Sonntag, 6. Oktober 2019

Velier FP Heavy Trinidad Rum 23 YO Caroni 1996 - David "Sarge" Charran

Liebe Rum Gemeinde,

letzte Woche war mit dem 21 YO Kevon "Slippery" Moreno der erste Caroni der zweiten Employee Serie von Velier dran und heute folgt mit David "Sarge" Charran dann auch direkt der zweite Streich, dieses Mal aus dem Jahrgang 1996 und mit 23 Jahren Fassreife! Viel Spaß!



Zunächst einmal: anders als im letzten Jahr, als ich die Employees im Rahmen eines Besuchs von Kenneth bei mir fotografiert hatte, dabei ausversehen die Rums aus 1996 und 1998 miteinander verwechselt und vermischt habe und ich vom John "D" Eversley danach erst einmal ein neues Sample benötigte, ist dieses Jahr alles glatt gegangen und ihr bekommt die Reviews der beiden Caroni dementsprechend nicht erst im nächsten Jahr. :-D





















Das zweite Bottling des 2nd Release der Caroni Employee Serie ist David "Sarge" Charran gewidmet, der, und das wirkt auf einen jungen Kerl wie mich doch schon sehr beeindruckend, stolze 28 (!) Jahre bei Caroni (1975) gearbeitet hat. Wer da einmal kurz nachrechnet wird feststellen: ja, genau, das bedeutet, dass Sarge Charran im Jahr 1975 zu Caroni kam, also exakt in jenem Jahr, an dem Caroni endgültig und zu 100% vom britischen Multi Tate & Lyles in staatliche Hand überging und von Caroni (1937) zu Caroni (1975) wurde. Inwieweit das zusammen hing ist heute wohl eher nicht mehr feststellbar, aber ein interessanter Fakt am Rande ist es allemal. Leider, und ja, ich finde das wirklich schade, erfahren wir ansonsten nichts wirklich zu den Employees, also deren genaue Tätigkeit z.B. Das hätte ich ungemein spannend gefunden und hätte der Serie noch einen zusätzlichen Mehrwert an Information verliehen. Vielleicht kann man da bei den kommenden Releases ja noch etwas mehr in die Tiefe gehen, das würde mich sehr freuen.
In die Abfüllung floss der Inhalt von insgesamt vier Fässern des Jahrgangs 1996 aus dem Trinidad Stock, also Fässern, die die gesamte Zeit über auf Trinidad reiften. Dementsprechend ist das Bottling mit nur 953 Flaschen auch das insgesamt bisher am strengsten limitierte der Employee Serie. Von den drei anderen Abfüllungen gibt es jeweils immer über 1.000 Flaschen, zum Teil sogar deutlich über 1.000. Der Rum reifte 23 Jahre lang in Fässern und wurde im Frühjahr 2019 schließlich mit einem Alkoholgehalt von 66,5% vol. abgefüllt. Der Angel's Share betrug sagenhafte >88%, fiel also so hoch aus wie bei vermutlich kaum einem anderen Caroni Bottling. Der Jahrgang 1996 zählt zu meinen absoluten Favoriten bei Caroni, das ist längst kein Geheimnis mehr. Und nachdem der John "D" Eversley für diesen Jahrgang doch sehr untypisch daher kam, bin ich heute natürlich umso mehr gespannt, wie sich der David "Sarge" Charran machen wird. Finden wir es heraus!


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Verkostung des Velier FP HTR 23 YO Caroni 1996 - David "Sarge" Charran:

Preis: der Ausgabepreis der Abfüllung lag bei 420,- Euro in Frankreich und Italien. Deutschland erreichte er nur in so minimalen Mengen, dass der Importeur, Kirsch Whisky, die wenigen verfügbaren Kontingente ausschließlich auf Messen und ähnlichem ausschenkt. Eine faire Lösung!

Alter: von 1996 bis 2019 reifte der Rum 23 Jahre lang im Eichenfass.

Lagerung: die Reifung fand zu 100% auf Trinidad statt.

Fassnummern: unbekannt. Es wurden insgesamt 4 Fässer zu 953 Flaschen abgefüllt.

Angel's Share: >88% gingen an sicherlich glückliche Engel. 

Alkoholstärke: Full Proof - der Rum kommt mit 66,5% vol. daher.

Destillationsverfahren: unklar.

Mark: HTR

Farbe: dunkles, goldbraunes Mahagoni. 

Viskosität: der Rum läuft fett und in engen, gleichmäßigen Schlieren zügig die Glaswand herunter.

Nase: hui, auch hier benötigen die Rums einmal mehr etwas länger, bis man die Nase gefahrlos ins Glas stecken kann, ca. eine Stunde durften beide Rums ganz sicher atmen. Bemerkenswert ist, dass der alkoholische Eindruck im weiteren Tasting aber komplett zurück fährt mit der Zeit und dann gar nicht mehr präsent ist. Stattdessen offenbart sich ein tiefes, komplexes und reichhaltiges Bouquet.  Großes Kino, der Sarge Charran, aber natürlich auch John Eversley! Anders als die beiden 1998er unterscheiden sich die 1996er, John und David, sehr deutlich von einander! So kommt der 23 YO sehr viel Jahrgangs-typischer daher als sein ein Jahr jüngerer Kollege. Die enorme Menthol-Note, sonst eigentlich eine Signatur der 2000er Caroni, hat der John in seinem Bottling für 1996 exklusiv; bei anderen dieses Jahrgangs, und so auch bei David, fehlt diese, bzw. ist nur minimal und nach hinten hin leicht wahrnehmbar. Dafür hat der 23er reichlich wunderbar herrliche und perfekt eingewobene Tannine und dreckige Caroni-Töne von Teer, Klebstoff und Lösungsmitteln, die hier mit ein wenig Süße, die an tropische Früchte erinnert, in der Nase aufwarten. Peripher habe ich sogar zitruslastige Cola. Die lange und intensive Reifung merkt man ihm zu jeder Zeit an. Aber es hat sich gelohnt: in der Nase schlägt er seinen Vorgänger für mein Dafürhalten deutlich, schlicht, da ich nicht der größte Fan von Menthol bin!

Gaumen: aiaiai, im ersten Moment zwiebelt der David ganz schön am Gaumen! Donnerwetter! Nachdem sich der Gaumen dann aber an den Alkohol gewöhnt hat, gibt er den Blick frei auf einen wunderbar gereiften Caroni aus dem Trinidad Stock des Jahrgangs 1996 - wenn gleich ich unsicher bin, ob sich da nicht auch was aus dem Guyana Stock dazwischen gemogelt hat. Denn der hat diese spezielle Note, die ich mit diesen Rums verbinde und die ich u.a. auch beim Kirsch Single Cask damals gefunden hatte. Heißt natürlich: mag ich sehr! Für mich doch eher überraschend, finde ich am Gaumen dann aber doch auch noch das Menthol, was ich in der Nase noch als Abwesend geführt hatte; hier taucht es dann auf. Dazu hat der Rum wirklich einen doch sehr ordentlichen Fass-Einschlag. Der könnte, die Warnung sei ausgesprochen, einigen Caroni-Fans vielleicht sogar schon zu sehr über den Zentit sein, so wie ich das einschätze. Mir gefällt das, ich stehe persönlich immer mehr auf krasse Reifung und finde ihn, rein für mich selbst, auch nicht zu sehr drüber, aber die enorme Reife fällt hier schon auf. Der Rum wird nun immer cremiger, je länger er im Mund verweilt und es treten dann auch Assoziationen zu Anis und etwas medizinischem in Erscheinung. Nach hinten heraus kommen dann altes, poliertes Holz, und Gewürze wie Nelke oder Muskat immer mehr heraus und bereiten das Ganze hier langsam auf den Abgang vor. Auch hier ist der Rum seinem Vorgänger in meinen Augen klar überlegen!

Abgang: sehr trocken, medizinische Anklänge, sehr tanninig-holzig. Frisch geschnittenes Geäst ist auch dabei. Dazu Muskat. Lang anhaltend.

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Fazit: ein Rum, der sich ziemlich weit oben einreiht in meinem persönlichen 1996er Caroni Ranking, nämlich irgendwo zwischen dem Kirsch Whisky-Caroni Single Cask, der 1996er Benchmark, und dem direkten Vorgänger John "D" Eversley, wobei die Parallelen zum Kirsch aus meiner Sicht weit größer sind. Ein Rum vor allem aber, der einmal einmal mehr beweist, was für ein unfassbar geiler Jahrgang 1996 einfach ist! Hier können wir uns alle sehr glücklich schätzen, dass dies zugleich einer der Jahrgänge von Caroni war, aus dem es mit die meisten Fässer gegeben haben müsste, wenn nicht gar die meisten. Dieses Glück war uns beim Jahrgang 1992 beispielsweise leider nicht gegeben. Nun kommen mit dem Tasting Gang und dem Last Caroni noch einmal zwei große Batches dieses Vintages auf den Markt und auch da bin ich schon sehr gespannt, wie sie sich machen.
Preislich allerdings gibt es leider wenig erfreuliches zu berichten. Mit einem Ausgabepreis von 420,- Euro erreicht Velier hier beinahe neue Rekorde (einzig der 23 YO FP aus 1994 war glaube ich teurer), Sonderflaschen einmal nicht berücksichtigt. Das ist unfassbar viel Geld und doch stellt sich mit dem zur Neige gehen des Caroni Barrel Stocks von Velier und im Hinblick auf die Verhältnisse in der Whiskyszene oder bei den alten Demeraras immer mehr die Frage, inwieweit uns diese Preise in nicht allzu ferner Zukunft möglicherweise gar als günstig erscheinen werden. Das klingt obszön, und doch könnte genau das Realität werden. Ob einem die Flasche diese Summen wert ist, muss jeder selbst für sich entscheiden, aber wenn man grundsätzlich bereit ist so viel Geld auszugeben, dann lohnt es sich bei diesem Rum zumindest! Denn so sehr viel günstiger findet man Caroni ja auch insgesamt kaum noch und da stimmt bei Velier und insbesondere diesem Bottling zumindest die Qualität.

-96/100-

Bis demnächst,
Flo

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