Donnerstag, 26. Oktober 2017

The Rum Cask Jamaica Rum 14 YO Monymusk 2003

Werte Rum Gemeinde,

nach längerer Pause melde ich mich heute mit einer spontanen Abfüllung bei euch zurück. 

Denn ich habe hier einen neuen Rum für euch, mit dem weder The Rum Cask als Abfüller selbst, noch dementsprechend ich schon gerechnet haben: einen 14 YO Monymusk Jamaica Rum in Fassstärke aus 2003. Schon gerechnet? Jawohl, dass etwas in der Pipeline liegt war bekannt, allerdings traf das Fass überraschend schon früher in Pirmasens ein, zusammen mit einer weiteren neuen Abfüllung aus Panama. Eigentlich war die Abfüllung vom Monymusk erst für nächstes Jahr geplant, aber jetzt ist er nun mal da ;) Heißt auf der anderen Seite aber natürlich auch, dass wir uns bereits jetzt über den Rum freuen können und so stelle ich ihn euch also heute vor. 

Monymusk aus 2003 ist jetzt per se erst einmal keine große Sensation. Seit Murray McDavid/Renegade Rum Company im Jahr 2009 einen 5 Jahre alten Rum dieses Batches herausgebracht haben, haben auch andere unabhängige Abfüller immer mal wieder einen solchen Rum im Portfolio gehabt, wie z.B. Duncan Taylor, Moon Import oder Berry Bros. & Rudd.
Allerdings ist hier zu beachten, dass, sollte ich nichts übersehen haben, die Rums entweder immer leicht verdünnt waren, oder aber einen deutlich geringeren Alkoholgehalt aufwiesen. Die Rums von Duncan Taylor oder auch die Abfüllung von Berry Bros. & Rudd wiesen alle einen Alkoholgehalt von 50-55% vol. auf, während der hier heute vorgestellte The Rum Cask stolze 60,7% vol. zu bieten hat. In dieser enormen Stärke waren mir bisher nur sehr junge 1997er Monymusk und ein ähnlich alter 1998er Monymusk bekannt. Von daher hebt sich der The Rum Cask, es ist übrigens deren erster aus Monymusk, an dieser Stelle schon einmal deutlich von seinen Brüdern ab. Idealer Weise ist er dazu dann aber auch qualitativ im Glas im Stande, wovon ich mich im Folgenden noch überzeugen werde. Erfreulich ist außerdem, dass The Rum Cask erneut das Mark des Fasses mit auf das Label gebracht haben, wenn gleich dieses in diesem Fall keine echten Aufschlüsse über den Rum bringt. So steht das Mark JMM wohl schicht für Jamaica Main Monymusk. Nichts desto trotz empfinde ich die Angabe als wohltuend und förderlich auf dem Weg zu immer mehr Transparenz. Apropos Transparenz: die Single Cask Abfüllung ist genau 247 Flaschen stark. 



Verkostung des The Rum Cask 14 YO Monymusk 2003:

Preis: ca. 55 Euro werden 0,5 Liter Monymusk ab dem 27.10.17  im TRC-Shop kosten.

Alter: der Rum reifte von 2003 bis 2017 insgesamt 14 Jahre im Fass.

Lagerung: vermutlich größtenteils kontinentale Lagerung in einem Fass mit ca. 200 Litern Volumen.

Fassnummer: #20

Angel's Share: ca. 38%

Alkoholstärke: 60,7% vol. misst der Rum noch. Fassstärke.

Destillationsverfahren: zum Einsatz kam eine Pot Still von Monymusk.

Mark: JMM

Farbe: blasses, strohiges Gold. 

Viskosität: kleine, feine Perlen bilden sich gleichmäßig an der Glaswand und verlaufen langsam und träge daran herunter. Öliger Film.


Nase: Oh, Überraschung! Diese typische 2003er Nase, die in bisher allen Rums dieses Batches sehr dominant auftrat und wahlweise entweder wohlwollend als Buttersäure oder abschätzig als Erbrochenes umschrieben wird, kommt hier sehr viel dezenter daher. Sie war dafür verantwortlich, dass ich jeden 2003er Monymusk bisher vermutlich blind erkannt hätte. Das ist hier in dieser Form nicht mehr möglich. Die Nase erinnert mich viel eher an die alten Monymusk aus den Siebziger Jahren, wie sie bis vor 15 Jahren noch von Bristol abgefüllt wurden. Gegrillte Ananas und einen Hauch Nuss, sage ich nur. Im Background habe ich auch noch etwas Toffee, sowie peripher vor allem frisch geschnittene Äste. Das ganze unter einem spürbaren, schönen Fasseinfluss. Blind hätte ich 77er Monymusk oder Long Pond Light getippt, wobei die alten Monymusk noch etwas dezenter waren als dieser hier. 
Trotz dessen ist die Buttersäure-Note in geringem Maße noch vorhanden, so dass ausgeschlossen werden kann, dass bei den Angaben beim Broker etwas durcheinander kam. 2003, das wird überdeutlich, hat eine Entwicklung durchgemacht. Der Rum kommt mit zunehmender Verweildauer im Glas auch noch etwas kräftiger heraus, so ca. 30-45 Minuten sollte man ihm schon geben. Auffällig unauffällig: der Alkohol. Trotz über 60% vol. habe ich von Anfang an keinerlei alkoholische Schärfe in der Nase. Stechende Einflüsse waren gar so abwesend, dass ich mir bei der Erstverkostung des Rums keinerlei Angaben dazu notiert hatte. Das steht, bei einem Rum mit 60,7% vol., glaube ich für sich.

Gaumen: Mhhm, der ist richtig gut! Trotz etwas kräftigerer Schlücke, die der Rum ohne Weiteres erlaubt, ist der Alkohol nicht übermäßig präsent und super entspannt eingebunden. Der Monymusk präsentiert sich überaus vollmundig, cremig und komplex. Oh ja! Breites Grinsen an dieser Stelle. Eine ganz leichte natürliche Süße gleich zum Start, dahinter dann aber vor allem trocken. Ein reifer, erwachsener Rum! Hier zeigt sich die Entwicklung des Rums neuerlich. Ich habe einen 12 YO Monymusk von Duncan Taylor daneben, der noch wesentlich griffiger ist und in dem dieses bisher so typische 2003er Profil noch wesentlich stärker zu finden ist, während man es hier beim The Rum Cask 14 YO schon nur noch erahnen kann. Wahnsinn! Zu Beginn noch leicht vorhanden, geht der Rum dann aber komplett Weg von der Buttersäure und wartet dann mit spürbaren Anteilen dessen, was man bisher nur aus den über 20 Jahre alten Monymusk kennt auf. Ein Rum mitten in der Transformation! Sau Lecker! 

Abgang: trocken, ganz entfernt an Sancti Spiritus erinnnernd, geschnittenes Geäst, Anis. Mittellang.

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Fazit: Recommended by Barrel Aged Thoughts! Wow! Dieser Monymusk war tatsächlich vor allem eines: aufschlussreich. Nicht, dass er mir nicht auch wirklich sehr gut geschmeckt hätte, er ist hervorragend, aber das interessanteste an dieser Abfüllung sind die Erkenntnisse, die sie in Bezug auf Rum aus Monymusk gebracht hat. Bisher glaubte ich daran, dass 1977 und 2003 zwei grundsätzlich verschiedene Stile seien, so wie auch bei anderen Destillerien zum Teil beträchtliche Unterschiede zwischen den Jahrgängen bestehen, denn die alten Rums aus 1977 und die neuen aus 2003 hatten kaum etwas gemeinsam. Diese Abfüllung aber zeigt, dass der Stil, den ich bisher für typisch 2003 hielt, in Wahrheit nur typisch für jungen Rum aus Monymusk ist. Dementsprechend hat also vermutlich auch der 1977er Monymusk in jüngeren Jahren so ähnlich geschmeckt, wie man das jetzt aus 2003 kannte. Diese Abfüllung zeigt den Weg dieses Stils von Jung zu Alt auf und ist daher als eine Art "Missing Link" von Monymusk zu sehen. Ich würde gar so weit gehen und sagen, dass es unmöglich ist Monymusk wirklich zu verstehen, ohne diesen Rum zu kennen. Das macht ihn so wichtig und einzigartig!
Darüber hinaus lässt mich der Rum mit Erstaunen zurück, denn ich kannte bisher keine Rum-Destillerie, deren Stil sich mit der Zeit so sehr verändert. Nimmt man einen jungen Port Mourant aus Guyana, so findet man dort immer auch den Rum wieder, den man von 30 YO Port Mourants kennt. Nimmt man jungen Hampden und vergleicht ihn mit lange gereiften Hampden, so zeigt sich das gleiche. Und so weiter. Aber in alten Monymusk finde ich neuen Monymusk kaum noch wieder. Parallelen findet man fast nur, wenn man weiß wonach man suchen muss.

Und zu guter Letzt: wer sich jetzt, beim Anblick des nebenstehenden Bildes der Flasche, gefragt haben sollte warum der Gelbbrustara der letzten zwei BAT-Abfüllungen dieses Mal nicht auf dem Label zu finden ist, obwohl er ja jetzt immer die "Recommended by Barrel Aged Thoughts" Abfüllungen repräsentieren sollte, dem sei versichert, dass das nicht etwa schon wieder hinfällig ist. Das ist der Spontanität geschuldet, mit der das Fass eintraf. Labeldruck und Tasting überschnitten sich leider komplett. Da mich der Rum allerdings gleich in doppelter Hinsicht überzeugte wollte ich ihm meine Empfehlung nicht verweigern. Denn noch einmal: es braucht imho diesen Rum um Monymusk voll umfänglich zu verstehen. Daher ist die heutige Empfehlung zwar vielleicht nicht unbedingt die beste die ich je ausgesprochen habe (da wird es auch ganz, ganz schwer am 26er Weltklasse-Hampden aus 1990 vorbeizukommen), sie ist aber aus oben genannten Gründen ganz sicher eine der bedeutendsten und wichtigsten bisher!

Und nun bleibt mir nur, auch euch viel Spaß mit dem Monymusk zu wünschen!


Bis demnächst
Flo

1 Kommentar:

Andy Hostettler hat gesagt…

Den habe ich tatsächlich mal zu einer Cohiba Exquisito genossen. Perfektes Pairing!!

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