Sonntag, 7. April 2019

RA Demerara Rum 25 YO Port Mourant 1993

Liebe Rum Gemeinde,

nachdem ich euch bereits vom neuen Hampden 1983 von RA berichtet habe, möchte ich heute noch einen weiteren Rum der März-Releases von RA vorstellen: den 25 jährigen Port Mourant aus 1993, ebenfalls in Fassstärke abgefüllt!



Eines vorab: ich gestehe, dass ich wohl nicht von selbst auf die Idee gekommen wäre, mir ein Sample des Port Mourant zu besorgen, zu sehr laufen die Demeraras normalerweise unter meinem Radar. Da mir Dominik von RA diesen Rum allerdings einfach mit dem Hampden zusammen mitgeschickt hat, hab ich ihn dementsprechend auch probiert... und hatte spontan Lust, dazu gleichermaßen noch ein Review zu machen! Wer mich kennt, der weiß, ob Gratissample oder nicht, wenn ich mit einem Rum nichts anfangen kann, dann rede ich in der Regel auch nicht über ihn. Und wer mir Samples schickt, der weiß das ebenso, ich mache daraus ja kein Geheimnis. Ich fühle mich dementsprechend in keiner Weise unter Zugzwang. Dennoch lest ihr aber nun die Einleitung zum Review genau dieses Rums... klingt also schon mal vielversprechend!

Was Port Mourant im Grundsatz betrifft, so kann man mich wirklich nicht gerade als das beschreiben, was man wohl einen Fan nennen würde. Der Brennereicharakter sagt mir nicht wirklich zu und auch viele der früher abgefüllten PM waren nicht unbedingt nach meinem Geschmack. Einige waren okay, aber viele von denen schmeckten mir auch einfach nicht. Ganz gleich, ob es die lange gereiften Vertreter aus 1974 oder 1975 waren, oder auch die alten Bristol Abfüllungen aus den 1980er Jahren als auch Bottlings aus dem neuen Jahrtausend: so richtig warm wurde ich damit nie. Deshalb, wie eingangs gesagt, hätte ich die RA Abfüllung wohl selbst nicht auf dem Schirm gehabt, obgleich ich den Jahrgang spannend fand, als ich vom Release erfuhr, denn aus 1993 Port Mourant wusste ich bisher nur von der Abfüllung von Velier. Von anderen unabhängigen Abfüllern ist da, soweit ich es gerade weiß, nie was gekommen aus diesem Jahr. Nun gibt es mit dem RA und einer Abfüllung von Cadenhead, die parallel erschienen ist und nahezu die gleichen Randdaten aufweist (jedoch deutlich teurer ist), aber gleich zwei neue PM aus diesem Jahrgang. Der Velier PM 1993, den ich erst neulich in Köln wieder einmal im Glas hatte und den ich als sehr alkoholisch und schon ordentlich gereift empfinde, zählt wiederum nicht gerade zu meinen Favoriten, weswegen ich das Sample von Dominik tatsächlich ohne jede positive Erwartungen probieren konnte. Und genau das werde ich jetzt auch tun!



Verkostung des RA Demerara Rum 25 YO Port Mourant 1993:

Preis: der Ausgabepreis liegt bei 139,- Euro. 

Alter: ab Oktober 1993 reifte dieser Port Mourant im Eichenfass, bis er im März 2019 abgefüllt wurde. Sein Alter beträgt damit 25 Jahre und 5 Monate.

Lagerung: die Reifung fand mutmaßlich gänzlich in Europa statt.

Fassnummer: #11. Insgesamt 324 Flaschen wurden abgefüllt. 

Angel's Share: unbekannt.

Alkoholstärke: Fassstärke - der Rum kommt mit 52,1% vol. daher.

Destillationsverfahren: Double Wooden Pot Still.

Mark: PM (Port Mourant)

Farbe: mittel-kräftiges goldenes Stroh.

Viskosität: enge, unregelmäßig und schnell nach unten verlaufende Schlieren sind an der Glaswand zu beobachten.

Nase: der PM erscheint in der Nase zunächst sehr intensiv, dicht und verwoben. Am Anfang stechen die rund 52% vol. noch sehr in der Nase, auch leicht unangenehm, was aber auch durch das Ballonglas verstärkt wird. Das hat sich nach ca. einer Stunde aber merklich gegeben und der Alkohol wird deutlich milder in der Nase und sticht nur noch geringfügig. Dahinter rollen dann auch schon die typischen Merkmale des Bouquets eines PM heran. So habe ich sehr deutliche Klebstoffnoten, ganz viel Anis, exotische Früchte wie Mangos oder Bananen, Leder und diese charakteristische Note, die ich der Double Wooden Pot Still zuschreibe, die ich bei jedem PM in der Nase habe. Dazu kommt auch ein deutlicher Einschlag durch das Fass. Die 25 Jahre der Reife machen sich auf jeden Fall bemerkbar, auch wenn ich das im Hinblick auf die doch erstaunlich helle Farbe nicht so erwartet hätte. Eine wahnsinnig volle Nase, wie ich finde, mit einem Brennereicharakter, der noch klar zu erkennen ist, der aber dennoch auch schon sehr frei interpretiert wird. Alles passt hier auf jeden Fall alles sehr gut zusammen und wirkt stimmig. Harmonie, aber keine Langeweile, das gefällt mir!

Gaumen: der PM kommt am Gaumen wunderbar und unerwartet weich, weist nahezu keinerlei alkoholische Schärfe auf. Ich bin geneigt, hier von perfekter Trinkstärke zu sprechen, was mir bei ca. 52-53% vol. schon so manches Mal so erging. An dieser Stelle zeigt sich durchaus schon die lange Zeit der Reifung. Eine schöne fruchtige Süße von exotischen Früchten, wieder habe ich unter anderem Mango und Banane, geht einher mit der geballten Ladung an Anis, kombiniert mit Nelke und anderen Gewürzen, frisch geschnittenen Ästen, Cookie und Tanninen. Wieder ist hier der Fass-Einfluss deutlich wahrnehmbar, der aus diesem Demerara Rum schon fast so etwas wie einen Schmeichler gemacht hat. Der Rum ist sehr vollmundig und wird mit der Zeit immer cremiger am Gaumen. Wieder erkennt man PM durchaus, aber er kommt nicht so brachial daher, wie viele andere Port Mourant. Klasse!

Abgang: der Rum geht mit ganz viel Anis, noch mehr Anis und einer Note vom Eichenfass und verweilt dann noch mindestens 30 Minuten am Gaumen. Beachtlich!

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Fazit: ich finde den richtig gut, auch wenn ich kein Fan von Port Mourant bin. Im Vergleich zu vielen jüngeren PM von früher ist dieser hier wesentlich weniger kantig und weist auch deutlich weniger brachialen Brennereicharakter auf, der mir bei Port Mourant eben nicht unbedingt zusagt. Wenn man sich jetzt noch vor Augen führt, dass ich bei Demerara Rum, wenn überhaupt, auf eher längere statt kürzere Reifung stehe, so fügt sich das Puzzle schon beinahe von selbst zusammen.
Waschechte Fans von Port Mourant fragen sich an dieser Stelle möglicherweise etwas sorgenvoll, ob das hier also wohl ein PM ist für Leute die gar keinen PM mögen. Ich muss gestehen, diesen Verdacht hatte ich zu Beginn tatsächlich, allerdings haben einige meiner Mitstreiter in Köln zurückgemeldet, dass sie den Rum auch richtig lecker fanden und von denen stehen auch einige auf Port Mourant. Insofern glaube ich nicht, dass man als Fan der Destillerie unbedingt enttäuscht wird. Wer hingegen einen archetypischen PM sucht oder erwartet, für den zumindest würde ich meine Hand allerdings nicht ins Feuer legen.
Preislich ist der Rum natürlich schon eine Ansage mit seinen 278,- Euro/Liter, allerdings auch nur auf den ersten Blick. Natürlich ist das sehr, sehr viel Geld, zumal man das die letzten Jahre noch etwas entgegenkommender gewohnt war, allerdings ziehen die Preise im Rum Bereich gerade generell immer weiter an und ein Blick auf die oben bereits kurz erwähnte frisch erschienene Konkurrenzabfüllung von Cadenhead, ebenfalls ein PM aus 1993 mit ca. 50% vol., verdeutlicht das sehr gut. Denn Cadenhead, in der Regel auch ein Abfüller mit eher humaneren Preisvorstellungen, ruft bereits gewaltige 350,- Euro/Liter für sein Bottling mit, wie gesagt, beinahe identischen Eckdaten auf. Insofern liegt RA hier einmal mehr unter dem, was selbst Abfüller aufrufen, die nicht unbedingt für den ganz großen Wucher bekannt sind. Was der Rum dementsprechend dann bei Silver Seal oder Samaroli gekostet hätte, möchte man sich wiederum gar nicht vorstellen...

-89/100-

Bis demnächst,
Flo

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