Liebe Rum Gemeinde,
Monymusk als das "schwarze Schaf" der Jamaica Rums zu bezeichnen, wäre etwas übertrieben und ganz sicher auch weder fair noch gerechtfertigt. Und doch habe ich, seitdem ich 2011 angefangen habe mich mit Jamaica Rums intensiver auseinanderzusetzen, das Gefühl, dass diese Destillerie unter Connaisseuren sehr deutlich im Schatten von Hampden, Long Pond, Worthy Park oder auch Appleton steht. Heute stelle ich einen Rum vor, der das eindeutige Potenzial dazu hat, solche Sichtweisen langfristig und nachhaltig geradezu umzustoßen!
Der Habitation Velier EMB 2010 ist einer von drei Jamaica Rums, welcher im Rahmen der Habitation Velier Reihe im Frühjahr 2019 von Velier releast wurde. Neben dem Monymusk kamen auch noch ein Hampden HGML aus 2010 und ein Long Pond TECA aus 2005. Wie bisher gewohnt ging der Monymusk dabei, mindestens gefühlt, ein wenig unter neben dem TECA und vor allem dem HGML. Nun mache ich heute schon seit der ersten Zeile keinen wirklichen Hehl daraus, dass für mich bei diesem Rum irgendwas anders ist als bei anderen Monymusk und das möchte ich im Folgenden auch gern erläutern.
Fangen wir zunächst dort an, wo der heutige Rum, zumindest meines Wissens nach, derzeit noch ein absolutes Alleinstellungsmerkmal hat: er ist tropisch gereift. Das ist für einen Monymusk ein Novum! Alles an Rum was uns von dort all die Jahre über unabhängige Abfüller erreichte, wurde in Europa gereift - seien es die ganz alten Monymusk aus 1976 und 1977 oder auch spätere Batches aus den Jahren 1991, 1997, 1998, oder auch aus 2003 oder 2007, um da den Bogen zu neueren Vintages zu spannen. Nun bin ich, bei aller Sympathie für tropische Reife, auch im Jahr 2019 noch kein Dogmatiker und sehe kontinental gereifte Rums nicht minder als solche, die in den Tropen lagen. Es sind eben zwei vollkommen verschiedene Wege, die zu unterschiedlichen (meines Erachtens jeweils sehr guten) Ergebnissen führen. Nun möchte ich der gleich folgenden Verkostung natürlich nicht allzu sehr vorgreifen, aber ich denke im Fall von Monymusk durchaus, dass wir hier heute ein vielleicht doch auch besseres Ergebnis sehen, nicht nur ein anderes, als bei jenen Rums, die Monymusk bei kontinentaler Reife abliefert. Aber dazu gleich mehr.
Der zweite äußerst wichtige Punkt, und ich glaube, dass auch das eine Premiere ist, ist das Mark. Ich habe Rums aller bisherigen Monymusk Batches im Glas gehabt, aber keines davon ähnelte dem, was ich gleich probieren werde. Dementsprechend gehe ich davon aus, dass der Unterschied nicht ausschließlich in der Art der Reife liegt. Das Mark des heutigen Monymusk lautet EMB, was, laut Unterlagen von National Rums of Jamaica, bei Monymusk für Rums mit einem Estergehalt von 240 - 250 gr/hlpa verwendet wird. Velier gibt auf dem Backlabel ein Spektrum von 125 - 280 gr/hlpa an, was den offiziellen Angaben deutlich widerspricht. Eine eindeutige Aussage dazu was da nun genau stimmt kann ich da schwerlich mit Sicherheit treffen, aber für sehr viel wahrscheinlicher halte ich es natürlich, dass die offiziellen Zahlen stimmen werden. Wie dem aber auch immer sei, eines ist klar: der Rum hat einen deutlich höheren Estergehalt als die bisherigen Monymusk, die Europa in all den Jahrzehnten erreichten und das bedeutet natürlich, dass hier neue Facetten der Destillerie zum Vorschein kommen.
Über Bog Estate:
In den Unterlagen von NRJ erfahren wir aber auch noch ein weiteres spannendes und wichtiges Detail. Das Mark EMB bezeichnet nämlich nicht einfach nur eine Ester-Range, sondern es steht darüber hinaus auch noch für Bog Estate, eine im Jahr 1948 geschlossene Destillerie auf Jamaica, die früher in Clarendon, im Süden der Insel, stand. Eine weitere Lost Distillery also, die hier wieder ans Licht kommt! Nach einem Brand vor einigen Jahren scheinen vom ehemaligen Anwesen leider nur noch Ruinen übrig zu sein, aber hier erhält man dennoch ein paar Eindrücke. Was die Geschichte von Bog Estate angeht bin ich, um ehrlich zu sein, noch ein wenig irritiert. Anders als bei anderen historischen Brennereien auf Jamaica sind die Angaben die ich gefunden habe, unter anderem zu ehemaligen Vorbesitzern und zur Gründung der Destillerie, extrem widersprüchlich, weswegen ich hier mit Infos leider noch geizen muss. Festzustehen scheint nur, dass der Stil von damals bewahrt wurde, ähnlich wie wir es bei Vale Royal, Cambridge oder Tilston schon im Fall von Long Pond gesehen haben, und heute eben bei Monymusk gebrannt wird. Es handelt sich dabei, laut NRJ, um einen Medium Pot Still Rum, der im Wedderburn Style daher kommt. Und wie sich dieser Stil letztendlich im Glas macht, das sehen wir jetzt!
Fangen wir zunächst dort an, wo der heutige Rum, zumindest meines Wissens nach, derzeit noch ein absolutes Alleinstellungsmerkmal hat: er ist tropisch gereift. Das ist für einen Monymusk ein Novum! Alles an Rum was uns von dort all die Jahre über unabhängige Abfüller erreichte, wurde in Europa gereift - seien es die ganz alten Monymusk aus 1976 und 1977 oder auch spätere Batches aus den Jahren 1991, 1997, 1998, oder auch aus 2003 oder 2007, um da den Bogen zu neueren Vintages zu spannen. Nun bin ich, bei aller Sympathie für tropische Reife, auch im Jahr 2019 noch kein Dogmatiker und sehe kontinental gereifte Rums nicht minder als solche, die in den Tropen lagen. Es sind eben zwei vollkommen verschiedene Wege, die zu unterschiedlichen (meines Erachtens jeweils sehr guten) Ergebnissen führen. Nun möchte ich der gleich folgenden Verkostung natürlich nicht allzu sehr vorgreifen, aber ich denke im Fall von Monymusk durchaus, dass wir hier heute ein vielleicht doch auch besseres Ergebnis sehen, nicht nur ein anderes, als bei jenen Rums, die Monymusk bei kontinentaler Reife abliefert. Aber dazu gleich mehr.
Der zweite äußerst wichtige Punkt, und ich glaube, dass auch das eine Premiere ist, ist das Mark. Ich habe Rums aller bisherigen Monymusk Batches im Glas gehabt, aber keines davon ähnelte dem, was ich gleich probieren werde. Dementsprechend gehe ich davon aus, dass der Unterschied nicht ausschließlich in der Art der Reife liegt. Das Mark des heutigen Monymusk lautet EMB, was, laut Unterlagen von National Rums of Jamaica, bei Monymusk für Rums mit einem Estergehalt von 240 - 250 gr/hlpa verwendet wird. Velier gibt auf dem Backlabel ein Spektrum von 125 - 280 gr/hlpa an, was den offiziellen Angaben deutlich widerspricht. Eine eindeutige Aussage dazu was da nun genau stimmt kann ich da schwerlich mit Sicherheit treffen, aber für sehr viel wahrscheinlicher halte ich es natürlich, dass die offiziellen Zahlen stimmen werden. Wie dem aber auch immer sei, eines ist klar: der Rum hat einen deutlich höheren Estergehalt als die bisherigen Monymusk, die Europa in all den Jahrzehnten erreichten und das bedeutet natürlich, dass hier neue Facetten der Destillerie zum Vorschein kommen.
Über Bog Estate:
In den Unterlagen von NRJ erfahren wir aber auch noch ein weiteres spannendes und wichtiges Detail. Das Mark EMB bezeichnet nämlich nicht einfach nur eine Ester-Range, sondern es steht darüber hinaus auch noch für Bog Estate, eine im Jahr 1948 geschlossene Destillerie auf Jamaica, die früher in Clarendon, im Süden der Insel, stand. Eine weitere Lost Distillery also, die hier wieder ans Licht kommt! Nach einem Brand vor einigen Jahren scheinen vom ehemaligen Anwesen leider nur noch Ruinen übrig zu sein, aber hier erhält man dennoch ein paar Eindrücke. Was die Geschichte von Bog Estate angeht bin ich, um ehrlich zu sein, noch ein wenig irritiert. Anders als bei anderen historischen Brennereien auf Jamaica sind die Angaben die ich gefunden habe, unter anderem zu ehemaligen Vorbesitzern und zur Gründung der Destillerie, extrem widersprüchlich, weswegen ich hier mit Infos leider noch geizen muss. Festzustehen scheint nur, dass der Stil von damals bewahrt wurde, ähnlich wie wir es bei Vale Royal, Cambridge oder Tilston schon im Fall von Long Pond gesehen haben, und heute eben bei Monymusk gebrannt wird. Es handelt sich dabei, laut NRJ, um einen Medium Pot Still Rum, der im Wedderburn Style daher kommt. Und wie sich dieser Stil letztendlich im Glas macht, das sehen wir jetzt!
Verkostung des HabitationVelier Jamaica Rum 9 YO Monymusk 2010:
Preis: die Preise für eine Flasche unterschieden sich zum Teil. Meist wurden zwischen 90,- und 110,- Euro aufgerufen.
Alter: von 2010 bis 2019 reifte der Monymusk insgesamt 9 Jahre in Fässern.
Lagerung: die Fässer lagerten bei Monymusk, wurden also komplett tropisch gereift.
Fassnummern: unbekannt, ebenso wie die genaue Anzahl an Fässern oder Flaschen.
Angel's Share: >64% sind in 9 Jahren Reifung verdunstet.
Alkoholstärke: 62% vol. - High Proof.
Destillationsverfahren: der Rum entstammt einer Single Retort Pot Still von Monymusk.
Mark: EMB, das Mark des alten Bog Estate.
Farbe: tiefes, kräftiges gold-braun, ins Mahagoni gehend.
Viskosität: es bilden sich nur vereinzelt Tropfen am Glasrand, eine Schlierenbildung findet unregelmäßig und in eher weiten Abständen statt. Nicht sehr fotogen. ;-)
Gaumen: der Rum legt sich in der Mundhöhle sofort weich und cremig auf die Zunge. Dann brennt er kurz etwas, aber nicht wild, und ist dann einfach lecker! ... aber auch schon ganz schön bitter! Das wäre wohl meine erste Kurzbeschreibung. Ich bin schon angetan, ihr merkt das sicher bereits. Monymusk kommt am Gaumen jetzt etwas mehr durch, leichte Buttersäure ist wahrzunehmen, aber auch hier ist das ganz weit weg von den Monymusk, die wir bisher so gesehen haben. Das ist alles viel näher an Long Pond dran. Hier fühle ich mich wiederum leicht an den TECA erinnert, allerdings in erheblich moderaterer Form. Wenn ich hier von einer Erinnerung spreche, dann ziele ich da keinesfalls auf eine direkte Vergleichbarkeit. Holz spielt auch am Gaumen eine große Rolle, der Rum hat klare Bitterkeit an Bord, und man merkt ihm seine enorme Reife deutlich an. Niemals würde ich blind wohl auf einen neun Jahre alten Rum tippen. Auch die Farbe demonstriert ja etwas ganz anderes. Wahnsinn! Einzig: der Rum ist wirklich sehr trocken, sehr auf der würzig-bitteren Seite, ganz viel Anis ist auch dabei, so dass für tropische Früchte fast keinerlei Raum bleibt. Da fehlt ihm so ein wenig die letzte Dimension, die ihn für mich dann nahe in die Richtung von Perfektion rücken würde.
Abgang: viel Holz, dadurch bitter, aber noch nicht unangenehm, und Anis-Anklänge fahren mit. Das macht Spaß. Der Nachklang hält mittellang an.
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-90/100-
Bis demnächst,
Flo
3 Kommentare:
I bought a sample of this, and was blown away! I'm almost certain, this is the best rum I've ever tasted! I was so excited I had to tell my rum-hating wife how great it was! Today, I got a whole bottle and was trying it while reading your review. It is delicious! The nose (Mein Gott, die Nase!), I can hardly keep my nose out of the glass! My verdict: 95/100
Hallo Flo,
Ich habe gekauft und finde ein super Rum. Erinnern mich ein bisschen an Adelphi Monymusk 14 Year aber ohne Sherry geschmack.
Der best für mich ist immer noch den L'Esprit Monymusk 9 Years 67% Barrel Proof.
Und dann kommt HV und Blackadder 11 Years 63.9%
Gruss
Roberto Bessa Sno
https://www.spiritacademy.it/en/rum/pure-single-rum/monymusk-emb-24-yo-1995-pure-single-rum-3347.html
Hallo Flo, hast du schon gesehen ?
Gruss
Roberto
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