Sonntag, 28. Februar 2021

The Rum Cask Guyana Rum 12 YO Port Mourant 2008 (Ex-Hampden Cask)

Liebe Rum Gemeinde,

mit ein paar Puzzleteilen hatte uns Jens Owczarek seit ein paar Tagen vor Release bereits darauf vorbereitet, dass eine neue Abfüllung erscheinen wird und am vergangenen Mittwoch war es dann auch schon soweit. The Rum Cask veröffentlichten eine 12 Jahre alte PM-Abfüllung, die für etwas über einem Jahr in einem Hampden <>H 2001 Fass reifen durfte. 



Und tatsächlich gibt es viel mehr dazu dann auch eigentlich kaum zu sagen im Vorfeld des Tastings, denn der Rum spricht meines Erachtens in weiten Teilen einfach für sich selbst am besten. Kurz aus dem Nähkästchen hinter den Kulissen geplaudert kann ich aber verraten, dass ursprünglich weder Jens Owczarek noch ich selbst wirklich davon ausgingen, dass ich den Rum am Ende auf dem Blog bringen würde, denn die reinen Randdaten sprachen erstmal nicht für mein Beuteschema. Junger PM?! Dann auch noch nach 2000 gebrannt?! Geh mir weg!! Allerdings hat mich zumindest das Hampden Finish neugierig genug gemacht ihn zu probieren und wenn man dann schon eine kleine Probe in seiner TRC-Bestellung findet... Kurz: am Ende ist das Ding dann doch irgendwie auf BAT gelandet und dieses mal sogar erst nach Release ;-) 



Aus Gründen der Transparenz sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass ich ein Mini-Sample zur Verkostung dieses Rums gratis erhielt. Auf meinen Geschmack und die Bewertung hat dies selbstverständlich aber keinen Einfluss. Wie bei allen meinen bisherigen Reviews, ist auch bei diesem kein Geld geflossen. 


Verkostung des The Rum Cask Guyana Rum 12 YO Port Mourant 2008 (Ex-Hampden Cask):

Preis: der Ausgabepreis für eine Flasche a 0,5 Liter betrug 54,90 Euro.

Alter: der Rum reifte von 2008 bis Anfang 2021 im Fass und ist somit junge 12 Jahre alt. 

Lagerung: die Reifung erfolgte mutmaßlich komplett in Europa. Es wurde dazu ein Teil eines PM-Fasses in ein Ex-Hampden <>H 2001 Cask gegeben, in dem er dann 13 Monate separat reifen durfte. 

Fassnummer: keine Angabe. Es wurden 111 Flaschen abgefüllt. 

Angel's Share: keine Angabe. 

Alkoholstärke: der Rum kommt noch mit 60,3% vol. daher, das entspricht der Fassstärke!

Destillationsverfahren: der Rum entstammt der Double Wooden Pot Still der geschlossenen Port Mourant Distillery. Über Uitvlugt kam sie im Jahr 2000 zur Diamond Distillery, bei der dieser Rum auch gebrannt wurde. 

Mark: PM (Port Mourant)

Farbe: sehr helles, blasses Stroh.  

Viskosität: viele kleine Tröpfchen bilden sich oben an der Glaswand und laufen dann eher zügig, parallel und in engen Abständen zueinander am Glas herab. Das sehr junge Alter zeigt sich hier sehr deutlich. 

Nase:
 in der Nase bedarf es wahrlich etwas Geduld! Während ich zu Beginn und auch mal mindestens noch ca. eine halbe Stunde doch noch etwas skeptisch drein schaue und mich ein wenig Frage ob das gerade wirklich deren (TRC') Ernst ist mir sowas vorzusetzen, wird es dann besser😉. Zu Beginn gehen die Assoziationen arg in Richtung eines Obstschnapses und ich empfinde das ganze als nicht wirklich gelungen. Dann aber, nach ca. 30 bis 45 Minuten geht es in eine ausbalanciertere Richtung und Gedanken an einen jungen Monymusk kommen auf. Und für alle, die sich auch an dieser Stelle jetzt noch fragen, wie sehr das Finish in den Rum hinein gewirkt hat: es ist überall - und doch auch nirgends! Nein, dieser Rum ist kein Port Mourant mehr mit vielleicht ein paar Hampden Nuancen, das hier ist eher wie ein Blend. Und was sich bei einem Blend zwischen Hampden und Port Mourant durchsetzen würde, das kann sich ja jeder vorstellen. Doch wer nun denkt, dass man diesen Rum blind mit einem Hampden verwechseln könnte, der irrt eben neuerlich. Denn tatsächlich ist aus dieser vollkommen verrückten Kombination weder ein PM mit Hampden-Finish, noch ein Hampden mit PM-Assoziationen geworden, sondern etwas drittes, vollkommen neues und anderes. Was ich hier habe, das erinnert mich eher an einen kontinental gereiften Vale Royal Wedderburn von Long Pond, wie Bristol sie vor einigen Jahren mal gebottled hat! Doch während es den Bristols (2011 war wesentlich besser als 2010!) damals an Tiefgang fehlte, kann der TRC an der Stelle punkten. Auch der Alkohol ist super eingebunden! Nach ca. 1,5 Stunden habe ich eine richtig harmonische, smoothe, geil-fruchtige Wedderburn-Jamaica Nase mit gegrillter Ananas und leichter Rauchnote, die Spaß macht! Wer jetzt immer noch einen PM sucht, dem muss ich ein letztes Mal sagen, dass er ihn, zumindest in der Nase, wohl heute nicht mehr finden wird. Das macht aber gar nichts, denn das was ich stattdessen vorfinde gefällt mir. Klar, das ist kein Rum im Spitzenfeld, muss und möchte er auch gar nicht sein, aber ich wage bereits jetzt die These, dass das Finish deutlich mehr aus diesem Rum gemacht hat, als ohne Finish anhand der reinen Eckdaten drin gewesen wäre, denn für gewöhnlich reizen mich derart junge PMs die im neuen Jahrtausend destilliert wurden mal so überhaupt nicht. 

Gaumen: am Gaumen überrascht mich der Rum dann zunächst neuerlich und zwar, weil er für sein jugendliches Alter und die Stärke von immerhin 60,3% vol. wirklich sau entspannt zu trinken ist und auch größere Schlucke problemlos drin sind. Gleichzeitig knistert der Tropfen aber auch noch genug auf der Zunge, um nicht als kantenlos durchzugehen. Das ist stark! Aber es kommt noch besser. Denn um ehrlich zu sein hatte ich ein wenig befürchtet, dass das Finish zwar aus der Nase gut was herausgeholt hat, das ganze am Gaumen aber sehr instabil daherkommen und in sich zusammen fallen würde. Oder, deutlicher gesagt: noch bis hier hin ging ich tatsächlich davon aus, dass aus diesen Notes am Ende sicher kein Review werden würde, aber nichts da! Denn spielt der Rum auch definitiv nicht in der obersten Liga mit, nach wie vor nicht, aber er liefert mir Argumente über ihn zu sprechen! Am Gaumen tendiert der Rum nämlich zwar zunächst wieder zu Vale Royal, kippt dann aber doch auch zu Hampden und entscheidet sich, anders als noch in der Nase, letztlich allerdings auch deutliche Charakteristika von Port Mourant (Bleistift / Anspitzer-Spähne, Anis) zu zeigen. Hier finden beide Stile letztlich wirklich zusammen und erneut würde ich blind sehr viel eher auf einen Blend tippen als nur auf ein Finish. Das gefällt mir sehr gut, zumal der Rum auch richtig schön cremig wird. Aber auch hier, wie schon in der Nase, gilt das immer so ein wenig unter Vorbehalt und darauf verweisend, dass wir uns hier zwar auf qualitativ hohem Niveau, aber ganz eindeutig nicht im Spitzenbereich befinden. 

Abgang: im Finish habe ich dann zunächst eher etwas Anis vom PM. Die nächsten Eindrücke gehören dann aber klar dem Hampden und seinen estrigen-fruchtigen Tönen, bevor es wieder richtig PM geht. Ganz zuletzt ist aber Hampden Banane da, die wiederum nochmal von Bleistiften abgelöst wird. Ganz stark, da passiert richtig was, ein tolles Finish! 

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Fazit:
 ein Rum, auf den die Welt ganz sicher nicht gewartet hat. Aber ich glaube, genau das gefällt mir daran! Denn dieser Rum bricht die Regeln, er bricht aus dem bestehenden System der in gewissem Maße erwartbaren Rums aus. Denn seien wir mal ehrlich: zumindest im High End Bereich dreht sich das Broker-Karussell seit vielen Jahren im Kreis und hält kaum echte Überraschungen bereit. Klar, es gibt häufigere und seltenere Batches, solche, die wir ein paar mal im Jahr sehen und dann wieder jene, die wir nur alle Jubeljahre mal zu Gesicht bekommen. Aber sie befinden sich letzten Endes alle auf dem Karussell und wir wissen das und stellen uns ein Stück weit darauf ein, dass wir sie dann und wann in die Flasche bekommen. Die tropisch gereiften Stocks, die Main im Vorfeld des vergangenen Jahres erwerben konnte, bilden da eine willkommene Ausnahme, sie waren nicht erwartbar... und eben unser heutiger Rum! Ihn wähnten wir nicht auf dem Karussell und er befindet sich auch jetzt nicht (mehr) darauf. The Rum Cask haben damit etwas eigenes geschaffen und das finde ich super, zumal ich nicht damit gerechnet hatte, dass das so gut funktioniert. Sicher, dabei ist kein Über-Rum herausgekommen, um Gottes Willen, aber das kann, muss und sollte man bei einem Rum dieser Preisklasse auch niemals erwarten! Wenn ich aber für knapp über 50,- Euro mal was anderes sehe als sonst und die Qualität dabei immer noch sehr hoch liegt, dann gibt es nicht viele Argumente die dagegen sprechen bei sowas auch einfach mal zuzuschlagen. Gleichzeitig muss sich aber auch niemand wirklich ärgern, wenn er diesen Rum verpasst hat. Es gab nur etwas zu gewinnen, aber nichts zu verlieren. Und das wiederum macht ihn eigentlich zu einer ziemlich perfekten Abfüllung, finde ich.

-82/100-


Bis demnächst
Flo

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Flo, ich verschaffe mir erst mal einen Überblick . Mir gefallen Deine Verkostungsgläser - wo gibt es die? Viele Grüße und eine schöne Woche bis Weihnachten.

Flo hat gesagt…

Moin, das ist das 1920er Blenders Glas. Bei whic müsste es zu bekommen sein. Frohe Weihnachten! :-)

Beste Grüße
Flo

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank - ja, dort ist es erhältlich.

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