Sonntag, 26. April 2020

Mai Tai mit RA Jamaica Rum 21 YO Hampden 1998

Liebe Rum Gemeinde,

oder vielleicht sollte ich sagen: "Liebe immer stärker gewachsene Rum Gemeinde"? Ja, wir Rum Connaisseure werden immer mehr, das ist in der abgelaufenen Woche einmal mehr sehr deutlich geworden, vor allem hier bei uns in Deutschland, wo es um den neuen RA Jamaica Rum 21 YO Hampden 1998, den ich letzte Woche auf BAT besprochen hatte, ein regelrechtes Hauen und Stechen gab. Heute möchte ich diesem Rum noch einmal widmen, denn ich habe mit ihm einmal DEN Klassiker schlechthin für einen Jamaicaner gemixt, Trader Vic's Mai Tai!


Doch zunächst möchte ich nochmal auf die vergangene Woche zurück blicken. Ja, viele von euch sind leer ausgegangen. Und zum allerersten Mal hatte ich (abseits der großen Velier-Releases) das Gefühl, dass sogar mehr von euch leer ausgegangen sind als erfolgreich waren. Das ist neu, zumindest in Deutschland, das kannten wir bisher in dieser Form im Single Cask Rum Bereich kaum. Ja, klar, auch bei TRC (oder letzten Monat beim REV) gab es schon solche Runs, bei denen es am Ende auch einige enttäuschte Gesichter gab. Seit ca. 2017 kann man sagen, dass es auf die Spitzen-Single Cask-Bottlings von vor allem Hampden mehr Bestellwünsche als Flaschen gibt.  Aber das Verhältnis von Angebot und Nachfrage scheint sich da in letzter Zeit noch einmal sehr deutlich zu Ungunsten des Angebots verschoben zu haben. Das hat sich am Ende des Tages auch in diversen Unmuts-Bekundungen niedergeschlagen, die vereinzelt auch über das Ziel hinaus schossen. Das finde ich frech und unangemessen, denn wer sich in der Rum Szene einigermaßen sicher bewegt, dem sind die Umstände um die Problematik wohlbekannt und der würde auch nicht auf die Idee kommen, dass hier z.B. Shops ihre potenziellen Kunden betrogen haben oder ähnliches. Es ist nun mal einfach schwer und auch mit einer gehörigen Portion Glück verbunden, an diese Bottlings inzwischen heranzukommen.



Aber: es gab sie natürlich auch, die glücklichen, die eine Flasche erhalten haben! Und in erster Linie für jene möchte ich im Folgenden meinen  Lieblingsdrink darreichen, als Standard-Rezept-Idee quasi. Doch auch wer leer ausgegangen ist, dem sei gesagt: der Mai Tai funktioniert auch immer noch mit anderen guten Hampden, von denen die meisten Leser doch zumindest einen auch schon zuhause stehen haben sollten, oder? ;-) Achso, und wenn nicht, einfach mal ein wenig den Markt sondieren. Es ist ja nicht so, als gäbe es keinen Hampden auf der Welt. Die Jagd auf Klopapier war vor wenigen Wochen noch deutlich komplexer. Also: ich bin sicher, das bekommt ihr hin! 8-) Doch nun zum Drink...


Das Rezept meiner Wahl (frei nach Trader Vic):

  • 5,5 cl RA Jamaica Rum 21 YO Hampden 1998
  • 1,5 cl Ferrand Dry Curacao 
  • 1,0 cl Meneau Orgeat
  • 0,5 cl J.M. Cane Syrup
  • 3,5 cl Limettensaft (frisch gepresst!)


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Mai Tai mit RA Jamaica Rum 21 YO Hampden 1998:

In der Farbe unterscheidet sich der Mai Tai kaum bis gar nicht von anderen Mai Tais mit kontinental gereiftem Hampden Rum. Einzig, er ist eventuell minimal dunkler, da der Hampden durch das Kurz-Finish im Demerara Cask etwas Farbe gewonnen hat und der Zuckersirup von J.M., den ich verwendet habe, ein dunklerer ist als bisher immer, aber wenn, dann sind das Nuancen.

Geschmacklich hingegen ist mir das alles doch sehr wohl vertraut. Ich habe den Anteil an Rum ausnahmsweise minimal um 0,5 cl reduziert, um nicht ganz so erschlagen zu werden, wie das manchmal der Fall ist bei verwendetem Rum über 65% vol., aber der Mai Tai ist trotz dessen genau so, wie ich einen Mai Tai mit gut gereiftem Hampden HLCF in Fassstärke erwarte: hoch aromatisch, intensiv, potent, komplex, fruchtig, sommerlich und später, mit etwas Schmelzwasser, dann auch ungemein süffig. Geil! Insbesondere die nach hinten heraus immer wieder sehr schön durchkommenden Noten vom Fass des Hampdens machen das hier wirklich zu einem Erlebnis großer Klasse, das bei jüngeren Hampden manchmal fehlt! Zugegeben: mich hat noch kaum ein Hampden im Mai Tai wirklich mal enttäuscht, aber ich bin dennoch jedes Mal wieder sehr begeistert festzustellen, wenn ein Rum in diesem meinem Lieblingsdrink so hervorragend funktioniert.


Fazit: das ist schon ziemlich gediegen! Ein 21 Jahre alter Hampden in einem Mai Tai... aber ein Drink kann eben niemals besser sein als die schlechteste seiner Zutaten! Hätte Trader Vic 1944 schon einen Hampden im Portfolio gehabt, würde den J. Wray & Nephew 17 YO heute sicher kein Mensch noch kennen. Mit einem Ur-Mai Tai, da bin ich sicher, hat das hier insofern also nicht viel zu tun, aber es ist die Variante, die sich in den letzten 10 Jahren innerhalb der Rum-Nerd-Szene durchgesetzt hat. Zurecht! Der Drink ist und bleibt einfach meine persönliche Rum-Cocktail-Benchmark. Gehe ich in eine Bar, schaue ich mir nur den Mai Tai an und weiß danach ziemlich sicher wie es weitergeht.
Kritik gibt es nur insofern, als dass ich den Drink mit noch höheren Marks (<>H, HGML, C<>H) nochmal besser finde, aber das ist vielen eben auch schon zu extrem und so bin ich mir ziemlich sicher, dass dieser Mai Tai schon auch derjenige ist, der das, was man vielleicht als den "Nerd-Mainstream" bezeichnen könnte, am ehesten abholt. Nun muss man den Rum quasi nur noch zum Mixen zur Verfügung haben... Wenn das der Fall ist, habt keine Scheu das mal auszuprobieren! Der Rum gewinnt durch den Drink meines Erachtens nochmal dazu und solange das gegeben ist, kann es sich schlicht niemals wirklich um Verschwendung handeln, die mir bei derlei Rezepturen leider auch schon mehr als einmal vorgehalten wurde. Aber dem trete ich mit einem deutlichen "Mai Tai roa ae!" energisch entgegen! ;-) In diesem Sinne...

Bis demnächst!
Flo


1 Kommentar:

Marc hat gesagt…

Ich möchte noch mal deine einleitenden Worte loben. Ich habe mich auch sehr auf diese Abfüllung gefreut - nicht zuletzt ob deines Tastings - und bin trotz achtsamen Augen leer ausgegangen. Ich finde es schade, ich habe mich geärgert aber ich möchte hier jetzt keinem Shop die Schuld daran geben. Passend zum Release down oder die Software funktioniert nicht richtig und trotz des Vermerks „bald verfügbar“ reduziert sich die Menge der verfügbaren Flaschen. Auch der Preisaufschlag von pauschal 35€ hat weder vom Kauf abgehalten noch mir eine Flasche eingebracht. Ich denke es folgen noch genügend weitere Hampdens, glücklicherweise ist diese Destillerie ja noch aktiv. Jetzt hat man halt diesen verpasst, weitere Kill Devil, Velier und co werden aber wohl folgen und Qualitativ bleibt man sich ja bisher bei Hampden auch treu. Ich freue mich trotzdem für jeden, der eine Flasche ergattern konnte, ich hoffe einfach nur, dass sie bei Genießern und nicht bei Investoren gelandet sind.

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