Freitag, 17. Mai 2013

Robinson Cask Smooth 55 & LPS Long Pond Single Rum 1993 1st Release

Liebe Rum Gemeinde!

Da ich von letzter Woche noch einen Mai Tai schuldig bin, kommen heute derer gleich zwei. Passenderweise erschienen diese vor ca. zwei Jahren ebenfalls in einem gemeinsamen Artikel als Doppel-Tasting, so dass der heutige Artikel natürlich auch darauf fußt. Erstmals allerdings, werde ich zum Shaker greifen und die beiden Mai Tais erneut mixen, da beide damals noch mit Monin Mandelsirup und Marie Brizard Orange Curacao gemixt wurden. Die Rums werden Robinson Cask Smooth 55 und LPS Long Pond Single Rum 1993 1st Release sein.

Zunächst zum Robinson: über den Rum selbst ist kaum etwas bekannt. Sein Geschmacksbild weist auf Hampden hin, kommt dieser Estate sicherlich am nächsten, allerdings gibt es den Rum schon eine ganze Weile und es gab ihn auch schon, als Hampden noch zu war (seit 2009 wieder aktiv). Die Destille aus der er stammt, dürfte aber definitiv eine Pot Still gewesen sein. Für ca. 20 Euro ist dieser Rum zu beziehen, so günstig ist kein anderer Rum, den ich für den Mai Tai in Betracht ziehen würde. Doch was kann er im Mai Tai, lohnt es sich, auch mal am Rum zu sparen, oder liefert er den Beweis dafür, dass man für den optimalen Drink eben doch etwas tiefer in die Tasche greifen muss?

Mai Tai mit Robinson Cask Smooth 55:

Robinson Cask Smooth Mai Tai
Zunächst einmal fällt auf, dass er eine wesentlich schwächere Färbung hat, als die beiden Mai Tais im Test vor ihm, was natürlich daran liegt, dass der verwendete Rum schon fast ins Farblose geht. Blass strohig würde wohl am besten passen, wenn man die Farbe des Robinson 55 beschreiben sollte. Das macht den gesamten Drink matter und heller, der Braunton, der sonst viel kräftiger erscheint, kommt nur noch minimal durch. Eine Anmerkung: das Bild ist natülich noch das damalige, die Farbe des Drinks ist aber nahezu gleich geblieben. Da ich keine ganze Flasche Robinson mehr hatte, sondern nur noch einige Samplefläschen, um der Oxidierung vorzubeugen, hab ich das Bild nicht aktualisiert, um die Flasche zeigen zu können.

Nun der erste Geschmackstest: und jawohl, der Rum hat Kraft, die 55% vol. machen sich bemerkbar. Auf den ersten Schluck wird klar, dass dieser Rum sein kleines Geld wert ist, es ist keine Enttäuschung, die in meinen Augen steht. Auch seine jamaikanische Herkunft kann der Rum von Anfang an nicht verheimlichen, Noten von Banane erfüllen den Mai Tai, ein Pot Still Destillat, unverkennbar. Orange Curacao, Limettensaft und Sirupe passen in ihrer üblichen Dosis (1,4/3/0,9/0,6) genau zum Drink, der Mai Tai ist auf den Punkt stimmig, eine Einheit. Bei mehrmaligem probieren fallen aber doch auch kleinere Kritikpunkte auf. Zum Beispiel kommt dieser Rum fast ein bisschen zu glatt daher, es fehlt etwas das markante, die Ecken und Kanten. Auch die geringe Lagerzeit schmeckt man dann doch heraus. Das ist quasi ein ungeschliffener Rohdiamant an rauen jamaikanischen Rums, ein Grundprodukt, an dem man nun feilen könnte.
Im Gegensatz zum ersten Tasting strainte ich den Drink nach dem Shaken auf frisches, ganzes Eis, und gab nicht mehr den gesamten Shakerinhalt in einen Tumbler. Das macht sich positiv bemerkbar, der Drink verwässert natürlich weniger. Da er von Beginn an angenehm zu trinken ist, tut man sich hier also einen großen Gefallen.

Fazit: der Robinson 55 Cask Smooth ist bisher mit Abstand Preis-Leistungssieger. Es ist wirklich beachtlich, was man hier für 17-18 Euro geboten bekommt. Das Gesamtpaket, nicht den höchsten Anspruch zu haben und preislich spitze zu sein, macht den Rum optimal, um ihn im Mai Tai einem Genießer zu präsentieren, der sich gerade an diesen Drink heranarbeitet und mal Lust auf mehr hat, als die typische Appleton-Martinique-Konstellation. Dieser Rum öffnet die Tür zu einer sehr interessanten Gattung Rums und Drinks, die mit ihnen gemixt werden, kann als Wegbereiter gesehen werden, für Rums in Fassstärke oder andere, die hier bald ebenfalls schon getestet wurden. Hier kann man schauen, ob man in preislich höhere Produkte investieren möchte, ob einem die Grundrichtung gefällt. Der Robinson bringt aber durchaus auch einem schon etwas fortgeschritteneren Spaß, ich hatte keinen schlechten Drink im Glas. Auf längere Sicht würde ich aber definitiv die Ecken und Kanten vermissen, worüber man sich aber bei erneutem Blick auf den Preis auch nicht beschweren darf.


Daher: kein Top-Mai Tai, aber der wahrscheinlich beste, den man für dieses Geld bekommen kann!


Mai Tai mit Long Pond Single Rum 1993 1st Release:

LPS 1st Release Mai Tai - neu gemixt
Der LPS 1st Release war für ca. 22 Euro sehr günstig zu beziehen, ist inzw. aber leider überall ausverkauft, bzw. wurde durch länger gereifte Nachfolger ersetzt. Nachdem der Robinson 55 gezeigt hat, dass es nicht immer viel Geld sein muss, um einen guten Drink zu erhalten, ist die Erwartungshaltung beim LPS 1st Release groß. Kann er im Preisleistungsverhältnis mithalten, gleichziehen oder sogar vorbeiziehen? Oder bleibt am Ende gar eine Enttäuschung?

Der Long Pond Single Rum Destillery Trelawny 1993 zwischen 11 und 15 Jahre lang (es gibt wohl mindestens drei versch. Fässer unterschiedlichen Alters, die als 1st Release verkauft wurden) in Holzfässern gelagert, 2005 oder später von Rum Albrecht erworben, in Deutschland abgefüllt und weißt einen Alkoholgehalt von 53% vol. auf. Da es eine Einzelfassabfüllung ist, war der Vorrat dieses Rums begrenzt. Hergestellt wurde der Rum im Pot Still Verfahren und das schmeckt man auch im Mai Tai sofort! Ein Rum mit ordentlich Kraft, der im Mai Tai aber dennoch recht smooth schmeckt. Der Drink kommt sofort angenehm! Es fehlt ihm zwar ein wenig an Charakter, vor allem verglichen mit seinem Nachfolger, dem 2nd Release, aber für einen Rum, der mal unter 25 Euro gekostet hat, ist das sehr Ordentlich.
Und während ich beim ersten Mal als ich den Drink mixte fand, dass nach einer Weile die anderen Zutaten nicht in dem Maße gegen den Rum ankamen, wie sie es eigentlich sollten, korrigiert sich dieser Eindruck mit Meneau Orgeat und Pierre Ferrand Orange Curacao völlig. Hier machen sich die besseren Zutaten im Vergleich wirklich stark bemerkbar. Während der Drink vor 2 Jahren eine One-Rum-Show war, habe ich heute eine stimmige Einheit im Glas, gegen die der Rum sich richtig gehend behaupten muss. Toll!

Fazit: auch hier habe ich es mit einem Rum mit Klasse zu tun, der allerdings nicht ganz perfekt in den Mai Tai passt, das zeigte sich beim ersten Versuch mit schwächeren Partnern und nun beim zweiten Mixen mit starken Partnern. Der Rum dominiert den Drink entweder, oder er droht schon fast ein wenig unter zu gehen. Trotz allem aber war es ein guter Drink, den ich auch nochmal mixen würde, wenn der Rum nicht langsam knapp werden würde. Zum damaligen Preis ist der Rum sicher auch weiterhin eine Empfehlung, aber man muss ihn inzwischen gut suchen.
Insgesamt heißt mein Sieger heute Robinson Cask Smooth 55, der einfach ein gigantisches PLV hat und unbegrenzt verfügbar ist. Ein Mai Tai gehobener Mittelklasse!

Bis Morgen und mit besten Grüßen,
Flo

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