Sonntag, 14. April 2019

Rum Nation Jamaica Rum 25 YO Monymusk 1991

Liebe Rum Gemeinde,

nach, für meine Verhältnisse, ganz viel Demerara Rum, geht's heute mal wieder zurück zu den Wurzeln und ich möchte euch einen lange gereiften Jamaica Rum aus Monymusk und in Fassstärke vorstellen! Dargereicht wird er von Rum Nation, die diesen Rum als den letzten ihrer Supreme Lord Serie ausgewählt haben.



Die Supreme Lords von Rum Nation galten vielen einst als eine der begehrtesten Serien, die es im Bereich Jamaica Rum überhaupt gibt.  Mit 1974, 1977, 1982, 1985 und 1986 vereinte sie alle alten Long Pond Jahrgänge in einer gemeinsamen Reihe - dazu kam dann noch ein 1990er Hampden, ebenfalls ein Ausnahme-Jahrgang. Schon im Jahr 1999 kam mit dem Supreme Lord I der erste Rum der Reihe auf den Markt und in Abständen von jeweils zwei bis drei Jahren folgten dann die weiteren. Auffällig waren die für damalige Verhältnisse wirklich hohen Preise. Für jede Flasche musste man auch schon vor dem großen Boom um Rum mindestens 120,- Euro und mehr hinlegen. Was heute leider sehr viel vertrauter erscheint, war preislich damals schon das oberste Fach im Regal (die tropisch gereiften Velier z.B. waren günstiger). Das große Manko der Supreme Lords: alle Rums wurden mit 43 oder 45% vol. abgefüllt, also stark verdünnt. Bis auf den aller ersten, den Lord I, hatte ich jede der Abfüllungen im Glas und musste immer wieder feststellen, dass einige von ihnen zwar ein hervorragendes Profil hatten, sie aber einfach zu stark verwässsert wurden. Diesen "Fehler" hat man beim Supreme Lord VIII glücklicher Weise nicht begangen, weswegen der Monymusk 1991 in voller Fassstärke von 55,7% vol. daher kommt!

Doch noch etwas ist neu beim Rum Nation Supreme Lord VIII, nämlich die Box. Hatte man bei den sieben Vorgängern noch auf charakteristische, opulente Holzboxen gesetzt (die wirklich etwas hermachten im Regal, Äußerlichkeiten hin oder her!), so kommt der Monymusk in einer vergleichsweise schlichteren, aber ebenfalls sehr groß ausfallenden Umverpackung daher. Preislich lag der Rum in der Ausgabe bei ca. 230,- Euro in Deutschland, in Italien war er etwas günstiger, womit er aber so oder so der teuerste der acht Rums der Reihe war. Dies lag, neben der Tatsache, dass er in Fassstärke daher kommt, möglicherweise auch daran, dass der Rum ganze elf (!) seiner fünfundzwanzig Jahre der Lagerung in Ex-Oloroso Sherry Fässern nachreifen durfte, die ja bekanntlich teuer sind. Dieses Finish sorgt gleichzeitig aber auch für eine gewisse Einzigartigkeit, denn ich kenne glaube ich keinen anderen lange gereiften Jamaica Rum, der ein so dermaßen langes Finish in Ex-Sherryfässern genießen durfte. Wie sich das geschmacklich ausgewirkt hat und ob der Rum seinen ihm eigenen Charakter darunter noch bewahren konnte, das erfahren wir im Folgenden...


Verkostung des Rum Nation Jamaica Rum 25 YO Monymusk 1991:

Preis: der Ausgabepreis in Deutschand im Jahr 2016 betrug ca. 230,- Euro, in Italien war er allerdings deutlich günstiger zu bekommen. Inzwischen liegt der Kurs bei 250,- Euro ca.

Alter: von 1991 bis 2016 reifte der Rum im Fass, davon die ersten 14 Jahre im Ex-Bourbon- und die weiteren 11 Jahre im Ex-Oloroso-Sherrycask.

Lagerung: der Rum reifte mutmaßlich die meiste Zeit, wenn nicht gar die gesamten 25 Jahre, in Europa.

Fassnummern: unbekannt. Es wurden insgesamt 750 Flaschen abgefüllt. 

Angel's Share: keine Angabe. 

Alkoholstärke: der Supreme Lord VIII Monymusk kommt in Fassstärke daher, und bringt noch 55,7% vol. "auf die Waage". Das macht ihn unter den acht Supreme Lords einzigartig, denn die anderen wurden samt und sonders mit 45, bzw. mit 43% vol. abgefüllt. 

Destillationsverfahren: ich mutmaße eine Pot Still hinter diesem Rum.

Mark: unbekannt.

Farbe: dunkles, leuchtendes Mahagoni. 

Viskosität: es bilden sich enge, kleine Perlen an der Glaswand, die dann zu engen Schlieren gleichmäßig und zügig am Glas herunterlaufen.

Nase: Wow, das ist mal eine volle Nase! Wahnsinn! Auch nach über 45 Minuten des Atmens im Glas gibt sich der Rum noch sehr konzentriert und der Alkohol ist weiterhin merklich präsent. Daher ist zunächst einmal ganz lange ausschließlich peripheres Nosing angesagt. Das allerdings lohnt sich auch schon enorm! Ich empfinde das Bouquet als unglaublich warm und die Reife des Destillats zeigt sich unzweifelhaft deutlich. Ich nehme Noten von Klebstoff und Nagellackentferner wahr, gepaart mit etwas Marzipan, Trockenfrüchten, Tabak, Gewürzen, Tee, und vor allem das Finish in Ex-Oloroso Casks, welches den Brennereicharakter des Monymusk zwar nicht überlagert, diesem aber schon sehr seinen Stempel aufdrückt. Bedenkt man allerdings, wie wirklich extrem lange die Nachreifung in Ex-Oloroso-Sherryfässern stattfand, stolze 11 Jahre waren es, so hält sich das aber auch eigentlich schon fast wieder im Rahmen, wie ich finde.  Dahinter kommt dann noch ein leicht fahler Beiton, den ich nicht einordnen kann. Dass es sich um einen alten, lange gereiften Jamaicaner handelt, ist deutlich wahrnehmbar, wenn man noch einige der Abfüllungen aus den 1970er und 1980er Jahren kennt, aber das Finish hat da wie gesagt schon etwas sehr eigenes draus gemacht. Herrlich! Ein Rum, an dem man sich kaum satt riechen kann, der wirklich sehr reichhaltig daher kommt und einfach Spaß macht! Etwas für vor dem Kamin im Winter oder den Balkon an einem Sommerabend!

Gaumen: am Gaumen fällt mir zunächst auf, dass der Rum einen weniger schweren Körper hat, als ich es anhand der Nase vermutet hätte. Dann aber kommt er nach und nach und wird auch sehr mundfüllend und letztlich cremig. Lecker! Ich habe zu Beginn eine angenehme und natürliche Süße. Der doch recht hohe Alkoholgehalt, immerhin kommt der Monymusk mit 55,7% vol. in Fassstärke daher, macht sich kaum bemerkbar, kurz zwiebelt er an der Zunge, aber ich empfinde den Rum direkt als angenehm trinkbar. An Assoziationen habe ich Nasses Gras, Stroh, Haselnuss, Melasse, Banane und im Hintergrund auch Anis. Das sind schon die typischen Merkmale alter Jamaicaner aus Long Pond oder eben auch Monymusk. Dazu kommen Einflüsse von Trockenfrüchten, die wohl dem Sherryfass entstammen. Dieses spielt hier aber eine sehr viel geringere Rolle als noch in der Nase. Außerdem habe ich Zimt, frisch geschnittene Äste, Tabak und Eichenholz. Ein überaus reichhaltiger, komplexer Rum, der niemals langweilig zu werden, der bei jedem Schluck immer noch weitere Facetten zu bieten zu haben scheint. Zu keiner Zeit habe ich das Gefühl, dass der Monymusk seine Geschichte schon auserzählt hat. Das gefällt mir!

Abgang: unmittelbar nach dem letzten Schluck verweilen Anis und Tannine am Gaumen. Insgesamt ist der Abgang aber wohl der einzige Teil des Rums, der nicht auf ganz hohem Niveau spielt, denn der Rum ist überraschend schnell bereits nach einigen Minuten nahezu verflogen.

-------------------------------------------------------------------------------------------------

Fazit: ein hervorragender Rum, der lange Zeit etwas unter meinem Radar lief - zu unrecht! Zwar kenne ich ihn grundsätzlich schon länger, allerdings habe ich mich erst jetzt kürzlich das erste Mal auch intensiver mit ihm auseinander gesetzt und festgestellt, dass er deutlich besser ist, als er mir bei der ersten, kurzen Momentaufnahme erschien. Zum Vergleich mit anderen Monymusk eignet er sich in meinen Augen dagegen nicht. Klar, der Charakter ist noch da, aber das Finish macht ihn im wahrsten Sinne des Wortes unvergleichlich - ein Rum, der für sich allein steht, der mit jedem Schluck immer wieder noch neues bietet und der auf diese Weise mit hoher Komplexität und starkem Anspruch daher kommt. Ich bin da wirklich begeistert und möchte euch den guten Tropfen sehr ans Herz legen! Frühere Supreme Lords mögen vielleicht das noch etwas größere Potenzial gehabt haben, wenn ich da an so manchen hervorragenden Long Pond Jahrgang oder auch den Hampden 1990 denke, aber die Fassstärke macht diesen hier gegenüber den anderen sieben in (zu sehr) reduzierter Trinkstärke zum in meinen Augen insgesamt besten Rum der Reihe!
Spannende Randnotiz ist aus heutiger Sicht der Preis. Ich weiß noch, dass mir der im Jahr 2016, und einigen anderen auch, sehr hoch erschien, wohl sogar zu hoch, unabhängig vom gebotenen. Heute, drei Jahre später, erscheinen knapp unter 250,- Euro für einen 25 Jahre alten Jamaicaner in Fassstärke hingegen durchaus üblich. Wirklich günstiger tauchen solche Rums nämlich leider nicht mehr auf und in dieser Qualität bedauerlicher Weise auch nicht unbedingt. Insofern war der Rum an der Stelle seiner Zeit wohl ein wenig voraus und läutete das Ende der lange gereiften Monymusk und Long Ponds ein.

-91/100-

PS: gestern habe ich, nachdem ich meinen Text noch einmal durchgelesen habe, selbst bei diesem Rum auch zugeschlagen, und mir eine ganze Flasche gesichert. Falls es da also noch einer Motivation zum Kauf bedurfte... ;-)


Bis demnächst,
Flo

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen