heute stelle ich einen Rum vor, von dem ich selbst noch nichts wusste, bis ich ihn zufällig in einem Onlineshop fand. Vom Abfüller, High Spirits Collection, hatte ich zwar schon mal etwas gelesen, aber im Rumbereich war mir dort so gut wie nichts bekannt und eine kurze Suche bei Google wird zeigen, dass darüber auch so gut wie gar nichts zu finden ist. Einziger Anhaltspunkt war bis zu diesem Fund eine Barkarte aus Fernost, in der eine 17 jährige Long Pond Abfüllung dieses Herstellers auftauchte. Ansonsten: nichts.
Dann also dieser Fund, eine Hampden Abfüllung. Ich zögerte keine Sekunde, griff sofort zu. Denn eine Rarität ist diese Abfüllung zweifelsohne, mir ist keine Quelle sonst bekannt und Rums aus Hampden sind ohnehin rar. Hinzu kommt, dass der Rum mit 58 € zwar kein Schnäppchen war, damit aber immernoch deutlich unter den Preisen für eine vergleichbar alte Abfüllung einiger anderer Anbieter liegt. Einziger Wermutstropfen: auch diese Hampden Abfüllung ist verdünnt worden, ein leidiges Thema... inwieweit der Rum darunter leidet, werden wir gleich sehen.
Was lässt sich über den Abfüller und damit über die Geschichte der Abfüllung sagen?
Leider nicht sehr viel, da der Abfüller im Netz nahezu non existent ist. In einem Whiskyforum habe ich dann aber doch noch einige Stichpunkte gefunden, die meine bisherige Vermutung unterstützt haben. Der Abfüller stammt aus Italien (das italienisch verfasste Rückenetikett der Flasche lies darauf schon schließen), ist ein gewisser Nadi Fiori, ihm gehört High Spirits. Gelagert wird, wie so oft, in Schottland, auch das hat er mit seinen Kollegen wie Samaroli oder Silver Seal gemein. Da der Abfüller wohl hauptsächlich im Whiskybereich tätig ist, lag auch diese Vermutung nahe. Wenn ich das Rückenetikett richtig übersetzt habe, dann wurde der Rum, wie bei unabhängigen Abfüllern fast die Regel, nicht kältefiltriert und nicht gefärbt. Seine blasse, strohige Farbe lässt an letzterem auch wenig Zweifel aufkommen.
Destilliert wurde der Rum 1992 in der Hampden Distillery, einem Jahr, welches für Hampden sehr ertragreich gewesen zu sein scheint, denn aus diesem Jahr stammen einige Abfüllungen von dort.
Seine Farbe legt den Schluss nahe, dass er seine gesamte Reifezeit über in Schottland verbracht hat, denn da ist wirklich kaum mehr als blasses Stroh. Mutmaßlich reifte er daher 15 Jahre lang in Schottland in Eichenholzfässern, bevor er dort 2007 auf 46% vol. verdünnt abgefüllt und dann von High Spirits veröffentlicht wurde. Auf dem Label wird zudem angegeben, dass es 230 Flaschen, sowie 18 Magnumflaschen gegeben hat. Das ist, gerade unter Berücksichtigung der Verdünnung, nicht viel.
Besonders erwähnenswert finde ich noch die Flasche und das Label des Rums. Die Flasche ist quasi der Galliano unter den Rums, sehr schlank und hochgewachsen, er passte bei mir nur auf, nicht ins Regal. Und das Label ist wirklich kultig. Ein Old School Label aus früheren Tagen, herrlich kitschig und losgelöst von den standardisierten Einheitsetiketten, wie es sie heute fast ausschließlich gibt. Es zeigt eine jamaicanische Hochzeit.
Bis hierhin ist der Rum also in jeder Hinsicht etwas besonderes. Nun werde ich schauen, was er nach dem öffnen zu bieten hat und gieße mir ein Glas ein.
Farbe: strohig, blass, sehr hell.
Gaumen: leider zunächst vor allem etwas wässrig, mir zu wenig ölig. Nach kurzem Verweilen im Mund ist dieser Makel jedoch behoben, der Rum hat den gesamten Mundraum erschlossen, ist mundfüllend. Nun macht sich die Hampden Charakteristik bemerkbar, es kann keinen Zweifel mehr darüber geben, was man da gerade trinkt. Viel Banane, aber auch sehr ausgeprägte Vanille und einige leichte Holztöne machen sich bemerkbar. Auch ein wenig Würze nehme ich nun wahr. Schwerer Körper.
Abgang: sehr lang. Auch nach dem anschließenden Verzehr von Schokolade ist der Rum noch präsent, bleibt mit Sicherheit gute ein bis zwei Stunden gut wahrnehmbar. Das ist wirklich typisch Hampden.
Fazit: ein guter Rum, der alle Merkmale eines Hampden Rums aufweist und der durch die Verdünnung unnötig geschwächt wurde. In Fassstärke wäre der eine Bombe gewesen, Hampden profitiert so sehr davon.
Mai Tai mit HSC Jamaica Rum Hampden 15 YO |
Wie nicht anders zu erwarten war, geht der Mai Tai farblich ins milchige, nur ein Hauch von Farbe bekommt der Drink. Das ist natürlich dem strohig anmutenden Rum geschuldet.
Geschmacklich hat der Drink dann einiges zu bieten. Ein Mai Tai, wie man ihn mit einem Hampden Rum erwartet! Die Interaktion zwischen Rum und Curacao, Orgeat und Limette klappt hervorragend, alle Zutaten ergänzen einander und erfüllen ihren Part im Drink. Der Rum agiert merklich, aber nicht aufdringlich im Vordergrund und bestimmt den Grundcharakter, der Rest akzentuiert diesen und macht den Drink zu einem Genuss. Der Rum schafft es vor allem, die typische Hampden-Fruchtigkeit in den Drink zu transportieren, vergisst aber auch das Holz und andere gern gesehene Aromen wie Vanille nicht. Toll! Dazu ist der Drink nicht scharf, man kann ihn angenehm trinken. Einen übermäßigen Teil Schmelzwasser benötigt der Mai Tai ebenfalls nicht, er ist sofort auf den Punkt. Daher würde ich hier kein Crushed Ice verwenden, sondern, wie so oft, ganzes Eis. Das Highlight ist für mich der Abgang des Drinks, der ist großartig, langanhaltend und ganz und gar vom Rum bestimmt.
Fazit: von diesem Rum hätte man ruhig mehr hören können! Sein Schattendasein in Form dessen, dass man weder den Rum noch seinen Abfüller wirklich kennt, hat zumindest dieser Rum hier nicht verdient!
Pur leidet der Rum zu Beginn leider etwas unter der Verdünnung auf 46% vol., das hat ihm geschadet! Nichts desto trotz weiß sich der Rum letztlich zu behaupten, pur wie im Mai Tai. Seinen Preis ist er wert. Er kann nicht ganz so viel wie z.B. der Duncan Taylor Hampden 22 YO, war aber auch nur halb so teuer. Das passt. Leider kenne ich da wirklich keine Bezugsquelle, trotz dessen, dass er erst 2007 abgefüllt wurde. Evtl. gibt es den Rum in Italien noch, aber gefunden habe ich ihn im Netz auch dort nicht. Wer mal eine Abfüllung ergattern kann und Hampden nicht abgeneigt ist, kann beruhigt zuschlagen. Und das war letztlich auch einer der Gründe, warum ich über diesen Rum berichten wollte. Ich selbst freue mich immer, wenn ich zu einem unbekannten Rum irgendwie doch noch was im Netz finde und so wollte ich jenen, die vllt. über diesen Rum mal stolpern eine Chance geben, sich dafür zu entscheiden.
Flo
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