Sonntag, 21. Mai 2017

Ancient Mariner Trinidad Rum 16 YO Caroni

Liebe Rum Gemeinde,

heute also doch noch ein Caroni. Spät, aber... ;)



Ich bin, was Caroni betrifft, ein kleiner Spätstarter. Lange habe ich dieser Destillerie, ob meiner Leidenschaft für Jamaica,  wenig Beachtung geschenkt. Ich habe zwar immer mal wieder welche im Glas gehabt, aber so richtig überzeugt hat mich das alles nicht. Klar, Lost Distillery... aber wenn's nicht schmeckt, kann ich mir davon auch nichts kaufen.
Nach vielen Jahren probierte ich also vor einigen Monaten wieder Caroni und war doch leicht überrascht. Kann man trinken! Wird zwar immer noch nicht mein neuer Favorit, aber hin und wieder zur Abwechslung... sehr okay! Den heutigen Rum wählte ich natürlich auch schon hinsichtlich eines Testens im Mai Tai aus, denn das ist ja für morgen der Plan. Ein Caroni Mai Tai. Aber für heute möchte ich euch erst einmal meine Eindrücke der Pur-Verkostung mit euch teilen.

Die heutige Abfüllung ist, sowohl in Design als auch Inhalt, an die alten, britischen Navy Rums angelehnt. Auch die Trinkstärke von 54% vol. passt hier gut ins Bild, die wohl nicht der Fassstärke entspricht. Verantwortlich für die Abfüllung ist die schottische Firma The Hebridean Liqueur Company. Wenn meine Recherchen stimmen, dann wurde der Rum schon vor einigen Jahren, zum 50. Thronjubiläum von Elizabeth II., abgefüllt, also spätestens 2012. Somit ist der Rum auch mindestens Jahrgang 1996. Genaues weiß man aber leider nicht.

Ein kleines Wort der Wehmut: ich weiß, ich hatte beim Tasting des 17 YO Caroni von Velier ein wenig mehr Facts zu Trinidad und Caroni angekündigt. Leider bin ich momentan so stark gebunden, dass mir die Zeit dazu fehlte, hier noch etwas für euch zu graben. Das ist aber natürlich nur aufgeschoben und keinesfalls aufgehoben. Der nächste Caroni auf Barrel Aged Thoughts wird der Kirsch Caroni von Velier sein und da gibt es dann ein bisschen mehr zu Lesen!

Ein Wort des Danks geht in den Rum Club. Dort hat "SpiritSafe" den Rum im Februar dieses Jahres freundlicher Weise geteilt. Daher stammt mein Sample. Vielen Dank! 



Verkostung des Ancient Mariner Trinidad Rum Caroni 16 YO:


Preis: ca. 55 Euro kostete eine Flasche a 0,5 Liter in UK.

Alter: der Rum hat ein ausgewiesenes Alter von 16 Jahren. Angaben dazu, in welchem Zeitraum das geschehen ist fehlen leider.

Lagerung: keine Angaben. Abgefüllt wurde der Rum aber in Großbritannien, weswegen kontinentale Reifung wahrscheinlich ist.

Fassnummer(n): keine Angaben.

Angel's Share: keine Angaben.

Alkoholstärke: 54% vol. sind angegeben. Das entspricht vermutlich nicht der Fassstärke. Wahrscheinlicher ist, dass er aus Gründen der Authentizität als Navy Rum leicht herunterverdünnt wurde. 

Destillationsverfahren: keine Angaben. 

Mark: keine Angaben. 

Farbe: keine Anga.. ...ach doch! ;) Ja, viel wissen wir nicht über den Rum, aber die Farbe kann ich als dunklen Bernstein beschreiben. 

Viskosität: kleine Tröpfchen bilden sich oben an der Glaswand. Diese verlaufen dann zu Schlieren eng aneinander, aber ungleichmäßig herunter ins Glas zurück. 

Nase: sehr Caroni! Auch wenn ich bei Caroni noch nicht einmal Ansatzweise so sicher bin wie bei Jamaica, so ist das Bouquet doch sehr eindeutig eines, welches als Destillerie-typisch bezeichnet werden kann: tief, komplex, reichhaltig, intensiv, dreckig, kantig! 
Ich erkenne sofort klare Parallelen zum hier bereits verkosteten 17 YO von Velier. Auch dieser hatte eine schöne Süße zu Beginn in der Nase, die ich nun auch hier vorfinde. Man könnte meinen, da hat einer Studentenfutter mit ins Fass gekippt. 
Dahinter finde ich dann die dreckigeren Komponenten von brennenden Autoreifen, Teer, Öl und allem was noch so brennen könnte. Das ganze ist zwar etwas stärker ausgeprägt als beim Velier, der schon ein sehr rundes Gesamtprodukt war, allerdings ist auch dieser Rum insgesamt noch als eher moderater Caroni zu sehen. Nach hinten heraus nehme ich noch gebrannte Mandeln mit. 

Gaumen: die 54% vol. merkt man, dahingehend, dass schon klar ist, dass dieser Rum nicht in Fassstärke abgefüllt wurde. Leider wässriges Mouth Feeling im ersten Moment. Im nächsten Augenblick wiederum kommt der Alkohol leicht stechend und uneingebunden durch. Ist dieser Eindruck verflogen ist dann zwar Platz für Caroni-Flavour, aber die Freude ist durch den unsauberen Einstieg leider sehr getrübt! 
Wieder wie beim Velier kommt vor allem die dunkle Seite des Rums durch. Und hier kann der Rum dann schon auch einiges. Ganz, ganz, ganz viel verbranntes Gummi und Teer. Asche. Ohne Misston, das ist schon wirklich sehr schön ab diesem Punkt. Der Rum ist trockener als es der Velier war, die Süße tritt hier sehr dezent auf.

Abgang: lang, trocken, Tannine. Macadamia Nüsse, Teer. 

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Fazit: ein grundsolider Caroni, der seinen Preis wert ist. Wer sich bei Caroni aber bereits auf High End eingeschossen hat, der wird hier vermutlich eher enttäuscht sein, denke ich. Da hält er dann einfach nicht mehr mit. Aber wer noch nicht alles gesehen hat, der macht zu diesem Preis wenig verkehrt. Für mich persönlich kann er mit dem Velier 17 YO nicht ganz mithalten, weswegen ich diesen, trotz des Mehrpreises, dem Ancient Mariner wohl auch immer vorziehen würde.
Allerdings ist diesen Monat ja auch noch Mai Tai Time! Und da wollte ich unbedingt eine Caroni-Variante ausprobieren und zu diesem Zwecke ist er möglicherweise optimal. Denn der etwas missglückte Start am Gaumen dürfte da nicht ins Gewicht fallen. Ob das so ist? Wir sehen es morgen!

Bis dahin,
Flo

Samstag, 20. Mai 2017

Mai Tai Fizz

Liebe Rum- und Mai Tai Genießer,

heute habe ich eine Mai Tai Variation für euch, an die ich beim Genuss des Mai Tais mit Habitation Velier Jamaica Rum 6 YO Hampden 2010 gedacht habe. Ich fand den Rum für sich genommen etwas zu unrund für den Mai Tai. Klar, er eigentlich alles, was er mitbringen muss: er hat Aroma, er hat Power... aber er ist auch echt anstrengend! Diese letzte Eigenschaft würde ich ihm gerne in einem kleinen Versuch nehmen und deshalb werde ich den Mai Tai mit diesem Rum heute mit Soda Wasser zum Fizz leicht verlängern. Ich erhoffe mir eine einfachere, spritzigere, sommerlichere Variante des Tiki Klassikers.

Mein Rezept daher:

Mai Tai Fizz

  • 6,0 cl Habitation Velier Hampden 6 YO HLCF
  • 1,5 cl Pierre Ferrand Orange Curacao
  • 1,0 cl Meneau Orgeat
  • 0,5 cl Zuckersirup
  • 3,0 cl Limettensaft
  • Soda on top. 

Zubereitet wird der Drink zunächst wie ein klassischer Mai Tai. Das heißt, Rum, Cuaracao, Orgeat, Zucker und Limettensaft werden wie üblich auf Eis geshaket und dann ins vorgefrostete Gästeglas abgeseiht. Heute allerdings nicht in den obligatorischen Tumbler, sondern natürlich ins Long Drink Glas. Danach wird das Soda Wasser dazugegeben und der Drink nochmal kurz umgerührt.

Mal sehen, ob diese Kombination am Ende liefert, was ich mir von ihr verspreche, bzw. erhoffe. 



Verkostung des Long Mai Tais:

In der Farbe wird der Drink, im Vergleich zum herkömmlichen Mai Tai, nur leicht getrübt, ansonsten bringt man ihn, bedingt durch die Darbietung als Long Drink, aber zunächst nicht mit einem solchen in Verbindung.

Geschmacklich ist allerdings ganz klar wohin der Hase läuft und es ist tatsächlich auch genau das, was ich mir sowohl vorgestellt, als auch gewünscht habe: ein klassischer Mai Tai, aufgefizzt mit etwas Soda Wasser, der damit zum erfrischenden, wenn auch potenten, Durstlöscher an Sommernachmittagen und -abenden wird. Oder Vormittagen. ;) Das ganze geht einher, beinahe ohne jeden Verlust an Geschmack und Aroma. Hier wird nichts verwässert, sondern nur verlängert. Der Rum, und auch seine bockstarken Partner, können das ab!

Fazit: das kann man machen! Der klassische Mai Tai ist natürlich sehr viel konzentrierter und bietet dem Connaisseur mehr von allem, was die Zutaten hergeben, aber er ist nicht so entspannt. Es kommt daher sehr darauf an was man möchte. Möchte ich den Mai Tai als Drink-Kunstwerk, dann ist diese Variante natürlich nichts. Möchte ich aber Mai Tai Flavour an einem heißen Tag, dann wird man hier fündig und sollte diese Version mal probieren.
Bedenken muss man natürlich die Wahl des Rums. Heißt: an einem High Ester Hampden führt bei dieser Longdrink-Variante eigentlich nichts vorbei. Schwächere Rums haben oft Schwierigkeiten sich schon im normalen Mai Tai durchzusetzen und hier würden sie dann vollends untergehen. Daher war der Habitation Velier schon eine gute Wahl: ein starker HLCF Hampden, der hier all seine Power sinnvoll einsetzt. Angeregt durch meinen Versuch eines Blends von Rum Fire und Habitation Velier im Mai Tai, den ich richtig stark fand, werde ich auch diese Version in den nächsten Wochen mal nochmal als Long Drink probieren. Das könnte auch hier sehr gut funktionieren.

Morgen geht es dann hier mit einer Pur-Verkostung weiter. Reiseziel: Caroni, Trinidad.

Bis dahin,
Flo

Freitag, 19. Mai 2017

Mai Tai mit Mabaruma Jamaica Rum 17 YO Hampden Estate 1993

Liebe Rum- und Mai Tai Nostalgiker,

heute kommt ein Rum im Mai Tai, den es in Deutschland meines Wissens nie zu kaufen gab und der deshalb auch schon nahezu in Vergessenheit geraten sein dürfte: der Mabaruma Jamaica Rum 17 YO Hampden 1993. Das Review stammt noch von Mai tai roa ae! und hiermit kommt es zurück und der Rum damit wieder etwas in Erinnerung. 

Im Gegensatz zu anderen italienischen Abfüllern wie Silver Seal, Samaroli oder Velier, war der Pellegrini anno 2011 hierzulande noch nahezu unbekannt. Inzwischen hat sich das leicht gewandelt und man bekommt verschiedene Abfüllungen auch in Deutschland zu kaufen. Diese 1993er Abfüllung kaufte ich damals allerdings noch in Italien auf gut Glück für ca. 85 Euro, was schon sehr gehoben war, für die Verhältnisse dieser Zeit.  
Was lässt sich über diesen Rum sagen? Er wurde 1993 in Hampden Jamaica destilliert und lag anschließend für 17 Jahre im Eichenfass. Importiert wird der Rum von der Firma Pellegrini SPA, die über den Rum aber auch nur wenig Preis gibt. Bekannt ist, dass er im Pot Still Verfahren destilliert wurde, dass er nicht gefärbt und nicht kältefiltriert ist, dass es eine Einzelfassabfüllung ist und dass es von dieser Abfüllung genau 248 Flaschen gibt. Abgefüllt wurde der Rum leider verdünnt mit 46% vol.
"Old Fashioned Pot Still Jamaica Rum" steht auf dem Etikett geschrieben. Hierbei handelt es sich allerdings natürlich nicht um einen Rum Old Fashioned Premix, sondern um einen Hinweis auf die Ursprünglichkeit der Hampden Estate, für die ihre Freunde sie sehr schätzen. Schon in der Nase hat man klares Hampden Feeling. Der Rum hat schon entfernte Ähnlichkeiten mit anderen Hampden Rums aus 1992 oder auch 1990, wartet mit einer tollen Fruchtigkeit auf und ist unglaublich esterreich. Geschmacklich zeigt sich dann, dass es der Rum und der, der ihn trinkt, dem Abfüller sehr gedankt hätte, wenn man ihn nicht verdünnt hätte. Da ist schon klar Jamaica, aber er kann an die starke Nase nicht ganz anknüpfen, am Gaumen finde ich ihn flach und unspannend, da hat das Wasser leider alles zerstört. Schade. Nichts desto trotz haben wir in letzter Zeit gesehen, dass auch Rums mit 46% vol. durchaus im Mai Tai voll überzeugen können, sofern sie es schaffen, ihr Aroma reichhaltig mit in den Drink einzubringen, auch wenn ich glaube, dass es dieser Rum da etwas schwerer haben wird als einige andere, die in Fassstärke abgefüllt wurden . Aber wir werden sehen!

Mai Tai mit Mabaruma Jamaica Rum from Hampden Estate 1993 - 17 YO:

Farblich ist dieser Mai Tai mal wieder etwas dunkler, als bei den Mai Tais der letzten Male. Ein orange-braun, aber nicht so leuchtend wie häufig und nicht ins milchig-braune gehend. Er ist auf jeden Fall hübsch anzusehen,

Geschmacklich empfinde ich den Mai Tai ähnlich wie den Berry's Own Selection, allerdings etwas reifer, aber auch nicht so rund und stimmig wie dieser. Da ist viel Reife, nicht zu holzlastig, einiges an Frucht und, wie immer bei Hampden Rums, schöne Esternoten. Ganz harmonisch ist der Drink aber nicht, es setzt sich hier etwas fort, was mir auch im Purgenuss schon leicht auffiel: dem Rum fehlt etwas, das gewisse Extra. Er kommt durch, die Partner kommen durch... Und das ist keinesfalls ein schlechter Mai Tai, aber mir fehlt der Kick, der Reiz, das letzte Argument, hier tief in die Tasche zu greifen. Und das wird auch in diesen Drink projiziert. Hier fällt nichts negativ, aber auch für den Preis auch zu wenig positiv auf, ich finde den Drink viel zu banal, er packt mich nicht. Schade!

Fazit: nicht alles was heute selten ist, war auch wirklich überragend gut. Damals war der Rum sein Geld aus meiner Sicht nicht wert! Die Alternativen waren mit Berry's Hampden 1990 z.B. besser. Heute würde ich ihn für 85 Euro wiederum sofort kaufen. Das war zur Zeit der Erstveröffentlichung also auch Jammern auf hohem Niveau. Man konnte es sich da noch leisten. Heute werden geniale Abfüllungen seltener. 
Mit diversen Silver Seals kamen später dann auch noch weitere Rums aus 1993 auf den Markt, die ich aber nie im Mai Tai hatte. Irgendwann bot sich das auch preislich nicht mehr an.

Das wars für heute, morgen gibt's dann wieder etwas aktuelles und auch leicht experimentelles. 

Bis dahin,
Flo