Sonntag, 29. März 2015

The Rum Cask Jamaica Rum 16 YO Hampden 1998


Liebe Rum-Gemeinde,

nachdem ich euch letzte Woche den ersten zweier neu erscheinenden Jamaica Rums bei The Rum Cask vorgestellt habe, einen 9 jährigen Worthy Park aus 2005 in Fassstärke, folgt heute der zweite. Dass es sich bei diesem um einen Hampden Rum handeln würde hatte ich ja bereits durchblicken lassen, ansonsten hielt ich mich mit Informationen allerdings bedeckt. Bis jetzt ;)

Wie ihr der Überschrift bereits entnehmen konntet, handelt es sich bei der Neuerscheinung um einen Hampden Rum in nicht mehr ganz jungem Alter und in Fassstärke. Letztere ist bei Hampden in meinen Augen das Sahnehäubchen, welches Rums speziell dieser Destillerie immer noch eine Sphäre höher trägt. 
Das Batch aus dem Jahr 1998 ist ein bisher nahezu unbekanntes. Einzig Alambic Classic führt ebenfalls einen Rum dieses Batches, allerdings nur mit 45% vol., was bei Hampden leider immer eine spürbar angezogene Handbremse bedeutet. 
Das Auftauchen dieses neuen Jahrgangs von Hampden ist insofern ungewöhnlich, als dass aus dem zwei Jahre jüngeren Jahrgang 2000 seit inzwischen sieben Jahren schon unzählige Fässer am Markt aufgetaucht sind. Aus 1998 ist hingegen bisher nichts erschienen, zumindest von keinem der ca. 30 bekannten Jamaica Rum abfüllenden unabhängigen Abfüller. Die beiden Abfüllungen von Alambic und nun von The Rum Cask sind mit 16 Jahren also die jüngsten bekannten Rums dieses Batches, während es aus anderen Jahrgängen auch bereits sehr junge Rums mit unter 10 Jahren Reife gegeben hat. Weshalb das so ist, wieso die Fässer nicht früher in die Flaschen gelangten kann ich nicht sagen. Nun aber ist dieses Batch auf 200 Flaschen verteilt verfügbar und ich werde es mir einmal näher ansehen.

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Verkostung des The Rum Cask Jamaica Rum from Hampden 16 YO (1998 - 2015), 64,3% vol.:

Preis: 0,5 Liter des 16 jährigen Hampden werden im The Rum Cask Shop 49,90 Euro kosten.

Alter: der Rum wurde 1998 destilliert und Anfang 2015 abgefüllt. Damit ist er volle 16 Jahre alt.

Alkoholstärke: 64,3% vol. misst der Rum. Das bedeutet die volle Fassstärke.

Destillationsverfahren: it's Hampden. It's Pot Still ;)

Farbe: ein satter Goldton, heller Bernstein.

Viskosität: weite, unregelmäßige, dünne, allerdings fetter werdende, Schlieren, der Rum beißt sich am Glas fest, stark ölige Viskosität.

Nase: Woah! This! Is! Hampden! Nicht mal mit stark verschnupfter Nase bestünden hier ernsthafte Zweifel was sich im Glas vor mir befindet, ein Ester-Monster vor dem Herrn. Er hat nicht ganz so viele davon wie das 1990er Batch, aber an das legendäre 1992er Batch schließt er nahtlos an. Das dürfte definitiv ein Continental Flavoured Rum sein, also ein Rum des Marks HLCF.
Die Nase ist wahnsinnig voll, ich habe dazu noch viel gegrillte Ananas, natürlich Banane, eine leichte Zitrusnote und etwas, was irgendwie erdig anmutet. Dazu kommt eine schöne Note vom Holz, die sehr harmonisch eingebunden ist. Hammer!

Gaumen: wie immer bei Hampden stellt sich erstmal dieses Zaubertrank-Feeling ein. Der Rum ist sehr mundfüllend und reichhaltig, ölig-cremig, zu Beginn leicht brennend, dann milder werdend. Heavy Bodied. Eine erdige Komponente ist da, aber auch der aus Hampden bekannte Obstkorb, in dem sich vor allem Bananen und Ananas befinden. Der Einfluss vom Holz ist da, aber nicht dominant, sondern schön eingebunden. Tolle Ballance! Würzig. Voller Power.

Abgang: gewohnt lang, esterig und intensiv. Neverending Story.

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Fazit: In ya Face! Dieser Rum und diese Destillerie ist einmal mehr der blanke Wahnsinn! Hampden in Bestform zu einem Best-Preis. Auf 0,7 Liter umgerechnet wäre man hier ganz leicht unter 70 Euro. Das sind Preise, von denen man sich eigentlich schon vor ein paar Jahren verabschiedet hatte. Was kann man also falsch machen? Nichts, mit Ausnahme eines zu lange anhaltenden Zögerns beim Bestellen eventuell. Denn die Rum Gemeinde hat sich stark vergrößert. 200 Flaschen zu einem so guten Preis sind eine echte Limitierung und ich wage die Prognose, dass dieser Rum, dieser Kracher, nicht so arg lang am Markt verfügbar sein wird. Klare Kaufempfehlung. Recommended by Barrel Aged Thoughts.
Und wieder gilt auch hier: wir sind ein unabhängiger und unbestechlicher Blog, der die Herausstellung maximaler Qualität zum Ziel hat. Daher war uns die Wahrung unserer Unabhängigkeit bei diesem Projekt ein großes Anliegen und wir freuen uns sagen zu können, dass wir den Rum nicht deshalb empfehlen, weil unser Name mit auf dem Etikett steht, sondern, dass unser Name auf dem Label steht, weil wir den Rum abgefüllt sehen wollten und ihn empfehlen. Und wir danken dem Team von The Rum Cask an dieser Stelle für das in uns gesetzte Vertrauen!

So. Ist das jetzt das Ende? Natürlich nicht! Denn wer mich kennt, der weiß natürlich, dass ich nicht widerstehen konnte und den Rum natürlich auch in meinem Lieblingsdrink, dem Mai Tai, ausprobieren musste ;)


Mai Tai mit The Rum Cask Jamaica Rum from Hampden 16 YO:

Mai Tai mit The Rum Cask Hampden 16 YO (1998 - 2015)
Farblich steht ein Mai Tai vor mir, wie ich ihn schon unzählige Male im Glas hatte. Milchig, leicht grünlich von der Limette, leicht gelb vom Rum, dem Curacao (Pierre Ferrand Orange Curacao) und vom Orgeat (Meneau) und vor allem aber sehr hell.
Geschmacklich erlebe ich dagegen außergewöhnliches. Nicht, weil ich noch nie so einen guten Mai Tai gehabt hätte, das kann man wirklich nicht sagen, dafür hatte ich einfach schon alle bekannten Jamaica-Referenzen in diesem Drink um da ein Alleinstellungsmerkmal zu erlangen, aber weil er sich eben auch nicht schlechter macht, als einige außergewöhnlich gute Rums vor ihm, die man allerdings schon lange nicht mehr kaufen kann. Das macht ihn vermutlich zum derzeit besten, verfügbaren Kandidaten für diesen Drink. Und für welchen Preis nochmal? Bingo!
Der Rum drückt dem Mai Tai seinen Stempel auf, so wie man das von einem guten Hampden erwartet. Gleichzeitig kommen die anderen Zutaten aber immer noch durch und setzen ihn so in Szene. Ich spiele häufig mit diesem Bild, ich weiß, aber es beschreibt für mich einfach am besten, was in diesem Drink geschieht mit diesem Rum und diesen erstklassigen Begleitern.
Trotz der Fassstärke sind auch größere Schlücke möglich, ohne, dass einen der Alkohol dabei völlig erschlägt. Der Drink verwässert wenig, was aber auch kein Problem darstellt, da er das Schmelzwasser bei gutem Mischungsverhältnis nicht so sehr nötig hat. Dadurch bleibt der tolle Geschmack lange erhalten und verlangt keinen allzu kurzen Genuss.

Fazit: auch wer einen Rum für den Mai Tai sucht und auf den puren Genuss eher zweitrangig guckt, der sollte sich den TRC Hampden 16 YO einmal genauer ansehen. Günstiger bekommt man derzeit definitiv keinen vergleichbaren oder besseren Rum für diesen Drink und auch wer bereit ist mehr Geld in die Hand zu nehmen wird lange suchen müssen um einen besseren Kandidaten zu finden. Dann wird es aber schon mindestens dreistellig und das ganze dürfte auf eine Sammlerflasche längst vergangener Tage hinauslaufen. Ob dieser Rum dann besser ist? Vielleicht etwas exklusiver, aber besser? Ich habe starke Zweifel. Denn der vor mir stehende Mai Tai ist einfach unfassbar auf den Punkt und erhält damit die vollen 10 Punkte von mir. Die haben vor ihm nur der LPS Long Pond 2nd Release, der Duncan Taylor Hampden 1990 und der Cadenhead's IRW 18 YO erhalten. Keiner dieser Rums ist noch verfügbar. Daher auch hier: uneingeschränkte Kaufempfehlung!

Mit besten Grüße und einen schönen Sonntag,
Flo

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Guten Abend! Da dies plötzlich der aktuellste Eintrag zu sein scheint, gestatten Sie mir die Frage: Wo sind die ganzen anderen Artikel (Demerara) hin?

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