Liebe Rum Gemeinde,
nach der ganzen Aufregung um den neuen 18 YO Hampden 2001 von The Rum Cask aus der letzten Woche, der binnen unglaublicher 13 (!) Minuten bereits restlos vergriffen war, widme ich mich heute einem Tropfen, der zwar mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit verdient hat wie der Hampden, der aber dennoch unter dem Radar laufen dürfte, eben weil er nicht unmittelbar aus einer der ganz großen und angesagten Brennereien stammt: es geht um den brandneuen "KAIMAN" Rum von Compagnie Des Indes!
Der KAIMAN wurde von Compagnie Des Indes ganz frisch zum 5. Jubiläum des noch jungen Abfüllers rund um den umtriebigen Florent Beuchet herausgebracht und stellt einen Blend aus Guadeloupe Rum, Jamaica Rum und Demerara Rum dar. Das alleine klingt eigentlich schon spannend genug, aber endgültig aufsehenerregend und ganz und gar außergewöhnlich wird es, wenn wir uns das Alter der Destillate ansehen. Der Guadeloupe Rhum nämlich, der mit einem Anteil von 72,2% das Herzstück des Blend ausmacht, ist ein Rhum aus dem Jahr 1973! Dagegen fast jung wirkt ein Blend aus Jamaica und Demerara Blend aus dem Jahr 1993, mit aber immerhin auch noch stolzen 26 Jahren Reife. Dieser Teil macht 27,8% des Blends aus.
Das große Rätselraten setzt ein, wenn es dann darum geht, was für Rhums im einzelnen tatsächlich enthalten sind. Hier bleibt an vielen Stellen nur die Spekulation und die Hoffnung, dass der Rum selbst letztlich Auskunft geben können wird. Über den Guadeloupe Rhum erfahren wir, dass es sich dabei um einen Rhum Traditionel handelt, also einen auf Melasse basierten Rhum. Da denkt man, bei unabhängigen Abfüllern, natürlich zu allererst an Damoisseau und an Gardel. Nähere Angaben dazu gibt es aber nicht. Das Fass Guadeloupe Rhum reifte auf jeden Fall als solches von 1973 bis 2009 im Fass. Ob in der Karibik oder in Europa bleibt ebenfalls unklar. Die Rums aus Jamaica und Guyana, jeweils Jahrgang 1993, wurden schon im Jahr 1995 zu einem gemeinsamen Blend vermählt. Genaue Angaben erhalten wir hier immerhin zum Demerara Rum. Enthalten sind darin Rums aus der Savalle Still von Diamond, aus der Coffey Still von Enmore und aus der Double Wooden Pot Still von Port Mourant. Über den Jamaicaner weiß man nur, dass es sich um ein Wedderburn-Destillat handelt. Dabei denke ich natürlich als erstes an Long Pond und an die Marks VRW und IRW, aber das ist pure Spekulation. Auch dieses Fass Rum reifte im Fass bis ins Jahr 2009. Dann wurden beide Anteile, Guadeloupe und Jamaica/Guyana, in einem 1000 Liter Fass zu einem Rum geblendet. Dieser Blend, der jetzt den KAIMAN darstellt, reifte als solcher nochmal 10 Jahre bis ins Jahr 2019, als er schließlich abgefüllt wurde. Ich denke, man kann hier also mit Fug und Recht von einem flüssigen Stück Geschichte sprechen. Die Eckdaten jedenfalls waren so spannened, dass ich mir den Rum unbedingt genauer ansehen musste. Präsentiert wird das Jubiläumsstück darüber hinaus in einer sehr schmucken Holzkiste, so dass man bis hier hin definitiv konstatieren kann, dass sich CDI hier alle Mühe gemacht zu haben scheint. Was der KAIMAN dann am Ende wirklich kann, das sehen wir uns im Folgenden an! Mein Dank geht heute noch an den Oli, der den Rum geteilt und mir ein Sample, sowie das Altglas und die Holzbox hat zukommen lassen, so dass ich euch das ganze ein wenig in Szene setzen konnte - vielen lieben Dank!
Verkostung des Compagnie Des Indes "KAIMAN" Rum 1973/1993:
Alter: der Guadeloupe Rhum reifte von 1973 bis 2009, bevor er in ein 1000 Liter Eichenfass überführt wurde. Zwei Fässer 1993er Jamaica Rum wurden 1995 miteinander in einem Fass vermählt. Dieser Blend reifte ebenfalls bis 2009 im Fass, bevor es mit dem Guadeloupe Rhum zusammen in das 1000 Liter Fass kam. Dieser neue Blend reifte dann nochmals 10 Jahre lang bis 2019. Somit sind die Rums 46, buw. 26 Jahre alt.
Lagerung: keine Angaben.
Fassnummer: keine Angaben. Bekannt ist aber, dass der Blend 500 Flaschen stark ist.
Fassnummer: keine Angaben. Bekannt ist aber, dass der Blend 500 Flaschen stark ist.
Angel's Share: keine Angaben.
Alkoholstärke: der Rum kommt verdünnt, mit 46% vol., daher.
Destillationsverfahren: keine Angaben. Es ist aber bekannt, dass am Demerara Anteil die Savalle Still von Diamond, sowie die Coffey Still von Enmore und Double Wooden Pot Still Port Mourants von Uitvlugt beteiligt waren. Damit sind auf jeden Fall Pot- als auch Column Still Rums enthalten.
Mark: wenig konkrete Angaben. Der Guadeloupe Rhum ist ein Traditionell, was Gardel oder Damoisseau nahe legt. Der Jamaica Anteil ist ein Wedderburn Rum, was auf VRW oder IRW von Long Pond hinweisen könnte. Aus Guyana sind die Savalle Still von Diamond beteiligt, sowie Rums der EHP und der PM Still.
Farbe: Mahagoni
Abgang: das Finish gehört dann auch den trocken, würzig, bitteren Eindrücken, am Ende erinnert das ein wenig an die 95% Bitterschokolade von Lindt. Knochentrocken, aber auf die gute Art. Der Rum verweilt ein wenig am Gaumen und ist dann nach ca. 30 Minuten vollkommen verflogen.
-------------------------------------------------------------------------------------------------
-91/100-
Bis demnächst,Flo
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen