Dienstag, 21. Mai 2013

Cadenhead's Cask Strength SLJD from St. Lucia Distillers 9 YO

Liebe Rum Gemeinde,

heute widme ich mich ausnahmsweise mal nicht einem Jamaicaner, der im Mai Tai verkostet wird, sondern einem Rum von einer Insel, die man so erst einmal nicht mit dem Drink in Verbindung bringen würde: St. Lucia.
Genauer gesagt geht es um den Cadenhead's Cask Strength SLJD from St. Lucia Distillers 9 YO. Dieser Fassstärke-Rum wurde 1999 auf St. Lucia bei St. Lucia Distillers im Pot Still Verfahren destilliert, um dann neun Jahre lang im kühlen schottischen Klima zu reifen, bis er im November 2008 von Cadenhead mit 70,8% vol. abgefüllt wurde.
Saint Lucia ist ein kleiner Inselstaat in der Karibik und lebt vor allem vom Tourismus. Das von dort auch sehr beachtliche Rums kommen, übersieht man gerne mal, zu sehr dominieren andere Inseln und Länder das Bild vom Rum. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es tatsächlich eher wenige Rums von St. Lucia gibt. Der Rum ist insofern also schon eine kleine Rarität. Der bekannteste Zuckerrohr-Brand von dort ist sicher der Chairman's Reserve und auch der Admiral Rodney wird vielen noch etwas sagen, aber dahinter wird es dann auch schon sehr ruhig. Bei diesem Rum kommt nun noch die Fassstärke dazu, eine bei Rum, im Gegensatz zu Whisky, sehr schwer zu findene Gattung. Aus St. Lucia ist dieser Rum hier der einzige in Fassstärke, von dem ich weiß. Und wie immer bei Einzelfassabfüllungen gilt auch hier: sie sind limitiert. Wieviele Flaschen es vom SLJD 9 YO gab weiß ich nicht, aber der Rum ist momentan schon beinahe ausverkauft. Diesen Rum probierten Leo und ich im Rahmen seines Besuchs bei mir im November 2011 und wir waren schon damals der Ansicht, dass er zu jenen Rums gehört, die eine besondere Erwähnung verdienen. Von allen Fassstärken-Cadenhead's, die ich bis heute probiert habe, ist dieser der meines Erachtens beste Nicht-Jamaicaner.
Geschmacklich ist dieser Rum völlig outstanding und mit nichts zu vergleichen was ich bisher hatte. Ich finde, er erinnert teilweise etwas an einen Rhum Agricole, ohne dass man ihn jedoch mit einem solchen wirklich verwechseln könnte. Dann hat er wiederum etwas vegetales, was dann tatsächlich die einzige Gemeinsamkeit mit einigen Jamaicanern ist (einige aus Long Pond). Eine dritte Assoziation ist Leder, gepaart mit etwas Tabak und Rauch, was ich so höchstens mal beim Angostura 1824 aus Trinidad hatte. Der Rum als ganzes ist aber von allen diesen Rums sehr weit weg, eben einzigartig. Wie das dann im Mai Tai aussieht, das sehen wir jetzt!

Mai Tai mit Cadenhead's Cask Strength SLJD from St. Lucia Distillers 9 YO:

Farblich ist das DER Sommer-Mai Tai! Leuchtendes Gold-Gelb, als hätte ich einen frischgepressten Orangensaft im Glas, das ist schon mal sehr ansprechend!

Geschmacklich erhalte ich genau das, was ich mir erhofft hatte, einen schönen ausbalancierten Mai Tai mit dem SLJD Aroma. Der Rum bringt seine Kraft und seinen Geschmack sehr schön in den Drink mit ein und ist weit davon entfernt unterzugehen. Gleichzeitig aber schafft es auch der Rest des Drinks zur Geltung zu kommen, auch wenn es Orgeat, Curacao, Zucker und Limette sehr schwer haben. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass man den Anteil des Rums auch um 0,5 cl oder 0,75 cl senken könnte. Das würde ihm immer noch genügen, um hier die erste Geige zu spielen. Gerade die Noten vom Rauch und vom erdigen, was ich mit Agricole verknüpft hatte, spielen hier schön mit rein. Und so ist der Drink gelungen, zumindest wenn man mit dem St. Lucia Rum kein Problem hat. Dessen Geschmack ist einfach sehr sehr special und wohl mit nichts zu vergleichen, das muss man hier definitiv mögen, sonst kippt man den Drink weg. Der Mai Tai ist alles andere als easy drinking, er ist anspruchsvoll, auch wenn seine Farbe eher das Gegenteil vermuten lassen könnte, erinnert sie doch mehr an Strand und Meer.
Das ist der vllt. anspruchsvollste Mai Tai den ich bis jetzt hatte und definitiv auch der untypischste. Letzteres ist natürlich kein Wunder, ein Vergleich mit einem Jamaicaner ist nicht möglich. Dennoch: der SLJD hat hier große Klasse gezeigt und einen Jamaicaner nicht vermissen lassen.

Fazit: es lohnt sich wirklich sehr, ab und an mal etwas zu experimentieren. Dieser Drink war ein Experiment und ich finde, es ist gelungen. Zwar war das alles sehr weit weg von der herkömmlichen Definition eines Mai Tais, aber das hat mich nicht wirklich gestört. Lecker!
Wer den Rum hat und ihn mag, der sollte diesen Mai Tai auf jeden Fall mal probieren. Auch einen Old Fashioned kann ich mir mit diesem Fassstärke Rum gut vorstellen.

Bis Morgen,
Flo

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Gibt es bzgl. der Verfügbarkeit evtl. noch einen Tipp? Finde leider nirgends mehr einen Anbieter! Danke.

Kommentar veröffentlichen