Sonntag, 5. Mai 2019

Velier Blended Trinidad Rum 17 YO Caroni 1993

Liebe Rum Gemeinde,

nach zwei doch sehr unterschiedlichen Blended Caroni der Jahrgänge 1988 bzw. 1991, kommt mit 1993 heute ein weiteres Jahr dazu, aus dem Velier einen solchen Rum abgefüllt hat. 



Genau wie 1988 und 1991 ist der Jahrgang 1993 kein klassischer Caroni Jahrgang. Von Velier gibt es nur genau dieses eine Bottling (dieses findet man allerdings noch sehr viel häufiger als die 1991er) und auch von anderen Unabhängigen Abfüllern kam hier über all die Jahre nicht gerade viel. Im Grunde stehen da nur ein paar Abfüllungen von Compagnie Des Indes, Origin R und von Bristol Spirits zu Buche, sowie jetzt ganz frisch neu auf dem Markt eine Abfüllung von 1423 Spirits. Das war es dann aber auch schon. Was ich vorab verraten kann: die 1993er Abfüllungen von Compagnie Des Indes, von Origin R und von Bristol, die ich im Glas hatte, waren aus unterschiedlichen Gründen so gar nicht mein Fall, weswegen es auch keiner von ihnen bis hier her auf den Blog geschafft hat. Ob Velier es mit seiner Abfüllung einmal mehr besser kann, auch wenn der Alkoholgehalt mit 44,4% vol. für einen Caroni ungewöhnlich niedrig ausfällt, werden wir gleich sehen. Mein Sample erhielt ich dankenswerter Weise von Marius (SCR). Vielen Dank!



Verkostung des Velier 17 YO Blended Caroni 1993:

Preis: der Ausgabepreis im Jahr 2010 lag vermutlich bei ca. 50,- bis 60,- Euro. Heute kostet eine Flasche ca. 500,- Euro. 

Alter: von 1993 bis 2010 reifte der Rum 17 Jahre lang im Eichenfass.

Lagerung: die Reifung fand von 1993 bis 2010 auf Trinidad statt.

Fassnummern: unbekannt. Es wurden 1850 Flaschen abgefüllt 

Angel's Share: ohne Angaben. 

Alkoholstärke: der Rum hat eine Stärke von 44,4% vol.

Destillationsverfahren: unklar.

Mark: Blended Trinidad Rum

Farbe: leuchtendes Mahagoni. 

Viskosität: regelmäßige, zäh fließende und eher weitere Schlieren bilden sich beim Rücklauf des Rums an der Glaswand.

Nase: wuuhh, was ist das denn?! Ich bin hier, und das kommt nicht allzu häufig vor bei Caroni, richtig gehend irritiert! Heftiger Grundcharakter, und ja, irgendwie auch Caroni-like, aber irgendwie auch so überhaupt nicht. Ganz, ganz eigen! Entfernt erinnert das an ein Islay-Finish. Es werden auch Erinnerungen an die Bristol Abfüllung für 1423 Spirits, ebenfalls aus 1993, wach, da erkenne ich klare Parallelen. Die Nase ist auch bei diesem Blended Caroni weniger voll als ich es von den Heavys gewohnt bin, aber hier ist durchaus was los. Im Bouquet finde ich, neben typischen Caroni-Assoziationen von Teer, verbranntem Fahrradschlauch (hier schon eher verrußt) und Petroleum vor allem Tannine und Rückstände vom Fass. Nach hinten heraus geht eine spannende Süße, die hier ein Stück Komplexität mit in das ganze Potpourri bringt. In der Nase hat er von den drei hier vorgestellten Blended Caroni klar die meisten Berührungspunkte mit Caroni wie wir es kennen. 

Gaumen: erstaunlicherweise hat auch dieser Caroni einen überraschend viskosen Körper für seine unter 45% vol. Es brennt dann auch so gar nichts auf der Zunge, man kann den Rum problemlos und unangestrengt trinken. Am Gaumen zieht sich dann dieser extrem ungewöhnliche Eindruck aus der Nase fort. Wieder denke ich an ein Islay-Finish. Ich vermute nicht, dass es eines gegeben hat, das wäre der erste Caroni von Velier von dem ich das wüsste, und wenn es eines wäre, dann würde es erfahrungsgemäß auch noch deutlich krasser ausfallen, aber wie eine schwächere Version eines Islay Finishs kann man es sich ungefähr vorstellen. Von Caroni wiederum finde ich nur wenig am Gaumen wieder. Es geht hier jetzt eher in die Richtung eines Spaniers. Ich habe trockenes Holz und etwas muffiges. Dazu etwas Leder vielleicht. Insgesamt leider eher ein Leichtgewicht.

Abgang: hier erinnert der Rum dann wiederum an einen Spanier. Frisch geschnittenes Holz habe ich noch. Sehr Caroni-unlike. Ganz hinten heraus kommt eine unheimlich medizinische Note.

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Fazit: nicht schön, aber selten! Das ist kein Caroni, den ich als in irgendeiner Weise stiltypisch bezeichnen würde - in der Nase noch, ja, aber danach eigentlich nicht mehr. Zu den Abfüllungen von Compagnie Des Indes und Origin R, auch sie waren nicht Caroni-typisch und erinnerten in Teilen eher an Orangenlikör, bestehen mal so überhaupt keine Verwandtschaften, zum Bristol 1993 (abgefüllt für 1423) dagegen sehr wohl. Der Bristol war da allerdings noch krasser, wesentlich holzlastiger und sehr unballanciert. Auf der einen Seite sehr scharf und alkoholisch und auf der anderen Seite aber mit vollkommen fragilem Körper - kein Caroni, dem ich eine hohe Qualität bescheinigen könnte. Beim Velier fällt mir ein echtes Fazit und eine Wertung dagegen sehr schwer. Der ist nicht schlecht, die Qualität kann ich ihm unmöglich absprechen, aber ich kann auch nicht behaupten, dass ich ihn mochte. Er entspricht einfach so gar nicht meinem Geschmack. Eine faire Wertung erscheint mir daher unmöglich heute. Folglich:

-ohne Punkte-Wertung-




Insgesamt, wenn ich auf die drei Blended Caroni zurückschaue, fällt mein Fazit leider eher ernüchternd aus. Der 1988 war eine riesige Enttäuschung. Ja, der 1991 war dagegen wirklich nicht verkehrt, allerdings auch nicht das, was ich möchte, wenn mir nach einem Caroni ist. Von den dreien war er aber mit Sicherheit der beste. Mit dem heutigen Kandidaten aus 1993 konnte ich wiederum nicht wirklich etwas anfangen. Auch das soll es geben. Wer da draußen noch einen Blended Caroni meint zu kennen, der ganz sicher sehr viel besser sei als die drei, die ich hier nun vorgestellt habe in den letzten drei Wochen, der lässt mich das bitte gerne wissen! Das würde mich interessieren. Bis dahin aber, bin ich mit dem Thema Blended Caroni vermutlich erstmal durch. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, werde ich mir natürlich auch noch ein paar Light Types ansehen, aber grundsätzlich bleibe ich wohl eher bei den Heavys.

Bis demnächst,
Flo

4 Kommentare:

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