwas zum Preis sagen? Nein, ich glaube nicht. 

Es bleibt mein Dank und die Bitte an den Abfüller, diesen Weg weiterzugehen...

Bis demnächst,
Flo

PS: vor kurzem hatte ich ebenfalls das Vergnügen, die kubanische Abfüllung aus 1998 zu probieren, welche ich ebenfalls sehr gelungen fand, obwohl Kuba eigentlich nicht zu meinen Favoriten im Rumbereich zählt.

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