Sonntag, 15. Dezember 2019

Compagnie Des Indes "KAIMAN" Rum 1973/1993

Liebe Rum Gemeinde,

nach der ganzen Aufregung um den neuen 18 YO Hampden 2001 von The Rum Cask aus der letzten Woche, der binnen unglaublicher 13 (!) Minuten bereits restlos vergriffen war, widme ich mich heute einem Tropfen, der zwar mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit verdient hat wie der Hampden, der aber dennoch unter dem Radar laufen dürfte, eben weil er nicht unmittelbar aus einer der ganz großen und angesagten Brennereien stammt: es geht um den brandneuen "KAIMAN" Rum von Compagnie Des Indes!


Der KAIMAN wurde von Compagnie Des Indes ganz frisch zum 5. Jubiläum des noch jungen Abfüllers rund um den umtriebigen Florent Beuchet herausgebracht und stellt einen Blend aus Guadeloupe Rum, Jamaica Rum und Demerara Rum dar. Das alleine klingt eigentlich schon spannend genug, aber endgültig aufsehenerregend und ganz und gar außergewöhnlich wird es, wenn wir uns das Alter der Destillate ansehen. Der Guadeloupe Rhum nämlich, der mit einem Anteil von 72,2% das Herzstück des Blend ausmacht, ist ein Rhum aus dem Jahr 1973! Dagegen fast jung wirkt ein Blend aus Jamaica und Demerara Blend aus dem Jahr 1993, mit aber immerhin auch noch stolzen 26 Jahren Reife. Dieser Teil macht 27,8% des Blends aus.




















Das große Rätselraten setzt ein, wenn es dann darum geht, was für Rhums im einzelnen tatsächlich enthalten sind. Hier bleibt an vielen Stellen nur die Spekulation und die Hoffnung, dass der Rum selbst letztlich Auskunft geben können wird. Über den Guadeloupe Rhum erfahren wir, dass es sich dabei um einen Rhum Traditionel handelt, also einen auf Melasse basierten Rhum. Da denkt man, bei unabhängigen Abfüllern, natürlich zu allererst an Damoisseau und an Gardel. Nähere Angaben dazu gibt es aber nicht. Das Fass Guadeloupe Rhum reifte auf jeden Fall als solches von 1973 bis 2009 im Fass. Ob in der Karibik oder in Europa bleibt ebenfalls unklar. Die Rums aus Jamaica und Guyana, jeweils Jahrgang 1993, wurden schon im Jahr 1995 zu einem gemeinsamen Blend vermählt. Genaue Angaben erhalten wir hier immerhin zum Demerara Rum. Enthalten sind darin Rums aus der Savalle Still von Diamond, aus der Coffey Still von Enmore und aus der Double Wooden Pot Still von Port Mourant. Über den Jamaicaner weiß man nur, dass es sich um ein Wedderburn-Destillat handelt. Dabei denke ich natürlich als erstes an Long Pond und an die Marks VRW und IRW, aber das ist pure Spekulation. Auch dieses Fass Rum reifte im Fass bis ins Jahr 2009. Dann wurden beide Anteile, Guadeloupe und Jamaica/Guyana, in einem 1000 Liter Fass zu einem Rum geblendet. Dieser Blend, der jetzt den KAIMAN darstellt, reifte als solcher nochmal 10 Jahre bis ins Jahr 2019, als er schließlich abgefüllt wurde. Ich denke, man kann hier also mit Fug und Recht von einem flüssigen Stück Geschichte sprechen. Die Eckdaten jedenfalls waren so spannened, dass ich mir den Rum unbedingt genauer ansehen musste. Präsentiert wird das Jubiläumsstück darüber hinaus in einer sehr schmucken Holzkiste, so dass man bis hier hin definitiv konstatieren kann, dass sich CDI hier alle Mühe gemacht zu haben scheint. Was der KAIMAN dann am Ende wirklich kann, das sehen wir uns im Folgenden an! Mein Dank geht heute noch an den Oli, der den Rum geteilt und mir ein Sample, sowie das Altglas und die Holzbox hat zukommen lassen, so dass ich euch das ganze ein wenig in Szene setzen konnte - vielen lieben Dank! 


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Verkostung des Compagnie Des Indes "KAIMAN" Rum 1973/1993:

Preis: der offizielle Ausgabepreis beträgt 370,- Euro. 

Alter: der Guadeloupe Rhum reifte von 1973 bis 2009, bevor er in ein 1000 Liter Eichenfass überführt wurde. Zwei Fässer 1993er Jamaica Rum wurden 1995 miteinander in einem Fass vermählt. Dieser Blend reifte ebenfalls bis 2009 im Fass, bevor es mit dem Guadeloupe Rhum zusammen in das 1000 Liter Fass kam. Dieser neue Blend reifte dann nochmals 10 Jahre lang bis 2019. Somit sind die Rums 46, buw. 26 Jahre alt.

Lagerung: keine Angaben.

Fassnummer: keine Angaben. Bekannt ist aber, dass der Blend 500 Flaschen stark ist.   

Angel's Share: keine Angaben. 

Alkoholstärke: der Rum kommt verdünnt, mit 46% vol., daher. 

Destillationsverfahren: keine Angaben. Es ist aber bekannt, dass am Demerara Anteil die Savalle Still von Diamond, sowie die Coffey Still von Enmore und Double Wooden Pot Still Port Mourants von Uitvlugt beteiligt waren. Damit sind auf jeden Fall Pot- als auch Column Still Rums enthalten.

Mark: wenig konkrete Angaben. Der Guadeloupe Rhum ist ein Traditionell, was Gardel oder Damoisseau nahe legt. Der Jamaica Anteil ist ein Wedderburn Rum, was auf VRW oder IRW von Long Pond hinweisen könnte. Aus Guyana sind die Savalle Still von Diamond beteiligt, sowie Rums der EHP und der PM Still. 

Farbe: Mahagoni

Viskosität: der Rum bildet oben an der Glaswand gleichmäßige, relativ eng und parallel verlaufende Schlieren, die zügig an der Glaswand herunterlaufen.

Nase: in der Nase habe ich nach ca. zwei Stunden eine für mich vollkommen ungewohnte Welt im Glas und ein Gefühl, welches ich in der Form nicht mehr häufig im Rum Bereich habe: ich habe erstmal so gar keine Assoziation zu dem, was ich da gerade im Glas habe. Nichts springt mich wirklich an, auch der Jamaica oder der Guyana Anteil des Blends nicht. Der überwiegende Guadeloupe Anteil scheint auch den Ton anzugeben, wobei sich meine Hoffnung, dass es sich dabei um Rum aus Gardel handeln könnte erstmal nicht direkt bestätigt. Andererseits sind die Gardel die ich kenne deutlich jünger als der hier verwendete 46 Jahre alte Guadeloupe Rhum. Insofern kann ich das also auch nicht ausschließen. Und tatsächlich, wenn ich meine Nase lange ins Glas halte, dann ist Gardel tatsächlich die Destillerie, auf die ich am ehesten tippen würde. Aber nochmal, das hier ist etwas ganz anderes als die 13 bis 20 jährigen Gardel, die mich teilweise so geflasht haben. Darüber hinaus meine ich peripher immer wieder auch den Demerara Anteil durchblitzen zu sehen. Die Nase ist alles in allem sehr gediegen und der Rum ganz offensichtlich richtig alt. Ich habe viele Gewürze, aber auch so ein wenig die Süße von Trauben, sowie karamellisiertem Zucker. Was mir teilweise ein wenig fehlt, ist Intensität - das hier ist ein Rum für sensible Sinne! Alkoholische Schärfe ist vollkommen abwesend, was bei nur 46% vol. aber auch kein großes Wunder ist. Überraschend finde ich dagegen, dass der Rum auf keinen Fall verholzt wirkt. Klar, da ist Fasseinfluss und der Rum wirkt auch definitiv alt und reif, aber eben nicht großartig holzig oder gar verholzt.

Gaumen: bange Sekunden bis zum ersten Schluck und dann die große Erleichterung - der Rum ist durch die Verdünnung auf 46% vol. nicht kritisch verwässert worden! Glück gehabt, davor habe ich wirklich jedes Mal Angst bei einem Rum unter 50% vol., aber das ist hier vollkommen unbegründet. Präsent ist dagegen eine schöne natürliche Süße zu Beginn und, ja, am Gaumen auch definitiv Tannine vom Fass! Hier besteht kein Zweifel, dass ein wirklich alter Rum im Glas befindet. Zwar ist auch der Eindruck am Gaumen keinesfalls einer, der in die Richtung von verholzt geht, aber das ist schon wirklich sehr reif. Gardel finde ich hier nicht direkt wieder, wobei das wirklich auch am enormen Alter des Destillats liegen kann. Dafür scheint aber der Demerara hier zum Zug zu kommen. Das hier könnte auf jeden Fall auch als reifer, alter Demerara Rum durchgehen. Wirklich guter Rum! Lecker! Besonders! Würze, Kaffeebohnen, trocken, ins bittere gehend, 

Abgang: das Finish gehört dann auch den trocken, würzig, bitteren Eindrücken, am Ende erinnert das ein wenig an die 95% Bitterschokolade von Lindt. Knochentrocken, aber auf die gute Art. Der Rum verweilt ein wenig am Gaumen und ist dann nach ca. 30 Minuten vollkommen verflogen.

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Fazit: ein Rum, der Zeit braucht, der Zeit fordert und der sich diese -nach den langen Jahren der Reife- auch redlich verdient hat! Ich habe einige Stunden mit ihm verbracht und es alles andere als bereut! Der Rum ist wunderbar anders als so viele die wir sonst so vorgesetzt bekommen und man spürt in jedem Augenblick, dass man da gerade einen wirklich alten Tropfen im Glas hat. Insbesondere am Gaumen ist das nicht zu übersehen. Das wird nicht jedem gefallen, ganz sicher nicht, weswegen ich zu einem Sample raten und nicht zu einem Blindkauf tendieren würde, aber gerade wer alte Demerara Rums mag, der könnte hier wirklich auf seine Kosten kommen. Ich habe Compagnie Des Indes mal als den Felix Magath unter den unabhängigen Abfüllern bezeichnet. Jener Magath war im Fußball bekannt dafür, regelmäßig bis zu 50 Spieler zu holen, von denen dann vielleicht zwei oder drei letztlich einschlugen, betrieb also einen unglaublich hohen Aufwand in der Breite, statt selektiv zu schauen. An dieser Sichtweise halte ich, wenn man sich einmal den Output von CDI ansieht, auch weiterhin fest, nur dieser Rum zählt wohl zu den zweien oder dreien, für die es sich dann eben auch mal gelohnt hat. Monsieur Beuchet, à votre Kaiman-Rhum, je dis "bravo"! Was die Blend-Bestandteile betrifft, so komme ich über die bis hierher getätigten Spekulationen letztlich nicht hinaus. Ich halte Gardel für nicht unwahrscheinlich, aber nach derart langer Reife könnte das sicher auch ein Damoisseau sein oder möglicherweise gar etwas ganz anderes, was ich vielleicht gar nicht kenne, da ich ganz sicher kein Spezialist auf dem Gebiet der Guadeloupe Rhums bin. Was ich sagen kann ist, dass mir der Blend sehr gefällt, dass er funktioniert, und dass ich ganz persönlich ihn grundsätzlich auch kaufen würde. Ob ich das auch für das Geld tun würde? Fraglich! 370,- Euro sind eine Menge Holz! Wenn man aber wieder auf das Alter des Rums blickt, und der 46 Jahre alte Guadeloupe Rhum macht hier mit fast dreiviertel des Blends ja den Löwenanteil aus, dann wirkt das für heutige Verhältnisse auch wiederum nicht gerade übertrieben. Allzu häufig werden sich da sicher keine Gelegenheiten mehr ergeben, einen solch alten Rum, der dazu auch noch im Glas zu überzeugen weiß, zu bezahlbaren Kursen zu bekommen. Insofern...

-91/100-

Bis demnächst,
Flo

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