Liebe Rum Gemeinde,
heute geht es in eine Destillerie, von der ich ehrlich gesagt nicht zwingend gedacht hätte, dass ich dorthin noch einmal für ein Review zurückkehren würde: es geht in die nach eigenen Angaben älteste noch aktive Destillerie der Welt, in die Mount Gay Destillerie von 1703 auf Barbados nämlich!
Ihr Lieben, was soll ich sagen?! Nein, Mount Gay gehört wirklich nicht zu meinen Favoriten in der Rum Welt. Auf Barbados ist sie zwar immerhin meine #2 (meine #1 ist die WIRD mit deren sog. "Rockley"-Style Rum), aber auch fast eher aus einem Mangel an wirklichen Alternativen heraus, als durch eigene Stärke bedingt. Die Last Wards aus der Nebenlinie Mount Gilboa, die Velier abgefüllt hat, waren sehr solide und wussten durchaus auch zu überzeugen, aber sowohl der Mount Gay XO in Fassstärke aus 2016, als auch die unabhängig abgefüllten Mount Gay aus 2000 konnten mich bislang alle nie richtig überzeugen. Es gab da ja einige, ein 8 YO von Cadenhead, ein 12 YO von Duncan Taylor oder ein 12 YO und ein 16 YO von Isla Del Ron fallen mir zuvorderst ein, aber da war keiner dabei, von dem ich eine ganze Flasche gebraucht hätte. Vor allen Dingen empfand ich sie alle durchgehend als sehr scharf, der Alkohol war bei keiner der Abfüllungen in meinen Augen besonders gut eingebunden, was dem Genuss meiner Meinung nach grundsätzlich dann sehr im Wege steht. Das waren mehr oder weniger zusammengefasst die Gründe, weswegen ich mit Mount Gay eigentlich schon so gut wie abgeschlossen hatte. Und doch reizte mich irgendetwas, als Kintra vor einigen Wochen einen neuen Mount Gay ankündigten, nochmal zu probieren. 18 Jahre alt sollte er immerhin sein inzwischen und der Preis ging auch in Ordnung. So bestellte ich bei Freddy also ein Sample mit und wurde doch stark überrascht. Doch dazu mehr in der Verkostung.
Leider setzte sich bei dieser Mount Gay Abfüllung aber auch ein Trend fort, den ich eigentlich gar nicht so nennen mag, da der Begriff für mich positiv konnotiert ist, ganz im Gegensatz zur Entwicklung, die dieser gerade umschreiben sollte. Denn der Name "Mount Gay" durfte nicht auf dem Label der Abfüllung auftauchen, weswegen das Bottling ganz offiziell "Confidential Cask #36 Bunghole Delight Barbados Oldest" heißt. Das ist letzten Endes natürlich eine eindeutige Umschreibung für Mount Gay und Kintra macht auch kein Geheimnis daraus, dass es sich um einen Mount Gay Rum handelt, aber mich stört die Entwicklung, dass mehr und mehr versucht wird, die Namen der Destillerien von den Labeln der unabhängigen Abfüller zu tilgen. Immerhin, das muss ich hier ohne Widerworte anerkennen und mache das auch gerne, gehört Mount Gay zu den ganz, ganz wenigen Destillerien, die die unabhängigen Abfüller nie gebraucht haben um zu ihrem Ruhm zu gelangen, das haben sie ganz alleine geschafft. Insofern kann und möchte ich hier nicht mit meinem Hauptkritikpunkt ansetzen, wie ich es normalerweise tue, aber die grundsätzliche Entwicklung dahin kann mir als Connaisseur, der wissen möchte, woher mein Rum stammt, nicht gut finden. Transparenz bedeutet, zu wissen wo mein Rum gelagert wurde, nicht, mir zu verheimlichen wo er gebrannt wurde!
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Verkostung des Kintra 18 YO Mount Gay 2000:
Alter: der Rum reifte von Juni 2000 an bis zum 26. November 2018 im Fass und ist somit fast 18,5 Jahre alt.
Lagerung: unbekannt. Da jedoch auch schon junge Rums aus dem 2000er Batch von Mount Gay teilweise sehr dunkel waren, ich erinnere bloß an den 8 YO von Cadenhead, kann eine Teilreifung in den Tropen nicht ausgeschlossen werden. Ansonsten gehe ich aber von kontinentaler Reife ab spätestens 2008 aus, als die ersten unabhängigen Abfüllungen auf den Markt kamen.
Fassnummer: das Fass #36 ergab genau 132 Flaschen. Somit dürfte es sich hierbei entweder sogar um eine Single Cask Abfüllung im eigentlichen und ursprünglichen Sinne handeln, oder aber, was ich glatt vermuten würde, es ist die Hälfte eines Split-Casks mit The Rum Mercenary, die zeitgleich einen Mount Gay mit gleichen Parametern auf den Markt gebracht haben.
Fassnummer: das Fass #36 ergab genau 132 Flaschen. Somit dürfte es sich hierbei entweder sogar um eine Single Cask Abfüllung im eigentlichen und ursprünglichen Sinne handeln, oder aber, was ich glatt vermuten würde, es ist die Hälfte eines Split-Casks mit The Rum Mercenary, die zeitgleich einen Mount Gay mit gleichen Parametern auf den Markt gebracht haben.
Angel's Share: unbekannt. Anhand der üblichen Berechnungsgrundlage von 1-2% im Jahr, dürfte er aber zwischen 15 und 25% liegen.
Alkoholstärke: der Rum kommt mit 55,6% vol. daher. Ob das die Fassstärke ist, weiß man bei Kintra nie so genau, aber anhand anderer Mount Gay Abfüllungen ist das nicht unwahrscheinlich.
Destillationsverfahren: der Rum wurde zu 100% mit einer Pot Still gebrannt.
Mark: unbekannt. Die Main Rum Company hat gemeinhin das hauseigene Mark BMMG (Barbados Main Mount Gay) verwendet.
Farbe: schönes, dunkels Stroh, ins bräunliche gehend. Ein Hauch von Tropical Aging liegt in der Luft.
Insgesamt fehlt es der Nase ganz bestimmt etwas an Komplexität, aber das Bouquet gefällt mir dennoch einfach sehr, auch in seiner Entwicklung. Ich habe zunächst Mandeln und Zimt, dazu Salzkaramell. Später sehr präsent dann süße Pfirsiche und Toffee, Leder, Menthol und eine würzige Kombination aus Anis, Zimt und anderen Gewürzen. Fast ist es, als sei mir das Gewürzregal von der Wand auf den Boden gefallen und all diese Gerüche breiten sich nun im ganzen Haus aus. Dazu kommt dann ein schöner Einfluss der Eiche, der diesen Rum vermutlich auf den Punkt getroffen hat. Wirklich hervorragend, ein exzellentes Fass!
Abgang: leicht adstringierend. Herbes Anis und frisches Geäst verweilen angenehm lange am Gaumen. Trocken werdend. Eichenholz. Klasse!
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Bei allen bis zu diesem Punkt so begeisterten Tönen möchte ich aber auch deutlich machen, dass das schon auch im Zusammenhang zu meinen bisherigen (eher weniger positiven) Erfahrungen mit Mount Gay zu betrachten ist und es daher natürlich auch nicht übertreiben mit meinem Lob für diesen schönen Rum. Denn so lecker der Tropfen am Ende zwar ist, so kann man ihn nun, rein was die gestellten Ansprüche betrifft, auch nicht in die erste Garde an tropisch gereiften Caroni oder lange gereiften Hampden, Long Pond oder Rockley-Style Rums z.B. einordnen. Dazu fehlt es ihm dann doch noch ein Stück weit z.B. an Komplexität. Das soll nicht bedeuten, dass ich den Mount Gay nicht an vielen Tagen den eben genannten vielleicht sogar vorziehen würde (meine 10 cl vom Sample sind bereits fast leer!), eben weil der Rum so herrlich unangestrengt zu trinken ist, aber das steht wieder auf einem anderen Papier. Zu guter Letzt möchte ich dem Freddy einmal mehr danken, dafür, dass er die Teilung organisiert und mir anschließend auch noch eine ganze Flasche besorgt hat. Vielen Dank dir!
-89/100-
Bis demnächst,
Flo
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