Liebe Rum Gemeinde,
erst im Juli diesen Jahres hatte ich euch den neuen Habitation Velier 9 YO EMB Monymusk aus 2010 vorgestellt, der alles was wir bisher zu Monymusk gesehen haben so ein wenig auf den Kopf gestellt hat. Nun hat Velier mit einem EMB aus 1995 direkt einen Nachfolger hinterher geschoben, bei dem alleine schon die Eckdaten für große Augen sorgen - und der gleichzeitig auch den Startschuss zu einer zweiten Khong-Serie markiert: der Velier Jamaica Rum 24 YO Monymusk 1995!
24 Jahre tropische Reife... nein, schon das allein sehen wir nicht sehr häufig, insbesondere seit es von Velier keine alten Demeraras mehr gibt. Auch die allermeisten Caronis reiften nicht so lange. Einen so lange tropisch gereiften Rum aus Jamaica kenne ich, abgesehen von wenigen Appleton Rums, glaube ich sogar überhaupt gar nicht. Insofern ist dieser neue Monymusk von Velier also schon so etwas wie eine kleine Sensation, die durchaus aufhorchen lässt. Veröffentlicht wird diese im Rahmen einer zweiten sechsteiligen Warren Khong Serie, also einer Serie an Veröffentlichung, dessen Label-Gestaltung in der Hand des Künstlers Warren Khong liegt, die zugleich aber auch eine Hommage an die Villa Paradisetto in Genua ist, in der Velier von 1988 an bis in dieses Jahr Quartier bezogen hat. Im nächsten Jahr steht dann, nach 32 Jahren in der Via G. Byron 14, ein Umzug an. Das Kunstwerk Khongs auf dem Frontlabel stellt dabei jeweils dessen Interpretation des Bildes vom Backlabel dar. Ebenfalls schon bekannt ist eine weitere Abfüllung der Serie, ein Savanna Traditionell aus dem Jahr 1999.
Schon beim 9 Jahre alten EMB von Habitation Velier fiel mir auf, wie enorm reif Monymusk auch in jungen Jahren schon sein kann, wenn sie in den Tropen reifen. Und ehrlicherweise muss ich gestehen: nach der Verkostung des EMB 2010 hätte ich nicht gedacht, dass man die Reifung auf insgesamt 24 Jahre ausdehnen könnte. Ich empfand diesen schon sehr nah dran am Zenit, nach dem, wenn er überschritten wurde, sich Reife dann ja eher negativ auswirken würde, und war daher, als ich von diesem neuen Bottling hörte, sowohl euphorisch als auch skeptisch. Heute verkoste ich den Rum hier auf BAT und so werden wir gemeinsam feststellen, welches Gefühl sich da am Ende durchgesetzt hat. Eines aber scheint jetzt schon sehr klar zu sein: Velier hat in puncto Monymusk ganz offensichtlich noch einiges auf dem Plan, denn auch für 2020 kündigen sich schon neue Bottlings aus dieser Destillerie an. Das findet wiederum meine ausdrückliche Zustimmung, denn ich finde, gerade der EMB 2010 hat gezeigt, dass bei Monymusk noch viel mehr geht als wir bisher gesehen haben. Besonders gut gefällt mir, dass der Rum aus 2010 und dieser heute aus 1995 das gleiche Mark tragen. So lässt sich doch einigermaßen aussagekräftig abschätzen, wie sehr sich der Stoff mit einem deutlichen Plus an mehr Reifejahren im Laufe der Zeit verändert. Folglich werde ich beide jetzt gleich auch nebeneinander verkosten. Das Mark EMB, hier hatte ich das ausführlicher erläutert, steht für die ehemalige Brennerei Bog Estate. Ein Dank geht heute an einen lieben Connaisseur, mit dem ich den Rum zusammen verkostet habe und von dem ich dankenswerter Weise auch das Sample samt Altglas und -papier für's Foto bekam. Vielen Dank! :-)
.
Schon beim 9 Jahre alten EMB von Habitation Velier fiel mir auf, wie enorm reif Monymusk auch in jungen Jahren schon sein kann, wenn sie in den Tropen reifen. Und ehrlicherweise muss ich gestehen: nach der Verkostung des EMB 2010 hätte ich nicht gedacht, dass man die Reifung auf insgesamt 24 Jahre ausdehnen könnte. Ich empfand diesen schon sehr nah dran am Zenit, nach dem, wenn er überschritten wurde, sich Reife dann ja eher negativ auswirken würde, und war daher, als ich von diesem neuen Bottling hörte, sowohl euphorisch als auch skeptisch. Heute verkoste ich den Rum hier auf BAT und so werden wir gemeinsam feststellen, welches Gefühl sich da am Ende durchgesetzt hat. Eines aber scheint jetzt schon sehr klar zu sein: Velier hat in puncto Monymusk ganz offensichtlich noch einiges auf dem Plan, denn auch für 2020 kündigen sich schon neue Bottlings aus dieser Destillerie an. Das findet wiederum meine ausdrückliche Zustimmung, denn ich finde, gerade der EMB 2010 hat gezeigt, dass bei Monymusk noch viel mehr geht als wir bisher gesehen haben. Besonders gut gefällt mir, dass der Rum aus 2010 und dieser heute aus 1995 das gleiche Mark tragen. So lässt sich doch einigermaßen aussagekräftig abschätzen, wie sehr sich der Stoff mit einem deutlichen Plus an mehr Reifejahren im Laufe der Zeit verändert. Folglich werde ich beide jetzt gleich auch nebeneinander verkosten. Das Mark EMB, hier hatte ich das ausführlicher erläutert, steht für die ehemalige Brennerei Bog Estate. Ein Dank geht heute an einen lieben Connaisseur, mit dem ich den Rum zusammen verkostet habe und von dem ich dankenswerter Weise auch das Sample samt Altglas und -papier für's Foto bekam. Vielen Dank! :-)
Verkostung des Velier Jamaica Rum 20 YO Monymusk 1995:
Preis: der Rum war teilweise für unter 200,- Euro in einigen Shops zu finden, lag meist aber bei genau 200,- bis 240,- Euro. Das ist, bei aller Perversion der Preisexplosionen in den letzten Jahren, für einen 24 Jahre tropisch gereiften Rum im Jahr 2019 durchaus als Schnäppchen zu begreifen.
Alter: von 1995 bis 2019 reifte der Monymusk insgesamt 24 Jahre in Fässern.
Lagerung: die Fässer lagerten auf Jamaica, direkt bei Monymusk, der Rum reifte also komplett tropisch.
Fassnummern: unbekannt.
Angel's Share: unbekannt. Ich vermute aber, anhand anderer Abfüllungen, die unter vergleichbaren Bedingungen reiften, dass er nicht unter 80% gelegen hat.
Alkoholstärke: 67% vol. - Full Proof.
Destillationsverfahren: der Rum entstammt einer Single Retort Pot Still von Monymusk.
Mark: EMB, das Mark des alten Bog Estate.
Farbe: tiefes, dunkles Mahagoni, der Rum wechselt schon beinahe ins rötliche.
Viskosität: der Rum bildet weite, gleichmäßige Tränen an der Glaswand, die die enorme Reife des Rums geradezu visualisieren.
Gaumen: der Rum brennt am Gaumen zunächst einmal schon ganz gut. Hier verleugnet er seine 67% vol. ganz und gar nicht. Das geht schon ganz schön ab! Nach einer Weile legt sich das aber und der Rum beginnt, all sein Können zu zeigen. Der Rum macht, während man ihn sich auf der Zunge hin und her legt, eine klare Transformation durch. Zum Einstieg nehme ich eine sehr präsente Zitrusnote wahr, dann aber habe ich vor allem Anis, ganz viel davon, reichlich Tannine vom Holz und eine leicht medizinische Assoziation. Er wird mit der Zeit natürlich auch immer trockener. Der Rum ist dabei zwar nicht unbedingt der komplexeste, am Gaumen, allerdings macht er das durch atemberaubende Intensität einfach locker wett. Hier liegt seine große Stärke! Und nicht zuletzt muss man festhalten: der Rum ist richtig, richtig lecker! Was auffällt ist, dass Assoziationen zu den bisherigen, europäisch gereiften Monymusk hier überhaupt nicht aufkommen, wie schon beim 2010er EMB, bei dem das auch schon so war. Grundverschiedene Rums! Stilistisch ist das alles viel, viel näher an Long Pond. Untereinander ist die Verwandtschaft der EMBs zueinander aber klar erkennbar. Der Stil ist grundsätzlich der gleiche, nur ist der 1995er eben sehr, sehr, sehr viel reifer. Davon profitiert er enorm!
Abgang: deutliches Anis, Tannine, angenehme Bitterkeit, frisch geschnittenes Geäst, würzig-trocken. Der Rum verweilt mittellang bis lang am Gaumen.
-------------------------------------------------------------------------------------------------
Doch so hervorragend das alles klingt: für die allerhöchste Kategorie reicht es für mich persönlich nicht ganz, dafür fehlt mir etwas die Komplexität und gleichzeitig etwas weniger alkoholische Schärfe am Gaumen. Ich könnte stundenlang an ihm riechen und ihn auch trinken, wenn ich nicht nur ein kleines Sample hätte, und mich von dieser intensiven Leckerheit wirklich berauschen lassen, aber da müsste für die letzten % einfach noch etwas mehr kommen. Ich denke, gemessen am eigenen Potenzial, wäre hier noch mehr möglich. Aber was ist das? Richtig! Meckern auf unglaublich hohem Niveau! Daher nicht beirren lassen: für mich einer der Rums des Jahres und der neuerliche Beweis, was Monymusk alles kann! Und am Ende ist genau das dann wahrscheinlich auch schon so ein kleines Foreshadowing für das, was uns in 2020 erwartet, das ein wahres Monymusk-Jahr werden könnte. Beim 2010er EMB hatte ich gesagt, dass er das klare Potenzial dazu besitzt, Monymusk aus dem Schatten der anderen Brennereien zu ziehen. Der 1995er allerdings hat das Potenzial, Monymusk nicht nur neben die anderen, sondern es gar auf die große Bühne zu stellen. Ich bin neugieriger denn je, wie der 1984er Monymusk schmeckt, der nächstes Jahr kommt. Es sind aufregende Zeiten in der Rum-Szene!
-93/100-
Bis demnächst,
Flo
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen