Mittwoch, 25. September 2013

Depaz Rhum Vieux X.O. - La Cuvèe du Centenaire

 Moin,

heute widmen wir uns endlich wieder meiner Lieblingskategorie: dem Rhum Agricole.
Die zu verkostende Abfüllung stammt aus Martinique von der Destillerie Depaz, deren Ursprung laut Homepage auf 1651 zurückgeht, als der erste Gouverneur Martiniques, Jacques-Dyel du Parquet, das Anwesen erbauen lies und mit dem Zuckerrohranbau begann. Interessant ist, dass auf dem beiliegenden Heft 1638 vermekrt ist. Welche Angabe nun korrekt ist, vermag ich nicht zu sagen. Die Depaz-Familie übernahm das Anwesen, welches im Nord-Westen Martiniques, in der Küstenstadt Saint-Pierre, am Fuße des Vulkans Mount Pelee, gelegen ist. Dieser Vulkan brach am 8 Mai 1902 aus, wobei nahezu alle 30.000 Einwohner in Saint-Pierre, welche zu dieser Zeit die Hauptstadt war, den Tod fanden und die gesamte Depaz-Familie, bis auf Victor Depaz, ausgelöscht wurde. Victor befand sich zu dieser Zeit für sein Studium in Bordeaux und kehrte schließlich 1917 nach Martinique zurück um das Anwesen wieder aufzubauen, welches sich noch heute in Familienbesitz befindet. Produziert wird, wie auch bei den anderen Destillerien, nach den AOC, welche seit November 1996 gelten.
2002 jährte sich der Ausbruch zum einhundertsten Mal und Depaz füllte zu diesem Anlass, den heute vorgestellten Rum ab. Man mag zum Thema Packaging stehen wie man möchte, aber diese Abfüllung macht optisch schon etwas her und kommt in einer schönen Holzkiste daher. Auch die Flasche ist, so finde ich, ein Hingucker. Doch kann auch der Inhalt überzeugen?

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Verkostung des Depaz Rhum Vieux X.O. - La Cuvèe du Centenaire


Preis: Obwohl das Cuvee vermutlich schon vor gut 10 Jahren auf den Markt kam, ist es noch zum Teil verfügbar. Ich erstand den Rhum bei Weinquelle für 67€.

Alter: Von offizieller Seite lassen sich keine Informationen finden. In diversen Shops wird das Alter allerdings mit 10 Jahren angegeben. Da er als Vieux X.O. verkauft wird, ist in jedem Fall ein Mindestalter von 6 Jahren sicher. Da es sich zudem um ein Cuvée handelt und kein Jahrgang angegeben ist, sind vermutlich unterschiedlich lange gelagerte Rhums in diesem enthalten.

Alkoholstärke: Abgefüllt wurde dieser Rhum mit 45%. Für einen Agricole eine sehr gängige Alkoholstärke. Empfinde ich diese bei Melasserums oftmals als zu gering, können mich Agricole meist auch mit geringeren Volumenprozenten überzeugen.

Destillationsverfahren: Da nach den AOC produziert wird kam eine Ein-Säulen-Kolonne zum Einsatz und es durfte auf maximal 70% destilliert werden.

Farbe: Er erscheint bernstein-golden im Glas.

Viskosität: Wie bei Agricole üblich rinnen die Tropfen eher zügig die Glaswand hinunter, das es sich um ein Column Still Destillat handelt, war dies auch zu erwarten. Er bildet weite Bögen, aber es verbleiben nur vereinzelt Tropfen an der Glaswand.

Nase: Schon hier zeigt der Rhum seine Komplexität: Eine großes Aromenspektrum steigt mir in die Nase. Im aller ersten Moment Pfeffer und Muskatnuss, es gesellt sich jedoch unmittelbar eine Honigsüße sowie Vanille und Eichentöne hinzu. Ich meine auch etwas in Honig geröstete Nüsse zu erahnen, allerdings nur sehr dezent. Dahinter verbergen sich Aromen von Orangenschale, Früchtetee (aus Waldbeeren) sowie eine für mich neue Note im Rhum: eine Spur Fenchel. Eine sehr spannende Nase die zwischen Gewürzen, Süße, Holznoten und Frucht eine tolle Balance verspricht!

Gaumen: Es stellt sich ein seidiges Gefühl im Mund ein, die Orangenschale sowie das typisch nussige für gereifte Agricole ergeben einen tollen Einstieg. Die Honigsüße leitet daraufhin über zu den Gewürzen und der trockenen Eiche ehe die leichte Fenchelnote und der Tee übernehmen. Zum Abschluß kommt noch etwas Vanille zum Vorschein, begleitet von trockener Eiche.

Abgang: Ein wenig Nuss sowie Orangenschale verbleiben eine kurze Zeit. Ansonsten gestaltet sich der Abgang wie für einen etwas länger gereiften Rhum aus frischem Zuckerrohsaft erwartet: trocken. Insbesondere weißer Pfeffer und Muskatnuss haben hier neben der Eiche das Heft in der Hand.

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Fazit: direkt auf den Punkt gebracht: Das Gesamtpaket stimmt! Die Qualität des Rhums kann mit der Verpackung absolut mithalten. 67€ sind zwar kein Pappenstiel, doch in der Welt der Agricoles, und gerade der Sonderabfüllungen sowie Cuvées, ist dies ein Schnäppchenpreis. Wird dieser Rhum zumeist seiner Bestimmung folgen und pur im Nosingglas landen so würde ich mit diesem Rhum durchaus gelegentlich einen Old Fashioned oder Rhum Sazerac machen ;). Dies werden vermutlich aber auch die einzigen Drinks sein für die er Verwendung finden wird. Für einen Ti Punch mit Rhum Vieux zum Beispiel gibt es dann wahrlich preislich attraktivere Varianten.
Wie zu erwarten spreche ich eine klare Kaufempfehlung aus! Der Rhum ist hervorragend balanciert und bringt neben dem Trockenen eine für Agricole nicht immer typische Süße mit. Diese verfliegt allerdings nach dem Schluck recht schnell: So mag ich das! Man soltle jedoch nicht allzuviel Zeit für einen Kaufentschluß benötigen, da er mehr und mehr aus den Shops verschwindet und mir nur noch wenige Quellen bekannt sind.

Bis zum nächsten Mal,
Leo

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