Sonntag, 8. Dezember 2019

The Rum Cask Jamaica Rum 18 YO Hampden 2001

Liebe Rum Gemeinde,

ja, es ist mal wieder so weit, von The Rum Cask steht ein neuer Hampden in den Startlöchern! Und mit dem <>H aus dem Jahrgang 2001 widmet man sich dieses Mal sogar einem Jahr, welches bereits großes Potenzial angedeutet hat, bisher noch nicht so häufig abgefüllt wurde. Ich bin gespannt!



Die Geschichte der heutigen Abfüllung beginnt, zumindest für mich, im Sommer 2017, als einige andere Nerds, wie z.B. die Jungs von RUMBOOM oder Marius von Single Cask Rum, und letztlich auch meine Wenigkeit die Idee hatten, bei der Main Rum Company auf der Insel nach Fass-Samples zu fragen. Uns interessierte natürlich das Mark DOK von Hampden, aber auch ein <>H Fass aus 2001 war dabei, das uns überzeugen konnte. In Zusammenarbeit mit The Rum Cask gelang es den Jungs aus Pirmasens dann, die Fässer nach Deutschland zu holen. Daraus ist die überaus erfolgreiche Letter of Marque DOK Abfüllung resultiert, die seinerzeit in nur 23 Minuten ausverkauft war und auf dieser Geschichte basiert letztlich auch das heutige Bottling. Daher möchte ich den Moment noch einmal nutzen, und meinen Dank sowohl an Maik, Eric, Thomas, Marius und Sascha richten, die gleichsam beteiligt waren, und natürlich an Jens und das Team von The Rum Cask, die das letztlich möglich machten und uns, der Fassauswahl und damit unseren Eindrücken, vertrauten. Vielen Dank! Aus Gründen der Transparenz möchte ich erwähnen, dass ich den Rum natürlich kostenfrei zur Verkostung erhalten habe, allerdings sollte sich, angesichts der Geschichte der Abfüllung, von selbst verstehen, dass das auf meine Eindrücke keinen Einfluss gehabt hat, schließlich geht die Abfüllung ja auch auf u.a. mein Engagement mit zurück. 

Sprechen müssen wir beim Jahrgang 2001 kurz über das Mark. Dieses wird von der Main Rum Company mit JMH angegeben (was aber natürlich nur ein firmeninterner Code für den Rum ist, kein tatsächliches Mark), ebenso wie beim Batch aus 1998, aber bereits frühere Verkostungen zeigten, dass das keinesfalls bedeutet, dass es sich dabei um das selbe Hampden Mark handelt. Da einige Hampden Marks mit dem Buchstaben H beginnen, sagt das Kürzel JMH also leider dementsprechend wenig aus. Da bleibt einem dann nichts anderes übrig als selbst immer und immer wieder zu verkosten, ebenso oft gegen zu verkosten und dann aus einem gewissen persönlichen Erfahrungsschatz das Mark selbst zu bestimmen. So kann der Jahrgang 1998 inzwischen dem Mark HLCF zugeordnet werden, während der Jahrgang 2001 dem Mark <>H zugeordnet wird. Wer nun vor einem großen Fragezeichen steht oder einfach nur neugierig geworden ist und über die Marks oder Hampden generell noch mehr erfahren möchte, dem lege ich meinen kleinen Überblick zur Destillerie nahe, der letztlich auch die Marks u.a. behandelt. 

Ansonsten ist der Hampden Jahrgang 2001 bisher noch ein relativ neuer Jahrgang, der noch nicht so häufig abgefüllt wurde. Ich kenne Abfüllungen von Kill Devil, von Corman Collins/Bristol und von SecretCask, die in ihrer Qualität noch sehr unterschiedlich daher kamen, aber alle einen Alkoholgehalt um 61% vol. ca. aufwiesen. Da stellt auch der neue von The Rum Cask keine Ausnahme dar, der mit 61,2% vol. in die insgesamt 310 Flaschen gekommen ist. Gelagert wurde das 190 Liter Fass vermutlich komplett in Europa. Die nicht ganz 20% Angels Share sprechen auf jeden Fall dafür. Ich werde, auch das liegt nahe, den neuen Rum heute mit zwei der bisherigen Bottlings vergleichen, als auch mit einem Sample des Rums aus dem Sommer 2017, als wir die Samples von der Main Rum Company geordert hatten. So sehe ich also auch gleichzeitig eine direkte Entwicklung bei ein und dem selben Fass - was ich überaus spannend finde!



Verkostung des TRC Jamaica Rum 18 YO Hampden 2001:

Preis: der TRC Hampden 2001 wird ab dem 8. Dezember 2019 um 11:00 Uhr im Shop bei The Rum Cask zu beziehen sein und 99,90 Euro kosten. 

Alter:  der Rum reifte genau 18 Jahre lang, von November 2001 bis November 2019, im Fass.

Lagerung: mit großer Wahrscheinlichkeit lag der der Rum, zumindest die meiste Zeit über, in Großbritannien.

Fassnummer: #2 ergab insgesamt 310 Flaschen a 0,5 Liter. 

Angel's Share: nicht ganz 20% gingen dem 190 Liter Fass verloren. Das ist, verglichen mit tropischen Verlusten, sehr wenig und spricht eindeutig für eine komplette Lagerung in Europa. 

Alkoholstärke: der Rum weist einen Alkoholgehalt von 61,2% vol. auf - Cask Strength! 

Destillationsverfahren: Double Retort Pot Still.

Mark: JMH ➜ <>H

Farbe: strohig, golden. 

Viskosität:  der Rum bildet eng, aber unregelmäßig verlaufende Schlieren am Glasrand und läuft recht zügig am Glas herunter.

Nase: eine unverkennbare und intensive Hampden Nase mit sehr starken und markanten Estern, dabei aber trotz alledem sehr smooth und weich kommt mir nach kurzer Zeit des Atmens im Glas entgegen. Alkoholische Schärfe ist nicht vorhanden. Ein hervorragender erster Eindruck! Ich lasse den Rum insgesamt ca. 1,5 Std. atmen, was ihn weiter öffnet und noch besser werden lässt.  Im Bouquet finde ich im Grunde genommen alle für High Ester Hampden typischen Assoziationen: intensive Klebstoffe, gegrillte Ananas, Bananen, Zitrusfrüchte, Marzipan, Humus und Bourbon Vanille, aber auch ganz leichte und zarte Raucharomen, sowie Orangenmarmelade und natürlich Tannine vom Fass. Gerade das Broker-Sample daneben zeigt im Vergleich tatsächlich sehr gut, inwieweit sich der Rum über die letzten 2,5 Jahre zum Positiven entwickelt hat. Die Ecken und Kanten sind noch ein wenig abgeschliffen worden, ohne den Rum damit zu rund zu machen. Der Hampden ist intensiver geworden, dabei aber auch entspannter und etwas komplexer. Die zusätzlichen Jahre machen da schon einiges aus und sorgen dafür, dass hier für meine Begriffe wirklich wenige Wünsche, wenn überhaupt, offen bleiben. Fehlnoten z.B. finde ich keine, aber ich vermisse auch nichts. Klar, es gibt noch krassere Marks als <>H, aber für viele Hampden-Lovers hat sich insbesondere dieses Mark ja quasi zum Konsens-Mark entwickelt. Nicht so krass wie z.B. das auch sehr viel säure-haltigere Mark C<>H, aber auch viel fruchtiger und wesentlich weniger zurückhaltend als beispielsweise HLCF. Und der heute verkostete <>H bestätigt diese Sichtweise bis hierher auf jeden Fall! Sehr fruchtig, viel Power, starke Ester, und aber nicht so säure-lastig wie 1990.  

Gaumen: Boom! Hampden-Vollgas! In Sekundenschnelle breitet sich eine geradezu monströse Hampden-Jamaica-Rum-Note im gesamten Mundraum aus und vereinnahmt ihn regelrecht. Was für eine Demonstration - "mundfüllend" wäre als Beschreibung dabei noch untertrieben! Der Hampden ist stark und voller Power, adstringierend, dabei aber nahezu überhaupt nicht alkoholisch. Viel mehr ist er total smooth und entspannt! Er ist von schwerem Körper, wahnsinnig intensiv, voller Flavour und kommt auch am Gaumen mit allen typischen Merkmalen daher, die einen Hampden letztlich unverkennbar machen: die volle Breitseite an vergorenen, fruchtigen Estern, die an gegrillte Ananas, Bananen und Zitrusfrüchte erinnern, dazu mit eher erdigen und würzigen Noten wie Humus und Vanille, dazu auch herzhaftes wie Chorizo und Antipasti. Der Einfluss durch das Fass erscheint nahezu perfekt. Der Rum wurde deutlich geformt, insbesondere im Vergleich zum Broker Sample sieht man das sehr gut. Er ist merklich reifer als eben jenes Sample nach damals noch 15,5 Jahren Reife, aber noch immer weit davon entfernt langweilig oder rundgelutscht zu sein. Wie schon in der Nase, so fällt auch am Gaumen auf, dass wirklich nichts da ist, was irgendwie stören, oder im Umkehrschluss irgendwas fehlen würde. Der Hampden performt dabei am Gaumen meines Erachtens auch nochmal ein ganzes Stück mehr als in der Nase, die ja auch schon sehr gut war. Aber zur vollen Entfaltung kommt er erst hier und natürlich, wenn es dann final in den Abgang geht. 

Abgang: der Abgang nimmt Stunden in Anspruch, ist am nächsten Tag noch wahrzunehmen, überdauert sowohl Mundhygiene als auch Mahlzeiten. Der Abgang ist seit jeher Hampdens Paradedisziplin und diese Abfüllung zeigt mehr als eindrucksvoll, warum das so ist. Und ich fühle mich einmal mehr darin bestätigt wenn ich sage: in diesem Punkt können die tropisch gereiften Hampden den ca. 20 Jahre kontinental gelagerten Hampden (noch?) nicht das Wasser reichen!

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Fazit: Recommended by Barrel Aged Thoughts! Ein paar Dinge scheinen gewiss: die Sonne geht auf, die Sonne geht unter und nach spätestens ein bis zwei Jahren kommt von The Rum Cask wieder eine geile Hampden-Abfüllung auf den Markt! Ja, kaum eine Brennerei hat so sehr Tradition auf hohem Niveau bei TRC wie Hampden. Insgesamt ist dieses, wenn ich richtig gezählt habe, schon das achte Hampden-Bottling dieses kleinen UA in den letzten sieben Jahren und bereits das vierte, welches meine ausdrückliche Empfehlung erhält. Na klar, an das 1990er Batch kommt der Rum bei mir nicht heran, der thront einsam an der Spitze, aber dahinter dürfte er sich dann auch schon einreihen. Denn mir gefällt der Jahrgang 2001 deutlich besser als der Jahrgang 1998, was eben am höheren Estergehalt (<>H im Vergleich zu HLCF) liegt.

Die vier Hampden 2001 warten darauf ins Glas zu kommen & verkostet zu werden.


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Nun kamen ja aus dem Jahrgang 2001 schon ein paar andere Hampden heraus und ich hatte auch ein Sample aus dem Juni 2017 vom heutigen Rum. So habe ich dementsprechend die vier mir zur Verfügung stehenden Rums miteinander verglichen und kann sagen, dass der heute verkostete TRC im direkten Vergleich in Bezug auf die Nase ziemlich deutlich gewinnt. Das Broker-Sample und den Kill Devil sehe ich ziemlich gleich auf ein Stück dahinter, der Corman Collins Bristol fällt als einziger dagegen mit dieser gar nicht zu Hampden passenden Menthol-Note total ab. Der gefällt mir überhaupt nicht! Am Gaumen kommt der Kill Devil 16 YO dem TRC schon sehr nahe, ein wirklich guter Rum, aber auch hier sehe ich den 18 jährigen vorn. So fällt in der Summe aber auch noch einmal auf, dass der Rum durch die zusätzliche Reife wirklich gewonnen hat, auch wenn das Broker-Sample schon wirklich gut war. Preislich, auch das muss erwähnt werden, sind die Zeiten, in denen wir Abfüllungen wie diese für knapp über 50- Euro bekommen haben leider vorbei. Die Broker wissen seit einigen Jahren, dass Hampden eine beliebte und begehrte Brennerei ist und so kommen eben die Preissprünge zustande. In Zeiten, in denen viele Connaisseure allerdings bereit sind noch weit mehr für einen fast ungelagerten DOK auszugeben, sind die knapp unter hundert Euro für einen 18 Jahre gereiften Rum dann allerdings schon fast wieder ein Schnäppchen. Wie so oft, kommt es also auch hier nur einmal mehr auf die Perspektive an. Ich persönlich finde, dass der TRC Hampden 2001 den aufgerufenen Preis auf jeden Fall wert ist und kann nur jedem Freund der Destillerie den Kauf einer Flasche ans Herz legen! Damit macht man nichts falsch!

-94/100-

Mir bleibt nun dementsprechend nur noch, euch viel Spaß mit dem Rum und einen schönen zweiten Advent zu wünschen! Den Jungs, Jens und dem Team von The Rum Cask danke ich nochmals für ihr Engagement um den Erwerb des Fasses, für die Abfüllung und die Möglichkeit kostenlos probiert haben zu können. Vielen, lieben Dank!

Bis demnächst
Flo

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Der Rum war ja schneller weg, als man High Ester sagen kann...
Weißt du zufällig, wie lange es gedauert hat, bis er ausverkauft war?

Flo hat gesagt…

In der Tat, das ging fix wie nie! Exakt 13 Minuten hat der Rum im Shop überlebt, dann war er sold out!

Beste Grüße
Flo

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