Sonntag, 7. Juni 2020

Mai Tai mit Hampden "Great House" Jamaica Rum

Liebe Rum Gemeinde,

still und heimlich hat sich der Sommer nicht nur vor unsere Türen geschlichen, sondern er klopft auch schon in vollen Zügen an. Da Sommerzeit auch immer Cocktail-Zeit und bei mir insbesondere auch Mai Tai-Zeit ist, gibt es heute für euch den Überraschungs-Hit von der Hampden Estate aus Herbst 2019 für euch in meinem Lieblingsdrink: den "Great House" Jamaica Rum!



Mit dem Great House kam ich zum ersten Mal auf dem German Rum Festival im letzten Spätsommer in Kontakt, als Daniele Biondi diesen dort unter der Hand ausschenkte. Ich war, trotz des hohen Anteils am Mark OWH in diesem Blend, sofort begeistert, gefiel mir die Komposition dieses Blends doch wesentlich besser als bei der Hampden Standard-Ausführung. Leider hieß es zunächst, dass die Abfüllung wohl exklusiv für Destillerie-Besichtigungen und Messen sei, allerdings kam er dann glücklicherweise doch noch ganz regulär auf den Markt; limitiert zwar, aber bei 3.066 Flaschen musste man nicht von der schnellen Truppe sein, um etwas ab zu bekommen.

In meiner Pur-Verkostung lautete das Fazit vor allem, dass dem Great House im Grunde genommen gelungen ist, was bei Hampden bisher für mich als undenkbar galt: eine perfekte Standard-Abfüllung zu liefern, die zwar an Individualität, nicht aber gleichzeitig auch an Qualität einbüßt. Die perfekte Standard-Abfüllung also, in einem Rum-Segment, in dem es perfekte Standard-Abfüllungen so gut wie noch gar nicht gibt! Insofern markierte der Great House für mich ganz persönlich tatsächlich eine Zäsur in der Entwicklung des High End Rums und ich hoffe auch, dass wir an genau dieser Stelle auch in den nächsten Jahren noch weitere Fortschritte sehen werden! Denn nein, ich mag die ewigen Vergleiche vom Rum zum Whisky auch nicht unbedingt, aber wenn es etwas gibt was letzterer dem Rum wirklich und ohne jeden Zweifel voraus hat, und da sprechen wir leider noch immer von einem Vorsprung von Lichtjahren, dann sind es Standard-Bottlings ohne Qualitätsverlust im bezahlbaren Rahmen für jedermann. Über die Preisexplosionen sobald es in die Individualität geht brauchen wir in diesem Zusammenhang nicht zu sprechen, aber wer einfach nur einen gescheiten Whisky möchte, der kann in den Supermarkt gehen und findet ihn. Das wünsche ich mir für Rum auch und der Great House war und ist für mich ein wichtiger Schritt, ein Meilenstein, dort hin!

Da die Rums von Hampden für mich seit jeher zu den besten für einen Mai Tai zählen, lag der Gedanke freilich nicht fern, dass es sich bei dem Great House auch um einen super Standard-Rum für den Mai Tai handeln könnte. Ob diese Rechnung aufgeht, werden wir uns gleich ansehen...


Das Rezept meiner Wahl (nach Trader Vic):

  • 6,0 cl Hampden "Great House" Jamaica Rum
  • 1,5 cl Ferrand Dry Curacao 
  • 0,9 cl Meneau Orgeat
  • 0,6 cl J.M. Zuckersirup
  • 3,0 cl Limettensaft (frisch gepresst!)






Mai Tai mit Hampden "Great House" Jamaica Rum:

Farblich tendiert der Drink ins gold-braune und damit zu einem etwas dunkleren Ton, als man es von vielen Mai Tais mit kontinental gereiften Jamaicanern gewohnt ist, da sowohl der verwendete (tropisch gereifte) Rum eine etwas kräftigere Farbe aufweist, als aber auch der Zuckersirup dunkler ist, als der normale (farblose) Zuckersirup. Damit kommt er dem Original von Trader Vic aber vermutlich sehr nahe. 

Geschmacklich finde ich das zunächst einmal fast schwer zu beschreiben. Auf der einen Seite besitzt der Drink definitiv große, gehobene Klasse, auf der anderen Seite hat er aber so erstmal gar nichts, was ihn unverkennbar auszeichnet oder von anderen Mai Tais mit hervorragenden Hampden Rums abhebt. Es wirkt, als sei der Mai Tai mit dem Great House wie der Querschnitt aller Mai Tais mit den großen Rums aus dem Hause Hampden. Das böse Wort "Durchschnitt" möchte mir beinahe über die Lippen rutschen, aber das würde der Qualität des Drinks nun wirklich nicht entsprechen, ganz im Gegenteil. Und doch liegt tatsächlich ein Hauch von Standard in der Luft, als riefe dieser Drink mir zu: "Du hast einen neuen Haus-Rum für den Mai Tai gefunden!". Und da gehe ich dann auch sehr viel eher mit d'accord als von einem Durchschnitts-Drink zu sprechen. Tatsächlich überrascht bin ich darüber natürlich nicht, zeigte sich der Great House doch damals in der Pur-Verkostung doch schon von quasi genau dieser Seite: High Class, aber ohne das besondere, das Alleinstellungsmerkmal. Aber gerade deshalb oft entspannter, als viele der großen Knaller a la The Rum Cask Hampden 1990. Und das transportiert der Rum in gewisser Weise auch in diesen Mai Tai. Es ist alles da: Kraft, Flavour, Intensität, Ausgewogenheit... aber weder erschlägt es einen, noch kommt irgendwie Langeweile auf. Und das finde ich geil! Fast schon überflüssig zu erwähnen ist es daher vermutlich, dass der Rum weder ein Problem damit hat, sich gegen die Partner im Drink durchzusetzen, noch dass die Partner irgendwie zu kurz kämen. Hier stimmt die Chemie! Mit Schmelzwasser gewinnt der Drink noch etwas dazu, aber der kommt auch schon vom Start weg sehr gut. 


Fazit: wäre der Rum keine limitierte Sonderabfüllung gewesen, bräuchten wir in den nächsten Jahren vermutlich nie wieder über einen Standard Rum für den Mai Tai sprechen! Denn dazu wäre er ansonsten nämlich geradezu perfekt geeignet, weitaus besser als die beiden Standard Hampden Bottlings mit 46, bzw. 60% vol., die für mich dem Wort Durchschnitt sehr viel eher entsprächen. Klar, der Preis von ca. 90,- Euro wäre für einen Mixrum noch immer eine Ansage, aber deutlich günstiger bekommt man Hampden auf hohem Niveau inzwischen auch nicht mehr, wenn überhaupt. Mir fällt da ad hoc gerade zumindest kein Bottling aus der letzten Zeit ein. Insofern bin ich froh, mir davon die eine oder andere Flasche gesichert zu haben, so dass dies sicher nicht mein letzter Mai Tai mit dem Great House war. Und wenn ihr den zuhause stehen und noch keinen Mai Tai damit probiert habt zu mixen, dann probiert das ruhig aus.


Bis demnächst,
Flo

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